Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 231


01] Dieses Wunder wurde durch diejenigen, die sich durch jähe Flucht retteten, in Rom dem Kaiser bekanntgegeben und beschworen, daß es richtig so geschehen ist. Er glaubte dieses Wunder. Aber nach zwei Jahren wollte er dennoch an dieser Stelle ein großartiges Denkmal errichten, um durch dasselbe den Nachkommen anzuzeigen, an welcher Stelle sich einst das große Jerusalem befunden habe.

02] Es kamen wieder Bauleute und Bildhauer an die Stelle von Jerusalem und fingen an, sich einen Platz auszusuchen, der für solch ein Monument der tauglichste wäre. Sie fanden einen solchen Platz und fingen an, den Grund zu graben. Allein es erging ihnen nicht viel besser als den früheren; es schlug albald wieder Feuer aus dem Innern der Erde hervor und beschädigte mehrere. Die aber noch zur rechten Zeit die Flucht ergriffen, kamen ohne Schaden davon, und es ward fürder nichts mehr unternommen, um das alte Jerusalem aufzubauen.

Radikale Verwüstung biblischer Stätten durch Sarazenen; unechte Grabstätte Jesu

03] Erst nach mehr als sechshundert Jahren kamen die Sarazenen aus der Gegend von Bagdad in diese Gegend, und was sie auf ihrem Wege von den alten Städten und Flecken vorfanden, zerstörten sie alles. Selbst die alten Städte, die hie und da noch von den Römern verschont wurden, mußten zu Ruinen werden. Und die Stätte Jerusalems besaß damals nichts weiteres mehr als auf einem Berge, dem man später ganz fälschlich den Namen Zion gab, einen alten römischen Festungsturm und eine Kapelle aus Holz gebaut, die man schon zu selbiger Zeit ebenfalls ganz fälschlich für die Stelle Meines einstigen Grabes angab und verehrte, auch bis auf den heutigen Tag noch verehrt, und dadurch viele Hunderttausende von Pilgern in den tiefsten Aberglauben hineintreibt.

Neubau Jerusalems westlich des Ölbergs durch Sarazenen

04] Die Sarazenen haben später westlich vom Ölberge eine ganz neue Stadt unter dem Namen Jerusalem erbaut, in welcher Zeit auch die vorbenannte Kapelle ein geräumigeres und besseres Aussehen erhielt, in und an der sich die frommen Pilger alljährlich mit ihren Knitteln und Stöcken aus lauter Frömmigkeit nicht selten derart durchprügeln, daß es dann auf dem äußeren Platze um die Kapelle herum nahe nicht anders aussieht wie auf einem Schlachtfelde. Und das geschieht gewöhnlich infolge dessen, weil eine jede Sekte den Christus, den sie als Gott verehrt, einer andern zu verehren untersagt.

05] Die Griechen wollen von dem römisch-katholischen Christus nichts hören und wissen, und das auch umgekehrt; und soviele Sekten als es da gibt, so viele Feinde stehen sich gegenüber und würden sich bei ihrem Glaubenseifer ganz aufreiben, wenn bei diesen Gelegenheiten nicht die türkischen Soldaten Ruhe und Ordnung aufrechterhielten. Diese tun das darum, weil ihnen solche Spektakel auch so manches Trinkgeld in ihren Taschen schieben.



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