(jl.ev08.020,07) (Jesus:) »... Daß die Sache des Judentums nun auf so unbeschreibbar schlechten Füßen steht, ist eine notwendige Folge davon, daß die Menschen aus Meinen freiest gegebenen Ratschlägen Mußgesetze (Zwangsgesetze, d. Hg.) gemacht haben. Wie verträgt sich aber ein Mußgesetz mit dem freiesten Willen und mit dem ebenso freien und durch nichts beschränkten Verstande der Menschen?
(jl.ev08.020,08) Der freie Wille des Menschen wird eine helle Erleuchtung seines Verstandes sicher gern und stets mit dem größten Dank als eine Gnade von oben annehmen; aber ein strenges Mußgesetz wird er in seinem Willen und Gemüte verfluchen. Darum ist ein jeder Mensch, der unter einem Gesetze mit Muß steht, so gut wie gleichfort gerichtet und somit auch wie verflucht.
(jl.ev08.020,09) Wer sonach den Menschen Mußgesetze in Meinem Namen geben wird, der wird ihnen anstatt Meines Segens nur das harte Joch und die schwere Bürde des Fluches geben und sie zu neuen Sklaven der Sünde und des Gerichts machen.
(jl.ev08.020,10) Darum gehe eure Sorge bei der Weiterverbreitung (Meiner Gebote) vor allem darauf hin, daß ihr ihnen damit kein neues und schwer zu tragendes Joch auf den Nacken bürdet, sondern daß ihr sie dadurch von dem alten frei machet!
(jl.ev08.020,11) Wenn der Mensch mit freiem Gemüte die lichte Wahrheit Meiner Lehre und Meines besten väterlichen Willens erkennen und einsehen wird, so wird er sich dann schon selbst mit seinem freien Willen ein auch freies Mußgesetz daraus machen und wird frei danach handeln, und das auch allein nur wird ihm zur wahren Wohlfahrt der Seele gereichen, aber ein ihm gegebenes Mußgesetz schwerlich je oder auch gar niemals, und das darum, weil erstens ein Mußgesetz für den freien Willen eines Menschen ganz wider Meine göttliche Ordnung ist und den Menschen nur verfinstert und nie erleuchtet, und zweitens, weil mit dem Mußgesetz sich die Gesetzverkünder sogleich eine höhere, nur ihnen zukommende Gewalt anmaßen, darum bald stolz, hochmütig und herrschsüchtig werden und zu den als rein göttlich pronunzierten (ausgesprochenen) Satzungen auch aus einer angemaßten göttlichen Gewaltsinnehabung, vor der ihre Gläubigen oft mehr als vor Gott Selbst zittern und beben müssen, eigene arge Satzungen als göttlichen und ihnen neu geoffenbarten Willen hinzufügen und auf deren Beachtung stets ein viel größeres Gewicht legen als auf die Beachtung der rein göttlichen Gebote.
(jl.ev08.020,12) Daraus aber geht dann hervor finsterer Aberglaube, Abgötterei, Haß gegen Andersgläubige, Verfolgung, Mord und die verheerendsten Kriege. Die Menschen begründen sich dabei mit allerlei finsterem Unsinn, daß sie am Ende der Meinung und des Glaubens werden, Gott einen angenehmen Dienst zu erweisen, wenn sie an ihren andersgläubigen Nebenmenschen die größten Frevel und Missetaten begehen. Und daran schulden allein die Mußgesetzgeber!«
(jl.ev03.177,05) (Jesus:) »Niemand wird von Meiner Lehre sagen können, daß sie nur irgend etwas Unnatürliches, Unbilliges und Unmögliches verlange; und doch werden sich mit der Zeit solche Härten und Unausführbarkeiten einstellen, die dem ganzen Umfange nach kein Mensch wird zu beachten imstande sein (Der Umfang der kath. Dogmatik und des Kirchenrechts sind beredte Beispiele hierfür, d. Hg.).
(jl.ev03.177,06) Man wird da im übertriebenen Eifer Menschen zu Hunderttausenden hinschlachten (s. Inquisition, Kreuzzüge, d. Hg.), ärger denn die wildesten Waldbestien, und wird der Meinung sein, Gott einen äußerst angenehmen Dienst zu erweisen.«
(jl.ev05.128,06) (Schrifterklärung Jesu:) »Was aber den alten 'Libanon' mit seinen Zedern betrifft, so stellt er dar die Schrift von Moses bis auf diese Zeiten her. Sie besteht wohl noch, aber ihre Bilder sind alt und morsch geworden gleich den früher so herrlichen Zedern, aus denen der alte Tempel zu Jerusalem, zuallermeist innerlich, ist erbaut worden, und aus deren Holze schon lange früher die wunderbare Arche des Bundes ist erbaut worden.
(jl.ev05.128,07) Die 'Zedern' bezeichnen sonach die Worte und die Gesetze in der Schrift. Einst, als die Zedern auf dem Libanon noch jung und kräftig waren, schafften sie viel Nutzen den Menschen, und ein Richter Samuel konnte wahrhaft beten unter ihren Ästen. Aber die irdische Gewinnsucht der Menschen hat den schönen Libanon nahe ganz entzedert, und es wuchs an der alten und vollgesunden Zedern Stelle nur zu bald allerlei wildes Gesträuch, und selbst die alten, noch übriggebliebenen Zedern mit ihren vielen morsch gewordenen Ästen dienen nun nur mehr den Affen als den Menschen zum Schutz und Gewinne, - aber das natürlich nur wie zufällig; denn der Affe kann den Wert einer Zeder nicht erkennen und somit auch nicht schätzen und weiters zweckdienlich bestimmen.
(jl.ev05.128,08) Und so ergeht es nun der alten Schrift und den Propheten. Man verehrt das alte Buch auf einem Altare und betet es wie eine Gottheit haarsträubend dumm und blind an und kümmert sich weiter um den Inhalt gar nicht, und noch weniger und noch seltener, um danach zu handeln. Da gleicht ein solcher Mensch ja ganz dem Affen, der ganz munter auf den dicken Ästen herumhüpft und den, der ihn davon vertreiben wollte, gleich mit den dicksten Prügeln bewirft und ihn zur Flucht nötigt, weil der Affe ein Affe ist und den kostbaren Baum zu einem ganz andern Zweck gebraucht, als welcher im Baume selbst von der Natur aus zu suchen und zu finden ist.
(jl.ev05.128,09) Und also ist die Schrift den Menschen nichts mehr, als eine morsche Zeder den Affen, und der ganze Libanon ist nun wucherisch überwachsen mit allerlei wilden und oft giftigen Gesträuchen. Diese gleichen den verderblichen und überaus schlechten Menschensatzungen, die da an die Stelle der Gesetze Gottes getreten sind, und gleichen ferner noch den fein und geschmackvoll übertünchten Gräbern der Propheten, die inwendig voll Todes, Moders und Ekelgeruches sind, während das in den Büchern aufgezeichnete lebendige Wort der Propheten unbeachtet bleibt in der Sphäre, in der es eben beachtet werden sollte. Man betet es als ein Heiligtum an und reibt dem, der da unwürdig das Buch der Propheten anrührt, die Hände mit Salz blutig; aber daß man die Worte der Propheten beherzigte und danach handelte, - oh, davon ist keine Spur irgend wahrzunehmen! Was ist da dann die sogenannte Heilige Schrift? Nichts als der mit wildem Gestrüpp überwachsene Libanon, nun eine Wohnstätte der Affen und nicht mehr gottbegeisterter Menschen!
(jl.ev05.128,10) Es kann mit der Weile mit der Lehre, die Ich nun gebe, wohl auch so werden, daß man sie als eine heilige Reliquie wie einen Götzen anbeten wird und wird gar leichten Sinnes und Gewissens sich weiter gar nicht kümmern um den inneren Sinn und Geist eben dieser Meiner Lehre, sondern man wird sich richten nach den Satzungen der Menschen und wird sagen: "Was Weiteres brauchen wir?"
(jl.ev05.128,11) Aber dann wird auch kommen jene große Trübsal, von der der Prophet Daniel geweissagt hat, als er auf der heiligen Stätte stand, indem er sagte: "Es wird aber in jener Zeit eine Trübsal unter den Menschen sein, wie sie nicht war vom Anbeginne der Welt!"«
(jl.ev06.151,10) (Jesus:) »Was tun die Pharisäer nun mit den Sündern aller Art und Gattung? Sehet, sie nehmen eine Sündenlöse (Schuldnachlass gegen Geld, d. Hg.), entweder in Geld oder auch in anderen reichlichen Opfern, und geben darauf den Sündern einen Freibrief für die schon begangenen Sünden und auch schon für die, welche ein Mensch, wie es deren nun genug gibt, besonders in der reichen Welt, in Zukunft zu begehen gedenkt und sagen den Menschen: "Es ist euch dienlicher, so ihr opfert, wenn ihr nicht das schwere Gesetz halten möget!" Und so heben die Templer das Gebot Gottes auf und stellen an dessen Stelle ihre selbstsüchtigsten Weltsatzungen, da ihr Sinn nur das Wohlleben der Welt auf Kosten der armen, blinden Menschheit ist.
(jl.ev06.151,11) Sehet, geradeso wird es auch der Widerchrist tun und alle seine Jünger(was im großen Maß durch den kath. Ablaß- und Dispenshandel geschah, was Mitauslöser der Reformation durch Luther war, d. Hg.), und ihr werdet ihn daran um so leichter erkennen! Und so dann seine Jünger in aller Welt mit weit geöffneten Mäulern schreien werden: "Sehet, hier ist der wahre Christus!" oder "Dort ist er!" (vgl. mt.24,23; mk.13,21), so glaube ihnen solches niemand von den Meinen! Die echten Kinder der Welt aber lasset und rufet sie nicht, auf daß ihr Ruhe habt vor dem Drachen und seinem Anhange; denn er wird sich auf eine Zeitlang eine große Macht aneignen und wird seine Feinde gar übel behandeln! (Was in großem Maße in der Inquisition geschah, d. Hg.) Aber eben damit wird er sich selbst sein Gericht und seinen Untergang bereiten.«