Das prophetische 4. Buch Esra
Hinweis: Nur in wenigen ganz alten Bibeln ist dieses prophetische Buch noch enthalten, so
auch in sehr alten Ausgaben der Züricher Bibel. Ferner findet man eine weitere
und daher etwas in Buchstaben abweichende Übersetzung in „Altjüdischem
Schrifttum außerhalb der Bibel".
Hand weist im Inhaltsverzeichnis auf Kennzeichen der Endzeit und Geschehnisse in unserer Epoche.
Inhaltsübersicht:
1. Das zweite Buch des Propheten Esra, des Sohnes Serajas des Sohns Azarias, des Sohns Hilkias, des Sohns Salums, des Sohns Zadoks, des Sohns Ahitabs,
2. des Sohns Achias, des Sohns Pinehas, des Sohns Elis, des Sohns Amerias, des Sohns Asiels, des Sohns Merimoths, des Sohns Arnas, des Sohns Ozias, des Sohns Doriths, des Sohns Abisuas, des Sohns Pinehas, des Sohns Eleasars,
3. des Sohns Aarons, aus dem Stamme Levi, der im Mederland, in dem
Konigreich Art des Herrn geschah an mich also:
5. "Gehe hin und verkündige Meinem Volke ihre Übeltaten, und ihren
Kindern ihre Übertretungen, die sie wider Mich getan haben, daß sie es
ihren Kindeskindern verkündigen.
6. Denn der Väter Sünden haben in dk. 3, 17-21.)
7. Habe Ich sie denn nicht aus Ägyptenland, dem Diensthause, geführt?
Sie aber haben Mich zum Zorn gereizt und Meine Ratschläge verachtet.
(2. Mose 20,2.)
8. Du aber raufe die Haare auf deinem Haupte und wirf alles Böse auf
sie, darum, daß sie Meinem Gesetz nicht gehorsam gewesen, es ist ein
unbändiges Volk.
9. Wie lange soll Ich Mich mit ihnen gedulden, denen Ich soviel Gutes
getan habe? (Apostelgesch. 14, 17.)
10. Ich habe viele Könige um ihretwillen verderbt; Ich habe den Pharao
mit seinen Knechten und alle seine Macht zertrümmert.
11. Alle Heiden habe Ich vor ihrem Angesichte ausgerottet, und Ich habe
gegen Aufgang der Sonne die Völker von zwei Provinzen, von Tyrus und
Sidon, zerstreut und alle ihre Feinde getötet.
12. Du aber rede zu ihnen: "Also spricht der Herr.
13. Ich habe euch durch das Meer geführt und von Anfang an gesicherte
Straßen gegeben, Ich habe euch den Moses zum Anführer gegeben und
den Aron zum Priester. (2. Mose 14, 15 ff.)
14. Ich habe euch in einer Wolkensäule Licht gegeben und unter euch
große Wunder getan; ihr aber habt Meiner vergessen", spricht der Herr. (2.
Mose 13, 21. )
15. Dieses hat der Allmächtige Herr geredet: „Ich habe euch Wachteln
zum Zeichen gegeben, und ein Lager zum Schirm; und daselbst habt ihr
gemurrt. (2. Mose 15, 13.)
16. Und habet nicht in Meinem Namen über den Untergang eurer Feinde
frohlockt, sondern bis auf den heutigen Tag habet ihr gemurrt.
17. Wo sind die Guttaten, die Ich euch getan habe? Da ihr in der Wüste Hunger littet, riefet ihr nicht
zu Mir und spracht:
18. Was hast du uns in diese Wüste und Einode geführt, daß du uns
tatest? Es wäre uns besser gewesen, wir hätten den Ägyptern gedient, als
daß wir hier in dieser Einöde sterben müssen. (2. Mose 16, 3.)
19. Da habe Ich mit eurem Seufzen Mitleiden gehabt, und gab euch
Manna zur Speise. Ihr habet Engelsspeise gegessen. (2. Mose 16, 15.)
20. Habe Ich nicht den Felsen gespalten, da euch dürstete und Wasser
genug herausfließen lassen? Ich habe euch vor der Hitze mit der Bäume
Blätter bedeckt. (2. Mose 17, 2.)
21. Ich habe fette Ländereien unter euch verteilt. Ich habe die Cananiter,
Pheresiter und Philister vor eurem Angesichte hinausgetrieben. Was
sollte Ich euch noch weiteres tun?", spricht der Herr.
22. Dieses redet der allmächtige Herr: „Als ihr bei dem bitteren Wasser
in der Wüste waret und Durst hattet, da ihr Meinen Namen lästertet,
23. da gab Ich euch nicht Feuer für eure Lästerung, sondern Ich warf ein
Holz in das Wasser und machte den Fluß süß.
24. Was soll Ich dir, o Jakob, tun? Juda, du hast nicht wollen gehorsam
sein. Ich will Mich zu andern Völkern wenden. Ich will denselben
Meinen Namen geben, daß sie meine Satzungen halten. (Joh.1,17. Röm.9, 25,
26.)
25. Dieweil ihr Mich verlassen habet, so will Ich euch verlassen. So ihr
Barmherzigkeit von Mir begehren werdet, will Ich euch nicht barmherzig
sein.
26. So ihr mich anrufet, will Ich euch nicht erhören; denn ihr habet eure
Hände mit Blut befleckt; eure Füße sind schnell, Mordtaten zu begehen.
Jes. 59, 7. .
27. Ihr habet nicht Mich verlassen, sondern euch selbst", spricht der
Herr;
28. Dieses redet der allmächtige Herr: „Habe Ich euch nicht gebeten, wie
ein Vater seine Söhne, und wie eine Mutter ihre Töchter und wie eine
Amme ihre Kindlein,
29. daß ihr Mein Volk und Ich euer Gott sein möchte, ihr Meine Kinder,
Ich euer Vater?
30. So habe Ich euch gesammelt, wie eine Henne ihre Jungen unter ihre
Flügel. Nun aber was soll Ich euch tun? Ich will euch von meinem
Angesicht verwerfen. (Matth. 23, 37.)
31. So ihr Mir opfert, so will Ich Mein Angesicht von euch wenden, denn
Ich habe eure Feste, Neumonate und Beschneidung verworfen. (Jes. 1, 13.)
32. Ich habe Meine Knechte, Meine Propheten zu euch gesandt; die habet ihr genommen und
getötet und ihre Leichname zerrissen; Ich will ihr Blut von euch fordern", spricht der Herr. (Matth.
23,29-33).
33. Dieses redet der allmächtige Herr: „Euer Haus muß öde werden, Ich
will euch hinwerfen, wie der Wind die Spreu. (Matth.23,38.)
34. Eure Söhne werden keine Kinder zeugen, denn sie haben Meine
Gebote verachtet und Böses vor Mir getan.
35. Einem Volk, das kommen wird, will Ich eure Häuser geben, und die
Mich nie gehört haben, werden Mir glauben; und denen Ich nie ein
Zeichen gegeben habe, die werden tun, was Ich sie heiße. (Röm.10,20).
36. Sie haben nie einen Propheten gesehen, und werden doch ihrer
Sünden eingedenk sein.
37. Ich will von der Gnade des zukünftigen Volkes zeugen; Ihre Kinder
werden in Freuden frohlocken; und wiewohl sie Mich mit leiblichen
Augen nie gesehen, werden sie doch im Geiste glauben, was Ich gesagt
habe.
38. Und nun, Mein Bruder, schaue, welche Herrlichkeit; und besehe das
Volk, das von Aufgang kommt!
39. Denen will Ich zu Führern geben: Abraham, Isaak, Jakob, Hosea,
Amos, Micha, Joel, Obadja, Jonas.
40. Nahum, Habakuk, Zephanja, Hagai, Samarja und Maleachi, welcher
auch der Engel des Herrn genannt wird.
1. Dieses redet der Herr: „Ich habe dieses Volk aus der Dienstbarkeit
geführt, und habe ihnen Meine Gebote durch Meine Knechte, die
Propheten, gegeben; dieselben haben sie nicht wollen hören, sondern
haben Meine Ratschläge verachtet.
2. Die Mutter, die sie geboren hat, spricht zu ihnen: Gehet hin, ihr
Kinder, denn ich bin eine Witwe und verlassen.
3. Ich habe euch mit Freuden erzogen; mit Leid und Trauern habe ich
euch verloren, denn ihr habet vor dem Herrn, eurem Gott gesündigt und
vor Ihm Unrecht getan.
4. Was soll ich euch nun tun? Ich bin eine Witwe und eine Verlassene.
Gehet hin, o, Meine Kinder, und erbittet Barmherzigkeit vor dem Herrn.
5. Ich aber rufe Dich, o Vater, zum Zeugen an über die Mutter dieser
Kinder, die meinen Bund nicht gehalten haben;
6. daß du sie zu Schanden machest und ihre Mutter zum Raub, daß sie
keine Nachkommen haben.
7. Ihre Namen sollen unter die Nationen gestreut werden und sie sollen
gesichtet werden auf der Erde; denn sie haben meinen Eid verachtet.
8. Wehe dir, Asur, daß du die Ungerechten bei dir verbirgst! Du böses
Volk, gedenke, was Ich Sodom und Gomorra getan habe,
9. deren Land in Pechschollen und Aschenhaufen liegt. Also will Ich
auch allen denen tun, die Mich nicht hören", spricht der allmächtige Herr.
10. Also redet der Herr zu Esra: Verkündige meinem Volke: Ich will den
Nationen Jerusalem geben, welches Ich Israel geben wollte.
11. Und Ich will jener Herrlichkeit zu Mir nehmen, und will ihnen ewige
Hütten geben, die Ich jenen zubereitet hatte.
12. Das Holz des Lebens wird ihnen eine wohlriechende Salbe sein; sie
werden weder arbeiten noch müde werden. (Offenb.22,02).
13. Geht hin, so werdet ihr's empfangen! Betet, daß die Tage verkürzt
werden. Jetzt ist euch das Reich bereitet; wachet! (Matth.24,22 und 42).
14. Nimm zu Zeugen Himmel und Erde; denn Ich habe das Böse abgetan und das Gute geschaffen.
Denn Ich lebe, spricht der Herr.
15. Mutter, umfange deine Kinder und erziehe jene mit Freuden; mache
ihre Füße fest wie eine Säule, denn Ich habe dich erwählt, spricht der
Herr;
16. und Ich will die Toten aus ihren Stätten auferwecken und Ich will sie
aus den Gräbern führen, denn Ich habe meinen Namen in Israel erkannt.
17. Fürchte dich nicht, du Mutter der Kinder, denn Ich habe dich erwählt,
spricht der Herr. (Psalm 113,09).
18. Ich will dir zu Hilfe senden Meine Knechte Jesajas und Jeremias,
nach deren Rat Ich dir 12 Bäume, beschwert mit mancherlei Früchten,
geheiliget und zubereitet habe. (Luk.06,13-16).
19. und ebenso viele Brunnen, die von Milch und Honig fließen und
sieben unermeßliche Berge, auf denen Rosen und Lilien wachsen,
wodurch Ich deine Kinder mit Freuden erfüllen will. (Offenb.01,20).
20. Sprich Recht der Witwe, führe die Sache des Mündels, gib dem
Armen, beschirme das Waislein, bekleide den Nackten, heile den
Verwundeten und Kranken, spotte des Lahmen nicht, beschirme den
Krüppel und lass den Blinden zur Anschauung meiner Klarheit kommen.
22. Bewahre den Greisen und Jüngling in deinen Mauern.
23. Wo du Tote findest, da nimm sie und übergib sie dem Grab, so will
Ich dir den ersten Sitz geben in meiner Auferstehung.
24. Sei stille und ruhe, Mein Volk, denn deine Ruhe wird kommen.
25. Als gute Amme nähre deine Kinder, stärke ihre Füße.
26. Von den Knechten, die Ich dir gegeben habe, soll keiner verderben,
denn Ich will sie von deiner Zahl suchen.
27. Werde nicht müde, denn so der Tag der Angst und Not kommt,
werden die andern weinen und trauern, du aber wirst fröhlich und reich
sein.
28. Die Nationen werden eifern, sie werden aber nichts gegen dich
vermögen, spricht der Herr.
29. Meine Hände werden dich bedecken, daß Deine Kinder die
Verdammnis nicht sehen werden.
30. Frohlocke, o Mutter, mit Deinen Kindern, denn ich will dich erretten,
spricht der Herr.
31. Gedenk an deine schlafenden Kinder, denn Ich will sie herausführen
aus den Gründen der Erde und will ihnen Barmherzigkeit beweisen, denn
Ich bin barmherzig, spricht der allmächtige Herr.
32. Umfange deine Kinder, bis daß Ich komme und ihnen Barmherzigkeit
beweise, denn Meine Brunnen laufen über und Meine Gnade wird nicht
versiegen
33. Ich, Esra habe auf dem Berg Horeb einen Befehl von dem Herrn
empfangen, daß ich zu Israel gehen sollte; da ich aber zu ihnen kam, verwarfen sie mich und verachteten das Gebot des Herrn.
34. Und darum sage ich euch, ihr Nationen, die ihr es hört und versteht:
Wartet auf euren Hirten, er wird euch ewige Ruhe geben, denn der ist
nahe, der am Ende der Welt kommen wird.
35. Seid zubereitet zu der Belohnung des Reiches, denn ein
immerwährendes Licht wird euch leuchten in alle Ewigkeit..
36. Fliehet den Gräbern dieser Welt; ergreifet die Wonne eurer
Herrlichkeit. Ich rufe meinen Heiland öffentlich zum Zeugen an.
37. Empfanget die anvertraute Gabe und seid fröhlich und sagt dem
Dank, der euch zu dem himmlischen Reich berufen hat.
38. Stehet auf und stehet fest, sehet die Zahl der zu dem Mahle des Herrn
Bezeichneten; (Offenb.07,13 usf.)
39. die sich dem Schatten dieser Welt entzogen und von dem Herrn
glänzende Kleider empfangen haben.
40. Zion, nimm auf deine Zahl und schließe zusammen deine weiß
Gekleideten, die das Gesetz des Herrn erfüllt haben.
41. Die Zahl deiner Kinder, die du gewünscht hast, ist erfüllt: bitte die
Gewalt des Herrn, daß dein Volk, welches von Anfang berufen ist,
geheiligt werde.
42. Ich, Esra, habe auf dem Berge Zion ein großes Volk gesehen, das ich
nicht habe zählen können, diese alle haben den Herrn mit Lobgesängen
gelobt. (Offenb.07,09).
43. Mitten unter ihnen stand ein Jüngling von hoher Gestalt, der jene
alle überragte und setzte einem jeden eine Krone auf sein Haupt, dessen
verwunderte ich mich sehr.
44. Da fragte ich den Engel und sprach: Herr, wer sind diese?
45. Da sprach er: Es sind die, welche das sterbliche Kleid abgezogen
und ein unsterbliches angelegt und den Namen Gottes bekannt haben.
Jetzt werden sie gekrönt und empfangen Palmen.
46. Da sprach ich wiederum zum Engel: Wer ist der Jüngling, der ihnen
die Krone aufgesetzt und Palmenzweige in die Hände gibt?
47. Und er antwortete und sprach: Es ist Gottes Sohn, den sie in der Welt
bekannt haben! - Da fing ich an, die hoch zu loben, welche für den
Namen des Herrn fest gestanden haben.
48, Da sprach der Engel zu mir: "Geh hin und verkündige meinen Volke,
was für große Wunder Gottes, des Herrn du gesehen habest.
1. Im dreißigsten Jahre der Zerstörung der Stadt war ich zu Babylon
und lag bekümmert auf meinem Bette und mancherlei Gedanken kamen
in mein Herz; (Dan.04,02).
2. denn ich sah, wie Zion verödet war und den Überfluß derjenigen, die
zu Babylon wohnten.
3. Und mein Geist war sehr bewegt, daß er anfing, Worte der Furcht zu
dem Höchsten zu reden und sprach:
4. "O Herr, du Herrscher! Du hast von Anfang an geredet, Du hast die
Erde gepflanzt, und das allein, und hast dem Volke Gebote gegeben;
5. und hast dem Adam einen toten Leib gegeben, der aber auch selbst ein
Gebilde Deiner Hände war und hast ihm einen Geist des Lebens
eingehaucht, daß er vor Dir das Leben hatte; (1. Mose.02. 07).
6. und Du hast ihn in das Paradies geführt, welches Deine Rechte
gepflanzt hatte, ehe er auf Erden kam;
7. und hast ihm befohlen, Deinen Weg zu lieben, aber er übertrat denselben und alsobald verordnetest Du ihm den Tod und auch seinen
Nachkommen. Und es entstanden Geschlechter und Stämme und Völker
und Verwandtschaften, deren keine Zahl ist.
8. Und ein jedes Volk wandelte nach seinem Willen, und sie taten
seltsame Dinge vor Dir und verachteten Deine Anweisungen zum Leben.
9. Wiederum aber hast Du zu seiner Zeit die Sintflut herbeigeführt über
die, so in der Welt wohnten und hast Sie vertilgt. (1. Mose.06,13).
10. Und es geschah bei einem jeglichen von ihnen wie über Adam der
Tod kam, so über diese die Sintflut.
11. Einen aber aus ihnen hast Du lassen überbleiben, nämlich Noah mit
seinem Hause und von ihm sind alle Gerechten hergekommen.
12. Und es geschah, als die Einwohner der Erde anfingen sich zu
vermehren, und ihre Kinder und Völker und Stämme viele wurden, da
fingen sie auch wiederum an, Gottlosigkeiten zu üben, mehr als die
Früheren.
13. Und es geschah, als sie Unrecht taten vor Dir, da erwähltest Du Dir
einen Mann aus ihnen, der hieß Abraham; (1. Mose.12,01 u. ff.),
14. den hast Du geliebt und ihm allein Deinen Willen angezeigt,
15. und mit ihm einen ewigen Bund gemacht und ihm zugesagt, Du
wolltest seinen Samen nimmermehr verlassen. Du hast ihm den Isaak
gegeben, dem Isaak aber den Jakob und Esau.
16. Und den Jakob hast Du Dir auserwählt, den Esau aber verworfen,
und Jakob ward zu einem großen Volke.
17. Und da Du seine Nachkommen aus Ägypten führtest, hast Du sie an
den Berg Sinai geführt. (2. Mose.19).
18. Und Du hast den Himmel geneigt und die Erde festgestellt und den
Erdkreis erbeben, und die Abgründe zittern gemacht, und die Welt
erschreckt.
19. Und Deine Herrlichkeit ist durch viele Pforten gegangen, des Feuers,
des Erdbebens, des Sturmwindes und des Frostes, damit Du gebest dem
Samen Jakobs das Gesetz und dem Geschlechte Israels fleißiges Halten
desselben.
20. Und Du hast das boshafte Herz nicht von Ihnen genommen, daß Dein
Gesetz in ihnen Frucht brächte;
21. denn der erste Adam hat ein boshaftes Herz getragen, er hat übertreten und ist überwunden worden, und so auch alle, die von ihm gezeugt sind. (Röm.05,12).
22. Und es entstand eine immerwährende Schwachheit und ein Gesetz
im Herzen des Volkes, in tief gewurzelter Bosheit und was gut ist,
entwich, und das Böse blieb. (Röm.07,21).
23. Also sind die Zeiten verflossen und wurden die Jahre erfüllt. Da hast
Du Dir einen Knecht mit Namen David auferweckt (2. Sam.07).
24. Den hast Du geheißen, Deinem Namen eine Stadt zu bauen, daß man
Dir darin Weihrauch und Opfer darbringe.
25. Und dies geschah viele Jahre lang; da sündigten die, welche die Stadt
bewohnten,
26. und taten in allen Dingen, wie Adam und alle seine Nachkommen,
denn auch sie selbst hatten ein boshaftes Herz.
27. Da hast Du Deine Stadt in Deiner Feinde Hände gegeben.
28. Tun die besseres, welche zu Babylon wohnen? Und soll deswegen
Zion beherrscht werden?
29. Es geschah, da ich dahin gekommen war und gesehen hatte die
Gottlosigkeiten, die man nicht zählen konnte, wie meine Seele nun schon
im dreißigsten Jahr der Übertreter viele gesehen hat, da entfiel mir mein
Herz,
30. denn ich habe gesehen, wie Du diese Sünder trägst und der Gottlosen
Handeln schontest und Dein Volk vertilgtest, und Deine Feinde
erhieltest, und kein Zeichen getan hast.
31. Ich kann nicht finden, was das für einen Ausgang nehmen soll. Tut
denn Babylon besseres als Zion?
32. Oder hat ein anderes Volk Dich erkannt außer Israel? Oder welche
Stämme haben Deinen Bündnissen geglaubt, so wie Jakob?
33. Und doch ist ihr Lohn nirgends vorhanden und ihre Arbeit hat keine
Frucht gebracht, denn ich bin durch die Nationen hin und her gewandelt
und ich sehe, daß sie reich sind, obgleich sie Deinen Geboten nicht
nachleben.
34. Nun so wäge unsere Bosheiten auf einer Waage und dagegen derer,
die in der Welt wohnen, so wird Dein Name nirgends gefunden als in
Israel.
35. Oder wo ist ein Volk auf Erden, das nicht vor Dir gesündigt habe?
Oder welches Volk hat Deine Gebote also gehalten?
36. Diese zwar wirst Du mit Namen finden, daß sie Deine Gebote
gehalten haben, die andern Völker aber nicht.
.
1. Da antwortete mir der Engel, der zu mir gesandt war, namens Uriel,
und sprach zu mir:
2. "Dein Herz hat sich zu sehr erhoben in dieser Welt und du unterstehst
dich, den Weg des Allerhöchsten zu begreifen!"
3. Da sprach ich: Ja mein Herr! Und er antwortete mir und sprach: "Ich
bin zu dir gesendet, dir drei Wege anzuzeigen und drei Gleichnisse dir
vorzulegen.
4. Wenn du mir eines aus diesen ansagen wirst, so will ich dir alsdann
auch den Weg zeigen, den du begehrst zu sehen, und dir berichten, woher
das boshafte Herz sei".
5. Da sprach ich: „Sag an, mein Herr!" Da sprach er zu mir: „Geh hin,
wäge mir das Gewicht des Feuers, oder miß das Blasen des Windes, oder
rufe mir den Tag zurück, der dahin ist."
6. Da antwortete ich und sprach: „Wer unter allen Geborenen vermöchte
das zu tun, daß du mich darüber fragst?"
7. Da sprach er zu mir: "Hätte ich dich gefragt, wie viele Quellen sind im
Herzen des Meeres, oder wie viele Kammern sind im Abgrund oder wie
viele Wohnungen sind über dem Firmament oder welches sind des
Paradieses Ausgänge?
8. So sprächest du vielleicht zu mir: In den Abgrund bin ich noch nie
hinunter gestiegen, noch in die Unterwelt, so bin ich auch niemals in den
Himmel hinaufgestiegen.
9. Nun aber habe ich dich nur über das Feuer und den Wind und den Tag
gefragt, durch den du gegangen bist und von denen du nicht getrennt
werden kannst und du hast mir nicht darüber antworten können."
10. Und er sprach weiter zu mir: „Du kannst, was dein ist, was mit dir
aufgewachsen ist, nicht erkennen,
11. wie könnte Dein Verstand den Weg des Höchsten fassen und,
nachdem die Welt schon äußerlich verdorben ist, die Verderbnis
verstehen, welche vor meinem Angesicht offenbar ist?"
12. Da sprach ich zu ihm: „Es wäre besser, wir wären nicht, als daß wir
noch beim Leben in Gottlosigkeiten leben und leiden und wissen nicht
warum."
13. Und er antwortete und sprach zu mir: „Ich bin ausgegangen in einen
Wald von Bäumen des Feldes und sie machten einen Anschlag und
sprachen:
14. „Wohlan, lasset uns gehen und das Meer bekriegen, daß es von uns
weiche, daß wir uns noch mehr Wälder machen."
15. Desgleichen machten auch die Fluten des Meeres selbst einen
Anschlag und sprachen: "Wohlan, lasset uns hinaufsteigen und die
Wälder des Feldes bekriegen, daß wir auch daselbst uns eine andere
Gegend gewinnen."
16. Da wurde der Anschlag des Waldes zunichte, denn das Feuer kam
und verzehrte ihn.
17. Gleicherweise auch der Anschlag der Fluten des Meeres, denn es
stand fest der Sand und hielt sie zurück.
18. Wenn du nun ein Richter zwischen den zweien wärest, welchem
wolltest du recht geben, oder welchen verurteilen?"
19. Da antwortete ich und sprach: „Sie haben überall eitle Anschläge
gemacht, denn dem Wald ist das Erdreich gegeben und dem Meer auch
sein Ort für die Wellen."
20: Und er antwortete und sprach zu mir: „Du hast recht geurteilt,
warum richtest du dieses Urteil nicht auf dich selbst?
21. Denn gleicherweise, wie das Erdreich den Wald und das Meer auf
seine Gewässer angewiesen ist, also können auch die, so auf Erden
wohnen, nichts verstehen als das auf Erden ist, und die, so über dem
Himmel wohnen, allein was über der Höhe der Himmel ist."
22. Da antwortete ich und sprach: „Ich bitte dich, Herr, daß mir der Sinn
gegeben werde, zu verstehen;
23. Denn ich habe nicht über deine hohen Dinge fragen wollen,
sondern über die, die uns täglich begegnen. Warum ist Israel zur
Schmach hingegeben den Nationen? Und das Volk, das du geliebt hast,
ist hingegeben gottlosen Stämmen und das Gesetz unserer Väter ist dem
Untergange preisgegeben, und die geschriebenen Verordnungen sind
nirgends mehr vorhanden.
24. Und wir mußten umherwandern in der Welt, wie die Heuschrecken
und unser Leben ist Furcht und Schrecken und wir sind nicht einmal
würdig, Barmherzigkeit zu erlangen?
25. Was will er aber meinem Namen tun, der über uns angerufen worden
ist? Von diesen Dingen habe ich gefragt."
26. Da antwortete er mir und sprach: „Je mehr du ergründen willst, desto
mehr wirst du dich verwundern, denn mit großer Eile eilt die Welt
dahin.
27. Und er vermag es nicht zu ertragen, was in künftigen Zeiten den Gerechten verheißen ist, weil diese Welt voll ist von Ungerechtigkeiten und Schwachheiten.
28. Ich aber will dir das, davon du mich gefragt hast, erklären: Das
Böse ist gesät, aber seine Zerstörung ist noch nicht vorhanden.
29. Wenn nun das Böse, das gesät ist, nicht umgekehrt wird und der Ort,
wo das Böse gesät ist, nicht weichet, so wird der Ort nicht kommen, wo
das Gute gesät ist.
30. Denn das Samenkorn des Bösen ist von Anfang an in das Herz Adams
gesät worden und wie viel Gottlosigkeit ist daraus entsprossen bis auf
jetzt, und es entsproßt noch, bis man damit in die Tenne kommt.
31. Nun ermiß du bei dir selbst, wie viel Frucht der Gottlosigkeit aus
dem Samenkorn des Bösen hervor gesproßt ist.
32. Wenn nun die Ähren, deren unzählige sind, abgeschnitten sein
werden, wie eine große Tenne wird es füllen?"
33. Da antwortete ich und sprach: „Wie soll das und wann wird das sein?
Warum sind unsere Jahre so wenig und dieselben so böse?"
34. Und er antwortete und sprach zu mir: „Eile nicht, dich über den
Höchsten zu erheben, denn dein Eilen, über ihn zu sein, ist vergeblich,
denn du erhebst dich gar zu sehr. (1. Mose.47,09).
35. Haben nicht die Seelen der Gerechten auch in ihren Kammern von
diesen Dingen gefragt, sprechend: Wie lange soll ich also hoffen? Wann
kommt die Frucht der Tenne unserer Belohnung?" Off.06,09).
36. Darauf antwortete ihm der Erzengel Jeremiel und sprach: „Alsdann,
wann die Zahl der Samen in euch erfüllt sein wird, denn in der Waage hat
er die Welt gewogen,
37. und nach dem Maße der Zeiten gemessen und nach der Zahl der
Zeiten gezählt, und Er hat nichts bewegt noch erweckt, bis daß
dasselbe Maß erfüllet ist."
38. Da antwortete ich und sprach: „O Herr, du Herrscher! Aber auch wir
alle sind voll Gottlosigkeit.
39. Es möchte vielleicht die Tenne der Gerechten um unsertwillen nicht
erfüllt werden, um der Sünden willen derjenigen, die auf Erden wohnen."
40. Da antwortete er und sprach: „Geh zu einem schwangeren Weibe und
frage sie, ob, wenn sie ihre neun Monate erfüllt hat, ihr Mutterleib die
Geburt noch bei sich selbst zurückbehalten könne?"
41. Da sprach ich: „Er kann es nicht, o Herr." Da sprach er zu mir: „In
der Unterwelt sind die Kammern der Seelen dem Mutterleibe gleich.
42. Denn wie jene, die da gebiert, eilt, der Not der Geburt zu entfliehen,
so eilt auch diese, das wieder zu geben, was ihr anvertraut ist.
43. Von Anfang an wird dir das gezeigt, was du zu sehen begehrst."
44. Da antwortete ich und sprach: „Habe ich Gnade gefunden vor deinen
Augen, und ist es möglich und ich bin dessen würdig,
45. so zeige mir, ob noch mehr kommen werde, als vergangen ist, oder
ob mehr vergangen sei, als zukünftig ist.
46. Was vergangen ist, weiß ich, was aber noch kommen wird, das weiß
ich nicht."
47. Da sprach er zu mir: „Steh auf die rechte Seite, so will ich dir die
Auslegung des Gleichnisses zeigen."
48. Da stand ich und sah, und siehe, ein brennender Ofen fuhr vor mir
vorüber und es geschah, da die Flamme vorüberfuhr, sah ich, und siehe,
es blieb Raum übrig.
49. Darnach fuhr eine Wolke vor mir vorüber voll Wassers, und sie
sandte aus einen starken Regen mit Gewalt; und da der gewaltige Regen
vorüber gegangen war, blieben darin Tropfen übrig.
50. Da sprach er zu mir: „Denke dir: Gleichwie der Regen mehr ist als
der Tropfen, und des Feuers mehr als des Raumes, also ist auch das Maß
weit größer, denn das vergangen ist, aber Tropfen und Raum sind übrig
geblieben."
51. Und ich betete und sprach: „Meinest du, daß ich bis auf jene Tage
lebe, oder was wird in jenen Tagen sein?"
52. Da antwortete er mir und sprach: „Von den Zeichen, wovon du mich
fragst, kann ich zum Teil reden, von deinem Leben dir zu sagen bin ich
nicht gesandt, ich weiß es auch nicht."
1. „Von den Zeichen aber merke dies: Siehe, es werden Tage kommen, da
die ergriffen werden, so auf Erden wohnen in großem Reichtum, und der
Weg der Wahrheit wird verborgen sein und das Land wird unfruchtbar
sein an Glauben.
2. Die Ungerechtigkeit aber wird überhand nehmen, mehr als du jetzt
siehst und von alters her gehört hast. (Matth.24,12).
3. Und das Land, das du jetzt siehst regieren, wird zertreten sein und man
wird es verödet sehen.
4. Wenn dir aber der Höchste das Leben fristen wird, so wirst du nach der
sechsten Posaune sehen, daß plötzlich die Sonne bei Nacht leuchten wird,
und der Mond dreimal am Tage. (Offenb.08,06).
5. Von dem Holz wird Blut triefen und der Stein wird seine Stimme
geben und die Völker werden bewegt werden. (Matth.24,07).
6. Und einer wird regieren, von dem es die, so auf Erden wohnen, nicht
erwarten, und die Vögel werden die Wanderung antreten. (Matth.24,30).
7. Und das sodomitische Meer (Tote Meer, d. Hg.) wird seine Fische auswerfen und wird zu
Nacht ein Getöse geben, das viele nicht kannten; alle aber werden das
Getöse hören.
8. Und ein Chaos wird entstehen an vielen Orten und Feuer häufig herab-
geworfen werden und die Tiere des Feldes werden hinwegziehen, und
Weiber, die ihre Krankheit haben, werden sonderbare Lebewesen
gebären.
9. Und in den süßen Wassern werden salzige Ströme gefunden werden;
ein Freund wird wider den andern streiten, und der Verstand wird sich
verbergen und die Einsicht in ihr Gemach eingeschlossen bleiben.
10. Und sie werden von vielen gesucht und nicht gefunden werden;
alsdann wird Ungerechtigkeit und Unenthaltsamkeit überhand
nehmen.
11. Ein Land wird das andere fragen und sprechen: Ist etwa die
Gerechtigkeit, welche das Recht tut, durch dich hindurchgezogen? Und
es wird das verneinen.
12. Zu der Zeit werden die Menschen viel hoffen, aber nichts erlangen;
sie werden arbeiten, aber ihre Wege werden keinen Fortgang haben.
(Luk.21,26).
13. Diese Zeichen dir zu sagen ist mir zugelassen und so du weiter bitten
und wie jetzt weinen und sieben Tage lang fasten wirst, so wirst du noch
größeres hören."
14. Da bin ich erwacht und ein Zittern ging durch meinen ganzen Leib
und meine Seele ängstete sich, daß sie matt ward. (Dan.07,28).
15. Da hielt mich der Engel, der mit mir zu reden gekommen war, und
stärkte mich und stellte mich wieder auf meine Füße.
16. Und es geschah in der zweiten Nacht, daß Selathiel, der Fürst des
Volkes, zu mir kam und zu mir sprach: Wo bist du gewesen, warum ist
Deine Miene so traurig?
17. Weißt du nicht, daß dir Israel im Lande seiner Gefangenschaft
anvertraut ist?
18. So stehe nun auf und iß Brot und verlaß uns nicht wie ein Hirte seine
Herde bösen Wölfen überläßt."
19. Da sprach ich zu ihm: „Geh von mir und nahe dich nicht zu mir."
Und er gehorchte mir, wie ich gesagt hatte, und wich von mir.
20. Da fastete ich sieben Tage lang, heulte und weinte, wie mir der Engel
Uriel befohlen hatte.
21. Und es geschah nach sieben Tagen, daß ich wiederum in tiefsinnige
Gedanken fiel und sehr bekümmert ward. (Dan.10,02).
22. Da empfing mein Gemüt wiederum den Geist des Verstandes und ich
fing wieder an, mit dem Allerhöchsten zu reden und sprach:
23. „O Herr, Du Herrscher, Du hast aus allen Wäldern der Erde und aus
allen ihren Bäumen einen einzigen Weingarten auserlesen. (Jes.05,01).
24. Und aus allen Ländern des Erdkreises hast Du auserwählt ein
einziges Ackerland und aus allen Blumen des Erdkreises hast Du Dir
eine einzige Lilie auserwählt. (Hohe Lied.02,01).
25. Aus allen Tiefen des Meeres hast Du Dir einen einzigen Bach
gefüllt; aus allen erbauten Städten hast Du Dir selbst Zion geheiligt.
26. Aus allen erschaffenen Vögeln hast Du Dir eine einzige Taube
ernannt, und aus allem Vieh, das Du gestaltest, hast Du Dir ein einziges
Lamm ausersehen.
27. Und aus allen vielfältigen Völkern hast Du Dir ein einziges Volk
erworben und hast ein von allen gelobtes Gesetz diesem Volke gegeben,
zu dem Du eine Lust gehabt hast.
28. Und nun, o Herr, warum hast Du das Einzige vielen überliefert? Und
Du hast über die einzige Wurzel andere gesetzt und die Einzigen unter
viele zerstreut.
29. Und es haben dasselbe zertreten, welche Deinen Verheißungen widerstrebt und Deinen Bündnissen nicht geglaubt haben.
30. Und wenn Du denn wirklich Dein Volk haßtest, so sollte es durch Deine eigenen Hände gezüchtigt werden."
31. Und es geschah, als ich diese Rede vollendet hatte, wurde der Engel,
der in der vorigen Nacht zu mir gekommen war, wiederum zu mir
gesandt.
32. Und er sprach zu mir: „Höre mir zu, so will ich dich unterrichten und
achte auf mich, so will ich weiter mit dir reden."
33. Da sprach ich: „Sag an mein Herr!" Da sprach er zu mir: „Du bist in
deinem Geiste viel zu weit gegangen für Israel. Hast du denn das Volk
lieber als Den, so es gemacht hat?" (Kap. 4. 2).
34. Da sprach ich zu ihm: „Nein, Herr, aber ich habe im Schmerz geredet.
Meine Nieren drängen mich alle Stunden, daß ich gerne den Weg des
Allerhöchsten erfahren und einen Teil seines Gerichtes ergründen
möchte."
35. Er sprach zu mir: „Das kannst du nicht." „Warum, Herr? Wozu bin
ich geboren? Warum wurde mir denn meiner Mutter Leib nicht zum
Grabe? So hätte ich doch das Elend Jakobs und die Erschöpfung des
Volkes Israel nicht gesehen."
36. Er sprach zu mir: „Zähle Mir die Dinge, die noch nicht gekommen
sind, sammle Mir wieder die Tropfen, die zerstreut worden sind, mache
Mir die dürren Blumen wieder grün;
37. öffne Mir die verschlossenen Gemächer und bringe Mir die Winde
hervor, die darinnen eingeschossen sind, zeige Mir das Bild der Stimme,
alsdann will Ich dir zeigen die Mühsal, die du zu sehen begehrst."
38. Ich sprach: „O Herr, du Herrscher, wer kann das wissen als allein
Der, welcher nicht bei den Menschen Wohnung hat?
39. Ich aber bin unweise, wie werde ich über solche Dinge reden können,
wovon Du mich gefragt hast?"
40. Da sprach Er zu mir: „Wie du von diesen genannten Dingen keines
tun kannst, also kannst du auch ein Urteil nicht herausfinden, noch die
Liebe, die Ich am Ende dem Volke Israel verheißen habe."
41. Da sprach ich: „Aber siehe Herr, Du bist nahe denen, die am Ende
sind und was werden die tun, die vor mir gewesen sind, oder wir, oder
die, die nach uns sein werden?"
42. Da sprach Er zu mir: „Ich will Mein Urteil einem Kranz vergleichen.
So wie die letzten Dinge nicht zu spät erscheinen, so kommen die
früheren nicht zu schnell."
43. Und ich antwortete und sprach: „Konntest Du nicht die, so gewesen
sind und die, so jetzt sind, und die so kommen werden, auf einmal
erschaffen, daß Du Dein Urteil desto schneller erzeigtest?"
44. Da antwortete Er mir und sprach: „Das Geschöpf kann den Schöpfer
nicht übereilen, die Welt kann auch nicht auf einmal die tragen, welche in
ihr sollen geschaffen werden."
45. Da sprach ich: „Wie Du Deinem Knecht gesagt hast, daß Du die Ge-
schöpfe auf einmal lebendig gemacht habest, die von Dir geschaffen
worden und die Schöpfung es ertrug, also wird sie auch jetzt auf einmal
die Gegenwärtigen ertragen können."
46. Er sprach zu mir: „Frage den Mutterleib des Weibes und sage ihm, so
du gebierst, warum tust du das eins nach dem andern? Bitte ihn denn, daß
er zehn Kinder auf einmal gebäre."
47 Ich sprach, er wird es durchaus nicht können, sondern eins nach dem
andern.
48. Da sprach Er zu mir: „Also habe Ich auch den Mutterleib der Erde
gegeben denen, die auf ihr gesät sind, nach dem Lauf der Zeit.
49. Denn gleich wie ein Kind nicht kann gebären, wie die Alten gebären,
also habe Ich die Welt, die von Mir geschaffen ist, geordnet."
50. Da fragte ich und sprach: „Da Du mir nun einen Weg gegeben hast,
so will ich vor Dir reden: Ist unsere Mutter, von der Du Mir gesagt hast,
noch jung? Schon naht sie ja dem Alter."
51. Und Er antwortete und sprach zu mir: „Frage die, so gebiert, so wird
sie dir es sagen.
52. Denn du wirst zu ihr sagen: Warum sind die, die du jetzt geboren
hast, denen nicht gleich, die vor dir gewesen sind, sondern sind kleiner
von Gestalt?
53. So wird sie auch selber zu dir sagen: Anders sind die, so in der starken Jugend geboren sind, und
anders die, so in der Zeit des Alters bei schwach werdendem Mutterleib geboren werden.
54. So betrachte nun auch du, daß ihr kleiner seid von Gestalt als die,
welche vor euch gewesen sind,
55. und die, welche nach euch kommen, kleiner als ihr, als Geschöpfe,
die jetzt anfangen, alt zu werden, und die Stärke der Jugend verloren
haben."
56. Da sprach ich: „Herr, habe ich Gnade gefunden vor Deinen Augen, so
bitte ich Dich, zeige Deinem Knecht, durch wen Du Deine Schöpfung
heimsuchst.
1. Und Er sagte zu mir: "Am Anfang des Erdkreises, ehe die Ausgänge
der Welt bestanden, und ehe die zusammenstoßenden Winde wehten,
2. und ehe der Hall des Donners ertönte, und ehe der Glanz der Blitze leuchtete, ehe die Fundamente
des Paradieses gelegt wurden
3. ehe die zierlichen Blumen gesehen wurden, ehe die bewegten Kräfte
befestigt waren, ehe die unzähligen Scharen der Engel gesammelt
waren,
4. ehe die Höhen die Luft emporhoben, und ehe die Maße des Himmelsgewölbes genannt wurden, ehe Zion gebaut war,
5. und ehe die gegenwärtigen Jahre erforscht waren, und ehe die
Gedanken derer, die jetzt sündigen, sich (von Gott) entfremdeten, und
ehe die versiegelt waren, die den Schatz des Glaubens gesammelt haben;
(Offenb.07,04).
6. da habe Ich die Schöpfung ausgedacht und sie ist gemacht worden
durch Mich allein und nicht durch einen andern; sie wird auch durch
Mich und keinen andern geendet."
7. Da antwortete ich und sprach: „Welches wird die Scheidung der Zeiten
sein? Oder wann wird das Ende des Vorigen oder Anfang des
Nachfolgenden sein?"
8. Da sprach er zu mir: „Von Abraham bis auf Isaak, da Jakob und Esau
von ihm gezeugt wurden, hielt Jakobs Hand von Anfang an die Ferse des
Esau. (1. Mose.25,26).
9. Denn das Ende dieser Welt ist Esau und der Anfang der
nachfolgenden ist Jakob. (Überwinder)
10. Nur eine Handbreit ist zwischen der Ferse und der Hand. Anderes er-
forsche nicht, Esra."
11. Da antwortete ich und sprach: „O Herr, Du Herrscher, habe ich
Gnade vor Deinen Augen gefunden,
12. so bitte ich Dich, zeige Deinem Knecht an das Ende Deiner Zeichen,
deren Du mir die vorige Nacht einen Teil gezeigt hast."
13. Er antwortete und sprach zu mir: „Steh auf Deine Füße und höre eine
Stimme vom lautesten Ton!
14. Es wird sein gleich einer Bewegung, aber der Ort, da du stehst, wird
doch nicht bewegt werden.
15. Darum, wenn sie redet, sollst du nicht erschrecken, denn vom Ende
redet das Wort und das Fundament der Erde läßt sich vernehmen;
16. denn die Erde über diese Dinge zittert und erbebt, denn sie weiß, daß
deren Grenze verändert werden muß."
17. Und es geschah, da ich es gehört hatte, da stand ich auf meinen Füßen
und hörte, und der Ton derselben war wie der Ton vieler Wasser,
18. und sie sprach: „Siehe es kommen Tage, und es wird geschehen, daß Ich werde anfangen
herzuzunahen, um die Einwohner der Erde heimzusuchen. (Offenb.01,15).
19. Und daß ich anfangen werde, Rechenschaft zu fordern von denen,
welche durch ihre Ungerechtigkeit Schaden getan haben. (Matth.12,36).
20. Und wenn die Erniedrigung Zions wird erfüllt sein, und wann die
Welt, welche anfangen wird zu vergehen, wird versiegelt werden, so
werde ich diese Zeichen tun: Die Bücher werden aufgetan werden vor
dem Angesichte des Firmaments, und alle werden es sehen zumal.
(Dan.07,10, Offenb.20,12).
21. Und jährige Kinder werden mit ihren Stimmen reden und
schwangere Weiber werden unzeitige Kinder gebären, von drei oder
vier Monaten und sie werden leben und aufkommen. (Brutkästen für Frühgeborene, d. Hg.)
22. Besäte Orte werden plötzlich als unbesät (unfruchtbar, d. Hg., und volle Kammern
werden plötzlich leer erfunden werden
23. und die Posaune wird hell ertönen; und alle, die sie hören, werden
plötzlich erschrecken. (1. Tess.04,16-17).
24. Zu derselbigen Zeit werden Freunde einander bekriegen wie die
Feinde, und das Erdreich wird mit ihnen erschrecken. Die Brunnadern
werden stille stehen und drei Stunden lang nicht laufen.
25. Welcher aber aus alle dem übrig bleibt, was ihr doch vorher gesagt,
der wird errettet werden, Mein Heil und das Ende eurer Welt sehen.
26. Und die Menschen, die aufgenommen sind, werden es sehen, die der
Tod von ihrer Geburt her nicht ereilt hat, und der Einwohner Herz wird
verändert und zu einem andern Sinn belehrt werden,
27. denn das Böse wird ausgetilgt und der Betrug ausgelöscht werden.
28. Es wird aber der Glaube schauen und das Verderben besiegt und
die Wahrheit kund werden, die so viele Tage lang ohne Frucht
gewesen ist."
29. Und es begab sich, als Er mit mir redete, da blickte ich allmählich hin
auf Den, vor ihm stand.
30. Da sprach er also zu mir: „Ich bin gekommen, dir die Zeit der
künftigen Nacht zu zeigen.
31. Wenn du nun wiederum gebetet und gefastet haben wirst sieben Tage
lang, so werde ich dir wieder größeres als dieses sagen, an dem Tage, da
ich es werde gehört haben.
32. Denn deine Stimme ist von dem Allerhöchsten gehört worden, denn
der Mächtige hat gesehen deinen richtigen Wandel und wahrgenommen
die Keuschheit, die du von deiner Jugend an bewiesen hast.
33. Darum hat er mich gesendet, dir dieses alles zu zeigen und dir zu
sagen: sei getrost und fürchte dich nicht!
34. Und eile nicht wie in den vorhergehenden Zeiten, Eitles zu gedenken,
damit du nicht enteilest den letzten Zeiten.
35. Und es geschah nach diesem, daß ich wiederum weinte, und gleicherweise fastete sieben Tage
lang, damit ich die drei Wochen, die mir zugesagt waren, erfüllte.
36. Und es geschah in der achten Nacht, daß mein Herz in mir wieder bekümmert wurde, und ich
anfing wieder vor dem Höchsten zu reden,
37. denn mein Geist war ganz entzündet und meine Seele ganz
beängstigt, und ich sprach:
38. „O Herr, du hast im Anfang der Schöpfung geredet, und hast am
ersten Tage gesprochen: Es werde Himmel und Erde! Und Dein Werk
ist ein vollkommenes Werk gewesen.
39. Und damals war der Geist und die Finsternis und das Stillschweigen
noch ringsherum und der Ton der Stimme eines Menschen war noch
nicht da von Dir.
40. Da hast Du gesprochen, daß von Deinen Schätzen ein leuchtendes
Licht hervorgehen solle, wodurch Dein Werk sichtbar würde.
41. Am zweiten Tage hast Du geschaffen den Geist des Firmamentes
und ihm geboten, daß er zwischen den Wassern teile und einen
Unterschied mache, daß ein Teil nach oben zurückweiche, der andere hier
unten verbleibe.
42. Am dritten Tage hast Du geboten, daß die Wasser sich sammeln
über den siebenten Teil der Erde; sechs Teile hast Du getrocknet und
erhalten, daß daraus käme, was vor Dir dienen soll, gesät von Gott und
angebaut.
43. Sobald Dein Wort ausging, war das Werk alsbald geschehen.
44. Denn mit einem Male gingen hervor Früchte, an Menge unermeßlich und Wohlschmeckendes
von mancherlei Art, und Blumen von unwandelbarer Farbe und durchdringender Wohlgerüche, und
dies geschah am dritten Tage.
45. Am vierten Tage aber hast Du geboten, daß entstehe der Sonne
Glanz, des Mondes Licht und die Ordnung der Sterne.
46. Und Du hast ihnen geboten, daß sie dem Menschen, der künftig sollte geschaffen werden,
dienten.
47. Am fünften Tage hast Du zum siebenten Teil, da die Wasser
versammelt worden, gesagt, sie sollten mancherlei Tiere, Vögel und
Fische hervorbringen, und es geschah also.
48. Und das stumme seelenlose Wasser brachte auf den Befehl Gottes Tiere hervor, damit die
Völker daraus Deine Wunderwerke preisen sollten.
49. Da hast Du zwei lebendige Wesen erhalten; das eine hast Du
Behemoth und das andere Leviathan genannt. (Hiob 40, 10 u. 20 Ps. 74,
14.)
50. Und du hast je eins von dem andern abgesondert, denn der siebente
Teil, nämlich, da das Wasser versammelt war, mochte sie nicht beide
fassen.
51. Dem Behemoth hast Du einen Teil gegeben, der am dritten Tag
trocken geworden war, daß er in demselben wohnen solle, daselbst sind
viele Berge.
52. Dem Leviathan hast Du den siebenten, feuchten Teil gegeben, und
hast ihn erhalten, daß er verschlinge, welche Du willst und wann Du es
willst.
53. Am sechsten Tage hast Du dem Erdreich geboten, daß es vor Dir
das Vieh und die wilden Tiere und alles Kriechende schaffen sollte.
54. Und nach diesem, Adam, den Du zum Herrn über alle Deine
Geschöpfe gesetzt hast, und von ihm kommen wir alle, auch Dein Volk,
das Du Dir erwählt hast.
55. Dieses alles nun habe ich darum vor Dir gesagt, o Herr, weil Du die
Welt um unsertwillen geschaffen hast.
56. Von den andern Völkern aber, die auch von Adam herkommen, hast
Du gesagt, sie seien nicht, sondern sie seien gleich dem Speichel und ihre
Menge hast Du gleich gemacht den Tropfen am Eimer. (Jes. 40, 15 u. 17.)
57. Und nun, o Herr, siehe, diese Völker, die für nichts geachtet sind,
haben angefangen, uns zu beherrschen und zu verschlingen.
58. Wir aber, Dein Volk, das Du Deinen Erstgeborenen, den
Eingeborenen genannt hast, und das, worüber du eiferst, wir sind in ihre
Hände gegeben.
59. Ist nun die Welt um unsertwillen erschaffen, warum besitzen wir
denn nicht das Erbe mit der Welt? Wie lange soll doch dies währen?"
1. Und es geschah, als ich diese Worte zu reden vollendet hatte wurde der
Engel zu mir gesandt, der auch in den ersten Nächten bei mir war.
2. Der sprach zu mir: „Esra, steh auf und höre die Reden, die ich dir zu
sagen dir gekommen bin"
3. Ich sprach: „Rede mein Gott!" Da sprach er zu mir: „Das Meer ist an
einem weiten Ort gesetzt, daß es tief und unermesslich wäre.
4. Es ist aber sein Eingang an einem engen Ort gesetzt, daß den Flüssen
ähnlich wäre.
5. Denn wer wollte in das Meer gehen und es sehen und beherrschen?
wenn er nicht durch das Enge ginge, wie möchte er in die Weite
kommen?
6. Noch ein anderes: Es ist eine Stadt gebaut und auf ein weites Feld
gesetzt, und sie ist aller Güter voll.
7. Aber der Eingang dazu ist eng und steil, als wäre ein Feuer zur
Rechten, zur Linken aber ein tiefes Wasser.
8. Es ist aber ein einziger Fußpfad zwischen ihnen gesetzt, nämlich
zwischen dem Feuer und dem Wasser, so daß der Fußpfad einzig nur
eines Menschen Fußtapfen faßt.
9. Wenn nun diese Stadt einem zum Erben gegeben wird und der ist
niemals durch diesen gefährlichen Weg gegangen, wie wird er sein Erbe
einnehmen?"
10. Und ich sprach: „Es ist also, Herr." Da sprach er: „ Also ist auch der
Teil Israels.
11. Denn um Ihretwillen habe Ich die Welt erschaffen, und da Adam
Meine Satzungen übertreten hat, ward ihm dasjenige zuerkannt, was
geschehen ist.
12. Da sind die Eingänge dieser Welt enge geworden, voll Schmerzen
und Mühsal. Sie sind wenig und böse und voll Gefahren und auf viel
Mühsal beruhend.
13. Denn der größeren Welt Eingänge sind weit und sicher und bringen
Frucht der Unsterblichkeit.
14. Wenn nun die Hineingehenden, welche leben, nicht durch diese Enge
und Eitle hineingegangen waren, so werden sie nicht erlangen können,
was aufbehalten ist.
15. Warum bekümmerst du dich denn, da du ein unsterblicher Mensch
bist? Und warum wirst du bewegt, da du dort sterblich bist?
16. Warum hast du nicht das Zukünftige, sondern das Gegenwärtige in
Dein Herz genommen?"
17. Da antwortete ich und sprach: „O Herr, Du Herrscher, siehe Du hast
in Deinem Gesetze verordnet, daß die Gerechten diese Dinge erben, die
Ungerechten aber verderben sollten.
18. Die Gerechten aber sollen die Enge ertragen, indem sie auf die
Weite hoffen, denn die, welche gottlos gelebt und die Angst nicht
erduldet haben, werden die Weite nicht sehen."
19. Da sprach er zu mir: „Es ist kein Richter über Gott, und kein
Verständiger über dem Höchsten,
20. denn in diesem Leben verderben viele, weil man das Gesetz Gottes,
das vorgelegt ist, verachtet.
21. Denn Gott hat denen, die in diese Welt kommen sollen, ernstlich
geboten, wann sie gekommen sind, was sie tun sollten, damit sie leben
möchten und was sie halten sollten, damit sie nicht gestraft würden.
22. Diese aber ließen sich nicht überzeugen und widersprachen Ihm und
hingen eitlen Gedanken nach,
23. und haben sich Übertretungen und Sünden vorgenommen, und von
dem Höchsten gesagt, Er sei nicht und haben Seine Wege nicht erkannt.
24. Sein Gesetz haben sie verachtet und Seine Verheißungen verleugnet
und keinen Glauben gehabt an Seine Satzungen, und Seine Werke nicht
vollbracht.
25. Darum, o Esra, den Leeren das Leere und den Vollkommenen die
Fülle! Matth. 13, 12.
26. Siehe, es wird die Zeit kommen, und es wird geschehen, wann die
Zeichen kommen werden, die Ich Dir vorhergesagt habe, so wird die
Braut erscheinen und offenbar werden, die jetzt in der Erde verborgen
liegt, Kor. 3, 4. Offenb.21,2.
27. und ein jeder, der von den vorhergesagten Übeln erlöset ist, wird
Meine Wunder sehen.
28. Denn Mein Sohn Jesus wird geoffenbart werden mit denen, die bei
ihm sind und werden erfreut werden, die da übrig gelassen sind,
vierhundertneunzig Jahre lang (Israel). Dan. 9, 24-27.
29. Zwar wird Mein Sohn Christus sterben und alle Menschen die das
Leben haben.
30. Und die Welt wird in das alte Stillschweigen verwandelt werden
sieben Tage lang (siebzigste Jahrwoche Daniels, 7 Jahre Dan. 9), so wie
bei den früheren Gerichten, also daß niemand überbleiben wird.
31. Und es wird geschehen nach sieben Tagen, daß die Welt auferwecket
werden wird, die noch nicht wachet, und das Verdorbene wird sterben.
32. Und die Erde wird die wiedergeben, so in ihr geschlafen haben, und
der Staub die, so in der Stille wohnen; und die Gemächer werden die
Seelen, die ihnen anvertraut sind, wieder geben.
33. Und der A1lerhöchste wird auf dem Richterstuhl geoffenbart werden,
und das Elend wird vergehen, und die Langmut wird aufhören.
34. Das Gericht wird allein übrig bleiben, die Wahrheit wird bestehen,
und der Glaube wird zum Schauen gekommen sein,
35. und das Werk wird nachfolgen, und der Lohn wird gezeigt werden;
die Gerechtigkeit wird erwachen, und die Ungerechtigkeit nicht mehr
herrschen." Offenb. 14, 13.
36. Da sprach ich: „Zuerst hat Abraham für die Sodomiter gebetet, und
Moses für die Väter, die in der Wüste gesündigt hatten, 1. Mose 18, 23
ff., 4. Mose 14, 13 u. ff.
37. und sein Nachfolger (Josua) für Israel in den Zeiten Achans, Josua 7,
7 u. ff.
38. Und Samuel und David für die Zerknirschten, und Salomo für die, 80
zur Weihe des Heiligtums kamen; 1. Sam. 7, 9. 2. Sam. 24, 17. 1. Kön.
8; 22 u. ff.
39. und Elias für die, so den Regen empfingen und für die Toten, daß er
wiederum lebendig würde, 1. König 17.
40. und Ezechias (Hiskia) für das Volk zu den Zeiten Sanheribs, und also
viele andere, die für viele gebetet haben. 2. Kön. 19, 15 ff.
41. Wenn nun also vorhin, als das Verderben überhand genommen hatte
und die Ungerechtigkeit gemehrt worden war, die Gerechten für die
Gottlosen gebetet haben, warum soll das nicht auch jetzt sein?"
42. Er antwortete mir und sprach: „Eure jetzige Welt ist noch nicht das Ende, es bleibt noch viel
Herrlichkeit in ihr. Darum haben sie für die Schwachen gebetet.
43. Denn der Tag des Gerichts wird das Ende der Zeiten sein, und
der Anfang der Zeit der zukünftigen Unsterblichkeit, in der
Verderbnis vorüber ist.
44. Aufgehoben ist dann die Unmäßigkeit, abgetan ist der Unglaube, aber
die Gerechtigkeit gewachsen, die Wahrheit aufgegangen.
45. Alsdann kann niemand den selig machen, der verloren ist, oder dem
unsterbliches Leben verheißen ist."
46. Da antwortete ich und sprach: „Dies ist meine erste und letzte Rede,
daß es besser gewesen wäre, dem Adam das Erdreich nicht zu geben,
oder, da es ihm gegeben war, zu verhüten, daß er nicht sündigte.
47. Denn was nützt es dem Menschen hier in der Zeit in Traurigkeit zu
leben, und erst nach dem Tode auf Bestrafung zu warten?
48. O Adam, was hast du getan? Denn weil du gesündigt hast, bist nicht
allein du, sondern wir all, so von dir gekommen, gefallen.
49. Denn was nutzet es uns, daß uns ein unsterbliches Leben verheißen
ist, wenn wir sterbliche Werke vollbringen?
50. Und obgleich uns eine ewige Hoffnung vorhergesagt ist, so sind wir
doch sehr böse und eitel geworden.
51. Und obgleich uns Wohnungen der Gesundheit und Sicherheit
aufbehalten sind, so haben wir doch böse gehandelt.
52. Und obgleich die Herrlichkeit des Höchsten aufbehalten ist, die zu
beschirmen, welche vorsichtig gewandelt haben, so sind wir doch auf den
schlechtesten Wegen gewandelt.
53. Und obgleich das Paradies gezeigt wird, dessen Frucht unverderblich
bleibt, in welcher Sicherheit und Heilung ist, so gehen wir doch nicht
hinein.
54. Denn wir haben an unziemlichen Orten gewandelt.
55. und obgleich die Angesichter derjenigen, die Enthaltsamkeit geübt
haben, heller als die Sterne leuchten werden, so sind doch unsere
Angesichter schwärzer als die Finsternis.
56. Denn wir haben im Leben, da wir Ungerechtigkeiten übten, nicht
daran gedacht, daß wir nach dem Gerichtsurteil zu leiden anfangen
werden."
57. Da antwortete Er mir und sprach: „Das ist die Weise des Streits, den
der Mensch, der auf Erden geboren ist, streiten wird,
58. daß, wenn er überwunden wird, er das leidet, so du gesagt hast, wenn
er aber überwindet, so empfängt er das, so Ich sage.
59. Denn das ist das Leben, davon Moses zum Volke gesagt hat, da er
noch lebte, und sprach: Erwähle dir das Leben, auf daß du leben
mögest: 5. Mose 30, 15-19
60. Sie glaubten ihm aber nicht, und nach ihm auch den Propheten nicht,
ja auch Mir nicht, der Ich mit ihnen geredet habe,
61. denn es wäre keine Traurigkeit zu ihrem Verderben, wie Freude über
die kommen wird, welche sich des Heils berichten lassen."
62. Da antwortete ich und sprach: „Ich weiß Herr, daß der Allerhöchste
barmherzig genannt wird darin, daß Er sich derer erbarmt, die noch nicht
in der Welt angekommen sind,
63. und daß Er sich derer erbarmt, die in seinem Gesetz wandeln,
64. und daß Er langmütig ist, indem Er Langmut übt an denen, die
gesündigt haben, weil sie Sein Werk sind,
65. und daß er freigebig ist, weil Er schenken will nach eines jeden
Bedarf, 66. und daß Er viel Barmherzigkeit hat, denn Er mehret Seine
Barmherzigkeit gegen die, die gegenwärtig sind, und gegen die, die
früher gewesen sind, und gegen die, die kommen werden.
67. Denn so Er Seine Barmherzigkeit nicht vermehrte, so würde die Welt
nicht lebendig bleiben mit denen, die das Erbe in ihr erhielten.
68. Und Er gibt, denn wenn Eer nicht nach seiner Güte gebe, so, daß die,
so übel getan haben, erleichtert würden, so möchte der zehntausendste
Teil der Menschen wegen ihrer Ungerechtigkeiten nicht lebendig bleiben.
69. Und wenn Er als Richter denen nicht vergeben würde, die durch Sein
Wort geheiligt sind, und die Menge des Haders austilgte, so würden
vielleicht in der unzähligen Menge nur sehr wenige übrig bleiben.
1. Und er antwortete und sprach zu mir: „Der Allerhöchste hat diese
Welt um Vieler, die zukünftige aber um Weniger willen gemacht.
2. Ich will dir aber ein Gleichnis sagen, Esra: Gleichwie, wenn du die
Erde frägst, und sie dir sagt, daß sie viel mehr Erde gäbe, aus der man
Gefäße macht und nur wenig Staub, worinnen Gold ist, also ist es
beschaffen mit dieser Welt.
3. Es sind zwar viele erschaffen, aber wenig werden selig werden."
Matth. 20, 16.
4. Da antwortete ich und sprach: „So verschlinge nun, du Seele, den Ver-
stand, und verzehre, was weise ist." Ps. 107, 27.
5. Er aber sprach: „Du bist hergekommen, zu hören, und willst
weissagen. Es ist dir kein Raum gegeben, als nur zu leben.
6. „O Herr, wenn du Deinen Knecht nicht zulässest, das wir vor Dir
beten, und gibst unserem Herzen nicht Samen, noch Pflege unserem
Verstand, daß Frucht daraus komme, woher sollte irgend ein
Verdorbener leben können, der die Stelle eines Begnadigten einnimmt?
7. Denn Du bist der Alleinige, und wir alle sind ein Gebilde Deiner
Hände, wie Du geredet hast. 1. Mose 1, 25.
8. Denn gleichwie jetzt der Leib in dem Mutterleibe gebildet ist, und Du
Glieder gibst, so wird Dein Geschöpf in Feuer und Wasser erhalten und
der erhaltene Mutterleib gibt von Zeit zu Zeit wieder, was in ihm
gewachsen ist.
10. Denn Du hast geboten, aus den Gliedern selbst, das ist den Brüsten,
darzureichen Milch für die Frucht der Menschen, auf daß, was gebildet
ist, genährt werde bis auf seine Zeit, und nachher lenkest Du sie nach
deinem Erbarmen.
11. Du hast sie ernährt nach Deiner Gerechtigkeit und sie unterrichtet in
Deinem Gesetz und sie gezüchtigt nach Deinem Verstande,
12. und sie müssen sterben als Dein Geschöpf, und Du wirst sie lebendig
machen als Dein Werk.
13. Wenn Du also das, was durch so viele Mühsale gebildet ist,
verderben kannst, so ist auch leicht, durch Deinen Befehl zu verordnen,
daß auch das, was geworden ist, erhalten werde.
14. Und jetzt, o Herr, will ich reden von allen Menschen, die Du besser
kennst, und von Deinem Volke, um dessen willen ich traurig bin,
15. und von deinem Erbe, um dessen willen ich trauere, und von Israel,
weswegen ich betrübt bin, und von Jakob, um dessen willen ich Schmerz
empfinde.
16. Darum will ich anfangen, vor Dir zu beten für mich und für sie, denn
ich sehe unseren Fall, die wir auf Erden wohnen.
17. Und ich habe gehört von der Schnelligkeit des Richters, der kommen
wird.
18. Darum höre meine Stimme und verstehe meine Rede, so will ich vor
dir reden!"
19. Dieses ist der Anfang der Worte Esra's, ehe er entzückt war. Ich
sprach: „O Herr, der Du die Ewigkeit bewohnst, Dessen Augen erhoben
sind in die Höhe und in den Himmel,
20. Dessen Thron über allen Preis erhaben, und Dessen Herrlichkeit
unbegreiflich ist, vor dem die Heerscharen der Engel mit Ehrfurcht
stehen, deren Wandel sich in Wind und Feuer bewegt. Ps. 104.
21. Dessen Wort wahrhaftig ist, und Dessen Aussprüche dauernd sind,
Dessen Befehl stark, Dessen Ordnung erschrecklich ist, Ps. 33, 4.
22. Dessen Blick die Tiefen trocknet, Dessen Zorn die Berge schwinden
machet, und Dessen Wahrheit Zeugnis ablegt.
23. Höre Deines Knechtes Gebet, und fasse die Bitte Deines Geschöpfes
zu Ohren.
24. So lange ich lebe, werde ich reden und so lange ich Vernunft habe.
werde ich antworten.
25. Siehe nicht an Deines Volkes Sünden, sondern die, so Dir in
Wahrheit dienen.
26. Achte nicht auf das gottlose Vornehmen der Nationen, sondern auf
die, die Deine Zeugnisse mit Schmerzen bewahrt haben.
27. Gedenke nicht an die, so fälschlich vor Deinen Augen gewandelt,
sondern sei eingedenk derer, welche aus deinem Willen Gottesfurcht
gelernt haben.
28. Du wolltest nicht die beachten, so viehische Sitten gehabt, sondern
ansehen die, so Dein Gesetz klar gelebt haben.
29. Zürne nicht über die, welche für schlimmer gehalten worden sind als
wilde Tiere, sondern liebe die, so allezeit auf Deine Gerechtigkeit und
Herrlichkeit vertrauen.
30. Denn wir und unsre Väter leiden an solchen Krankheiten. Du aber
wirst um unser, der Sünder willen, barmherzig genannt.
31. So Du begehrst, Dich unser zu erbarmen, so wirst Du barmherzig
genannt, obgleich wir keine Werke der Gerechtigkeit haben, Gal. 2, 16.
32. denn die Gerechten, denen viele Werke aufbehalten sind, werden aus
ihren eigenen Werken Lohn empfangen.
33. Was ist denn der Mensch, daß Du über ihn zürnest? Oder was ist das
vergängliche Geschlecht, daß Du so strenge gegen dasselbe bist? .
34. Es ist in Wahrheit niemand unter denen, die geboren sind, der nicht
gottlos gehandelt, und von den Bekennern, der nicht gefehlt hat.
35. Deine Gerechtigkeit und Deine Güte, o Herr, wird darin verkündigt,
daß Du barmherzig bist gegen die, die an guten Werken nicht reich sind."
Röm. 3,25.
36. Da antwortete er mir und sprach: „Etliche Dinge hast du recht
geredet und nach deiner Rede wird es ergehen.
37. Denn Ich werde in Wahrheit nicht gedenken an das Werk derer,
welche gesündigt haben vor dem Tod, vor dem Gericht und vor dem
Verderben, sondern Ich werde Mich über die Werke der Gerechten
freuen.
38. Ich werde auch der Pilgrimschaft, der Rettung und dessen gedenken,
daß sie Lohn empfangen.
39. Wie ich nun geredet habe, also ist es.
40. Wie der Ackermann auf seinem Acker viel Samen sät und Pflanzen in
Mengen pflanzet, gleichwohl nicht alles, was gesät worden, zu seiner
Zeit erhalten wird, noch auch alles, was gepflanzt ist, Wurzel faßt, also
ist es auch mit denen, so in der Welt gesät sind; auch dieselben werden
nicht alle erhalten."
41. Da antwortete ich und sprach: „Habe ich Gnade gefunden, so
vergönne mir zu reden.
42. Gleich wie der Samen des Ackermanns, wenn er nicht aufwächst,
oder nicht Deinen Regen zu seiner Zeit erhält, oder wenn er durch
Übermaß des
Regens verdirbt, untergeht;
43. auf ähnliche Weise verhält es sich auch mit dem Menschen, der durch
Deine Hände gebildet, und ein Bildnis genannt ist, weil Du ihm ähnlich
bist, um dessen willen Du alle Dinge gebildet und den Du dem Samen
des Ackermanns ähnlich gemacht hast. 1. Mose 1,27.
44. Erzürne Dich nicht über uns, sondern schone Deines Volkes, und
erbarme Dich über Dein Erbteil. Du aber erbarme Dich Deines
Geschöpfes."
45. Da antwortete Er und sprach zu mir: „Das Gegenwärtige ist für die
Gegenwärtigen und das Zukünftige ist für die Zukünftigen,
46, denn es mangelt dir noch viel daran, daß du Meine Geschöpfe mehr
lieben solltest, als Ich; Ich bin aber oft zu dir genaht, jedoch niemals zu
den Ungerechten.
47. Aber auch darin bist du vor dem Höchsten wunderbar,
48. daß du dich gedemütigt hast, wie es dir wohl geziemt, und hast dir
nicht herausgenommen, daß du unter den Gerechten besonders solltest
gerühmt werden.
49. Darum wird denen viel Elend und Unglück begegnen, die zu den
letzten Zeiten in der Welt wohnen, denn sie haben in großer Hoffart
gewandelt,
50. Du aber sei verständig für dich selbst, und suche die Herrlichkeit für
die, so deinesgleichen sind.
51. Denn euch ist das Paradies aufgetan, der Baum des Lebens
gepflanzt, die zukünftige Zeit zubereitet, Überfluß bereitet, die Stadt
erbaut, die Ruhe bewährt, die Güte und Weisheit vollkommen gemacht.
Offenb. 22, 2.
52. Die Wurzel des Bösen ist vor euch versiegelt; die Schwachheit und
der Wurm ist vor euch verborgen, und zur Grube fleucht das Verderben
in Vergessenheit. Mark. 9, 44,
53. Die Schmerzen sind vergangen, und es wird am Ende der Schatz der
Unsterblichkeit gezeigt. Offenb. 21, 4.
54. Darum frage nicht weiter über die Menge derer, die verloren gehen.
Luk.13,23 u.24. .
55. denn da sie Freiheit empfingen, haben sie den Höchsten verachtet,
sein Gesetz verschmähet und seine Wege verlassen.
56. Dazu haben sie auch seine Gerechten zertreten,
57 und in ihren Herzen gesprochen, es sei kein Gott, da sie doch wußten,
daß sie sterben müßten. Ps, 14, 1.
58. Denn wie euer das, was vorher gesagt worden ist, wartet, also ist
ihnen Durst und Pein zubereitet, denn Er hat nicht gewollt, daß ein
Mensch verloren gehe. 2, Petri 3, 9.
59. Sondern sie selbst, die erschaffen sind, haben ihres Schöpfers Namen
befleckt, und sind gegen Den undankbar geworden, Der ihnen das Leben
bereitet hat.
60. Drum nahet jetzt Mein Gericht heran.
61. Dieses habe ich nicht allen Menschen, sondern allein dir und den
Wenigen, die dir ähnlich sind, geoffenbart."
62. Da antwortete ich und sprach: „Siehe, Herr, jetzt hast Du mir die
Menge der Zeichen gezeigt, die Du zur letzten Zeit zu wirken anfangen
wirst, aber in welcher Zeit hast Du mir nicht gezeigt."
.
1. Da antwortete er und sprach: „Ermesse fleißig die Zeit in ihr selbst,
und wenn du sehen wirst, daß ein Teil der Zeichen, von denen ich dir
zuvor gesagt habe, geschehen ist,
2. dann wirst du merken, daß die Zeit vorhanden, in welcher der
Allerhöchste anfangen wird, die Welt, die von ihm erschaffen ist,
heimzusuchen.
3. Und wenn man in der Welt Erdbeben und Empörung der Völker
sehen wird, Matth. 24, 7.
4. alsdann wirst du verstehen, daß der Allerhöchste von diesen Dingen
geredet hat von den Tagen an, die vor dir gewesen sind von Anfang an.
5. Denn so wie alles, was in der Welt erschaffen ist, einen Anfang hat,
und gleicher weise auch ein Ende, und das Ende offenbar ist,
6. also haben auch die Zeiten des Höchsten offenbare Anfänge in
Wundern und Kräften, und ihr Ende in Taten und Zeichen.
7. Und es wird geschehen, ein jeder, der gerettet wird, und der durch
seine Werke entrinnen mag, und in dem Glauben, in dem er geglaubt hat;
8. der wird übrig gelassen werden aus den vorher genannten Gefahren,
und wird Mein Heil sehen in Meinem Lande und in Meinen Grenzen,
denn Ich habe Mich von der Welt geheiligt.
9. Und dann werden jammern, die jetzt Meine Wege mißbraucht haben
und in Qualen liegen werden die, welche sie verworfen und verachtet
haben.
10. Dann die, so im Leben Guttaten empfangen, und Mich nicht erkannt
haben,
11. und die so gegen Mein Gesetz einen Widerwillen gehabt, da sie noch
die Freiheit hatten, und die, so noch Zeit hatten zur Buße, solches aber
nicht erkannt, sondern verachteten,
12. die müssen es nach dem Tod im Gericht erkennen. Ebr. 9,27.
13. Und darum sei du nicht weiter neugierig, wie die Gottlosen gepeinigt
werden, sondern forsche, wie die Gerechten seelig werden, und wie die
Welt sei, und um welcher willen die Welt sei und wann sie sei."
14. Und ich antwortete und sprach: „Ich habe zuvor geredet und rede
jetzt und werde hernach reden,
15. Denn derjenigen sind mehr, die verdammt, als derer die selig werden,
wie der Fluß mehr als der Tropfen."
16. Und Er antwortete und sprach:
17. „Wie das Feld ist, also ist auch der Same; wie die Blumen sind, also
sind auch die Farben, wie der Werkmeister ist, also ist auch das Werk;
und wie der Ackermann ist, also ist auch der Ackerbau, denn es war die
Zeit der Welt.
18. Und da Ich denen die Orte zubereitete, die jetzt sind, ehe die Welt
war, in denen sie wohnen sollten, da widersprach Mir niemand.
19. Denn damals lebte ein jeder nach dem Willen des Schöpfers, aber
jetzt in dieser bereiteten Welt bei der unaufhörlichen Ernte und dem
unergründlichen Gesetz sind ihre Sitten verderbt.
20. und Ich habe die Welt betrachtet, und siehe, es war Gefahr um der
Gedanken willen, die darinnen aufgekommen sind.
21. Und Ich habe es gesehen, und ihrer sehr geschont, und habe Mir eine
Beere von der Traube behalten, und eine Pflanzung von vielen Stämmen.
Jes. 65, 8-9.
22. So möge nun verderben die Menge, die umsonst geboren ist, aber
meine Weinbeere und meine Pflanzung werden erhalten, denn Ich habe
sie mit großer Arbeit zubereitet.
23. Du aber, so du noch andere sieben Tag verziehest, so sollst du doch
in denselben nicht fasten,
24. sondern gehe auf ein Blumenfeld, da kein Haus gebaut ist, und iß
allein von den Blumen des Feldes, versuche kein Fleisch, trink keinen
Wein, sondern iß allein Blumen.
25. Bitte den Allerhöchsten ohne Unterlaß, so will ich kommen und mit
dir reden."
.
26. Da ging ich hin, und kam auf das Feld, das Ardath heißt, wie er mir
befohlen, und saß in den Blumen, und aß von den Kräutern des Feldes,
und diese Speise diente mir zur Sättigung.
27. Und es geschah nach sieben Tagen, daß ich auf dem Grase lag, und
mein Herz ward wiederum unruhig wie zuvor,
28. Und mein Mund ward aufgetan, und ich fing an, vor dem
Allerhöchsten zu reden und sprach:
29. „O Herr, Du hast Dich uns geoffenbart, unsern Vätern in der Wüste,
welche nicht betreten wird und unfruchtbar ist, als sie aus Ägypten
zogen, und hast gesprochen:
30. Du, Israel, höre Mich, und Du Same Jakobs, merke auf Meine Reden:
31. Denn siehe, Ich säe mein Gesetz in euch, und es wird in euch Frucht
bringen, und ihr werdet dadurch herrlich werden in Ewigkeit.
32. Denn unsere Väter, die das Gesetz empfingen, haben es nicht
gehalten, und haben Deine Satzungen nicht bewahrt, und es ist die
Frucht des Gesetzes nicht erschienen, denn sie vermochte es nicht, weil
sie Dein war,
33. Denn die es empfangen hatten, die verdarben, da sie das, so in sie
gesät war, nicht hielten.
34. Und siehe, es pflegt zu geschehen, wenn das Erdreich den Samen
empfangen hat, oder das Meer ein Schiff, oder ein Geschirr Speise oder
Trank, wenn dasjenige zerstört worden ist, in welchem gesät, oder in
welches gelegt worden ist, daß zugleich auch das, was gesät oder
hineingelegt worden ist, oder was empfangen worden ist, zerstört wird
und das Empfangene hinfort nicht bei uns bleibt. Uns aber ist nicht also
geschehen.
35. Wir zwar, die das Gesetz empfangen haben, sind um unserer Sünden
willen zu Grunde gegangen, wie auch unser Herz, welches dasselbe
aufgenommen hat.
36. Denn das Gesetz ist nicht zu Grunde gegangen, sondern es ist in
seiner Kraft verblieben."
37. Und da ich solches in meinem Herzen redete, da sah ich umher mit
meinen Augen, und erblickte auf der rechten Seite ein Weib, und siehe,
sie trauerte und weinte mit lauter Stimme, und war sehr bekümmert in
ihrem Gemüte; ihre Kleider waren zerrissen, und auf ihrem Haupte hatte
sie Asche.
38. Da ließ ich meine Gedanken, von denen ich ergriffen war fahren, und
kehrte mich zu ihr und sprach zu ihr:
39. „Warum weinest du, und warum bist du traurig in deinem Herzen?" Da sprach sie zu mir:
40. „Laß mich, mein Herr, daß ich über mich weine und fortfahre in
meinem Schmerz, denn ich bin sehr bekümmerten Gemütes, und ich bin
sehr gedemütigt."
41. Ich sprach zu ihr: „Was fehlt dir? Sage es mir doch." Und sie sprach
zu mir:
42. „Ich, deine Magd, bin unfruchtbar gewesen und habe dreißig Jahre
lang einen Mann gehabt und nie geboren.
43. Und ich flehte alle Stunden und alle Tage diese dreißig Jahre lang zu
dem Allerhöchsten, Nacht und Tag.
44. Und es geschah nach dreißig Jahren, daß Gott mich, deine Magd, er-
hörte, und er hat meine Niedrigkeit angesehen, und auf meine Trübsal
geachtet, und hat mir einen Sohn gegeben; darüber habe ich große Freude
empfunden, und auch mein Mann und alle meine Mitbürger, und wir verehrten hoch den starken Gott.
45. Meinen Sohn habe ich mit saurer Arbeit erzogen.
46. Und es geschah, da er erwachsen war, und die Zeit gekommen war,
daß er ein Weib nehmen sollte, habe ich ein Hochzeitsmahl zugerichtet.
1. Und es geschah, da mein Sohn in seine Brautkammer hineingegangen
war, daß er niederfiel und starb.
2. Da kehrten wir alle die Lichter um, und alle meine Mitbürger standen
auf, mich zu trösten; da ruhte ich bis auf den andern Tag, bis zur Nacht.
3. Und da sie nun alle aufhörten, mich zu trösten, damit ich Ruhe hätte,
bin ich des Nachts aufgestanden und geflohen, und hierher in dieses Feld
gekommen, wie du siehst,
4. und ich habe mir vorgenommen, nicht mehr in die Stadt zurückzukehren, sondern hier zu bleiben,
und weder zu essen noch zu trinken, sondern ohne Unterlaß zu trauern und zu fasten, bis daß ich
sterbe."
5. Da ließ ich meine vorigen Gedanken fahren, und antwortete ihr im
Zorn und sprach:
6. „Du törichtes Weib vor allen Weibern, siehst du nicht unsere Trauer,
und was uns begegnet?
7. Daß Zion, unsre Mutter, in tiefster Traurigkeit sich betrübt, und in
Erniedrigung gefallen ist und gar sehr klagt?
8. und nun da wir alle klagen und traurig sind, klagst du um einen
einzigen Sohn?
9. Frage die Erde, so wird sie dir es sagen, denn diese ist es, welche
trauern muß über den Fall so vieler, die aus ihr entsprießen.
10. Denn aus ihr selbst sind von Anfang alle Menschen geboren, und
andere werden kommen, und siehe, sie wandeln beinahe alle ins
Verderben, und ihrer viele werden ausgerottet werden.
11. Und wer soll denn mehr trauern, die, so eine große Menge verloren
hat, oder du, die du um einen Einzigen willen Schmerz empfindest?
12. Wolltest du aber zu mir sprechen: Mein Trauern ist nicht gleich dem
Trauern der Erde, denn ich habe die Frucht meines Leibes verloren, die
ich mit Kummer geboren, und mit Schmerzen zur Welt gebracht habe;
13. die Erde aber nach der Weise der Erde, und die gegenwärtige Menge
ist auf ihr dahin gegangen, wie es sich zuträgt, so sage ich dir:
14. So wie du mit Schmerzen geboren hast, also gibt auch die Erde ihre
Frucht, dem Menschen von Anfang dem, der sie gemacht hat.
15. Darum behalte deinen Schmerz bei dir selbst, und trage getrost die
Unfälle, die dich betroffen haben.
16. Denn so du die Absicht Gottes für gerecht hältst, und seinen
Ratschluß in der Zeit annimmst, so wirst du deswegen gelobt werden.
17. So gehe nun in die Stadt hinein zu deinem Mann."
18. Da sprach sie zu mir: „Das tue ich nicht, ich gehe nicht in die Stadt
hinein, sondern ich will hier sterben."
19. Da redete ich weiter zu ihr und sprach:
20. „Tue nicht, wie du sagst, sondern folge meinem Zureden, denn
wieviel Unglück hat nicht Zion? Laß dich doch trösten um des Trauerns
Jerusalems willen.
21. Denn du siehst, daß unser Heiligtum ganz öde geworden ist, unser
Altar zerbrochen und unser Tempel zerstört ist.
22. Unser Saitenspiel liegt danieder, der Lobgesang schweiget, unsere
Freude ist vorüber, das Licht unseres Leuchters ist erloschen, die Lade
unseres Bundes ist uns genommen, unsere Heiligtümer sind befleckt, und
der Name, der über uns angerufen ist, ist beinahe entweiht, unsere Kinder
haben Schmach gelitten, unsere Priester sind verbannt, unsere Leviten in
die Gefangenschaft weggeführt, unsere Jungfrauen sind geschwächt und
unsere Leiber haben Gewalt gelitten, unsere Gerechten sind geraubt und
unsere Kinder verdarbt, unsere junge Mannschaft ist dienstbar, und
unsere starken Helden sind schwach geworden.
23. Das Größte von allem ist, das Siegel Zion's ist abgerissen von ihrer
Herrlichkeit, denn sie ist in derer Hände gegeben, die uns hassen.
24. Du nun wirf Deine große Traurigkeit von dir, und lege ab von dir die
Menge deiner Schmerzen, damit dir der Starke wieder gnädig sei, und der
Allerhöchste dir Ruhe gebe, Erquickung von Deinen Mühsalen."
25. Und es geschah, da ich also mit ihr redete, leuchtete plötzlich ihr
Angesicht und ihre Gestalt und glänzend wurde ihr Angesicht, daß ich
mich sehr vor ihr fürchtete, und dachte, was das wäre.
26. Und siehe, plötzlich gab sie einen lauten Ton der Stimme von sich, so
furchtbar, daß die Erde von des Weibes Stimme erbebte.
27. Und schaute, und siehe, das Weib erschien mir nicht mehr, sondern
eine Stadt war erbaut, und ein Ort von großen Fundamenten ward mir
gezeigt. Da erschrak ich und schrie mit lauter Stimme, und sprach:
28. „Wo ist der Engel Uriel, der anfänglich zu mir gekommen ist? Denn
er hat mich in so große Verzückung des Geistes hineingebracht, und
mein Ende ist mir zum Verderben geworden, und mein Gebet zur
Schmach."
29. Und als ich solches redete, siehe, da kam er zu mir, und sah mich.
30. Und sieh, ich lag da wie ein Toter, und war von Sinnen, und er ergriff
mich bei der rechten Hand, und stärkte mich, stellte mich auf meine
Füße, und sprach zu mir: Dan. 10, 9-10.
31. „Was ist dir? Warum ist Dein Verstand und der Sinn deines Herzens
verwirrt? Und warum bist du so erschrocken?" Ich sprach:
32. „Darum, daß du mich verlassen hast und ich habe doch nach deinen
Worten getan, bin auf das Feld hinaus gegangen, und siehe, ich habe
gesehen und sehe, was ich nicht erzählen kann."
33. Er sprach zu mir: „Stehe fest als ein Mann, und ich will dich
unterrichten." Da sprach ich:
34. „Rede, mein Herr, du mit mir, verlaß mich nicht, daß ich nicht ohne
Ursache sterbe,
35. denn ich habe gesehen, was ich nicht wußte und gehört, was ich nicht
verstehe.
36. Oder täuscht mich mein Sinn, oder träume ich?
37. Nun aber bitte ich dich, daß du deinem Knechte über diese
Entzückung Bescheid gebest." Da antwortete er mir und sprach:
38. „Höre mich, so will ich dich belehren und dir sagen, wovor du dich
fürchtest, denn der Allerhöchste wird dir viele Geheimnisse offenbaren.
39. Er hat gesehen, daß dein Weg recht ist, indem du ohne Unterlaß für
Dein Volk traurig warst, und sehr bekümmert warest über Zion.
40. Das also ist die Bedeutung des Gesichtes, welches du gesehen hast:
41. Das Weib, das du trauern gesehen hast, hast du angefangen zu trösten
42. Jetzt aber siehst du die Gestalt des Weibes nicht mehr, sondern es ist
dir erschienen eine Stadt, im Bau begriffen.
43. Und wie sie dir von dem Unfall ihres Sohnes gesagt hat, so ist nun
dieses die Auflösung:
44. Das Weib, so du gesehen hast, ist Zion, die du nun auch erblickt hast
als eine gebaute Stadt.
45. Daß sie dir aber gesagt hat, sie sei dreißig Jahre unfruchtbar gewesen,
das ist deswegen, weil es dreißig Jahre waren, daß in ihr nicht geopfert
worden ist. Kapitel 9, 42.
46. Und es geschah nach dreißig Jahren, daß Salomo die Stadt erbaut und
Opfer dargebracht hat, da hat die Unfruchtbare einen Sohn geboren.
47. Wenn sie dir dann gesagt hat, sie habe ihn mit Mühe erzogen, das war
das Wohnen in Jerusalem.
48. Und daß sie dir gesagt hat, wie ihr Sohn, als er in sein Brautgemach
kam, gestorben sei, und wie ihn dieses Unglück betroffen, das war der
Sturz Jerusalems, welcher geschehen ist.
49. Und siehe, du hast das Gleichnis davon gesehen, und da sie ihren
Sohn betrauerte, hast du angefangen sie zu trösten; und was ihr begegnet
ist, das mußte dir geoffenbart werden.
50. Und da nun der Höchste sieht, daß du von Herzen traurig bist, und
von ganzem Herzen für sie leidest, so hat er dir auch die Herrlichkeit
ihres Ruhmes und die Schönheit ihrer Zierde gezeigt. Offenb. 21,2.
51. Und darum habe ich dir befohlen, auf dem Felde zu bleiben, wo kein
Haus gebaut ist.
52. Denn ich wußte, daß der Allerhöchste dir dieses zu zeigen anfing.
53. Darum hieß ich dich auf das Feld gehen, da kein Fundament eines
Gebäudes ist,
54. denn an dem Orte, da die Stadt des Allerhöchsten erscheinen sollte,
da konnte keines Menschen Gebäude sein.
55. Darum fürchte dich nicht, und Dein Herz erschrecke nicht, sondern
gehe hinein, und besiehe den Glanz und die Größe des Gebäudes, soviel
der Blick deiner Augen zu erschauen fähig ist.
56. Und dann wirst du hören, soviel Deine Ohren fassen mögen.
57. Denn du bist vor vielen andern glücklich, und bei dem Allerhöchsten
berufen, wie wenige.
58. Aber in der Nacht, welche auf den morgenden Tag kommen wird, wirst du hier bleiben.
59. Und der Allerhöchste wird dich schauen lassen die Gesichte von den
höchsten Dingen, welche der Allerhöchste denen tun wird, die in den
letzten Zeiten auf Erden wohnen".
60. Da habe ich dieselbe Nacht geschlafen und noch eine andere, wie er
mir befohlen hatte.
I. Das fünfte Gesicht Esras Kap. 11, 1 - Kap. 12, 39 Gesicht von dem Adler und seinen 12 Flügeln und Federn und 3 Häuptern. 1-35.
1. Und ich sah einen Traum, und siehe, ein
Adler stieg aus dem Meere auf, der hatte 12 Flügel mit Federn und drei Häupter.
2. Und ich sah, und siehe, er breitete seine Flügel aus über die ganze
Erde, und alle Winde des Himmels bliesen zusammen in sie hinein.
3. Und ich sah, aus seinen Federn wuchsen hervor Gegenfedern, und
diese wurden zu kurzen geringen Federlein,
4. Denn seine Häupter waren ruhig; das Mittelhaupt aber war größer als
die andern Häupter; doch ruhte es auch mit den andern.
5. Weiter sah ich, und siehe, der Adler flog mit seinen Flügeln und
herrschte auf Erden, und über die, welche auf Erden wohnen.
6. Und ich sah, daß ihm alles unter dem Himmel unterworfen war, und
niemand widersprach ihm, auch nicht eine Kreatur auf dem Erdboden.
7. Und ich sah, und siehe, der Adler richtete sich auf seine Klauen auf,
und redete seine Federn an und sprach:
8. Ihr sollt nicht alle zugleich wachen, schlafe eine jede an ihrem Ort,
und wache eine jede zu ihrer Zeit.
9. Die Häupter aber sollen bis zuletzt behalten werden.
10. Und ich sah, und siehe, die Stimme ging nicht von seinen Häuptern
aus, sondern von der Mitte seines Leibes.
11. Und ich zählte seine Gegenfedern, und siehe, es waren ihrer acht.
12. Und ich sah, und siehe, von der rechten Seite stand eine Feder auf
und herrschte über die ganze Erde.
13. Und es geschah, als sie geherrscht hatte, kam ihr Ende, und ihre Stätte
ward nicht mehr gesehen. Da stand die folgende auf und herrschte.
Dieselbe hielt sich eine lange Zeit.
14. Und es geschah, als sie geherrscht hatte, kam auch ihr Ende, daß sie
nicht mehr gesehen wurde, so wie die vorige Feder.
15. Und siehe, eine Stimme ward ausgesendet zu ihr und sprach:
16. Höre du, die du so lange Zeit die Erde besessen hast, dieses
verkündige ich dir, bevor du anfängst zu verschwinden:
17. Niemand wird nach dir deine Zeit erreichen, ja nicht die halbe Zeit.
18. Da erhob sich die dritte, und herrschte wie die vorigen, und auch sie
verschwand.
19. Also ging es auch mit den Übrigen, einer nach der andern, daß sie die
Herrschaft führten, und darauf nirgends mehr gesehen wurden.
20. Und da sah ich, und siehe, mit der Zeit richteten sich die folgenden
Federn auf der rechten Seite, daß auch sie die Herrschaft behaupteten,
und einige von ihnen hatten die Herrschaft inne, aber dennoch
verschwanden sie sogleich wieder.
21. Denn einige von ihnen richteten sich auf, aber sie behaupteten ihre
Herrschaft nicht.
22. Nachdem sah ich, und siehe, da waren die zwölf Federn und die zwei
Federlein nicht mehr zu sehen;
23. und es blieb nichts mehr übrig an dem Leib des Adlers als zweierlei,
die ruhenden Häupter und sechs Federlein.
24. Und ich sah, und siehe, von den sechs Federlein trennten sich zwei
und blieben unter dem Haupte, das zur rechten Seite war, denn vier
waren an ihrem Orte verblieben.
25. Und ich sah, und siehe, die Unterflügel gedachten, sich aufzurichten
und die Herrschaft zu behaupten.
26. Da sah ich, und siehe, einer ward aufgerichtet, aber sogleich
verschwand er.
27. Und die zweiten verschwanden schneller als die Früheren.
28. Da sah ich, und siehe, die zwei, welche übrig geblieben waren,
gedachten bei sich selbst, zu herrschen.
29. Und da sie das dachten, siehe, da erwachte das eine der ruhenden
Häupter, das in der Mitte war, das war nämlich größer als die zwei
andern Häupter.
30. Und ich sah, daß die zwei andern Häupter mit ihm verbunden waren;
31. und siehe, das Haupt wandte sich mit denen, die mit ihm waren, um
und fraß die beiden Unterflügel, welche zu herrschen gedachten.
32. Dieses Haupt aber erschreckte die ganze Erde und herrschte auf ihr
über die, so auf Erden wohnten, mit großer Plage, und hatte Gewalt über
den Erdkreis, mehr als die Flügel, die da gewesen.
33. Und ich sah nach diesem, und siehe, das Mittlere Haupt verschwand
plötzlich, so wie auch die Flügel.
34. Es blieben aber übrig zwei Häupter, die herrschten gleicher weise auf
Erden, und über die, so auf Erden wohnen.
35. Und ich sah, und siehe, das Haupt auf der rechten Seite fraß das auf
der linken Seite
36. Und ich hörte eine Stimme, die sprach zu mir:" Siehe vor dich hin
und betrachte, was du siehst."
37. Und ich sah, und siehe, es war wie ein Löwe, der von dem Walde her
aufsprang und brüllte. Und ich sah, daß er mit menschlicher Stimme den
Adler anredete und sprach:
38. „Höre du, ich will zu dir reden und der Allerhöchste sagt es dir,
39. Bist du es nicht, der übrig geblieben ist von den vier Tieren, welche
ich gemacht hatte, in meiner Welt zu herrschen, damit durch sie käme das
Ende der Zeiten? Dan. 7,7-17.
40. und das vierte ist gekommen, und hat alle Tiere überwunden, die
vorübergegangen sind, und es beherrschte die Welt mit großem
Schrecken und den ganzen Erdkreis mit der schlimmsten Plage, und hat
den Erdkreis so lange mit Betrug bewohnt. Dan. 7, 7-12.
41. Und du hast die Erde gerichtet nicht mit Wahrheit.
42. Denn du hast die Sanftmütigen gequält und die Ruhigen verletzt. Du
hast die Lügner geliebt und die Wohnungen derer zerbrochen, die Frucht
brachten, und die Mauern derer niedergeworfen, die dir keinen Schaden
getan.
43. Und Deine Schmach ist vor den Allerhöchsten gekommen und Dein
Hochmut vor den starken Gott.
44. Und der Allerhöchste hat auf die Zeiten des Übermuts geschaut, und
siehe, die sind zu Ende, und daß Maß ihrer Verbrechen ist voll geworden.
45. Darum sollst du verschwinden, o Adler, mit Deinen schrecklichen
Flügeln und Deinen schlimmsten Federlein und Deinen boshaften
Häuptern und Deinen schlimmsten Klauen und deinem ganzen eitlen
Leibe,
46. damit die ganze Erde wiederum erquickt werde, und wieder befreit
werde von deiner Gewalt und hoffe auf das Urteil und die
Barmherzigkeit Dessen, der sie gemacht hat. Apostelg. 3, 19-21.
1. Und es geschah, während der Löwe diese Worte zu dem Adler redete,
da sah ich,
2. und siehe, das Haupt, das übrig geblieben war, und jene vier Flügel,
die zu ihm übergegangen waren und sich aufgerichtet hatten, um zu
herrschen, verschwanden und es war ihre Herrschaft gering und voll
Aufruhr.
3. und ich sah und siehe, sie erschienen nirgends mehr und des Adlers
ganzer Leib verbrannte, und die Erde erschrak sehr. Da erwachte ich von
dem Aufruhr und der Entzündung meines Geistes und von großer Furcht
und sprach zu meinem Geiste:
4. „Siehe, dieses hast du mir angerichtet, indem du die Wege des Allerhöchsten ergründen willst.
5. Siehe, noch bin ich ermattet, in meinem Gemüt und in meinem Geist
sehr schwach, und es ist in mir nicht die geringste Kraft von der großen
Furcht, womit ich in dieser Nacht verzagt war.
6. So will ich nun den Allerhöchsten bitten, daß er mich bis an das Ende
stärke."
7. Und ich sprach: „O Herr, du Herrscher, habe ich vor Deinen Augen
Gnade gefunden, und bin ich bei Dir vor vielen andern gerechtfertigt, und
ist mein Gebet gewiß vor Dein Angesicht gekommen,
8. so stärke mich und zeige mir, Deinem Knechte, die Auslegung und den
wahren Sinn des schrecklichen Gesichtes, daß Du meine Seele
vollkommen tröstest.
9. denn du hast mich würdig geachtet, mir die letzten Zeiten zu zeigen.
Und er sprach zu mir:
10." Das ist die Auslegung des Gesichtes.
11. Der Adler, den du gesehen hast vom Meere aufsteigen, ist das Reich,
das im Gesichte von deinem Bruder Daniel gesehen worden ist. Dan. 7,
23.
12. ihm aber ist ausgelegt worden, darum lege Ich es dir jetzt auch aus.
13. Siehe, es kommen Tage, da auf Erden ein Reich entstehen wird; und
es wird viel schrecklicher sein als alle Reiche, die vor ihm gewesen sind.
14. In demselben Reich werden zwölf Könige herrschen, einer nach dem
andern;
15. denn der zweite wird anfangen zu herrschen und er wird längere Zeit
bleiben als die Zwölf. Kap. 11, 13.
16. Das ist die Auslegung der Zwölf Flügel, die du gesehen hast. Kap.
11,1.
17. Die Stimme aber, die geredet hat, und die du gehört hast, nicht von
seinen Häuptern, sondern von der Mitte des Leibes ausgehen, bedeutet,
Kap. 11, 12.
18. daß nach der Zeit jenes Reiches große Kämpfe entstehen werden, und
es wird in Gefahr stehen, zu fallen; es wird aber noch nicht fallen,
sondern wiederum in seinen ersten Stand gebracht werden.
19. Und daß du gesehen hast acht Unterflügel, die mit seinen Flügeln
zusammenhingen, Kap. 11, 11.
20. das bedeutet, daß in ihm acht Könige auferstehen werden, deren Zeit
kurz und deren Jahre schnell sein werden und zwei aus ihnen werden
umkommen.
21. Wenn aber die mittlere Zeit herannaht, werden vier erhalten werden
auf die Zeit, wann seine Zeit anfangen wird heranzunahen, daß es zu
Ende gehe; zwei aber werden bis an das Ende behalten werden. Kap. 11,
28.
22. Und daß du gesehen hast drei ruhende Häupter, Kap. 11, 4.
23. das bedeutet, daß in der letzten Zeit desselben der Allerhöchste drei
Reiche erwecken und viele in sie zurückbringen wird.
24. Und sie werden die Erde beherrschen, und die darauf wohnen, mit
großer Plage, als alle, die vor diesen gewesen sind. Kap. 11, 29.
25. Darum werden diese die Häupter des Adlers genannt, denn sie
werden es sein, welche seine Gottlosigkeiten wiederholen und sein
letztes vollbringen werden.
26. Und daß du das größere Haupt nicht ferner erscheinen gesehen hast,
bedeutet, daß einer aus ihnen auf seinem Bette und doch in großen
Kümmernissen sterben wird. Kap. 11, 33.
27. Denn die zwei, die übrig geblieben sind, wird das Schwert verzehren.
28. Denn des einen Schwert wird das Andere fressen doch wird zuletzt
auch jener durch das Schwert fallen. Kap. 11, 35.
29. Und daß du gesehen hast zwei Unterflügel, die sich erheben über das Haupt, das auf der rechten
Seite war, Kap. 11,25.
30. das bedeutet, daß es diejenigen sind, die der Höchste bis an sein Ende
behalten hat; das ist ein elendes Reich und voll Verwirrung.
31. Der Löwe, den du gesehen hast vom Walde aufsteigen und brüllen
und zum Adler reden, und ihn und seine Ungerechtigkeiten durch alle
seine Reden strafen, wie du gehört hast; Kap. 11,37.
32. das ist der Gesalbte, den der Allerhöchste auf das Ende wider sie
und ihre Gottlosigkeiten aufbewahrt hat; Der wird sie strafen und ihr
verkehrtes Treiben vor sie hinwerfen. Offenb. 6, 14-17.
33. denn Er wird sie lebendig vors Gericht stellen, und wenn Er sie überwiesen hat, wird Er sie vernichten.
34. Denn Er wird die Übriggebliebenen meines Volkes aus
Barmherzigkeit befreien, sie, die in meinen Grenzen gerettet sind und
wird sie fröhlich machen, bis das Ende kommen wird, der Tag des
Gerichtes, von dem ich dir anfänglich gesagt habe. Kap. 6, 25.
35. Das ist der Traum, den du gesehen hast, und das ist die Auslegung.
36. Du bist also allein würdig gewesen, dieses Geheimnis des
Allerhöchsten zu wissen;
37. und darum schreibe dieses alles, was du gesehen hast, in ein
Buch und lege es an einen verborgenen Ort,
38. und lehre es die Weisen aus deinem Volk, von deren Herz du
weißt, daß sie es begreifen, und daß sie diese Geheimnisse bewahren
können.
39. Du aber halte hier noch aus andere sieben Tage, daß dir gezeigt
werde, was dir der Allerhöchste zu zeigen beschlossen hat." Und er ging
von mir hinweg.
40. Und es geschah, als alles Volk gehört hatte, daß die sieben Tage
vergangen waren, und ich nicht wieder in die Stadt gekommen war, da
versammelten sich alle, vom Kleinsten bis zum Größten, und sie kamen
zu mir und sprachen:
41. Was haben wir an dir gesündigt, oder was haben wir wider dich
Unrechtes getan, daß du uns verlässest und hier an diesem Orte sitzest?
42. Denn du bist uns allein übrig aus allem Volke, gleich als eine Traube
aus dem Weinberg und als eine Leuchte an einem finstern Ort und ein
Schiff, das vom Sturm gerettet ist.
43. Haben wir nicht sonst Unglück genug, das uns widerfährt.
44. Wenn du uns verlässest, wieviel besser wäre es uns gewesen, wenn
auch wir im Brande Zion's mitverbrannt wären!
45. Wir sind ja nicht besser als die, so daselbst umgekommen sind. Da
sie also bitterlich weinten, antwortete ich ihnen und sprach:
46. Israel, sei getrost, und du, Haus Jakob, überlaß dich nicht der Trauer!
47. Denn der Allerhöchste hat euer gedacht, und der Starke hat euer in
der Anfechtung nicht vergessen.
48. Denn ich habe euch nicht verlassen und bin von euch nicht gewichen,
sondern ich bin an diesen Ort gekommen, daß ich für das verwüstete
Zion bete, daß ich für euer erniedrigtes Heiligtum Barmherzigkeit suche.
49. Darum gehe ein jeder von euch hin in sein Haus, und nach denselben
Tagen will ich wieder zu euch kommen.
50. Da ging das Volk in die Stadt, wie ich zu ihm gesagt hatte.
51. Ich aber saß auf dem Felde sieben Tage lang, wie mir der Engel be-
fohlen hatte, und aß allein von den Blumen des Feldes und meine Speise
bestand aus Kräutern in jenen Tagen.
1. Und es geschah nach den sieben Tagen, daß ich einen Traum hatte des
Nachts.
2. Und siehe, es erhob sich ein Wind vom Meere, daß er alle seine Wogen
bewegte. Dan. 7, 13.
3. Und ich schaute, und siehe, ein Mann stärkte sich mit den Tausenden
des Himmels, und wo er seinen Blick hinwandte zu schauen, da zitterte
alles, darauf er nieder sah.
4. Und wo immer eine Stimme aus seinem Munde ging, da wurde es heiß
allen denen, die seine Stimme hörten, wie das Wachs zerfließt, wenn es
das Feuer spürt.
5. Danach sah ich, und siehe, es versammelte sich eine Menge von
Menschen, daß sie niemand zählen konnte von den vier Winden des
Himmels, daß sie den Mann, der aus dem Meere aufgestiegen war,
bekriegten.
6. Und ich schaute, und siehe, er hatte sich einen hohen Berg
aufgeworfen und flog auf denselben. Dan. 2, 35.
7. Ich wollte aber den Ort und die Gegend besehen, von wo der Berg aufgeworfen war, und konnte es nicht.
8. Und danach sah ich, und siehe, alle, welche zu ihm zusammen
gekommen waren, daß sie ihn bestritten, waren sehr erschrocken;
dennoch wagten sie es, zu streiten. Offenb. 17, 14.
9. Und siehe, als er den Andrang der kommenden Menge sah, hob er seine
Hand nicht auf, noch hielt er ein Schwert oder irgend eine Kriegswaffe,
10. sondern ich sah nur, daß er aussandte aus seinem Munde, wie einen
feurigen Rauch, und von seinen Lippen einen flammenden Odem, und
von seiner Zunge entsandte er Funken und Ungewitter. Jes. 11,4.
11. Und es war alles untereinander gemengt, dieser feurige Rauch und
der flammende Odem und das große Ungewitter, und fiel mit Ungestüm
über die Menge, welche sich gerüstet hatte zu streiten, und verbrannte sie
alle, daß von der unzählbaren Menge alsbald nichts mehr gesehen war, als
Staub und Geruch des Rauches. Da ich das sah, erschrak ich. Joel 4,9-17.
12. Danach sah ich denselben Mann vom Berge herabgehen, und eine
andere friedliche Menge zu sich berufen.
13. Und es nahten sich ihm viele Menschen, die einen froh, die andern traurig aussehend; etliche
unter ihnen waren gebunden, etliche führten die, welche herbeigebracht wurden, hinzu.
14. Da ward ich vor großem Schrecken krank, und erwachte und sprach: „Du hast Deinem Knechte
von Anfang diese Wunder gezeigt, und hast mich würdig geachtet, daß Du mein Gebet annahmest;
15. So zeige mir nun noch die Auslegung dieses Traumes.
16. Denn also gedenke ich in meinem Sinn: Wehe denen, die in jenen
Tagen übrig geblieben sind!
17. Denn die, welche nicht übrig geblieben sind, werden traurig sein.
18. Ich verstehe jetzt die Dinge, die auf die letzten Tage aufgespart
sind und ihnen begegnen werden, aber auch denen, die übrig
geblieben sind.
19. Denn deswegen sind sie in große Gefahr und viele Not gekommen,
wie denn diese Träume solches anzeigen.
20. Doch ist es leichter in diese Gefahr zu kommen, als zu verschwinden,
wie eine Wolke von der Welt, und jetzt zu sehen, was in der letzten Zeit
geschehen wird."
21. Da antwortete Er mir und sprach: „Ich will dir die Auslegung dieses
Gesichtes anzeigen, und dir das eröffnen, darum du mich gefragt hast.
22. Was du von denen gesagt hast, die übrig geblieben sind, davon ist
dies die Auslegung.
23. Die zu jener Zeit Gefahren auf sich nehmen, die werden bewährt sein,
und die in der Gefahr bewährt sind, sind die, welche Werke haben im
Glauben an den Allmächtigen. Luk 9, 24.
24. So wisse nun, daß die glücklicher sind, die übrig geblieben sind, als
die gestorben sind." Luk. 9, 24.
25. Dieses ist die Auslegung des Gesichtes:
26. „Daß du gesehen hast einen Mann aus der Tiefe des Meeres heraufsteigen, das ist der, welchen der (Allmächtige) Allerhöchste viele Zeiten hindurch erhält, der durch sich selbst seine Geschöpfe befreien wird und
er selbst wird die leiten, die übrig geblieben sind. Vers 2 u. 3.
27. Daß du aber gesehen hast von seinem Munde, gleich wie einen
Odem, Feuer und Ungewitter ausgehen,
28. und daß er kein Schwert noch sonst eine Kriegswaffe hielt, sondern
sein Anlauf die Menge, die ihn bestreiten wollte, umgebracht hat,
bedeutet:
29. Siehe, es kommen Tage, an denen der Höchste anfangen wird, die zu
befreien, die auf Erden sind,
30. und er wird mit Entsetzen über die kommen, so auf Erden wohnen.
31: Und jeder wird darauf denken, den andern zu bestreiten, eine Stadt
die andere, ein Ort den andern, ein Volk das andere und ein
Königreich das andere. Matth.24, 17.
32. Und es wird geschehen, wenn das geschieht, und die Zeichen
eintreffen, die ich dir vorher gezeigt habe, alsdann wird mein Sohn
geoffenbart werden, welchen du gesehen hast als einen Mann aufsteigen.
Matth. 24, 17.
33. Und es wird Geschehen, wenn alle Völker seine Stimme hören werden, so wird ein jeder in
seinem Lande den Krieg verlassen, welchen er wider den andern hatte;
34. und es wird sich versammeln eine unzählbare Menge zuhauf, als
wollten sie kommen und ihn überwinden.
35. er aber wird auf der Spitze des Berges Zion stehen.
36. Zion aber wird kommen und wird allen als zubereitet sich zeigen und
als gebaut, wie du gesehen hast den Berg ohne Hände ausgehauen. Vers
7. Offenb. 21, 2.
37. Er selbst aber, mein Sohn, wird strafen ihre Gottlosigkeiten die dem
Ungewitter gleich kommen, um ihrer bösen Gedanken willen.
38. Und ihre Qualen, womit sie angefangen gequält zu werden, werden
der Flamme gleichen; er wird sie ohne Mühe verderben durch das Gesetz,
welches dem Feuer ähnlich ist.
39. Daß du aber gesehen hast, wie er eine andere friedliche Menge um
sich gesammelt hat; Vers 12.
40. das sind die zehn Stämme, welche aus ihrem Lande gefangen hinweg
geführt waren, zu den Zeiten des Königs Hosea, den Salmanasar, der
König von Assyrien, gefangen geführt hat, und er führte sie über den
Strom (Euphrat), und sie kamen in ein anderes Land. 2. König 17,6.
41. Sie wurden aber tätig, daß sie die Menge der Nationen verlassen und
in ein noch entfernteres Land ziehen wollten, da niemals Leute gewohnt
hatten.
42. Daselbst wollten sie ihre Gebräuche halten, die sie in ihrem Lande
nie gehalten hatten.
43. Sie zogen aber hinein durch enge Furten des Stromes Euphrat.
44. Denn der Höchste tat ihnen damals Zeichen, und hemmte die Adern
des Stromes, bis daß sie hinüber gekommen waren.
45. Denn durch dasselbe Land war ein langer Weg, anderthalb Jahre lang,
welche Gegend Arsareth heißt.
46. Da wohnten sie daselbst bis auf die letzte Zeit.
47. Und wenn sie jetzt wiederum anfangen werden zu kommen, wird der
Höchste des Stromes Adern wieder hemmen, daß sie hindurchziehen
können. Darum hast du die Menge in Frieden gesehen. Jes. 11, 15-16.
Offenb. 16, 12.
48. Dazu auch die, welche von deinem Volk übrig geblieben sind, das
sind die, welche innerhalb meiner Grenzen gefunden werden.
49. Es wird also geschehen, wann Er anfangen wird, die Menge der
Völker, welche sich versammelt haben, zu verderben, wird Er sein Volk,
das übrig geblieben ist, beschirmen.
50. Und dann wird Er ihnen viele, sehr viele Zeichen geben." Offenb. 11.
51. Da sprach ich: „O, Herr, du Herrscher, zeige mir warum ich gesehen
habe einen Mann aus der Tiefe des Meers heraufsteigen."
52. Da sprach Er zu mir: „So wenig du wissen oder ergründen magst,
was in der Tiefe des Meeres ist, so wenig mag jemand auf Erden
Meinen Sohn sehen können, außer denen, so bei ihm sind, bis auf die
Zeit desselben Tages.
53. Das ist die Auslegung des Traumes, den du gesehen hast, und um
dessen willen du hier allein erleuchtet bist.
54. Du hast deinen Weg verlassen, und dich um Mein Gesetz bekümmert
und hast es gesucht.
55. Denn du hast dein Leben mit Weisheit geordnet, und deinen Sinn hast
du Mutter geheißen.
56. Und darum habe ich dir den Lohn beim Höchsten gezeigt. Nach drei
anderen Tagen will ich dir mehr zeigen, und weiter mit dir reden, und dir
wichtige und wunderbare Dinge offenbaren."
57. Da machte ich mich auf und ging auf das Feld, und lobte den Höchsten sehr und pries ihn um der
Wunder willen, die er zu seiner Zeit tut;
58. und daß er die Zeiten, und was darin geschieht, so weislich regiert.
Und ich saß daselbst drei Tage lang.
1. Und es geschah am dritten Tage, daß ich unter einer Eiche saß.
2. Und siehe, eine Stimme kam zu mir aus dem Busch und sprach: „Esra, Esra!" Da sprach ich: „Hier
bin ich Herr!" Und stand auf meine Füße. Da sprach Er zu mir:
3. „Ich habe Mich geoffenbart bei dem Busch und mit Moses geredet, als
Mein Volk in Ägypten diente. 2. Mose 3, 2.
4. Und Ich habe ihn gesandt und Mein Volk aus Ägypten hinweg und auf
den Berg Sinai geführt, da habe Ich ihn viele Tage lang bei mir behalten.
2. Mose 4, 18.
5. Und Ich habe ihm viele Wunder erzählt, und ihm die Geheimnisse
der Zeiten und das Ende gezeigt, und habe ihm also befohlen:
6. „Diese Worte sollst du offenbaren und diese verbergen."
7. So sage Ich nun auch dir:
8. „Die Zeichen, welche ich dir gezeigt habe, und die Träume, welche du
gesehen hast, und die Auslegungen, welche du gesehen hast, bewahre in
deinem Herzen.
9. Denn du wirst in die oberen Örter aufgenommen werden, und sollst
fortan umgehen mit meinem Rate, und mit Deinesgleichen, bis daß die
Zeiten zu Ende gehen. Matth. 27, 52-53. Dan. 4, 14. Offb. 5, 8-10.
10. Denn die Welt hat ihre Jugend verloren, und die Zeiten nahen ihrem
Alter.
11. Denn der Weltlauf ist in zwölf Teile geteilt, und zehn Teile und ein
halber sind schon vergangen.
12. Es bleibt aber noch übrig, was nach den zehn und dem halben Teil
folgt.
13. So bestelle nun Dein Haus und strafe Dein Volk, tröste ihre
Bekümmerten, und entsage nun dem Verderben.
14. Laß die sterblichen Gedanken fahren, wirf die menschliche Bürde
von dir, ziehe die schwache Natur aus, lege die für dich beschwerlichsten
Gedanken beiseite und eile aus diesen Zeiten auszuwandern,
15. denn die Übel, welche du jetzt gesehen hast sich zutragen, werden
noch schlimmere als dies hervorbringen.
16. Denn so viel die Welt vor Alter schwach wird, so viel werden die
Übel vermehrt über die, welche darinnen wohnen.
17. Denn die Wahrheit ist weiter hinweg gewichen, und die Lüge ist
nahe gekommen, welches du gesehen hast."
18. Da antwortete ich und sprach: „Herr! Ich stehe bei dir!
19. Denn siehe, ich will hingehen, wie du mir befohlen hast, und das
Volk, so gegenwärtig ist, bestrafen, die aber nachher erst geboren
werden, wer wird dieselben ermahnen?
20. So liegt nun die Welt in der Finsternis, und die darinnen wohnen,
sind ohne Licht,
21. denn Dein Gesetz kennt man nicht mehr. Darum weiß niemand, was
von Dir geschehen ist, noch was für Werke angefangen werden.
22. Habe ich denn Gnade vor Dir gefunden, so sende den Heiligen
Geist in mich, so will ich alles schreiben, was in der Welt geschehen
ist, von Anfang an, was in Deinem Gesetze geschrieben war, damit
die Menschen den rechten Weg finden mögen, und die, welche zu
leben begehren, in der letzten Zeit leben mögen."
23. Da antwortete Er mir und sprach: „Gehe hin, sammle das Volk und
sprich zu ihnen, daß sie dich vierzig Tage lang nicht suchen sollen. 2.
Mose 24, 18.
24. Du aber rüste dir viele Schreibtafeln von Buchsbaum, und nimm mit
dir Serea, Dabria, Selemza, Echan, und Asiel, diese fünf, welche fertig
sind, geschwind zu schreiben.
25. Und komm hierher, so will ich in deinem Herzen eine Leuchte des
Verstandes anzünden, die nimmermehr erlöschen soll, bis daß solches
vollendet sein wird, was du zu schreiben anfängst.
26. Und wenn du alles geendet hast, sollst du etliche Dinge offenbaren,
etliche aber den Weisen heimlich sagen. Morgen auf diese Stunde sollst
du anfangen zu schreiben."
27. Da ging ich hin, wie er mir befohlen hat, und versammelte das ganze
Volk und sprach:
28. „O Israel! Höre diese Worte!
29. Unsere Väter waren von Anfang Fremdlinge in Ägypten, und wurden
daraus befreit.
30. Und sie empfingen das Gesetz des Lebens, das sie nicht gehalten
haben, das auch ihr nach ihnen übertreten habt.
31. Und es ist euch ein Land durch das Los zugeteilt worden, das Land Zion; aber eure Väter und
ihr habet Unrecht getan, und die Wege, die euch der Höchste geboten hat, nicht gehalten.
32. Da Er nun ein gerechter Richter ist, hat Er euch zu Seiner Zeit
entzogen, was Er geschenkt hatte.
33. Und nun seid ihr hier, und eure Brüder sind unter euch,
34. Wenn ihr nun eurem Sinne gebietet, und euer Herz unterweisen
lasset, so werdet ihr lebendig behalten werden, und Barmherzigkeit
erlangen.
35. Denn das Gericht wird kommen, nach dem Tode, wann wir
wiederum lebendig werden; alsdann werden der Gerechten Namen an
den Tag kommen, und der Gottlosen Taten offenbar werden.
36. So komme nun niemand zu mir, und suche mich niemand, bis nach
vierzig Tagen.
37. Da nahm ich die fünf Männer, wie mir befohlen war, mit mir, und
wir gingen auf das Feld und blieben daselbst.
38. Und es geschah am folgenden Tage, siehe, da rief mir eine Stimme
und sprach: „Esra! Tue deinen Mund auf und trink, was Ich dir zu trinken
gebe."
39. Und ich tat meinen Mund auf, und siehe, ein voller Becher wurde mir
dargereicht. Dieser war voll wie von Wasser, dessen Farbe aber war wie
Feuer.
40. Und ich nahm und trank es. Und da ich es getrunken hatte, ward mein
Herz von Verstand geängstigt, und die Weisheit wuchs in mir, denn mein
Geist wurde im Gedächtnis gestärkt.
41. Und mein Mund ward aufgetan und nicht weiter verschlossen.
42. Der Höchste gab den fünf Männern Verstand, daß sie schrieben, was
in den Verzückungen der Nacht geredet ward, und die sie nicht wußten.
43. In der Nacht aber aßen sie Brot, ich aber redete am Tag, und in der Nacht schwieg ich auch
nicht.
44. Es wurden aber in den vierzig Tagen geschrieben
zweihundertvier Bücher.
45. Und es geschah, da die vierzig Tage vollendet waren, redete der
Höchste also: „Das erste, was du zuvor geschrieben hast, mache
öffentlich bekannt und Würdige und Unwürdige mögen es lesen.
46. Die letzten siebzig Bücher aber behalte, und übergib sie den
Weisen deines Volkes.
47. Denn in ihnen ist der Born der Einsicht und die Quelle der Weisheit
und der Fluß der Wissenschaft." Und ich tat also.
.
1. „Siehe, rede in die Ohren meines Volkes die Worte Meiner
Weissagung, die Ich in deinen Mund geben werde, spricht der Herr.
2. Und schaffe, daß sie auf ein Blatt geschrieben werden, denn sie sind
treu und wahr. Offenb. 22, 6.
3. Entsetze dich nicht über die Gedanken derer, welche wider dich sind,
laß dich derer Unglauben, so wider dich reden, nicht kümmern.
4. Denn alle Ungläubigen werden in ihrem Unglauben sterben."
5. „Siehe," spricht der Herr, „Ich führe über den Erdkreis Unglücke herbei, Schwert, Hunger, Tod
und Verderben.
6. Denn die Bosheit hat auf der ganzen Erde überhand genommen, und
das Maß der schädlichen Werke ist voll geworden."
7. Deswegen spricht der Herr:
8. „Nun will Ich nicht mehr schweigen zu ihren Gottlosigkeiten, die sie
ungescheut treiben; Ich will auch nicht länger dulden, was sie unbillig
üben. Siehe, das unschuldige und gerechte Blut schreit zu Mir, und die
Seelen der Gerechten schreien ohne Unterlaß. Offenb. 6, 10.
9. Gewiß will Ich sie rächen," spricht der Herr „und will alles
unschuldige Blut von ihren Händen fordern.
10. Nehmet wahr, Mein Volk wird wie eine Herde Schafe zur
Schlachtung geführt; Ich will nicht ferner leiden, daß es in Ägyptenland
wohne. Röm. 8, 36.
11. sondern Ich will es mit gewaltiger Hand und aufgehobenem Arm
ausführen, und will dasselbe ganze Land mit Streichen schlagen wie
zuvor, und es verderben.
12. Ägypten wird trauern, und seine Fundamente werden geschlagen mit
der Strafe der Züchtigung, welche Gott über sie bringen wird.
13. Die Ackerleute, die das Feld bauen, werden trauern, denn ihr Same
wird vom Brand und Hagel und von schrecklichem Ungewitter verderbt
werden.
14. Wehe der Welt und die in ihr wohnen!
15. Denn es ist herangenaht das Schwert und ihre Zerstörung und ein
Volk wird wider das andere sich erheben zum Streite, und Schwerter
sind in ihren Händen.
16. Denn die Menschen werden untereinander unbeständig sein, und
einer wird den andern überwältigen, und sie werden ihren König nicht
achten, und die Fürsten werden in allen ihren Samen mit Gewalt handeln.
17. Denn ein Mensch wird begehren in eine Stadt zu gehen, und wird es
nicht können.
18. Denn die Städte werden um ihres Stolzes willen in Verwirrung
gebracht werden, die Häuser werden vertilgt werden, und die Menschen
werden sich fürchten.
19. Keiner wird mit dem andern Mitleid haben, daß er nicht in ihre
Häuser einbrechen sollte mit dem Schwert und ihr Gut rauben aus
Hunger nach Brot und aus großer Trübsal.
20. Siehe, Ich rufe zusammen," spricht Gott," alle Könige der Erde, daß
sie Mich fürchten sollen vom Aufgang, vom Mittag, vom Morgen und
vom Libanon, um ihnen zu vergelten und zu bezahlen, was sie an jenen verübt
haben.
21. So wie sie bis heute meinen Auserwählten tun, also will ich auch
ihnen tun und in ihren Schoß vergelten".
22. Also redet der Herr, Gott: „Meine rechte Hand wird die Sünder nicht
verschonen, und Mein Schwert wird nicht ablassen von denen, welche
auf Erden unschuldiges Blut vergießen.
23. Von seinem Zorn ist Feuer ausgegangen, und hat die Fundamente der
Welt verzehrt, und die Sünder wie angezündetes Stroh.
24. Wehe denen, die da sündigen, und Meine Gebote nicht
halten!"spricht der Herr.
25. „Ich will sie nicht verschonen. Weichet, ihr Kinder von der Gewalt,
befleckt mein Heiligtum nicht. 2. Kor. 6, 17.
26. Denn der Herr kennt alle die, so wider ihn sündigen, und darum
hat er sie in den Tod und zur Schlachtung hingegeben.
27. Denn jetzt sind die Übel über den Erdkreis gekommen, und ihr
werdet darinnen verbleiben, denn der Gott wird euch nicht befreien,
darum, daß ihr wider ihn gesündigt habet!
28. Siehe, ein schreckliches Gesicht kommt vom Anfang der Sonne.
29. Es werden ausziehen die Völker der Drachen, Araber mit vielen
Wagen, und ihre Menge wird über die Erde fahren wie ein Sturmwind,
also daß schon alle die erschrecken und sich fürchten werden, welche sie
hören werden.
30. Die Carmanier werden voll Wut hervorbrechen, wie Eber aus dem
Walde, und sie werden mit großer Tapferkeit kommen und zum Streit
mit ihnen aufstehen, und einen Teil des Landes der Assyrer verwüsten.
31. und dann werden die Drachen ihrer Natur eingedenk, die Oberhand
gewinnen und sich zusammen verschwören, sie mit großer Kraft zu
verfolgen.
32. Diese aber werden verwirrt werden, und stille sein bei der Kraft
jener, und ihre Füße zur Flucht wenden;
33. Und aus dem Lande der Assyrer wird ein Auflaurer sie belagern und einen aus ihnen vernichten,
und Furcht und Schrecken wird in ihrem Heer, und Streit wider ihre eigenen Könige sein.
34. Siehe, es kommen Wolken von Aufgang und von Mitternacht bis zum Mittag, und ihre
Erscheinung ist sehr schrecklich, voll Zorn und Ungewitter.
35. Und sie werden zusammenstoßen und reichlich Unstern über die
Erde bringen und Unsterne über jene; und das vom Schwert vergossene
Blut wird bis an den Bauch gehen, Offenb. 1-4,2.
36. und des Menschen Mist bis an den Gurt der Kamele spritzen;
37. und viel Furcht und Zittern wird auf Erden sein, und die jenen Zorn
sehen, werden erschrecken; ein Zittern wird über sie fallen;
38. Und dann werden große Regengüsse von Mittag kommen, und von Mitternacht und ein Teil vom
Niedergang der Sonne.
39. Und die Winde von Anfang werden die Oberhand gewinnen, und die
Wolke vertreiben, welche Ich habe im Zorn aufsteigen lassen; und das
Gestirn, das gegen Aufgang und Niedergang Schrecken verbreitete, wird
verletzt werden.
40. Und große und starke Wolken voll Zorn werden sich auftürmen und
ein Gestirn, daß sie die ganze Erde erschrecken und die auf ihr
wohnen und auf alle hohen und hervorragenden Örter ein schreckliches
Gestirn ausgießen;
41. nämlich Feuer, Hagel, fliegende Schwerter und viel Wasser, daß alle
Felder voll werden und alle Bäche von der Fülle vieler Wasser.
42. Und sie werden Städte und Mauern verderben, Berge und Hügel, das Holz der Wälder und das
Gras der Auen und ihre Früchte.
43. Und sie werden ununterbrochen bis Babylon gehen und sie
erschrecken;
44. sie werden zu ihr kommen und sie umlagern, sie werden das Gestirn
und allen Zorn über sie gießen. Alsdann wird Staub und Raum bis an den
Himmel aufsteigen, und alle die, so um sie her sind, werden sie beklagen.
45. und die bei ihr geblieben sind, werden denen dienen, die sich
erschreckt haben.
46. Und du Asien, die du dich auch auf die Hoffnung Babylons
vertröstest und ihr Ruhm bist,
47. Wehe dir, du Elende, daß du dich ihr gleich gemacht hast, und deine
Töchter zur Hurerei erzogen hast, zu gefallen und mit deinen Buhlern zu
prahlen, die jederzeit gesucht haben, Hurerei mit dir zu treiben.
48. Du hast die Verhaßte nachgeahmt in allen ihren Werken und
Erfindungen.
49. Darum spricht Gott: Ich will Unglück über dich bringen,
Witwenschaft, Armut, Hunger, Schwert und Pest, daß ich Deine Häuser
verwüste durch Gewalt und Tod.
50. Der Ruhm deiner Tapferkeit wird verwelken wie die Blume, wenn
die Hitze sich erhebt, die über dich gesandt ist.
51. Du wirst schwach werden, wie eine arme von Weibern Geschlagene
und Gezüchtigte, daß dich die Gewaltigen und Liebhaber nicht mehr
annehmen mögen.
52. Würde ich also wider dich eifern, spricht der Herr,
53. wenn du nicht meine Auserwählten allezeit getötet, die Hände zum
Schlagen aufgehoben und über ihren Tod, da du trunken warst,
gesprochen hättest.
54. Ziere die Gestalt deines Angesichts.
55. Der Lohn deiner Hurerei ist in deinem Schoß, darum sollst du
Vergeltung empfangen.
56. Wie du meinen Auserwählten tust, spricht der Herr, also wird Gott
dir tun und dich ins Unglück stoßen.
57. Deine Kinder werden Hungers sterben, du wirst durch das Schwert
fallen, deine Städte werden geschleift werden, und alle die deinigen
werden auf dem Felde durchs Schwert umkommen,
58. die auf den Bergen sind, werden Hungers sterben, und werden ihr
eigenes Fleisch essen und ihr Blut trinken, aus Hunger nach Brot und aus
Durst nach Wasser.
59. Du Unglückliche wirst übers Meer kommen; und dann wirst du von
neuem Unglück haben.
60. Im Durchzug werden sie die geschlagene Stadt niederreißen, und
werden einen Teil deines Landes verheeren, und einen Teil deines
Ruhmes zunichte machen, wiederkehrend zu dem zerstörten Babylon.
61. Und du wirst von ihnen niedergerissen werden wie ein Halm, und sie
selbst werden dein Feuer sein.
62. Sie werden dich verzehren, sie werden deine Städte, dein Land und
deine Berge, alle deine Wälder und deine fruchtbaren Bäume mit Feuer
verbrennen.
63. Sie werden deine Kinder gefangen hinwegführen; und die Schönheit
deines Angesichts verwüsten."
1. Wehe dir Babylon und Asien. Wehe dir Ägypten und Syrien.
2. Gürtet euch mit Säcken und härenen Kleidern, beweint eure Kinder,
seid traurig, denn eure Trübsal ist genaht.
3. Ein Schwert ist über euch gesandt, wer will es abwenden? 4. Ein
Feuer ist über euch gesandt, wer will es löschen?
5. Unglück ist über euch gesandt, wer will es vertreiben?
6. Mag einer einen hungrigen Löwen im Walde vertreiben? Oder mag
einer das Feuer in den Stoppeln auslöschen, sobald es angefangen zu
brennen?
7. Mag einer den Pfeil, der von einem starken Schützen geschossen ist,
wieder zurücktreiben?
8. Der starke Herr sendet das Unglück, wer will es abwenden?
9. Feuer ist ausgegangen von Seinem Zorn, und wer ist es, der es lösche?
10. Er wird blitzen, wer wird nicht erschrecken; Er wird donnern, wer
wird sich nicht fürchten?
11. Der Herr wird drohen, und wer sollte nicht gänzlich vernichtet
werden vor Seinem Angesichte?
12. Die Erde zittert und ihre Fundamente, das Meer wallt aus der Tiefe;
seine Wellen werden aufgewühlt, und seine Fische erzittern vor dem
Angesichte des Herrn und vor Seiner herrlichen Kraft.
13. Denn Seine rechte Hand, die den Bogen spannet, ist stark; Seine Pfeile, die Er schießt, sind
scharf und fehlen nicht, wenn sie anfangen werden an den Enden der Erde entsandt zu werden.
14. Siehe, Unglück wird ausgesendet, und es soll nicht zurückkehren, bis
es über die Erde kommt.
15. Feuer wird angezündet, und wird nicht gelöscht werden, bis es die
Fundamente der Erde verzehrt.
16. Gleich wie ein Pfeil, so von einem starken Schützen geschossen ist,
nicht zurückkehrt, also wird das Unglück, so auf die Erde geschickt ist,
nicht zurückkommen.
17. Wehe mir, wehe mir, wer wird mich befreien in jenen Tagen?
18. Der Anfang der Schmerzen ist vorhanden und viele Seufzer, der Anfang der Kriege; und es werden die Mächtigen sich fürchten, der Anfang des Unglücks, und alle werden erzittern. Matth. 24, 8.
19. Was soll ich dann tun, wenn das Unglück kommen wird?
20. Siehe, Hunger und Plage und Trübsal und Angst sind als Geiseln
zur Besserung gesendet;
21. aber bei alledem werden sie sich von ihrer Bosheit nicht bekehren,
und der Geiseln nicht allezeit eingedenk sein.
22. Siehe, das Korn wird so wohl fein sein auf Erden, daß sie meinen
werden, es stehe wohl. Gerade dann werden Übel sprossen auf der Erde,
Schwert, Hunger und große Verwirrung.
23. Denn gar viele, die auf Erden wohnen, werden Hungers sterben; die
andern, so dem Hunger entronnen, wird das Schwert töten.
24. Und die Toten werden hingeworfen werden, wie der Mist, und es
wird niemand sein, der sie tröste; denn die Erde wird öde gelassen
werden, und ihre Städte werden niedergeworfen werden.
25. Niemand wird übrig sein, der die Erde bebaue, und der sie besät.
26. Die Bäume werden Frucht geben, aber wer wird sie sammeln?
27. Die Traube wird reif werden, aber wer wird sie keltern? Die Orte
werden sehr verlassen sein.
28. denn es wird kein Mensch begehren einen Menschen zu sehen, oder
seine Stimme zu hören.
29. Es werden aus einer Stadt zehn übrigbleiben, und zwei vom Felde,
die sich im dichten Wald und in den Klüften der Felsen verborgen haben.
Matth. 24, 40-41.
30. Wie in einem Olivengarten und an einzelnen Bäumen drei oder vier
Oliven übrig bleiben,
31. oder wie in einem abgelesenen Weinberg etliche Trauben übrig
gelassen werden von denen, welche fleißig den Weinberg durchsuchten;
32. also werden in jenen Tagen drei oder vier übrig gelassen werden von
denen, die ihre Häuser mit dem Schwerte durchsuchen.
33. Und es wird die Erde öde gelassen werden, und ihre Äcker werden
veralten, und ihre Wege und alle ihre Pfade werden sprossen von Dornen,
weil niemand darauf wandelt.
34. Die Jungfrauen werden trauern, daß sie keine Bräutigame finden; die
Weiber werden Leid tragen, daß sie keine Männer haben; ihre Töchter
werden betrübt sein, weil sie keine Hilfe haben,
35. denn ihre Bräutigame werden im Krieg umkommen und Männer
Hungers sterben.
36. O, Ihr Knechte des Herrn! Höret dieses und erkennet es!
37. Siehe, es ist das Wort des Herrn, das nehmet an; auf daß ihr nicht
glaubet den Göttern, von denen der Herr spricht!
38. Siehe, es nahet das Unglück und säumet nicht.
39. Gleich wie, wenn ein schwangeres Weib im neunten Mond ihren
Sohn gebiert, wenn die Stunde ihrer Geburt herannaht, zwei oder drei
Stunden vorher die Schmerzen ihren Leib überfallen, und wenn das Kind
an die Geburt kommt, sie nicht einen Augenblick säumt,
40. also werden auch die Übel nicht verziehen, über die Erde zu
kommen, die Welt wird seufzen und Schmerzen werden sie rings
umgeben.
41. Höret des Herrn Wort, mein Volk, rüstet euch zum Streit, und haltet
euch im Unglück als Fremdlinge auf Erden.
42. Der, so verkauft, sei, als wenn er es verlieren werde; 1. Kor. 7, 29.
43. Der Gewerbe treibt, als der keinen Nutzen davon haben werde; wer
baut, als der nicht darinnen wohnen werde;
44. Der säet, als der, der nicht ernten werde; so auch, der einen
Weinberg beschneidet, als der ihn nicht ablesen werde.
45. Die da freien, sollen sein, als ob sie keine Söhne erzeugen werden,
und die nicht freien, als ob sie Witwer seien.
46. Deswegen arbeiten sie, so da arbeiten, vergeblich,
47. denn Fremde werden ihre Früchte einsammeln und ihr Gut rauben,
ihre Häuser zerstören und ihre Kinder gefangen nehmen, denn zu
Gefangenschaft und Hunger werden sie ihre Kinder erzeugen.
48. Und die ihr Gewerbe mit Raub treiben, wie sehr sie auch lange
schmückten ihre Städte, Häuser, Güter und Personen,
49. desto mehr werde Ich wider sie eifern um ihrer Sünden willen,
spricht der Herr.
50. Gleich wie ein wackeres und sehr gutes Weib wider eine Hure eifert;
51. also wird auch die Gerechtigkeit wider die Bosheit eifern, wenn sie
sich schmückt, und wird sie ins Angesicht anklagen, wenn Der kommen
wird, welcher denjenigen schützt, dem alle Sünden vergeben sind auf
Erden.
52. Darum stellt euch ihr nicht gleich noch ihren Werken,
53. denn es ist noch um eine kleine Zeit zu tun, so wird die Bosheit von
der Erde genommen, und die Gerechtigkeit wird dann unter euch
herrschen.
54. Der Sünder soll nicht sprechen, er habe nicht gesündigt, denn der
wird glühende Kohlen auf seinem Haupte anzünden, welcher sagt: ich
habe vor Gott, dem Herrn, und vor seiner Herrlichkeit nicht gesündigt. 1.
Joh; 1, 8.
55. Siehe, der Herr kennt alle Werke der Menschen, ihre Anschläge
und Gedanken, auch ihre Herzen.
56. Denn Er hat gesprochen: Es werde die Erde! Und sie ist geworden.
Es werde der Himmel! Und er ist geworden.
57. Durch sein Wort sind die Sterne geschaffen, und Er kennt die Zahl
der Sterne.
58. Er durchforscht den Abgrund, und seine Schätze. Er hat das Meer und
was darinnen ist, gemessen.
59. Er hat das Meer in der Mitte der Wasser zusammengeschlossen, und
durch sein Wort hat Er die Erde über den Wassern gestaltet.
60. Den Himmel hat Er wie ein Gewölbe ausgespannt, Er hat ihn über
den Wassern gegründet.
61. Er hat in die Wüste Wasserquellen gesetzt, und auf dem Gipfel der
Berge, Seen, um Ströme vom hohen Fels herabzugießen, die die Erde
tränken.
62. Er hat den Menschen gebildet, und sein Herz mitten in seinen Leib
gesetzt, auch ihm Atem, Leben und Verstand gegeben;
63. und den Odem des Allmächtigen Gottes, Der alle Dinge gemacht hat
und Der alles Verborgene in den verborgenen Tiefen der Erde ergründet.
64. Er weiß eure Anschläge, und was ihr in eurem Herzen gedenkt, so ihr sündigt und eure Sünden
verbergen wollet.
65. Deswegen hat der Herr alle eure Werke genau erforschet, und
wird euch alle offenbar machen.
66. Und ihr werdet zu Schanden, wenn eure Sünden vor den
Menschen offenbar werden; Und es werden eure Ungerechtigkeiten
als eure Ankläger dastehen an jenem Tage.
67. Was wollet ihr dann tun? Oder wie wollet ihr eure Sünden vor Gott
und seinen Engeln verbergen?
68. Siehe, Gott ist Richter! Fürchtet Ihn! Lasset ab von euren Sünden und
vergesset eure Ungerechtigkeiten, daß ihr sie nicht mehr treibet, so wird
euch Gott herausführen und von aller Trübsal befreien.
69. Denn siehe, der Grimm einer zahlreichen Menge wird über euch
entzündet, und sie werden einige von euch berauben und töten.
70. Und die ihnen zugestimmt haben, werden zum Gespött, und von
ihnen geschmäht und zertreten werden.
71. Denn es wird an vielen Orten Kampf sein und ein großer Auflauf
in den benachbarten Städten wider die, welche den Herrn fürchten.
72. Sie werden sein wie unsinnig und niemand verschonen; sie
werden wollen alle die berauben und vertilgen, so noch den Herrn
fürchten.
73. Denn sie werden verwüsten und rauben ihre Güter, und sie aus
ihren Häusern stoßen.
74. Alsdann wird sich offenbaren die Bewährung meiner
Auserwählten wie Gold, das im Feuer bewährt wird.
75. Höret, meine Geliebten, so spricht der Herr: Siehe, die Tage der
Trübsal sind vorhanden, aber ich will euch aus ihnen erretten.
76. Erschrecket nicht, zweifelt nicht, denn Gott ist euer Führer.
77. Und wer von euch meine Verordnungen und Vorschriften hält,
spricht der Herr, Gott, dem sollen seine Sünden nicht zugerechnet, noch
seiner Ungerechtigkeiten gedacht werden. Off. 20, 14-15.
78. Wehe denen, welche in ihren Sünden verstrickt, und von ihren
Ungerechtigkeiten bedeckt werden, gleichwie ein Acker vom Wald
überwuchert, und seine Saat von Dornen bedeckt wird, also daß kein
Mensch darauf wandelt! Er wird ausgetilgt und zum Fraß hingeworfen
dem Feuer.