Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


24] Am 7. März 1842, vormittags, kam E. H. zum achten Male zu Jakob Lorber mit den Worten: »Guten Morgen, guten Morgen, lieber Freund!« - Jakob Lorber erwiderte diesen Gruß mit ebendenselben Worten und fragte den E. H., wie er mit dem »Führer« ausgekommen und wie es ihm in der Zwischenzeit ergangen sei.

25] E. H. erzählte, daß sein Führer kein trockener Bruder und nichts weniger als ein Jesuit sei. Er sei ein ganz fideler Gefährte und lasse ihm volle Freiheit, zu tun, was er nur wolle. Er habe mit dem Führer das Theater besucht, auch seien sie in eine Gesellschaft gekommen, wo Quartette gespielt werden. Er, E. H., habe auch ein Solo auf der Violine vorgetragen. Dann seien sie in einen Weingarten geraten, wo die ausgesuchtesten Weine aufgetischt wurden und wo sehr reizende Mädchen zugegen gewesen seien. Er habe aber, nachdem er vom allerbesten Weine getrunken, leider wieder seine Sehkraft verloren, und es wurde um ihn her alles wieder so neblicht und finster wie anfänglich.

26] Jakob Lorber erwiderte hierauf: »Du warst also im Besitze der vollen Freiheit! Hast du dich wohl überall, wohin dich dein Führer geleitete, abgewendet von all den mir erzählten Üppigkeiten und dafür nach meiner Anweisung dich überall an den Herrn Jesum Christum, den Gekreuzigten, gewendet?«

27] Antwort: »Darauf habe ich rein vergessen!«

28] Jakob Lorber: »Ja, mein lieber Freund, siehe, da hast du groß gefehlt! - Und dein zweiter Weg wird beschwerlicher sein als der erste! - Warum hast du mich denn nicht gehört und bist nicht meinen Worten gefolgt?«

29] E. H.: »Was soll ich jetzt tun?«

30] Jakob Lorber: »Was du jetzt tun sollst? - Hast du das Gebetlein noch? - (E. H. bejaht es.) - Nun gut, so bete es unablässig, ja so lang, bis es wieder helle wird um dich her und dir der Herr vielleicht wieder einen Führer senden wird! - Dann aber sei klüger und lasse dich von ihm nirgends mehr hingeleiten denn allein zum Herrn! - Wollte Er, um dich zu versuchen, dich irgendwo anders hinführen, dann bitte ihn, daß er dich nur zum Herrn geleiten möge durch Wort, Rat und Tat!«



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