Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


Seelen-Mitternacht (13.06.1842)

nbsp;  00] Frage des Andr.H.-W.: »O Herr! Mir kommt vor, ich bin mehr tot als lebendig. Wird die Mitternacht nicht bald durch Deine große Liebe, Gnade und Erbarmung vorüber sein?«

01] Das kommt nur auf dich an! Wenn du mit aller Welt vollends brechen wirst samt deinem ganzen Hause, dann wird die Mitternacht bald vorüber sein! - Wenn da aber jemand zwischen zwei voneinander schroff abstehenden Pfeilern noch also gebunden ist, daß, während er von jemand gen Morgen zum lebendigen Pfeiler gezogen wird, er aber auch noch mit ebensolchen Stricken von jemand anderem gen Abend an den Pfeiler des Todes gezogen wird - wie muß es dem werden bei diesem Doppelzuge?

02] Ihr sagt ja aber selbst: »Der Gescheite gibt nach!« - Und Ich sage dir, daß da allzeit Ich den »Gescheiten« machen muß und muß mit Meinem Zugwerke allezeit nachgeben an Meinem Morgenpfeiler, wenn der geschäftige Meister am Abendpfeiler zu straff sein Schnürwerk zu spannen anfängt.

03] Ziehe Ich bei solchen Gelegenheiten auch an, da wirst du nahezu zu einem Insekte, daß dir darob der geistige Atem ausbleibt. Und gerade dieser Zustand bei dir ist das, darum du sagst, es komme dir vor, als wärest du »mehr tot als lebendig«!



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