Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


06] Auf die Frage, wie es dort aussehe, wo E. H. sich jetzt befinde, sagte dieser, daß der Ort seines Aufenthaltes ein gar trauriger sei. Man sehe keine Berge, keine Häuser, keine Tiere, keine Pflanzen; alles sei in dichten Nebel gehüllt. (Entsprechend dem Seelenzustand des E. H.)

07] Beim dritten Besuche erzählte E. H., daß er endlich ein gar schmales Tal zwischen zwei hohen Bergen entdeckt habe, welches sich aber nach und nach so sehr verengte, daß er nicht weiter wandern könne, sondern bloß durch eine Spalte eine gar freundliche Gegend erblicke. Und würde er auch durch diese Spalte hindurchdringen können, so könnte er doch in jene schöne Landschaft deshalb nicht gelangen, weil er ein tiefes Gewässer zuvor passieren wüßte.

08] Beim vierten Besuche, am 21. Februar, berichtete E. H. mit Freuden, daß er glücklich durch die Spalte und übers Wasser in jene anmutige Gegend gelangt sei, woselbst sich ein kleines, artiges Städtchen befinde. Da habe er zu seiner nicht geringen Verwunderung eine Geigenhandlung und in selber die prächtigsten Violinen von Amati, Guarneri und Stradivari angetroffen, Instrumente »zum Küssen«!

09] Jakob Lorber bedeutete ihm darauf, er solle sich in die Anschauung dieser Lieblingsinstrumente nicht vertiefen, sondern einzig und allein an den Herrn denken.

10] Zum fünften Male, am 22. Februar, kam E. H. wieder und sagte, er sei von jenem Städtchen in eine ziemlich große Stadt gekommen, wo heute eben Händels Kantate »Timotheus« von einer zahlreichen Musikgesellschaft zur Aufführung komme. Er könne heute nicht lange bei Jakob Lorber bleiben, seine Freunde seien bereits dahin gegangen, wo die Kantate aufgeführt werde, und er müsse bald auch dahin eilen; denn er brenne vor Begierde nach diesem musikalischen Genusse.

11] Jakob Lorber hielt ihn jedoch ab vom Besuche dieses Konzertes und sagte, daß er sich durch keinen wie immer gearteten Genuß vom Suchen des Herrn abhalten lassen solle.

12] Am 23. Februar ist E. H. dem Jakob Lorber nicht erschienen. Dagegen kam er am 24. Februar 1842 zum sechsten Male zu Jakob Lorber und sagte, daß er gestern wegen Erblindung nicht habe kommen können. Er sei nämlich zu einer brennenden Stadt gelangt, und der starke Qualm habe ihn bis heute der Sehe beraubt.

13] Darauf antwortete Jakob Lorber seinem Besucher: »Wenn du wieder zu der brennenden Stadt kommen solltest, dann spreche nur alsbald folgende Worte, und es wird sogleich besser mit dir werden, und der herbe »Qualm«, wie du sagtest, wird deine Augen nimmerdar erblinden machen. - Also aber lauten die mächtigen Worte.



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