Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


162. Kapitel: Josephs Forschen nach dem Ursprung der Heilkraft Jakobs. Jakobs Verhör durch Joseph. Josephs Zweifel. Jakobs gute Erwiderung aus dem Herrn. (09.03.1844 )

01] Nach einer Weile trat Joseph näher hin zu Jakob und fragte ihn, woher in seinem Hauche solche Kraft käme.

02] Und Jakob sprach: »Lieber Vater, ich habe in mir eine Stimme vernommen, die zu mir sprach:

03] » ,Hauche dem Blinden ins Angesicht, und er wird sein Gesicht wohlleuchtend wieder erhalten!'

04] Und siehe, ich glaubte fest dieser Stimme in mir, tat nach ihrem Worte, und der Blinde ist sehend!«

05] Und Joseph sprach: »Das wird also sein, wie du geredet hast;

06] aber von woher kam die mächtige Stimme in dich? Wie vernahmst du sie?«

07] Und der examinierte Jakob sprach: »Lieber Vater, siehst du denn nicht Den, der nun auf meinen Armen spielt mit meinen Locken?!

08] Ich glaube, Dieser ist es, der in mir zu mir solches wunderbar geredet hat!«

09] Und Joseph fragte den Jakob weiter und sprach:

10] »Hältst du das Kindlein wohl für das echte noch? Meinst du nicht, daß Es uns ausgewechselt worden wäre?"

11] Und Jakob sprach: »Wer oder welche Macht sollte wohl imstande sein, den Allmächtigen auszutauschen?!

12] Fielen doch die Engel allezeit auf ihr Angesicht, wenn das Kindlein wunderbarlichst redete, - wie sollten sie da an Ihm, dem Allmächtigen, also handeln können?!

13] Ich halte sonach das Kindlein für das erste und echte so gewiß und wahr, wie gewiß und wahr ich noch nie an eine Auswechslung der Kinder geglaubt habe!«

14] Und Joseph sprach: »Mein lieber Sohn, du hast mir hier einen nicht sehr festen Beweis deines Glaubens gegeben;

15] denn siehe, also spricht David selbst, indem er sagt: ,Warum toben die Heiden, und die Leute reden so vergeblich?

16] ,Die Könige im Lande lehnen sich auf, und die Herren ratschlagen miteinander wider den Herrn und Seinen Gesalbten und sprechen:

17] ,Lasst uns zerreißen Des Bande und von uns werfen Seinen Strick!'

18] Siehe, mein Sohn, diese Worte sind geistig, und die Könige sind die Mächte, und das Land ist das große Reich der unsichtbaren Mächte! - Was aber führen diese im Sinne? Wovon reden sie?

19] Ist darin nicht die Möglichkeit angezeigt, daß sie auch ihre Hände an den Herrn legen können!?«

20] Und Jakob sprach: »Allerdings wenn es der Herr zulassen würde!

21] Aber es heißt ja schon im Anfange dieses Gesanges, fragend: Warum toben die Heiden, und warum reden die Leute so vergeblich?«

22] Will David damit nicht etwa die Unzulänglichkeit solcher Mächte wider den Herrn bezeichnen?!

23] Weiter unten aber heißt es ja ausdrücklich: ,Aber Der im Himmel wohnt, lacht ihrer und spottet ihrer!

24] ,Er wird einst reden mit ihnen in Seinem Zorne, und mit Seinem Grimme wird Er sie schrecken!'

25] Lieber Vater, ich meine, diese zwei Strophen des großen Gottessängers rechtfertigen zur Genüge meinen Glauben!

26] Denn sie geben mir zur Genüge kund, daß der Herr allzeit ein Herr bleibt und an Ihm keine Auswechslung ausgeübt werden kann!«

27] Joseph erstaunte über die Weisheit seines Sohnes und ging mit dem ganzen Hause wieder zur Annahme des echten Kindleins zurück und lobte und pries Gott darum.



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