Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3 S. 503-510 (Anhang)


KapitelinhaltDie vornoachische Gestalt der Erde (30.03.1864)


01] Damit ihr Gestalt und Beschaffenheit der Erde leichter begreifen und eurem Verständnisse näherführen könnet, so ist es vor allem notwendig, euch die damaligen Hauptgebirgszüge, sowohl Asiens, als Europas und Afrikas, wie in einem Bilde vor Augen zu stellen; denn von vielen, die in jener Zeit bestanden haben, ist in der Jetztzeit keine Spur mehr anzutreffen. Zum Teile sind sie bei Gelegenheit des Rücktrittes des Meeres abgeschwemmt und zerrissen worden, und ihre alten Verbindungsrücken liegen nun tief unter dem Stromgerölle der Täler begraben, und hie und da müssen sich die gegenwärtig bestehenden Ströme und Flüsse durch die von ihnen abgezwickten Gebirgsengpässe hindurchzwängen. Was aber die Hochgebirge betrifft, so sind sie - bis auf wenige - auch durch die Wirkung der verschiedenen Witterungen so von der früheren Gestalt verändert worden, daß sie ein Mensch, der nur vor tausend Jahren gelebt hat, nun nicht leichtlich wieder als dieselben erkennen würde, so er mit seinem damaligen Bewußtsein in eine Gegend versetzt würde, die er vor tausend Jahren als Mensch bewohnt hat. Man darf ja nur das Steingerölle eines nur ein paar Stunden breiten Stromtales ein wenig in Augenschein nehmen und die Masse betrachten, die im selben, bis zu einer Tiefe von vierhundert Klaftern, durch das Wasser aus der Gegend der Hochgebirge abgelöst in einem solchen Tale, von der Entstehung eines Stromes angefangen bis zu seiner Mündung in irgendein Meer, sich befindet, und man wird dann leicht begreifen können, daß die Berge vor kaum zwei- bis dreitausend Jahren eine ganz andere Gestalt hatten als jetzt.

02] Dieses voranzuschicken war notwendig, auf daß ihr die vornoachische Situation der Berge desto leichter verstehet.

03] Wir fangen beim Norden Europas an und ziehen uns dann teilweise nach Asien hinüber, dann in die südlichen Teile Europas und am Ende Afrikas.

04] Von den Gebirgen, die sich nahezu mitten durch Schweden und Norwegen ziehen, ging da ein starker Gebirgszug im äußersten Norden bis an das Uralgebirge und verband sich mit demselben in stets steigender Richtung und hatte eine Fußbreite bis hundert, ja bis zweihundert deutsche Meilen. Dieser Gebirgszug verband sich aber auch mit den gegenwärtigen Gebirgen Dänemarks und von da weiter mit jenem Gebirgszuge, der heutigentags noch teilweise mehr oder weniger das westliche Flach-Europa von dem gebirgigen heutigen deutschen Europa bis in die Schweiz hin trennt, und es standen somit die Schweizer Gebirge im Verbande mit dem Ural und dieser durch Mittelasien hin mit dem hohen Tibet. Das war demnach ein ununterbrochener Gebirgskranz, dessen selbst niedere Teile noch immer eine Höhe zwischen fünf- bis sechstausend Fuß über die Fläche des Meeres darboten; nur waren sie nicht überall von einer gleichfesten Konsistenz und daher bei noch zu beschreibendem Fall der Mittelmeere, die mit dem Hauptmeere zu jener Zeit in keinem Verbande standen, durch die Flutung durchgebrochen und nach verschiedenen Richtungen hinweggeschwemmt worden.



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