Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


08] Du hast des neuen Psalms Stelle (7. Psalm, 7. Vers der 'Neuen Psalmen' an Lorber) zwar zu dem Zwecke berührt - ist aber daher nicht die Reife zuerst nötig, bevor das Licht diese Finsternis des Todes und der Hölle durchbrechen kann? - Freilich wohl mag da im Tode Mir niemand danken und in der Hölle Mich niemand loben und preisen; oder was kann das Unheilige dem Heiligen bieten und geben und tun, das da wohlgefiele dem Heiligen, so es nicht zuvor durch wahre Buße und gänzliche Umkehr zu Mir geheiligt wird?

09] Aber das ist ja eben das ,Reifwerden', von dem hier die Rede ist! Denn solches besagt der Psalm ja überlaut und sonnenklar, daß der Tote nicht aufnahmsfähig für Liebe, wie der Blinde nicht geschickt ist zum Lichte. - Wo aber noch kein Leben und kein Licht ist, sondern nur Tod und Hölle, sagt Mir, was soll da der Himmel voll Lebens und heiligsten Lichtes zu tun haben?

10] Ich sage dir aber: Es würde sich weit erträglicher machen, so du bewohnen möchtest ein Totenhaus oder ein Gruft, die da ist voll Totengebeins, Moder- und Ekelgeruchs, als so du vor der rechten Zeit der Reife dieses Mein Wort hinausstoßen möchtest in die noch sehr stark tote und überaus finstere Welt!

11] Ich sagte zwar einmal zu euch: die Welt bedarf dessen in der Bälde. Solches aber bedeutet ja eben auch nur die Reife, welche nun schon überall vorbereitet wird.

12] Daher - wacht und arbeitet! Denn ihr wisst nicht und dürft es auch nicht wissen, wann die Zeit der Reife eintreten wird. Sicher dann und so, da ihr es euch am wenigsten versehen werdet!

13] Aus dem Grunde habe Ich ja auch einmal zu euch gesagt: »Vorderhand gebe Ich es nur euch!« - Warum beachtet ihr denn solches alles nicht tiefer?! - Wer aber mag Mich fragen: »Vater, so Du mir zu essen gibst, warum lässest Du denn die andern hungern?« - Wahrlich, den möchte Ich schier entgegenfragen: »Habe Ich dich zu Meinem Haus-Rate denn je gemacht, darum Ich dir Rechnung legen solle?!

14] Daher bleibe du bei der dir gereichten Schüssel und esse sorglos daraus und schreibe Mir darüber nicht vor, was Ich tun solle! Denn Ich weiß es gar wohl, was Ich tue!



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