Jakob Lorber: 'Die geistige Sonne' (Band 1)


Kapitelinhalt 32. Kapitel: Geburt aus der Finsternis in einen ersten Grad des Lebenslichtes

(Am 7. Januar 1843, von 4 bis 7 3/4 Uhr Abends.)

Originaltext 1. Auflage 1870 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 6. Auflage 1975 Lorber-Verlag

01] Sehet, die Gesellschaft wird dieser zwei Boten auch schon ansichtig; unser Hauptredner geht ihnen, wie ihr sehet, freundlich entgegen, um sie eben so freundlich aufzunehmen. Wie ihr es beinahe selbst hören könnt, so spricht er zu ihnen:

02] Seid mir und uns Allen tausendmal willkommen; Ich kenne euch zwar nicht; so viel aber sehe ich, daß ihr gleich uns ein Paar Menschen, und sicher entweder erst so eben von der Erde hier angekommen seid, oder ihr müßt irgendwo einen bessern Weideplatz gefunden haben, als wir, indem ihr um's Unvergleichliche besser ausschauet, als ich mit dieser meiner lieben Gesellschaft zusammengenommen. Seid ihr erst von der Erde angekommen, so mache ich euch allsogleich darauf aufmerksam, daß auf der Erde die sogenannten Robinsone um's Unvergleichliche besser daran sind, als wir; denn für diese Behauptung braucht ihr keinen andern Beweis, als uns bloß vom Kopf bis zum Fuß anzublicken, und unser unmenschlich gutes Aussehen wird euch auf diesen ersten Augenblick selbst in dieser noch sehr bedeutenden Finsterniß überaus hell und klar darthun, um welche Zeit es hier mit dem Wohlleben ist. - Dabei aber kann ich euch doch versichern, daß es hier durchaus keine Krankheiten giebt; denn was sollte bei Unsereinem auch krank werden? - Wir können höchstens nur jenen Krankheiten unterliegen, denen allenfalls die Steine unterliegen; denn wenn man so gänzlich beinahe aller Lebenssäfte flott wird, so bin ich der Meinung, wird man auch aller Krankheiten flott. Das einzige Uebel, welches Einen wenigstens im Anfange heimzusuchen anfängt, ist der Hunger, also ein Magenübel; - wie aber gewöhnlich eben dieser Hunger der beste Koch ist, so giebt es dann für ihn auch bald eine Kost, bei welcher er erst seine außerordentliche Probe stellen kann. - Sehet, da zu unseren Füssen über dem Sande ist so ein kleiner Probirstein für unseren Magen zu erblicken. Es ist Moos; man könnte sagen, echtes isländisches und sibirisches Moos, die sparsamen Thautropfen, welche da zwischen den Blättchen sitzen, sind dazu das einzige durstlöschende Mittel, was sich in dieser ungeheueren Sandwüste ausfindig machen läßt. Machet euch daher nichts daraus, wenn dieses Verhältniß auch etwa ewig dauern sollte; denn Geduld und Gewohnheit macht einem am Ende Alles erträglich. - Uns Alle wird es sehr freuen, wenn ihr mit euren etwas phosphorescirenden Gewändern bei uns verbleiben wollet; denn ich kann euch versichern, an Alles kann man sich eher gewöhnen als an diese Finsterniß, und somit könnt ihr es euch wohl vorstellen, daß uns Allen euer phosphorischer Schimmer wie eine Sonne vorkommt! - Nun aber, meine lieben Freunde, möchtet ihr mir denn nicht auch gefälligst kund geben einen Grund, der euch von der Erde hierher versetzt hat; oder so ihr von einer bessern Trift kommt, mir auch kundgeben, was euch veranlaßt hat, dieselbe zu verlassen, und euch hierher zu begeben?

03] Der Eine spricht: Armer Freund, du irrst dich an uns sehr; denn wir sind weder von der Erde, noch von irgend einer bessern Trift dieser Gegend zu euch gekommen, sondern wir kommen vom Herrn, der da Christus heißet, und Den du nur als einen kreuzehrlichen Mann betrachtest, da Er doch der alleinige Herr Himmels und der Erde ist, - zu euch gesandt, um euch zu zeigen, was des Grundes es sei, dem zu Folge ihr schon so lange gänzlich unbehilflich in dieser Gegend herum irret.

04] Wenn ihr euch fraget: Wie haben wir auf der Erde gelebt, so wird eure helle und klare Erinnerung sagen: Wir Alle zusammen haben allezeit ehrlich und redlich gehandelt und gelebt; - fraget euch aber hinzu: Warum haben wir also gelebt und gehandelt? so werdet ihr ebenfalls nichts Anderes herausbringen können, als: wir haben hauptsächlich nur zu unserm Besten gelebt; - weltliche Ehre, weltliches Lob, und das darauf begründete Ansehen vor anderen Menschen war der Hauptbeweggrund aller unserer Edelthaten. Wir waren stets getreue Staats- und Kirchenbürger; warum denn? Etwa aus Liebe zu Gott? Wie könnte Solches sein, da wir Gott doch nicht im Geringsten kannten, und somit auch gar nicht wußten, was da wäre Sein heiliger Wille, sondern unsere getreue Staats- und Kirchenbürgerschaft gründete sich nur vorerst darauf, daß wir eben dadurch gar leichtlich uns vieler Vortheile vor Anderen bemächtigen konnten, die von Seite des Staates und der Kirche nicht in dem günstigen Ansehen standen, als wir. - Und ferner hatte diese getreue Staats- und Kirchenbürgerschaft in gewisserart blind geistiger Hinsicht den Grund, daß wir uns dachten: giebt es jenseits nach der Lehre der Pfaffen und noch anderer Unsterblichkeitsritter irgend ein Leben nach dem Tode, so können wir bei einer solchen Handlungsweise offenbar nicht zu Grunde gehen, und giebt es kein solches Leben, so wird sich unser Thatenruhm wenigstens auf der Erde in unseren Kindern und Kindeskindern gleichsam unsterblich fortpflanzen, und man wird vielleicht noch in hundert und hundert Jahren von uns sprechen und sagen: das waren Männer, und das waren Zeiten, in denen solche Männer gelebt haben! -

05] Sehet, Solches muß euch auch, wie gesagt, euer Inneres sagen; sonach seid ihr ja offenbar ohne alle innere Vorstellung aus dem Leibesleben in dieses geistige Leben übergegangen, und wußtet nicht im Geringsten, was für's Erste zum geistigen Leben erforderlich, und noch weniger, wie dieses beschaffen ist, und worin es besteht. Was war demnach natürlicher, als daß ihr in diesem geistigen Leben nichts Anderes antreffen konntet, als das nur, was ihr vom Leibesleben hierher mit gebracht habt, nämlich eine höchst klägliche magere Gestalt euerer Wesenheit, und die vollkommenste Finsterniß in dem Leben des Geistes; mit anderen Worten gesagt: Ihr kamet nahe gerade also hierher, als bei der naturmäßigen Zeugung des Menschen ein Embrio kommt in den Mutterleib, allda auch allenthalben vollkommene Finsterniß herrscht, der Embrio sich gewisserart nur vom Unrathe des Blutes der Mutter ernähret, bis er bei solcher freilich wohl äußerst mageren und unschmackhaften Kost zu jener Naturkraft gelangt, sich aus diesem finsteren Werdungsorte zu entfernen. Also habt ihr euch hier gewisserart in einem Mutterleibe befunden, und habt euch müssen von dem stets gleichmäßigen Unflathe desselben nähren.

06] Da aber in euch noch ein lebendiger Funke zum ewigen Leben sich vorfand, nämlich die kleine Liebe und Hochachtung Christi, so hat dieser Funke euch geistige Embrione ausgezeitiget zu einer Ausgeburt aus dieser eurer eigenen finsteren Sphäre; und es soll euch werden, was du am Schlusse deiner Rede zu deiner Gesellschaft gesprochen hast, da du sagtest: Wenn uns mit Christus nirgends ein Licht wird, so können wir versichert sein, daß diese Finsterniß uns zum ewigen Eigenthume verbleiben wird.

07] Also ist euch auch in Christo Licht geworden; und so sollt ihr denn auch das erfahren, was der Herr zu einem Seiner Jünger gesagt hat, daß da Niemand das ewige Leben und somit das Reich Gottes überkommen könne, wer da nicht wiedergeboren wird. Zur Nachtzeit sprach Solches der Herr zu seinem Jünger, um ihm dadurch anzuzeigen, daß sich ein jeder unwiedergeborne Geist in der Nacht befindet, gleich dem Embrio im Mutterleibe, und daß der Herr auch in der Nacht zu dem unwiedergebornen Geiste kommt, um ihn Wiederzugebären aus dieser Nacht in das Licht des ewigen Lebens.

08] Da nun für euch zufolge eurer erwachten, wenn schon geringen Liebe zum Herrn diese Zeit der neuen Ausgeburt heran gekommen ist, so sind wir hierher gesandt worden, um euch zu führen aus dieser eurer geistigen Geburtsstätte und euch zu bringen an eine solche Stelle, da ihr unter eine Wartung gleich den Kindern kommen werdet, wodurch ihr euch wieder werdet neue Lebenskräfte sammeln können, um mit diesen Kräften, je nachdem sie mehr oder weniger ausgebildet sein werden, zu gelangen in eine solche Sphäre, die euren Kräften vom Herrn aus bestens angemessen sein wird.

09] Denket aber ja nie an irgend einen Himmel als einen Belohnungsort für die guten Werke, die der Mensch auf der Erde vollzogen hat; sondern denket, daß dieser Himmel in nichts Anderem besteht, als in eurer eigenen Liebe zum Herrn!

10] Je mehr ihr den Herrn mit Liebe erfassen werdet, und je demüthiger ihr sein werdet vor Ihm und vor all' eueren Brüdern, desto mehr des wahren Himmels werdet ihr auch in euch tragen; und so denn sammelt euch und folget uns!

11] Nun sehet, wie diese ganze Gesellschaft sich erfreut, und nun diesen zwei Boten folget.

12] Ihr fragt, wohin sie diese Gesellschaft doch etwa führen werden? - Kehrt euch nur um, und sehet dort freilich wohl in schon bedeutender Ferne hinter uns die euch schon bekannte geöffnete hohe Wand; merket ihr nichts? Hat das nicht beinahe das Aussehen, als wenn sich bei der Geburt eines Kindes die Mutterscheide öffnet?

13] Ihr saget: Solches verstehen wir nun wahrhaftig wie durch einen Zauberschlag wunderbar entsprechend! - Aber wenn diese Gesellschaft über diese Kluft hinaus wird gelangen, wohin kommt sie dann? - Wohin kommt das Kind gleich nach der Geburt? - Ihr saget: In leichte Windeln und dann in eine Wiege; also in noch immer sehr beschränkte Lebensverhältnisse. Habt ihr doch gesehen die vielen Thäler links und rechts, wie wir uns auf der anderen Seite vom Morgen her dieser Wand näherten. Sehet, das sind die Windeln, und das ist die Wiege. Also in diese Thäler werden diese Menschen gestellt; in diesen Thälern geht es ungefähr also zu, wie ihr gleich Anfangs links und rechts ein Paar solche Thäler habt kennen gelernt.

14] Denn, wie es bei einem neugebornen Kinde ist, daß es nicht von heute bis auf morgen schon zu einem Manne wird, also geht es auch bei einem neugebornen Geiste, besonders im Reiche der Geister, nur langsam vorwärts. - Nun wißt ihr auch ganz eigentlich, in welcher Gegend ihr euch befindet, daher darf es euch auch nicht Wunder nehmen, wenn ihr hier so wenig oder beinahe gar keine höheren Lehrer unter den vielen hier Wandelnden erschauet; denn Solche wären ja hier eben so fruchtlos, als auf der Erde Jemand schon möchte einem Kinde im Mutterleibe irgend einen Unterricht ertheilen.

15] Wann aber bei einem Kinde die Zeit des Unterrichtes als tauglich kommt, wißt ihr ohnehin; darum sind diese Boten hier auch nicht als Lehrer, sondern als wahrhafte geistige Geburtshelfer zu betrachten. - Da wir nun Solches wissen, so können wir uns schon wieder ein wenig weiter vorwärts bewegen, allda sich uns wieder eine ganz neue Scene darbieten wird; und somit gut für heute!

01] Seht, die Gesellschaft wird dieser zwei Boten auch schon ansichtig. Unser Hauptredner geht ihnen freundlich entgegen, um sie ebenso freundlich aufzunehmen. Wie ihr es beinahe selbst hören könnt, spricht er zu ihnen:

02] Seid mir und uns allen tausendmal willkommen! Ich kenne euch zwar nicht; so viel aber sehe ich, daß ihr, uns gleich Menschen, entweder soeben erst von der Erde hier angekommen seid, oder ihr müßt irgendwo einen bessern Weideplatz gefunden haben als wir, indem ihr ums Unvergleichliche besser ausschaut als ich mit dieser meiner lieben Gesellschaft zusammengenommen. Seid ihr erst von der Erde angekommen, so mache ich euch sogleich darauf aufmerksam, daß auf der Erde die sogenannten Robinsone ums Unvergleichliche besser daran sind als wir; denn für diese Behauptung braucht ihr keinen andern Beweis, als uns bloß vom Kopf bis zum Fuß anzublicken, und unser unmenschlich gutes Aussehen wird euch auf den ersten Blick selbst in dieser noch sehr bedeutenden Finsternis überaus hell und klar dartun, um welche Zeit es hier mit dem Wohlleben ist. Dabei aber kann ich euch doch versichern, daß es hier durchaus keine Krankheiten gibt; denn was sollte bei unsereinem auch krank werden? Wir können höchstens nur jenen Krankheiten unterliegen, denen allenfalls die Steine unterliegen. Denn wenn man beinahe gänzlich aller Lebenssäfte flott wird, bin ich der Meinung, wird man auch aller Krankheiten flott. Das einzige Übel, welches einen wenigstens im Anfange heimzusuchen anfängt, ist der Hunger, also ein Magenübel. Wie aber gewöhnlich der Hunger der beste Koch ist, so gibt es dann für ihn auch bald eine Kost, bei welcher er seine Kochkunst auf eine außerordentliche Probe stellen kann. Seht, da zu unsern Füßen über dem Sande ist so ein kleiner Probierstein für unseren Magen zu erblicken. Es ist Moos; man könnte sagen, echtes isländisches und sibirisches Moos. Die sparsamen Tautropfen, welche zwischen den Blättchen sitzen, sind dazu auch das einzige durstlöschende Mittel, das sich in dieser ungeheuren Sandwüste ausfindig machen läßt. Macht euch daher nichts daraus, wenn dieses Verhältnis auch etwa ewig dauern sollte, denn Geduld und Gewohnheit macht einem am Ende alles erträglich. Uns alle wird es sehr freuen, wenn ihr mit euren etwas phosphoreszierenden Gewändern bei uns verbleiben wollt; denn ich kann euch versichern, an alles kann man sich eher gewöhnen als an diese Finsternis. Somit könnt ihr es euch wohl vorstellen, daß uns allen euer phosphorischer Schimmer wie eine Sonne vorkommt! - Nun aber, meine lieben Freunde, möchtet ihr mir denn nicht auch gefälligst einen Grund kundgeben, der euch von der Erde hierher versetzt hat, oder, so ihr von einer bessern Trift kommt, mir kundgeben, was euch veranlaßt hat, diese zu verlassen und euch hierher zu begeben?

03] Der eine spricht: Armer Freund, du irrst dich an uns sehr; denn wir sind weder von der Erde noch von irgend einer bessern Trift dieser Gegend zu euch gekommen, sondern wir kommen vom Herrn, der da Christus heißt, und den du nur als einen kreuzehrlichen Mann betrachtest, da Er doch der alleinige Herr Himmels und der Erde ist, - zu euch gesandt, um euch zu zeigen, was der Grund ist, demzufolge ihr schon so lange gänzlich unbehilflich in dieser Gegend umherirrt.

04] Wenn ihr euch fragt: Wie haben wir auf der Erde gelebt, so wird euch eure helle und klare Erinnerung sagen: Wir alle haben allezeit ehrlich und redlich gehandelt und gelebt. Fragt ihr euch aber hinzu: Warum haben wir also gelebt und gehandelt? so werdet ihr ebenfalls nichts anderes herausbringen können als: wir haben hauptsächlich nur zu unserm Besten gelebt. Weltliche Ehre, weltliches Lob und das darauf begründete Ansehen vor anderen Menschen waren der Hauptbeweggrund aller unserer Edeltaten. Wir waren stets getreue Staats- und Kirchenbürger; warum denn? Etwa aus Liebe zu Gott? Wie könnte solches sein, da wir Gott doch nicht im geringsten kannten und somit auch nicht wußten, was da wäre Sein heiliger Wille, sondern unsere getreue Staats- und Kirchenbürgerschaft gründete sich vorerst nur darauf, daß wir uns eben dadurch gar leichtlich vieler Vorteile vor anderen bemächtigen konnten, die von seiten des Staates und der Kirche nicht in so günstigem Ansehen standen als wir. Und ferner hatte diese getreue Staats- und Kirchenbürgerschaft in gewisserart blindgeistiger Hinsicht den Grund, daß wir uns dachten: gibt es jenseits nach der Lehre der Pfaffen und noch anderer Unsterblichkeitsritter irgendein Leben nach dem Tode, so können wir bei einer solchen Handlungsweise offenbar nicht zugrunde gehen. Gibt es kein solches Leben, so wird sich unser Tatenruhm wenigstens auf der Erde in unseren Kindern und Kindeskindern gleichsam unsterblich fortpflanzen, und man wird vielleicht noch in hundert und hundert Jahren von uns sprechen und sagen: Das waren Männer und das waren Zeiten, in denen solche Männer gelebt haben!

05] Seht, solches muß euch auch, wie gesagt, euer Inneres sagen; sonach seid ihr ja offenbar ohne alle innere Vorstellung aus dem Leibesleben in dieses geistige Leben übergegangen und wußtet nicht im geringsten, was zum geistigen Leben erforderlich, noch weniger, wie dieses beschaffen ist und worin es besteht. Was war demnach natürlicher, als daß ihr in diesem geistigen Leben nichts anderes antreffen konntet als das nur, was ihr vom Leibesleben hierher mitgebracht habt, nämlich eine höchst klägliche, magere Gestalt eurer Wesenheit und die vollkommene Finsternis in den Begriffen über das Leben des Geistes. Mit anderen Worten gesagt: Ihr kamt nahe gerade also hierher, als bei der naturmäßigen Zeugung des Menschen ein Embryo kommt in den Mutterleib, wo auch allenthalben vollkommene Finsternis herrscht. Der Embryo ernährt sich gewisserart nur vom Unrate des Blutes der Mutter, bis er bei solcher freilich wohl äußerst mageren und unschmackhaften Kost zu jener Naturkraft gelangt, sich aus diesem finsteren Werdungsorte zu entfernen. Also habt auch ihr euch hier gewisserart in einem Mutterleib befunden und habt euch müssen von dem stets gleichmäßigen Unflate desselben nähren.

06] Da aber in euch sich noch ein lebendiger Funke zum ewigen Leben vorfand, nämlich die kleine Liebe und Hochachtung Christi, so hat dieser Funke euch geistige Embryonen ausgezeitigt zu einer Ausgeburt aus dieser eurer eigenen finsteren Sphäre. Es soll euch werden, was du am Schlusse deiner Rede zu deiner Gesellschaft gesprochen hast, da du sagtest: Wenn uns mit Christus nirgends ein Licht wird, so können wir versichert sein, daß diese Finsternis uns zum ewigen Eigentume verbleiben wird.

07] Also ist euch in Christo Licht geworden; und so sollt ihr denn auch das erfahren, was der Herr zu einem Seiner Jünger gesagt hat, daß niemand das ewige Leben und somit das Reich Gottes überkommen könne, der da nicht wiedergeboren wird. Zur Nachtzeit sprach solches der Herr zu Seinem Jünger, um ihm dadurch anzuzeigen, daß sich ein jeder unwiedergeborene Geist in der Nacht befindet gleich dem Embryo im Mutterleibe und daß der Herr auch in der Nacht zu dem unwiedergeborenen Geiste kommt, um ihn wiederzugebären aus dieser Nacht in das Licht des ewigen Lebens.

08] Da nun für euch zufolge eurer erwachten, wenn schon geringen Liebe zum Herrn diese Zeit der neuen Ausgeburt herangekommen ist, so sind wir hierhergesandt worden, um euch aus dieser eurer geistigen Geburtsstätte zu führen und euch an eine solche Stelle zu bringen, wo ihr unter eine Wartung gleich den Kindern kommen werdet. Ihr werdet euch dadurch wieder neue Lebenskräfte sammeln können, um mit diesen Kräften, je nachdem sie mehr oder weniger ausgebildet sein werden, in eine solche Sphäre zu gelangen, die vom Herrn aus euren Kräften bestens angemessen sein wird.

09] Denkt aber ja nie an einen Himmel als einen Belohnungsort für die guten Werke, die der Mensch auf der Erde vollbracht hat; sondern denkt, daß der Himmel in nichts anderem besteht als in eurer eigenen Liebe zum Herrn!

10] Je mehr ihr den Herrn mit Liebe erfassen werdet, und je demütiger ihr sein werdet vor Ihm und vor all euren Brüdern, desto mehr des wahren Himmels werdet ihr auch in euch tragen; und so denn sammelt euch und folgt uns!

11] Nun seht, wie die ganze Gesellschaft sich freut und diesen zwei Boten folgt.

12] Ihr fragt, wohin sie diese Gesellschaft etwa führen werden? Kehrt euch nur um und seht dort, freilich wohl in schon bedeutender Ferne hinter uns, die euch bekannte geöffnete hohe Wand; merkt ihr nichts? Hat das nicht beinahe das Aussehen als wenn sich bei der Geburt eines Kindes die Mutterscheide öffnet?

13] Ihr sagt: Solches verstehen wir nun wahrhaftig wie durch einen Zauberschlag wunderbar entsprechend! Wenn aber die Gesellschaft über diese Kluft hinaus gelangen wird, wohin kommt sie dann? - Wohin kommt das Kind gleich nach der Geburt? Ihr sagt: In leichte Windeln und dann in eine Wiege also in noch immer sehr beschränkte Lebensverhältnisse. Ihr habt doch die vielen Täler links und rechts gesehen, als wir uns auf der anderen Seite vom Morgen her dieser Wand näherten. Seht, das sind die Windeln und das ist die Wiege. Also in diese Täler werden diese Menschen gestellt. In diesen Tälern geht es ungefähr so zu, wie ihr es gleich anfangs links und rechts in ein paar solcher Täler habt kennengelernt.

14] Wie es bei einem neugeborenen Kinde ist, daß es nicht von heute auf morgen zu einem Manne wird, so geht es auch bei einem neuausgeborenen Geiste, besonders im Reiche der Geister, nur langsam vorwärts. - Nun wißt ihr, in welcher Gegend ihr euch befindet; daher darf es euch auch nicht wundernehmen, wenn ihr hier wenig oder beinahe keine höheren Lehrer unter den vielen hier Wandelnden erschaut; denn solche wären hier ebenso unnütz, als so auf der Erde jemand möchte einem Kinde schon im Mutterleibe irgendeinen Unterricht erteilen.

15] Wann bei einem Kinde die Zeit des Unterrichtes als tauglich kommt, wißt ihr ohnehin; darum sind diese Boten hier auch nicht als Lehrer, sondern als wahrhafte geistige 'Geburtshelfer' zu betrachten. Da wir nun solches wissen, können wir uns wieder ein wenig vorwärtsbewegen, allda sich uns eine ganz neue Szene darbieten wird; und somit gut für heute!

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