Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 304


45] Ich meine, aus dem bisher Gesagten dürfte ein jeder, der dies mit nur etwas mehr Aufmerksamkeit als etwa einen alten Roman vom Prinzen Piripinker durchgelesen hat, mit Händen zu greifen imstande sein, daß bei dieser ernsten Sache das allgemeine Experimentieren von durchaus schlechten Folgen begleitet sein muß, sowohl für den Leib bei manchem, wie nahe bei allen für Seele und Geist.

46] Denn was der Mensch nicht versteht, das soll er ruhen lassen wenigstens so lange hin, bis er sich in der Sache die hinreichenden Kenntnisse verschafft hat. Sonst muß es ihm notwendig so ergehen, als wenn ein Landmann in eine Apotheke ginge und sich vornähme, nach einem vorliegenden Rezept in abgekürztem, oft kaum leserlichem Latein für den kranken Kunden eine Medizin zusammenzumischen, was sicher schwer gehen würde. Welchen Nutzen aber dann eine solche aus den nächstbesten Flaschen in ein Medizinfläschchen zusammengemengte Arznei erst für den Kranken hätte, läßt sich hoffentlich leicht begreifen.

47] Wie aber nur der wohlunterrichtete Apotheker es versteht, was da nach dem vorliegenden Rezept dem Kranken für eine Arznei zu bereiten ist, also soll denn auch in dieser gar eigens wichtigen Sache, durch die im Grunde des Grundes nun eine Brücke zwischen der Sinnen- und Geisterwelt bewerkstelligt werden soll, sich kein Laie aus einer bloßen albernen wundersüchtigen Neugierde einfallen lassen, Experimente zu bewerkstelligen, wozu ihm die Grundelemente noch fremder sind, als einem Astronomen ein Komet, der erst etwa nach tausend Jahren dieser Erde zum ersten Male sichtbar wird.

48] Aber Sachkundige und ernstlich vom besten, nach Wahrheit und Licht dünstenden Willen Belebte sollen darum die Experimente mit allem Fleiße durchführen und nicht ruhen, bis sich ihnen nicht nur der Vorhof, sondern auch der ganze Tempel des Lichtes aufgetan hat, um bei einem künftigen Experimentieren jedesmal auf sichere Resultate und auf die Fülle der Wahrheit - zum Besten der Menschheit - rechnen zu können; dann werden sie dadurch auch aller Welt geistig und auch physisch einen unberechenbaren Nutzen verschaffen.

49] Denn in der tot scheinenden Materie schlummern nun noch ganz wunderbare Kräfte, zu deren Kenntnis die Welt nur auf diesem Wege gelangen kann und auf keinem anderen.
Aber guter Ernst! - Was nützt auch all dies Mein Diktieren und Schreiben? Werden es die Menschen befolgen? Oh, sicher kaum; denn wo man die Nacht will in einem Gemache, da verschließt man die Fenster und der Sonne Strahlen mögen da noch so mächtig auf des Hauses Außenwände fallen und auf die dicht verschlossenen Fensterläden, so wird es im Gemache dennoch finster bleiben, und die Ratten und Mäuse können darin ihre Mahlzeit halten. Wenn es dem Menschen nur ums nächtliche Naschen und Nagen zu tun ist, dann haben sie auch vollkommen recht, das wahre Tageslicht von den Gemächern hintanzuhalten; denn in der Nacht der Seele begeht man leichter und mit viel ruhigerem Gewissen eine Todsünde um die andere, als am hellen Tage im Angesichts der Menschen.



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