Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1, Seite 74


22] Wer aber nach außen strebt, sei es nach was immer, der strebt nach dem Tode und ergreift auch bald das Nächste-Beste, was ihm unterkommt, der eine dies, der andere jenes, das an und für sich nichts als Tod ist. Ein solcher zerstreut sein Leben, wird schwächer und schwächer und stirbt endlich ganz. Und somit ist für ihn auch alles tot und soviel wie gar nicht daseiend. Woher es denn auch geschieht, daß so viele Menschen sogar Mich, als das allerlebendigste Leben alles Lebens, als gar nicht mehr daseiend aus ihren Augen und Herzen verlieren!

23] Seht, Ich hatte euch schon einmal von dem Evangelium der Pflanzen eine kleine Erwähnung gemacht; da habt ihr demnach hier ein kleines Evangelium des Weinstocks! Und so wollen wir nun noch eine kleine fortschreitende Betrachtung des Weinstockes vernehmen.

24] Eine dritte Extremität des Weinstockes ist das Blatt. Dieses wird gebildet aus einem dreifachen Safte. Es gehen nämlich von dem Marke der Rebe Kanäle aus, und zwar gerade an der Stelle, da die Rebe allezeit ein Glied bildet. Und das geschieht nun auf folgende Weise:

25] Nämlich, wie Ich euch schon beim Wachstume des Baumes berührt habe, geschieht auch hier schon ein viel lebhafteres Nachstreben nach Meinem Gnadenfünkchen, welches in dem Samenkorne eingeschlossen ist. Und wenn nun die arglistigen (Natur)geister dieses Fünkchens Aufsteigen in dem feinen Zentralgefäße verspüren, dann rennen sie haufenweise schnell in diesem kleinen Stamme dem Fünkchen nach. Allein wenn das Fünkchen zu einer gewissen Höhe emporgestiegen ist, dann umschlingt es, was ihr nicht glauben könnt, mit Blitzesschnelle die Seitengefäße der absurden Geister. Diese rennen aber demungeachtet (dem Fünkchen) nach und wissen bei der tausendkrümmigen Bewegung des Hauptorgans nicht, wohin das Fünkchen seine Richtung genommen hat. Daher suchen sie es auf dieser Stelle (wo die Rebe ein Glied bildet) und schießen dann hier in feinerer Potenz vom Stamme weg und bilden auf diesem Wege den Stiel eines Blattes.

26] Wenn sie nun da eine Zeitlang in diesem Stiele fortgestrebt sind und das Lebensfünkchen demungeachtet nicht gefunden haben, dann beraten sie sich in ihrer einfachen Intelligenz und wollen nun nach allen Richtungen sich wenden, um den Gegenstand ihrer mörderischen Liebe zu finden. Daher spannen sie sich nach allen Richtungen netzförmig aus und lassen nach unten eine Menge Ausläufer, was gleichsam die Haare am untern Teile des Blattes bildet. Und die Netz- und Zwischenräume füllen sie dann durch ihr Suchen ebenfalls noch mit ihrer Substanz aus.



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