Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


15] Seht, das ist wieder etwas Neues! - Da ihr begierige Neuheitsschnapper seid, so muß Ich euch ja auch schon wieder etwas Neues auftischen. Denn Ich meine, es wird nicht mehr nötig sein, hinsichtlich des ersten Atmens noch zu erörtern, ob die Steine atmen, nachdem ihr doch gesehen habt, daß sie fürs erste atmen müssen und fürs zweite auch, wie sie atmen. Wenn man nun diese zwei Grundbedingungen notwendig einsichtlich weiß, dann werdet ihr wohl selbst bemerken, daß es mit dem »Ob« seine geweisten Wege hat. Und sonach geben wir zu unserer »Neuigkeit« über!

16] Das nächste Atmen ist ein elektrisches Atmen. - Dieses elektrische Atmen ist nichts anderes als das Aufnehmen des magnetischen Fluidums, durch welches die beiden sich widerstrebenden Kräfte in ihrer Beharrlichkeit gestärkt werden. Diese Beharrlichkeit ist wieder nichts anderes als der sichtbare Ausdruck der gegenseitigen Polarität - und das zwar darum sichtbar, weil, wie ihr schon ohnedies hoffentlich ein wenig wissen werdet, die Materie in ihrer Erscheinlichkeit nichts anderes ist als die Polarisation der sich entgegenstrebenden Kräfte.

17] Diese Polarisation ist denn gewisserart das Leben der Materie, welches solange fortwährt, als die Polarisation sich als »Beharrlichkeit der gegenstrebenden Kräfte« in der Materie ausspricht.

18] Wird durch was immer für einen bestimmten Umstand eine oder die andere Polarität in ihrer Beharrlichkeit gestört, alsdann verwittert die Materie und zerfällt endlich in Staub, welcher Staub selbst nur so lange als solcher existiert, solange in seinen Partikeln noch irgend »Polarität« vorhanden ist, geht aber endlich aus diesem letzten Dasein in ein anderes über, sobald er durch irgendeinen Umstand eine gänzlich andere Richtung zu nehmen genötigt wird.

19] Jedoch was die dritte Art des Atmens anlangt, davon soll bei einer nächsten Gelegenheit nähere Meldung geschehen. Und darüber sage Ich hier nur so viel: Da ihr schon ohnedies wohl wisst (aus einem andern Gesichtspunkte, als dem der Weltgelehrten), was und wozu eigentlich die Materie ist, so müsst ihr ja ohnedies euch wohl denken, daß wenn die Materie, woraus das Haus gebaut ist, notwendig atmen muß, um als solche zu bestehen, und sich in selber, durch das zweite Atmen, die zur Existenz der Materie nötige Beharrlichkeit der Polarität aussprechen kann, daß dann doch gewiß die Einwohner in diesem Hause nicht atemlos sein werden.



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