Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


04] Und seht, was werdet ihr aber dazu meinen, wenn Ich euch sage, daß ein solcher Tollhäusler noch einen ganz tüchtigen Professor abgeben könnte für jene großen Welt- und Naturgelehrten, die da - so sie eine »Mücke erschlagen« haben, indem sie die Bahn einer Zentralsonne bis auf ein Minimum berechneten und auch durch vieljährige Erfahrungen eine Mondes-oder Sonnenfinsternis mit genauer Not herausbrachten - schreien, es stehe nun auch schon das ganze Universum enthüllt vor ihren Augen!? - Ich sage, es wird noch die Zeit kommen, ja und sie ist schon völlig da, daß diese großen Naturgelehrten sich noch werden bequemen müssen, statt die Universitäten mit hochtrabender Stirne zu durchrennen, sich ganz demütig zu einer schlichten Wiege eines Kindes zu begeben, um alldort die Masse ihres Unsinnes zu erkennen. Ja, wahrlich, Ich sage: Ein Kind, das seine Eltern mit tränenden Augen um ein Stück Brot bittet, verrät in dieser lallenden Bitte mehr Weisheit als alle Weltweisen seit Plato, Aristoteles und Pytagoras.

05] Nun denn, da wir auf diese Art eine kleine Betrachtung gemacht haben, wodurch euch die Unzulänglichkeit der Weltweisheit vor die Augen gestellt wurde, so werde denn Ich einen Versuch machen und euch zeigen, daß Mir auch nicht nur ein, sondern mehrere Gründe zur allerklarsten Erläuterung der sogenannten »Fata morgana« allezeit zu Gebote stehen.

06] Seht, es gibt dreierlei Erscheinungen dieser Art, die in ihren Entstehungsgründen sich himmelweit unterscheiden, obschon sie in ihrer Erscheinlichkeit fast gänzlich eine und dieselbe Form darbieten

07] Die erste, gewöhnlichste Art dieser Erscheinungen ist diejenige, welche in der Luft die unter ihr befindlichen Gegenstände verkehrt darstellt, wobei manchmal das Abbild ganz rein, manchmal etwas trüb und verunstaltet, manchmal vergrößert, manchmal verkleinert erscheint. Dieses geschieht auf ganz natürliche Weise, jedoch allezeit bei einem sehr niederen Barometerstande, wenn eine gänzliche Ruhe in der Luft eingtreten ist. Denn die Luft bildet vermöge ihrer spezifischen Schwere eine scharf abgeschnittene Spiegelfläche, auf welcher der Äther ruht, so wie die Luft über einem ruhigen Wasserspiegel.



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