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Kapitelinhalt 201. Kapitel: Der Steuereinnehmer wird von Jesus aufgenommen und belehrt, der Sergeant zurückgewiesen. Missionsgang des Paulus ins Haus 'Zum guten Hirten'.

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag
Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] Rede Ich: „O ja, das thun wir recht gerne! was in unsern Kräften steht, das werden wir auch sicher thun; nur mußt auch du dann deinen Theil zu verrichten nicht unterlassen! Bleibe also deinem Wunsche nach bei uns, und gebe auf Alles acht, was wir reden und thun werden, und thue das, was dir gut dünken wird, und du wirst auf diese Art bald ins Klare kommen."

02] Hier tritt auch unser Serschant vor, und fragt: „Freund! darf auch ich bleiben? denn ich habe mich auch eines etwas Bessern besonnen!" - Sage zu ihm: „Du bist wie ein Fuchs, und trauest dir viel zu; aber es wird nicht ein Jeder angenommen, der da kommt, und sagt: Freund, auch ich will bei dir bleiben! Der bei Mir bleiben will, der muß eines reineren Herzens sein denn du! Hast du doch nie an Christum geglaubt, wie möchtest du nun Dem folgen, Den du für einen verschmitzten Jesuiten hältst? Wir werden uns wohl noch einmal wo sehen, aber für jetzt wäre es für dich und dein Erkenntniß noch zu früh; daher gehe du nur wieder auf deinen K. K. Posten zurück, und gebe zuerst dem Kaiser das Seine, und sehe, wie du dann Gott das Seine geben wirst! Es stehet aber geschrieben: Zu der Zeit aber werden Zwei in einer Mühle sein, der Eine wird angenommen, und der Andere belassen werden; und Zwei werden auf dem Felde sein, der Eine wird angenommen, und der Andere am Felde belassen werden. Du wardst geladen, und fandst es nicht der Mühe Werth, der Einladung zu folgen; darum werden die an den Straßen und Zäunen eher zu Mir kommen, und ein Gastmahl halten mit Mir, denn die zuerst Geladenen."

03] Spricht der Serschant: „Bei der Sprach' wird's einem ehrlichen Menschen ohnehin übel, und somit Gott befohlen!" - Hier geht der Serschant wieder auf seinen Posten zurück, natürlich schimpfend.

04] Der Verz.-St.-Einnehmer aber sagt: „Das hätt' ich von diesem Menschen nicht geglaubet, daß er so widerchristlicher Art wäre. Es ist wohl schwer, Christum für den allmächtigen Gott anzunehmen, da man unter dem Begriffe Gott etwas zu unendlich Großes und heiligst Erhabenstes sich vorstellet; während Christus doch nur ganz vollkommen ein Mensch war, so wie ein jedweder andere Mensch, nur mit dem Unterschiede, daß Er mit dem Geiste Gottes sehr erfüllt war; mehr noch denn ein Moses, Samuel, Elias und noch eine Menge andere Profeten. Aber Christum ganz zu verwerfen, ihm nicht einmal die Würde eines Weisen, Der Er doch sicherst war, zukommen zu lassen, das ist etwas zu stark!"

05] Sage Ich: „Gut, gut, was aber hältst du von Christo?" - Spricht der Annehmer: „O, ich halte Ihn so lange für das höchste Gottwesen, als bis sich nicht irgend ein anderer größerer, besserer und vollkommenerer Gott wird auffinden lassen. Denn mit einem Gotte, Der zu endlos großen Wesens ist, und den daher auch nie ein geschaffenes endliches Wesen erschauen wird können, ist mir wahrlich wenig gedient. Christus ja, der ist mir schon recht; aber irgendwo ein unendlich großer Gott Vater, oder ein noch unbegreiflicher heiliger Geist können von mir aus sein wie sie wollen, mich werden sie nie scheniren. Ich halte mich einmal an Christum; das andere wird dann schon Er machen!"

06] Sage Ich: „Nun recht, recht so; halte dich nur recht an Ihn, so fest als dir nur immer möglich; alles Andere wird sich dann schon von selbst finden und machen lassen. Nun aber kommt Petrus aus dem Hause; wir wollen hören, welche Effekte er darinnen zuwege gebracht hat." - Spricht Petr.: „Herr, wahrlich, da sieht es schlimm aus; ohne Gericht wird sich da wenig bezwecken lassen! Denn da giebt es eine Verstocktheit, eine Blindheit und einen Wahn, der selbst in Sodom und Gomorrha kaum anzutreffen gewesen sein möchte, als Du, o Herr, sie mit Schwefel vom Himmel vernichtet hast. Wäre ich angreifbar, wahrlich diese Brut da drin hätte mich in die kleinsten Stücke zerrissen. Herr, die Kranken bedürfen eines kuriosen Arztes, und einer eben so kuriosen Medizin."

07] Sage Ich: „Nun, gut denn, so lassen wir sie, aufdringen werden wir uns Niemanden; und so ziehen wir weiter!" - Spricht Robert: „O Wien, o Wien! auch du hast gerichtet, die zu dir gesandt waren; der Herr vergebe es dir! Ich werde keine Rache je an dir nehmen; aber da du des Herrn vergessen willst, da du dich mächtig wähnest durch die Gewalt deiner Wehrmänner und ihrer Waffen, so wirst du sehr gewaltig heimgesucht werden. Du magst den Herrn nicht annehmen, so Er dich heimsucht, und dich heilen will; darum aber wird eine große Trübsal über dich kommen, und eine große Noth und Schmach; und du wirst dann rufen: Herr, Herr, helfe mir! Aber der Herr wird verziehen, und die Hilfe wird dir zu spät werden." - Rede Ich: „Ja, ja, du sollst recht haben! Ich will hier auf diesem Wege nicht vorsehen, sondern es nehmen, wie wir's hier finden werden; aber solle uns allenthalben ein solcher Empfang werden, dann Robert sollst du vollends recht haben." (Am 8. Juni 1850)

08] Wir begeben uns nun weiter, und kommen bald wieder zu einem Hause, wo an der Außenmauer ein guter Hirte aufgemalet ist, und die Helena sagt: „Herr! sieh', hier heißt es zum guten Hirten; unter solch einem guten Aushängeschild dürften vielleicht etwas bessere Geister hausen!" - Sage Ich: „Ich will nicht vorsehen, gehet aber hinein, und erforschet es!" - Spr. der Einnehmer: „Meines schwachen Wissens hat dieß nie noch etwas Besonderes beherberget; ich meine, das wird noch schlechter bestellet sein als das frühere." - Spr. Robert: „Einen Versuch können wir ja wagen, was kann uns geschehen?"

09] Sagt Johannes: „So ihr wollt, will ich das Haus betreten." - Sagt Paulus: „Bruder im Herrn! mit Heiden kann ich am wirksamsten umgehen; daher lasse mich hier einen Versuch machen; denn du, mein geliebtester Bruder, bist viel zu sanft gegenüber solchen Wesen, und würdest auch wenig ausrichten; ich aber bin etwas barsch und ernst, und verlange, wo du zu bitten pflegest. So hier noch was zu richten ist, da werde ich sicher nicht leer ausgehen. Richte ich aber nichts, so werdet ihr, du und Petrus, auch nichts ausrichten." - Spricht Johs.: „Lieber Bruder im Herrn! sehr gerne gönne ich dir dieß Geschäfte im Hause Roberts; aber ich meine, daß hier auch deine Schritte vergeblich sein werden; denn wo die Liebe leer ausgeht, da geht der Ernst noch leerer aus."

01] Rede Ich: "O ja, das tun wir recht gerne! Was in unsern Kräften steht, das werden wir auch sicher tun. Nur mußt auch du dann deinen Teil zu verrichten nicht unterlassen! Bleibe also deinem Wunsche nach bei uns und gib auf alles acht, was wir reden und tun werden. Und tue (du auch) das, was dir gut dünken wird, und du wirst auf diese Art bald ins klare kommen!"

02] Hier tritt auch unser Sergeant vor und fragt: "Freund, darf auch ich bleiben? Denn ich habe mich auch eines etwas Besseres besonnen!" - Sage Ich zu ihm: "Du bist wie ein Fuchs und traust dir viel zu! Aber es wird nicht ein jeder angenommen, der da kommt und fagt: "Freund, auch ich will bei dir bleiben!« - Wer bei Mir bleiben will, der muß einem reineren Herzens sein als du! Hast du doch nie an Christum geglaubt, wie möchtest du nun Dem folgen, den du für einen verschmitzten Jesuiten hältst? Wir werden uns wohl noch einmal wo sehen, aber für jetzt wäre es für dich und deine Erkenntnis noch zu früh. Daher gehe du nur wieder auf deinen k. k. Posten zurück und gebe zuerst dem Kaiser das Seine und sehe, wie du dann Gott das Seine geben wirst! Es stehet aber geschrieben: »Zu der Zeit werden zwei in einer Mühle sein, der eine wird angenommen und der andere belassen werden. Und zwei werden auf dem Felde sein, der eine wird angenommen und der andere auf dem Felde belassen werden!« - Du wurdest geladen und fandest es nicht der Mühe wert, der Einladung zu folgen. Darum werden die an den Straßen und Zäunen eher zu Mir kommen und ein Gastmahl mit Mir halten, als die zuerst Geladenen."

03] Spricht der Sergeant: "Bei der Sprache wird's einem ehrlichen Menschen ohnehin übel, und somit Gott befohlen!" - Hier geht der Sergeant wieder auf seinen Posten zurück, natürlich schimpfend.

04] Der Steuereinnehmer aber sagt: "Das hätte ich von diesem Menschen nicht geglaubt, daß er so widerchristlicher Art wäre! Es ist wohl schwer, Christum als den allmächtigen Gott anzunehmen, da man unter dem Begriffe Gott etwas zu unendlich Großes und heiligst Erhabenes sich vorstellt; während Christus doch nur ganz vollkommen ein Mensch war, so wie ein jedweder andere Mensch - nur mit dem Unterschiede, daß Er mit dem Geiste Gottes sehr erfüllt war, mehr noch als ein Moses, Samuel, Elias und noch eine Menge anderer Propheten. Aber Christum ganz zu verwerfen, Ihm nicht einmal die Würde eines Weisen, der Er doch sicher war, zukommen zu lassen, das ist etwas zu stark!"

05] Sage Ich: "Gut, gut, was aber hältst du von Christo?" - Spricht der Steuereinnehmer: "Oh, ich halte Ihn so lange für das höchste Gottwesen, als bis sich nicht irgendein anderer größerer, besserer und vollkommenerer Gott wird auffinden lassen. Denn mit einem Gotte, der zu endlos großen Wesens ist und den daher auch ein geschaffenes, endliches Wesen nie wird erschauen können, ist mir wahrlich wenig gedient. Christus ja, der ist mir schon recht! Aber irgendwo ein unendlich großer Gott-Vater oder ein noch unbegreiflicherer Heiliger Geist können von mir aus sein, wie sie wollen - mich werden sie nie genieren. Ich halte mich einmal an Christum, das andere wird dann schon Er machen!"

06] Sage Ich: "Nun recht, recht so! Halte dich nur recht an Ihn, so fest als dir nur immer möglich! Alles andere wird sich dann schon von selbst finden und machen lassen! Nun aber kommt Petrus aus dem Hause. Wir wollen hören, welche Ergebnisse er darinnen zuwege gebracht hat." Spricht Petrus: "Herr, wahrlich, da sieht es schlimm aus! Ohne Gericht wird sich da wenig bezwecken lassen! Denn da gibt es eine Verstocktheit, eine Blindheit und einen Wahn, der selbst in Sodom und Gomorra kaum anzutreffen gewesen sein möchte, als Du, o Herr, diese Städte mit Schwefel vom Himmel vernichtet hast? - Wäre ich angreifbar, wahrlich diese Brut da drinnen hätte mich in die kleinsten Stücke zerrissen! Herr, diese Kranken bedürfen eines kuriosen Arztes und einer ebenso kuriosen Medizin!"

07] Sage Ich: "Nun gut denn, so lassen wir sie! Aufdringen werden wir uns niemanden, und so ziehen wir weiter!" Spricht Robert: "O Wien, o Wien! Auch du hast gerichtet, die zu dir gesandt waren! Der Herr vergebe es dir! Ich werde keine Rache je an dir nehmen, aber da du des Herrn vergessen willst, da du dich mächtig wähnest durch die Gewalt deiner Wehrmänner und ihrer Waffen, so wirst du sehr gewaltig heimgesucht werden! Du magst den Herrn nicht annehmen, so Er dich heimsucht und dich heilen will. Darum aber wird eine große Trübsal über dich kommen und eine große Not und Schmach! Und du wirst dann rufen: »Herr, Herr, hilf mir!« Aber der Herr wird verziehen, und die Hilfe wird dir zu spät werden!" Rede Ich: "Ja, ja, du sollst recht haben! Ich will hier auf diesem Wege nicht voraussehen, sondern es nehmen, wie wir's finden werden. Aber sollte uns allenthalben ein solcher Empfang werden, dann, Robert, sollst du völlig recht haben!"

08] Wir begeben uns nun weiter und kommen bald wieder zu einem Hause, wo an der Außenmauer ein ,guter Hirte' aufgemalt ist.- Und die Helena sagt: "Herr, sieh, hier heißt es ,Zum guten Hirten'! Unter solch einem guten Aushängeschild dürften vielleicht etwas bessere Geister hausen!" - Sage Ich: "Ich will nicht vorhersehen. Gehet aber hinein und erforschet es!" - Spricht der Steuereinnehmer: "Meines schwachen Wissens hat dies Haus nie noch etwas besonderes beherbergt. Ich meine, das wird noch schlechter bestellt sein als das frühere." - Spricht Robert: "Einen Versuch können wir ja wagen, was kann uns geschehen?"

09] Sagt Johannes: "So ihr wollt, will ich das Haus betreten." - Sagt Paulus: "Bruder im Herrn, mit Heiden kann ich am wirksamsten umgehen; daher lasse mich hier einen Versuch machen! Denn du, mein geliebtester Bruder, bist viel zu sanft gegenüber solchen Wesen und würdest auch wenig ausrichten. Ich aber bin etwas barsch und ernst und verlange, wo du zu bitten pflegest, so hier noch was zu richten ist, da werde ich sicher nicht leer ausgehen. Richte ich aber nichts, so werdet ihr, du und Petrus, auch nichts ausrichten." - Spricht Johannes: "Lieber Bruder im Herrn! Sehr gerne gönne ich dir dies Geschäft im Hause Roberts. Aber ich meine, daß hier auch deine Schritte vergeblich sein werden. Denn wo die Liebe leer ausgeht, da geht der Ernst noch leerer aus!"

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