Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 300


01] Siehe, Mein Wille steht höher denn der Wille der Welt. Willst du aber beides, als da ist: ein Glück der Welt und dem entgegen Meine Gnade  höre, das kann nicht sein. - Ich sage aber, es wird das erste schon ohnehin zur rechten Zeit kommen. Aber alle deine und deiner Kinder Wege sollen gerichtet sein nach Meiner Gnade, dann werde Ich sorgen für alles. So es dir aber behagt, zu tragen so manche unnötige Weltsorge, so trage sie immerhin, aber habe ja acht, daß die Zahl eins nicht zu einer Legion gebrochen wird.

02] Die Liebe der Eltern ist allezeit blind gegen ihre Kinder, sie sehen nicht den Samen, sondern nur den Baum und bedenken nicht, was alles in einem Samenkorne verschlossen ist. Es geht aber der gute Same mit tausendfältiger Frucht nur auf in Meiner Erde. In der Erde der Welt aber erstickt er alsobald. Aber der Weltsame gedeiht gar wohl, alles Unkraut hervorbringend, in der Welterde. Aber frage dich selbst, wozu nütze? Höre! Zu Meinem Reiche und für Meine Scheuern nicht. Siehe, dieses in dir selbst bestehenden Widerspruches wegen sagte Ich dir dieses, damit dir dein Widerspruch des Evangeliums klar werde. Dieses aber merke dir ganz besonders. Wie du jetzt weißt, wer Der ist, vor Dessen Augen alle Geheimnisse offen liegen, so solltest du denn auch wissen, wenn dir in weltlichen Dingen Irrwege vorkommen, entweder für dich oder deine sämtlichen Kinder, daß nur Ich es bin, dem der rechte [Weg] allein bekannt ist. Nun, derzeit sorge damit du für deine etlichen drei, und lasse für die übrigen Mich sorgen. Und damit der Matthäus in dir schuldlos werde, so nehme diesen Widerspruch auf dich und verstehe, wenn Ich sage zu Magdalena: »Rühre Mich nicht an, sondern falle zuvor vor Mir nieder, umklammere die Füße und bete Mich an im Geiste und aller Wahrheit und gehe dann hin zu Meinen Brüdern und sage ihnen, daß Ich auferstanden bin.«

03] Desgleichen sollt auch ihr tun und nicht eher nach der Weisheit trachten, sondern nach der wahren reinen Liebe, die da entspricht Meinen Füßen und daraus zunächst eurer Liebe, die in ihrer größten Reinheit doch noch immer etwas Sinnliches an sich hat und demnach ist gleich den Füßen aus Mir, auf welchen allein ihr zum Leben eingehen könnt.

04] Daher soll auch euch vorderhand nicht gestattet sein, Meine Weisheit anzurühren, bevor nicht Meine Füße, Mich anbetend, in aller Liebe erfaßt worden sind. So ihr aber sagt: Herr, wie ist hernach die Antastung bei Thomas zu verstehen? Da sage Ich: Auch er mußte seine Blicke an die Wundmale der Füße und Hände richten, bevor Ich ihn hieß anzurühren Meine breite und weite Wunde der Brust. Damit aber dir Frager dein eigener Widerspruch klarer wird, so will Ich dir noch einen Grund davon zeigen, warum Ich zu Magdalena vorerst sagte: »Rühre Mich nicht an!« und hernach aber doch zuließ, daß sie mit den übrigen Meine Füße umklammerte.

05] Siehe, Magdalena war auch sinnlich in Mich bis zur Eifersucht verliebt und hielt Mich förmlich für ihren einzig erwählten Liebhaber. Sie hatte von Mir nur die Meinung, daß Ich ein großer Prophet sei, aber Meine Göttlichkeit war ihr noch fremd. In Anbetracht ihres verliebten Herzens hatte somit durch Mein Leiben und Sterben auch niemand so viel verloren wie gerade sie, ja sie nicht nur ihren Retter, Herrn und Meister, sondern im Ernste ihres Herzens auch ihren einzigen Geliebten verloren hatte; daher sie auch untröstlich war.



Home  |    Index Supplemente   |   Werke Lorbers