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Kapitelinhalt 26. Kapitel: Der Saturn-Löwe Horud dient zur Jagd und zum Holzfällen. Fang der Jungen.

Originaltext 1. Auflage 1855 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text, Verseinteilung und Überschriften nach 4. Auflage 1969 Lorber-Verlag

01] Horud, also heißt dasjenige Thier, welches wir nun wieder flüchtig betrachten wollen. Welchen Rang nimmt denn dieses Horud im Saturnus ein? Blicket auf euren Löwen; was dieser ist auf der Erde, dasselbe auch ist der Horud im Saturnus. Sieht er aber auch also aus, wie euer Erdlöwe? Aus diese Frage kann weder eine gänzlich bejahende, noch ebenso wenig verneinende Antwort gegeben werden; denn dieses Thier hat so manches Aehnliche mit dem Löwen der Erde, so Manches aber auch wieder gar nicht. Die nähere Darstellung aber wird es schon ohnehin zeigen, in wie weit er verschieden ist bezüglich seiner Gestalt von der des Erdlöwen.

02] Wie sieht denn dieses Thier demnach aus? Was für's Erste seine Größe betrifft, so ist es eben so groß, als der euch schon bekannte blaue Bär; was aber die Farbe betrifft, da ist dieses Thier von mehrfacher Farbe, je nach der Verschiedenheit seiner Leibestheile. So ist sein Rücken hochroth bis nahe in die Mitte des Bauches; die Schulterblätter und die Füße, sowohl die vordern als hintern, sind blaß grün; der Bauch aber ist mehr dunkelgrün, oder, wie ihr zu sagen pflegt, üppig grasgrün. Sein Schweif ist weiß, zu Ende desselben aber pranget ein hellrother Mähnenbusch; die weiße Farbe des Schwanzes ist auf der oberen Seite durch regelmäßig rothe Flecken verziert; die Krallen an seinen Füßen sind ebenfalls weiß, an ihren Rücken aber mit einem rothen Streifchen verbrämt.

03] In so weit wir die Farbe des Thieres jetzt beschrieben haben, sieht es der übrigen Form nach völlig ähnlich einem Löwen eurer Erde; aber was den Hals und den Kopf dieses Thieres betrifft, so ist es sehr verschieden der Form nach von eurem Löwen. es giebt aber schon wieder auf der Erde kein Thier, das da hätte einen diesem Thiere ähnlichen Kopf; wie sieht denn hernach der Kopf dieses Thieres aus? + Dieses Thier hat einen nahe viereckigen Kopf, ungefähr also als da viereckig ist ein an den Kanten etwas abgerundeter Würfel. Dieser Kopfwürfel sitzt mit der einen Fläche am Halse, so zwar, daß der Hals die hintere Fläche aufnimmt, aber nicht also ganz die vordere, welche gleich einer Kinnlade über den Hals um 1/3 ihres Durchmessers hervorragt. An den beiden Seitenflächen dieses Kopfwürfels sind zwei halbkreisförmige Ohrtrichter angebracht, welche von der Fläche aus auf jeder Seite des Kopfes über eine Klafter hintanstehen und also gefärbt sind, wie ein Regenbogen in sehr hellen Farben.

04] Auf der oberen Fläche dieses Kopfwürfels befindet sich ein nahe eine halbe Klafter langes kegelartiges ganz schwarzes Horn; d. h. in der Grundfarbe ganz vollkommen schwarz, auf welcher schwarzen Fläche aber sich dennoch in einer schneckenartigen Windung regelmäßig runde Scheibchen befinden, welche aber einen sehr starken metallischen Glanz haben. Um den Fuß dieses Horns ist ein längerer Haar- oder Mähnenkranz von hellblauer Farbe also angebracht, daß dieses Horn gewisserart wie eine Säule aus selbigem hervorrragt; im Hinterhaupt und gegen den hinteren Theil, der, sich an den Hals anschließt, werden diese Haare stets länger und dichter, vorwärts gegen die Stirne aber werden sie kürzer und gekrauster.

05] An der Vorderfläche des Kopfes sind in einer verhältnißmäßigen Vertiefung zwei im Verhältnisse zum Thiere sehr große Augen sitzend, wovon jedes einen Durchmesser von einer halben Klafter nach eurem Maße hat, d. h. bloß nur das eigentliche Auge gerechnet, denn mit der Höhlung und mit den Augenwinkeln dürfte jedes Auge wohl nahe eine ganze Klafter Durchmesser haben. Die Augendeckel sind von sehr dunkelrother Farbe, über den Augendeckeln aber sind ebenfalls, so wie bei einem Menschen verhältnißmäßig große und starke Braunen angebracht, die auch also gekraust sind, wie die Haare um das schon beschriebene Horn, namentlich auf der vorderen Stirnseite.

06] Jetzt aber kommt das eigentlich Merkwürdigste von diesem Thiere, und das ist sein Mund. + Ihr werdet schon sicher öfter von einem sogenannten Vogel Greif gehört haben. Sehet, das ist unser Thier, bis auf den Abgang der Flügel fast so ziemlich; denn statt einen gewöhnlichen Rachen hat es einen ungemein starken Habichtsschnabel, welcher von ähnlicher Farbe ist, wie das Horn auf dem Haupte; nur sind die runden Flecken nicht schneckenartig, sondern reihenförmig von der Schnabelwurzel bis zur Spitze desselben in abnehmender Größe angebracht. Der obere Theil des Schnabels ist so wie bei jedem Vogel, den ihr kennt auf eurer Erde, unbeweglich; der untere Theil des Schnabels aber ist sammt der unteren Würfelfläche bis über die Gegend des Halses beweglich. Allda, wo der Schnabel aufhört, hat auch dieses Thier sehr mächtige Quetschzähne in seinem Rachen; statt der Hau- und Schneidezähne aber bedient es sich überaus vortheilhaft seines mächtig starken Schnabels, welcher nahe anderthalb Klafter über die vordere Hauptfläche hervorragt an der Wurzel aber nahe so breit ist, als die Hauptfläche selbst.

07] Dieses Thier hat auch eine überaus in's Lange dehnbare Zunge, welche ungefähr die Eigenschaft eines Rüssels hat, und kann daher das Thier mit dieser seiner Zunge verschiedene Sachen mächtig ergreifen und es hineinziehen in seinen Rachen. Die Wurzel des Schnabels ist ebenfalls mit gekrausten lichtblauen Haaren verbrämt, welche gegen den Hals zu mehr in's Grünliche übergehen.

08] Was ist aber die gewöhnliche Farbe des Kopfes? Die gewöhnliche Farbe des Kopfes ist lichtaschfarb, und unter den Augen wie auch auf der Stirne mit drei übereinander stehenden Kreisen von hochrother Farbe geziert. Was die anderen Hauptflächen betrifft, so sind nur die beiden mit den Ohren versehenen Seitenflächen sichtbar, und sind ebenfalls von aschgrauer Farbe, aber ohne weitere Verzierung; die hintere Fläche aber ist schon, wie ihr wißt, von der oberen Fläche angefangen mit langen Haaren verziert, deren blaue Farbe immer lebhafter wird, je mehr sie sich dem Halse nähert. - Der Hals ist verhältnißmäßig stark, und bis zum Kopfe gerade so lang, als der hintere Leib, d. h. von den Schultern der Vorderfüße angefangen bis zum Schweif hin, und ist durchaus mit reichlichen Mähnen von leuchtend blauer Farbe bedeckt. Also sieht unser Thier aus. -

09] Was ist denn seine Tauglichkeit, und was hat es für einen Charackter; wo ist es zu Hause, und in welchem Verhältnisse steht es zu den Saturnusbewohnern? - Diese viergliedrige Frage wollen wir ganz kurz beantworten. Dieses Thier, da es gemeiniglich sonst ganz sanfter Natur ist, wird von den Saturnusbewohnern häufig zahm gehalten, und dient ihnen durch seine Pracht und seine Arbeitsamkeit, wenn es dazu gehörig abgerichtet worden.

10] Zu welchen Arbeiten wird es denn verwendet? Gewöhnlich zur Jagd verschiedener anderer Thiere, welche kleiner und manchmal sehr schädlicher Art sind. Noch wird dieses Thier zur Schattenzeit zum Holzfällen verwendet; denn mit seinem Schnabel beißt es so dicke Aeste, namentlich von dem Pyramidenbaume, den es mit großer Leichtigkeit bis zum Gipfel erklettert, mit einem Bisse wurz ab, ja ihr müßt euch die Aeste nicht selten in der Dicke verstellen, daß sie bei euch fünf Männer kaum umfassen dürften; und ein solcher Ast ist diesem Thiere gerade also, als wann ihr in einen mürben Apfel beißen würdet.

11] Wenn es von einem Baume der Aeste in hinreichender Menge herabgerissen hat, dann zieht es auf ein gegebenes Zeichen dieselben mit seinem Schnabel erfassend auch zu den Wohnungen der Menschen, und zerbeist sie da in angegebene Stücke, welche dann unsere Saturnusbewohner alsobald zur Feuerung benutzen können, und so wird dieses Thier noch zu allerlei andern zerbeißenden und tragenden Arbeiten verwendet;

12] nur muß aber dieses Thier jung gefangen werden, wenn es also abgerichtet werden sollte, denn, wenn das Alte sich fangen ließe, so würde es nicht sich also an solche Arbeiten gewöhnen. Allein es ist da mit dem Fangen eines alten Thieres so viel als nichts zu machen; denn für's Erste flieht es im ungereizten Zustande jede menschliche Annäherung, wird es aber irgend umzingelt, so ist ihm eben nicht für die Länge der Zeit gar zu viel zu trauen; denn sobald es einmal anfängt mit seinen starken Krallen in den Boden zu graben, so ist das ein Zeichen, daß die Jäger die höchste Zeit haben, sich zu entfernen; thun sie solches nicht, so macht dieses Thier gar bald einen mächtigen Sprung um den andern, brüllt dabei, und auf wen es da stößt, dem macht es die Kraft seines Schnabels also fühlen, wie einem Baumaste; daher ziehen sich die Jäger auch alsobald zurück, wann sie das Thier in einem solchen bedenklichen Zustande erblicken.

13] Wie werden aber bei dieser Bedenklichkeit des Thieres seine Jungen gefangen? Das geschieht durch eine List; denn die Saturnusbewohner derjenigen Gegenden, wo dieses Thier zu Hause ist, wissen gar wohl, daß dasselbe ein großer Freund von berauschend geistigen Getränken ist, aber nur zu der Zeit, wenn es Junge hat; und da sowohl das Männlein, als das Weiblein, die sich nur durch die Geschlechtstheile unterscheiden. Bei dieser Gelegenheit bringen dann die Saturnusjäger in ziemlich viel innehaltenden Gefäßen solche Getränke in die Nähe, da sie wissen, wo sich ein solches Thier aushält. Da braucht es dann nicht lange zu warten, und das Thier ist schon mit vollem Appetite bei dem Köder; wann es die Gefäße geleert hat, kehret es sich ganz sanft wieder um, und geht zur Stelle, da seine Jungen sind, deren dieses Thier gewöhnlich zwei, drei bis vier zur Welt bringt. Hat es nun diese Stelle erreicht, dann legt es sich alsobald nieder und schläft also fest ein, daß es vom Raube seiner Kinder nichts merket; die Kinder werden da in die Wohnungen der Menschen gebracht und für ihre Tauglichkeit abgerichtet. Die alten aber werden zur ferneren Fortpflanzung am Leben erhalten.

14] Sehet, das ist das Ganze unseres nun bekannt gegebenen Thieres; nur wißt ihr noch nicht, wo es zu Hause ist. es wohnet nur allein in den südlichen Gegenden des Saturnus, und daselbst nur in denjenigen Continentländern, welche sich nicht über den 45. Grad der südlichen Breite ausdehnen; denn da dieses Thier nur die Meeresgegenden liebt, so ist es auch nur daselbst zu Hause, wo das Land nicht den besagten Grad übersteigt, wo es dann auch die diesem Thiere zusagende hinreichende Wärme hat, übersteigt aber das Land bedeutend besagten Grad, so wird es natürlicher Weise auch kälter daselbst, wo es mit dem Meere zusammenstößt, aus welchem Grunde es dann für dieses Thier durchaus nicht mehr taugt;

15] denn dieses Thier hat den eigenen Instinkt, daß es weder westlich noch östlich ein Land bewohnen will, sondern nur allein die südliche Mitte. Befindet sich diese im gerechten Verhältnisse, so lebet auch dieses Thier in einem solchen Lande, ist aber dieses Verhältniß nicht da, so kommt es auch in einem solchen Lande ganz und gar nicht fort, und läßt sich auch nicht erhalten; daher dieses Thier auch nie im Innern eines Landes gesehen wird, und wird es manchmal aus Seltenheit dahin gebracht, so geht es auch in kurzer Zeit sicher zu Grunde.

16] Nun habt ihr ganz vollkommen alles Denkwürdige von diesem Thiere, und somit auch wollen wir uns wieder zu einem anderen, nur diesem Planeten allein eigenthümlichen Thiere wenden.

01] Horud heißt dasjenige Tier, welches wir nunmehr flüchtig betrachten wollen. Welchen Rang nimmt dieser Horud im Saturn ein? Blicket auf euren Löwen; was dieser auf der Erde ist, dasselbe ist auch der Horud im Saturn. Sieht er aber auch so aus wie euer Erd-Löwe? Auf diese Frage kann weder eine gänzlich bejahende noch eine verneinende Antwort gegeben werden. Dieses Tier hat so manches Ähnliche mit dem Löwen der Erde, so manches aber auch wieder gar nicht. Die nähere Darstellung wird es schon ohnehin zeigen, inwieweit er bezüglich seiner Gestalt von der des Erd-Löwen verschieden ist.

02] Wie sieht dieses Tier demnach aus? Was seine Größe betrifft, so ist es eben so groß wie der euch schon bekannte Blaue Bär. Was aber die Farbe betrifft, so ist diese mehrfacher Art, je nach der Verschiedenheit seiner Leibesteile. So ist sein Rücken hochrot bis nahe in die Mitte des Bauches. Die Schulterblätter und die Füße, sowohl die vordern als hintern, sind blaßgrün. Der Bauch aber ist mehr dunkelgrün oder, wie ihr zu sagen pflegt, üppig grasgrün. Sein Schweif ist weiß, zu Ende desselben aber prangt ein hellroter Mähnenbusch. Die weiße Farbe des Schwanzes ist auf der oberen Seite durch regelmäßige rote Flecken verziert. Die Krallen an seinen Füßen sind ebenfalls weiß, an ihrem Rücken aber mit einem roten Streifchen verbrämt.

03] Abgesehen von der Farbe, die wir jetzt beschrieben haben, sieht der Horud der übrigen Form nach völlig einem Löwen eurer Erde gleich. Aber was den Hals und den Kopf des Tieres betrifft, so sind sie der Form nach von eurem Löwen sehr verschieden. Es gibt auf der Erde schon wieder kein Tier, das einen ähnlichen Kopf hat. Dieses Tier hat einen nahe viereckigen Kopf, ungefähr so wie ein an den Kanten etwas abgerundeter Würfel. Dieser Kopfwürfel sitzt mit der einen Fläche am Halse, so zwar, daß der Hals die hintere Fläche aufnimmt, aber nicht die vordere, welche gleich einer Kinnlade über den Hals um ein Drittel ihres Durchmessers hervorragt. An den beiden Seitenflächen dieses Kopfwürfels sind zwei halbkreisförmige Ohrtrichter angebracht, welche von der Fläche aus auf jeder Seite des Kopfes über eine Klafter hintanstehen und so gefärbt sind wie ein Regenbogen in sehr hellen Farben.

04] Auf der oberen Fläche dieses Kopfwürfels befindet sich ein nahe eine halbe Klafter langes, kegelartiges, ganz schwarzes Horn. Das heißt, in der Grundfarbe ist dieses Horn ganz vollkommen schwarz; auf seiner schwarzen Fläche aber befinden sich in einer schneckenartigen Windung regelmäßig runde, rötliche Scheibchen, welche einen sehr starken metallischen Glanz haben. Um den Fuß dieses Horns ist ein längerer Haar- oder Mähnenkranz von hellblauer Farbe so angebracht, daß das Horn gleichsam ,wie in einem Becken zu sitzen scheint. Gegen das Hinterhaupt und den hinteren Teil, der sich an den Hals anschließt, werden diese Haare stets länger und dichter; vorwärts gegen die Stirne aber werden sie kürzer und gekrauster.

05] An der Vorderfläche des Kopfes sitzen in einer Vertiefung zwei im Verhältnis zum Tier sehr große Augen, wovon jedes einen Durchmesser von einer halben Klafter nach eurem Maße hat, das heißt, nur das eigentliche Auge gerechnet; denn mit der Höhlung und den Augenwinkeln dürfte jedes Auge wohl nahe eine ganze Klafter im Durchmesser haben. Die Augendeckel sind von sehr dunkelroter Farbe, darüber sind, wie bei einem Menschen, verhältnismäßig große und starke Brauen angebracht, die ebenfalls so gekraust sind wie die Haare um das schon beschriebene Horn, namentlich auf der vorderen Stirnseite.

06] Jetzt aber kommt das eigentlich Merwürdigste von diesem Tier, und das ist sein Mund. Ihr werdet schon sicher öfter von einem sogenannten Vogel »Greif« gehört haben. Sehet, das ist unser Tier (bis auf das Fehlen der Flügel) so ziemlich. Denn statt eines gewöhnlichen Rachens hat es einen ungemein starken Habichtschnabel, welcher von ähnlicher Farbe ist wie das Horn auf dem Haupte; nur sind die runden Flecken nicht schneckenartig, sondern reihenförmig von der Wurzel bis zur Spitze des Schnabels in abnehmender Größe angebracht. Der obere Teil des Schnabels ist so wie bei jedem Vogel, den ihr auf eurer Erde kennt, unbeweglich. Der untere Teil des Schnabels aber ist samt der unteren Würfelfläche bis über die Gegend des Halses beweglich. Da, wo der Schnabel aufhört, hat dieses Tier sehr mächtige Quetschzähne in seinem Rachen. Statt der Hau- und Schneidezähne aber bedient es sich überaus vorteilhaft seines mächtig starken Schnabels, welcher nahe anderthalb Klafter über die vordere Hauptfläche hervorragt, an der Wurzel aber nahe so breit ist wie die Hauptfläche selbst.

07] Der Horud hat auch eine in die Länge überaus dehnbare Zunge, welche ungefähr die Eigenschaft eines Rüssels hat. Und daher kann das Tier mit dieser seiner Zunge verschiedene Sachen machtvoll ergreifen und in seinen Rachen hineinziehen. Die Wurzel des Schnabels ist ebenfalls mit gekrausten lichtblauen Haaren versehen, welche gegen den Hals zu mehr ins Grünliche übergehen.

08] Was ist aber die gewöhnliche Farbe des Kopfes? Der Kopf ist licht-aschfarben und unter den Augen wie auch auf der Stirne mit drei übereinanderstehenden Kreisen von hochroter Farbe geziert. Was die andern Teile betrifft, so sind nur die beiden mit den Ohren versehenen Seitenflächen sichtbar und ebenfalls von aschgrauer Farbe, aber ohne weitere Verzierung. Die hintere Fläche aber ist, wie ihr schon wißt, von der oberen Fläche angefangen, mit langen Haaren geschmückt, deren blaue Farbe immer lebhafter wird, je mehr sie sich dem Halse nähert. Der Hals ist verhältnismäßig stark und bis zum Kopf gerade so lang wie der hintere Leib (d.h. von den Schultern der Vorderfüße angefangen bis zum Schweife hin) und ist durchaus mit reichlichen Mähnen von leuchtendblauer Farbe bedeckt. So sieht unser Tier also aus.

09] Was ist denn seine Tauglichkeit? Und was hat es für einen Charakter? Wo ist es zu Hause? Und in welchem Verhältnis steht es zu den Saturnbewohnern? Diese viergliedrige Frage wollen wir ganz kurz beantworten. Da der Horud gewöhnlich ganz sanfter Natur ist, wird er von den Saturnbewohnern häufig zahm gehalten und erfreut sie durch seine Pracht sowie durch seine Arbeitsamkeit, wenn er dazu gehörig abgerichtet worden ist.

10] Zu welchen Arbeiten wird er denn verwendet? Gewöhnlich zur Jagd auf verschiedene andere Tiere, welche kleiner und manchmal sehr schädlicher Art sind. Auch wird dieses Tier zur Schattenzeit zum Holzfällen verwendet; denn mit seinem Schnabel beißt es die Äste, namentlich vom Pyramidenbaum, den es mit großer Leichtigkeit bis zum Gipfel erklettert, mit einem Bisse ab, und ihr müßt euch die Aste nicht selten in einer Dicke vorstellen, daß sie bei euch fünf Männer kaum umfassen dürften. Ein solcher Ast ist diesem Tiere geradeso, wie wenn ihr in einen mürben Apfel beißen würdet.

11] Wenn es von einem Baum in hinreichender Menge Äste herabgebissen hat, dann zieht es auf ein gegebenes Zeichen, dieselben mit seinem Schnabel erfassend, auch zu den Wohnungen der Menschen und zerbeißt sie da in angegebene Stücke, welche dann unsere Saturnbewohner alsbald zur Feuerung benützen können. Und so wird dieses Tier noch zu allerlei andern Arbeiten des Zerbeißens und Tragens verwendet.

12] Nur muß dieses Tier jung gefangen werden, wenn es so abgerichtet werden soll. Denn wenn das Alte sich fangen ließe, würde es sich nicht an solche Arbeiten gewöhnen. Allein es ist da mit dem Fangen eines alten Tieres überhaupt so viel wie nichts zu machen; denn in ungereiztem Zustand flieht es jede menschliche Annäherung, wird es aber umzingelt, so ist ihm für die Länge der Zeit nicht zu trauen. Denn sobald es einmal anfängt mit seinen starken Krallen in den Boden zu graben, ist das ein Zeichen, daß für die Jäger höchste Zeit ist, sich zu entfernen. Tun sie solches nicht, so macht dieses Tier gar bald einen mächtigen Sprung um den andern, brüllt dabei, und auf wen es da stößt, den läßt es die Kraft seines Schnabels fühlen wie sonst einen Baumast. Daher ziehen sich die Jäger auch alsbald zurück, wenn sie das Tier in einem solch bedenklichen Zustand erblicken.

13] Wie werden aber bei dieser Gefährlichkeit des Horud seine Jungen gefangen? Das geschieht durch eine List. Denn die Saturnbewohner derjenigen Gegenden, wo dieses Tier zu Hause ist, wissen gar wohl, daß dasselbe ein großer Freund von berauschenden geistigen Getränken ist. Dies aber nur zu der Zeit, wenn es Junge hat, und zwar sowohl das Männlein als auch das Weiblein, die sich nur durch die Geschlechtsmerkmale unterscheiden. Bei der Gelegenheit bringen die Saturnjäger in ziemlich geräumigen Gefäßen solche Getränke in die Nähe, wo sich ein solches Tier aufhält. Da braucht man dann nicht lange zu warten und das Tier ist schon mit vollem Appetit bei dem Köder. Wenn es die Gefäße geleert hat, kehrt es ganz sanft wieder um und geht zur Stelle, wo seine Jungen sind, deren dieses Tier gewöhnlich zwei, drei bis vier zur Welt bringt. Hat es diese Stelle erreicht, legt es sich alsbald nieder und schläft so fest ein, daß es vom Raube seiner Kinder nichts merkt. Die Jungen werden dann in die Wohnungen der Menschen gebracht und zu ihrer Verwendbarkeit abgerichtet. Die alten aber werden zur ferneren Fortpflanzung am Leben gelassen.

14] Sehet, das ist das Ganze unseres nun bekanntgemachten Tieres nur wißt ihr noch nicht, wo es zu Hause ist. Es wohnt allein in den südlichen Gegenden des Saturn und daselbst nur in denjenigen Kontinentländern, welche sich nicht über den 45. Grad der südlichen Breite ausdehnen. Da dieses Tier die Meeresgegenden liebt, ist es auch nur da zu Hause, wo das Land den besagten Grad nicht übersteigt, wo es die diesem Tiere zusagende hinreichende Wärme gibt. Überragt das Land bedeutend den genannten Grad, so wird es natürlich auch kälter, besonders wo es mit dem Meer zusammenstößt, aus welchem Grunde es dann für dieses Tier durchaus nicht mehr taugt.

15] Unser Tier hat den besonderen Instinkt, daß es weder den Westen noch Osten eines Landes bewohnen will, sondern nur allein die südliche Mitte. Befindet sich diese in ausreichender Größe, so lebt es auch in einem solchen Land. Ist aber dieses Verhältnis nicht da, so kommt es in einem solchen Land nicht fort und läßt sich dort auch nicht erhalten. Daher wird dieses Tier auch nie im Innern eines Landes gesehen. Und wird es manchmal als Seltenheit dahin gebracht, so geht es in kurzer Zeit sicher zugrunde.

16] Nun habt ihr alles Denkwürdige von diesem Tier. Und somit wollen wir uns wieder zu einem anderen, nur diesem Planeten allein eigentümlichen Tier wenden.

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