Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 317


01] Also ist es auch der Fall mit dem Worte im Menschen, da es vorher in das lebendige Fleisch übergegangen ist. Es wird keine Ruhe in dem neuen Gefühlsmenschen, als bis er das eigentliche große und heilige Er in sich gefunden hat. Wenn er aber dieses Er in sich gefunden hat, saget und urteilet selbst, wird er nicht wollen in dieses Er vollends übergehen? Sehet, solches ist ja in der Natur aller Dinge begründet, und es ist zwischen ihnen und den Menschen kein anderer Unterschied, als das bei den Dingen dieses vor sich gehen muß, bei dem freien Menschen aber bleibt es nur willkürliche Bedingung seines Lebens. (joh.03,30)

02] Und also muß das Ich abnehmen, damit das Er wachse im Menschen. Wenn das Ich nicht abnimmt, wird alles nach außen in die Rinde, Blüte und Schale übergehen, aber die Frucht des Lebens wird nimmerdar zum Vorscheine kommen. (joh.03,30)

03] Ihr möget wohl die schönsten Blumen in die Erde streuen, da wird nie eine Frucht zum Vorschein kommen, sondern sie alle werden zunichte verwesen in der Erde. (joh.03,30)

04] So ihr aber das reife Samenkorn nehmet und leget es in die Erde, da werdet ihr euch doch sichtbar überzeugen, daß das vollkommene ganze Außenleben in dieses Samenkorn übergehen mußte. Denn wäre solches nicht der Fall, wie möchte da aus dem Samekorn dieselbe Pflanze wieder zum neuen lebendigen Vorscheine kommen? (joh.03,30)

05] Wenn ihr dieses recht bedenket, so werdet ihr auch den Text der Schrift vollkommen gut einsehen, welcher also lautet: Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren, wer es aber flieht, der wird es erhalten. Also ist hier durch den Johannes in jedem Menschen die Art und Weise gezeigt, wie das Leben zu fliehen ist. Tuet darnach, lasset auch euer Ich abnehmen, so werde Ich in euch wachsen und zunehmen ins Unendliche, wie der hier zugrunde liegende Schrifttext es euch lehret. Amen.« (joh.03,30)

»Darum seid nicht besorgt für den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird besorgt sein für das Seine. Genug, daß jeder Tag seine eigene Plage habe.« (mt.06,34; Ex.16,19; Lukas.12,32; jl.ev11.317,06-319,02; jl.ev08.061,16)

07] a »Also schreibe! Dieser Text hat zwar zunächst nur eine natürliche Bedeutung; aber dessen ungeachtet hat er dennoch einen tiefen himmlisch-geistigen Sinn wie jedes Wort, das aus Meinem Munde geflossen ist, da er auch aus Meinem Munde kam. (a Matthäus.06,34)

08] Was sonach dieser über alles zu beachtende Text in der natürlichen Hinsicht besagt, das lehrt dessen Buchstabensinn. Was er aber in himmlisch-geistiger Weise fasset, das ist endlos groß, und es wird euren Geist eine tüchtige Anstrengung kosten, nur den kleinsten Teil desselben halbweges zu erfassen. Ihr werdet sagen: Wie kann solches wohl möglich sein? Denn wir haben ja doch schon manches Schwere begriffen, wie solle denn gerade das also unbegreiflich sein?! Ich aber sage: Nur Geduld! Einige kleine anspielende Proben werden euch davon sogleich überzeugen, wie schwer der himmlisch-geistige Sinn dieses Textes zu erfassen ist für jene, welche noch nicht völlig in dem Himmel sind (d.h. im Lichte der Liebe in sich.) (mt.06,34)



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