Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3 S. 504 (Anhang)


01] Es gab in jener Zeit zwei Hauptmittelmeere.

02] Das nördliche bestand in jenem großen Becken, das, vom heutigen Schwarzen Meere ausgehend, sich zum Teil über das ganze europäische Rußland und alle konfinen (angrenzenden) Ebenländer mit der gegenwärtigen Ostsee verband und teilweise auch die Ebenen von der gegenwärtigen europäischen Türkei bis zum heutigen sogenannten Eisernen Tor hin, wie auch die Engpässe bis Belgrad und Semlin bei großen Stürmen mit seinen berghohen Wogen bespülte. Das war demnach das nördliche Mittelmeer.

03] Das zweite Mittelmeer, welches mit dem in keiner Verbindung stand und heutzutage noch den Namen,Mittelländisches Meer' führt, dieses Meer stand ebensowenig wie vormals das Schwarze' mit irgendeinem Weltmeere im Verbande; aber seine Oberfläche war im ganzen nicht minder groß als die des vorbenannten 'Schwarzen' oder 'Nördlichen'. In der Gegend des heutigen Fiume zieht sich ein breites und langes Tal in das Kroatien und von da weiter in verschiedenen Verzweigungen nach dem Flußbette der Save bis nach Krain und daselbst bis an jene Gegenden, wo dessen Hochgebirge anfangen. (Hier fehlt wohl ein Satz! Vielleicht ist zu ergänzen: Dieses breite, lange Tal war bedeckt von diesem zweiten Mittelmeer) Auf der anderen Seite bedeckte es das gegenwärtige venetianische Königreich, sowie die Lombardei und so auch einige östliche Teile von Frankreich, zog sich in Afrika durch das Niltal bis zu den Katarakten hin und bedeckte auch die heutige große Sandwüste.

04] Denn von Asien herüber ging ein bedeutend hoher Gebirgszug, von dem heutzutage noch ganz bedeutende Spuren vorhanden sind. Dieser Gebirgszug zog sich vom nordöstlichen Teile von Afrika an bis ebenfalls an die hohen Katarakte hin, die weiterhin in Verbindung mit den heutigen Hochgebirgen Afrikas stehen. Die Straße von Gibraltar war ebenfalls im Verbande mit dem heutigen Spanien, und zwar durch einen ziemlich hohen Gebirgszug, und bildete somit das zweite Mittelmeer, welches an Flächenausdehnung dem Nordmittelmeere nichts nachgab; nur lag es im allgemeinen um viele Klafter tiefer als das nördliche Mittelmeer, von dem das Schwarze Meer heutzutage noch ein Überrest ist.

05] Nun gab es aber noch ein drittes Mittelmeer. Um dieses zu ermitteln, wo es sich befand, dürft ihr nur einen Blick auf diejenigen Ebenen und Täler werfen, welche heutzutage von der Donau, Drau und Mur nebst ihren Nebenflüssen durchflossen werden. Dieses kleinere Mittelmeer war in jener Zeit freilich wohl niemandem bekannt weil in solcher Vorzeit das heutige Europa noch von keinem menschlichen Wesen bewohnt worden war; wohl gab es eine Masse von allerlei Tieren, gewöhnlich von riesiger Gestalt, von denen man noch heutigentages in gewissen Gebirgshöhlen und aufgeschwemmten Sand- und Schotterbergen Überreste (im versteinerten Zustande) findet.

06] Ihr müßt euch aber nicht denken, daß dieses kleine Mittelmeer als für sich allein bestehend sich vorfand; denn es gab nach ihm besonders in Europa noch eine Menge bedeutend großer Seen, die mit diesem dritten Mittelmeere nur durch schon damals bestehende Abflüsse im Verbande standen. Das Krain, oder dessen Ebenen bis ins tiefe Oberkrain, war ein für sich abgeschlossener See, von dem der heutige sogenannte, Laibacher Sumpf ein Überbleibsel ist, der sich aber durch einen starken Abfluß bis in die Gegend des heutigen Rann mit dem zweiten Mittelmeere verband, welches die weiten Ebenen von Kroatien her bedeckte.



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