Leopold Engel (1858-1931): 'Das große Evangelium Johannes', angeblicher 'Band 11', Achtung! krit. Anmerkungen


Kapitelinhalt 015. Kapitel


01] Nachdem wir die Furt durchschritten hatten, wandten wir uns gerade nordwärts auf einem Seitenpfade, welcher durch ein ganz angenehmes Hügelland führte. Es geschah dies deswegen, weil Ich die Gegend von Jericho vermeiden wollte, und weil Meine Jünger eine innere Stufe zur Vollendung während des nun einsamen und an außerordentlichen Ereignissen armen Weges erklimmen sollten.

02] Denn es nahte jetzt allmählich die Zeit, von der es heißt: 'Jetzt sehet ihr Mich noch; aber über ein kleines werdet ihr Mich nicht sehen!', und da war es nötig, allen Meinen Anhängern, die dazu reif waren, eine nähere Aufklärung hierüber zu geben. Denn noch immer wollten vorzüglich Meine Jünger nicht daran glauben, daß die Juden Macht und Gewalt über Mich erhalten sollten, trotz der vielen Andeutungen, die sie darüber empfangen hatten. Ich führte sie daher auf ihnen völlig unbekannten Wegen immer tiefer ins Gebirge.

03] Als es nun Abend geworden war, lagerten wir uns im Freien am Fuße eines ziemlich hohen Berges, und Ich begann zu den Meinen also zu sprechen: »Meine Lieben, ihr seid nun lange Zeit Zeugen Meiner Taten und Meiner Lehre gewesen, so daß ihr nun wissen könnt, wie und wodurch das Himmelreich nahe herbeigekommen und sich in aller Fülle zu euch herabgesenkt hat. Ich habe euch jedoch nun in dieses abgelegene Tal geführt, damit ihr Einkehr haltet in euch und in beschaulicher Ruhe euch stärket im Glauben für die zukünftigen Ereignisse; denn es ist nicht gut, so der Hirte geschlagen wird, daß die Schafe nicht wüßten, wenigstens allein den Weg in ihren Stall zu finden.

04] Seid daher bereit, in euch zu forschen, wo es in eurem Herzen noch dunkel ist, damit das Licht, solange es euch noch scheint, alle Winkel wohl durchleuchte und ihr Bescheid wisset in eurem Hause, wenn vorübergehend Dunkelheit herrscht! Denn Ich weiß wohl, daß ihr schwach seid, euch aber Riesen dünket, solange ihr eine persönliche Stütze an Mir habt. Fehlt euch diese, so wird sich erst zeigen, wieweit ihr feststehet und nicht sorgen müsset, zu fallen.

05] Jetzt lasset uns zuerst die Leiber stärken, und dann tuet, wie Ich euch gesagt habe! Durchforschet euch innerlich, und wer da eine Frage in sich spürt, der bringe sie sodann hervor! - Gehe aber einer und sehe, was uns beschert ist dort hinter jenen Büschen!«

06] Nun eilten Petrus und Jakobus sogleich nach dem bezeichneten Ort und brachten mehrere Laibe Brotes sowie auch Wein in Krügen hervor, wovon wir dann ein auskömmliches Abendmahl hielten.

07] Nachdem dasselbe beendet war, verhielten sich alle schweigend. Jeder vergegenwärtigte sich Meine Lehre und Meine Taten; aber keiner kam mit irgendeiner Frage hervor. Selbst Petrus, der doch sonst so mancherlei auf dem Herzen hatte und öfter Fragen stellte, die schon in irgendeiner Form beantwortet worden waren durch frühere Belehrungen, verhielt sich völlig ruhig und wartete nur, was denn doch am Ende bei Meinem Beginnen herauskommen würde; denn allen war es sehr auffällig gewesen, diesen Abstecher ins Gebirge machen zu müssen.

08] Da nun allgemeines, erwartungsvolles Stillschweigen herrschte, nahm Ich wieder das Wort und sagte: »Meine Lieben, die ihr Mir alle nachgefolgt seid, ohne zu fragen, wohin Ich euch führe, - höret, was Ich euch zu sagen habe! Höret aber mit dem Herzen, nicht nur mit den Ohren; denn alle Geheimnisse und Lehren, welche Ich euch offenbarte, können nur dann begriffen werden, wenn das Herz deren Wahrheit fühlt und nicht der bloße Menschenverstand um sein Urteil gefragt wird!

09] Es kommt nun die Zeit heran, von der die Schrift sagt: 'Des Menschen Sohn wird nun erhöhet werden!', und von der es heißt: 'Er wird dir den Kopf zertreten, und du (die Schlange) wirst ihn in die Ferse stechen!' Mein Lehramt geht nun hier zu Ende, und das eure wird alsbald beginnen. Ihr aber müsset wohl vorbereitet sein, damit ihr nicht schwach werdet und erzittert vor den Schrecknissen der Zukunft. Denn trotz aller Stärkung, die euch zufließen wird, werdet ihr dennoch viel Mühe haben, festzustehen und eure menschliche Natur zu überwinden.

10] Wenn ihr aber das Werk weiterführen werdet, das von Mir hier vollbracht werden wird, so gedenket Meiner Worte am Berge Garizim: 'Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden (und nicht ablassen von ihren Wegen); denn das Himmelreich ist ihr! Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um Meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles wider euch, so sie daran lügen!' Denn ihre Lügen werden sich gegen sie selbst kehren und sie vernichten, und euch wird die Krone der Wahrhaftigkeit werden! Darum fürchtet euch nicht, auch wenn ihr Mich nicht mehr sehet; denn Ich werde trotzdem bei euch bleiben bis an der Welt Ende!

11] So aber die Großen und Vornehmen der Welt kommen werden und euch bieten große Summen, zu treten in ihre Dienste, damit sie durch euch größer und noch angesehener werden, so saget ihnen, ihr dienet schon einem andern Herrn, der euch gar wohl besoldet und als treue Diener anerkennt, ihr daher nicht weitere Dienste annehmen könnet; a denn niemand kann zwei Herren dienen und dabei beiden gerecht werden. Sie werden euch dann fragen, wer dieser Herr sei. Sodann verleugnet Mich nicht, sondern bekennet Mich frei; denn wer da Mich verleugnet, den werde auch Ich einst verleugnen und von Mir weisen! Und wer von Mir verstoßen worden ist, der wird lange warten und viel Mühe, Angst und Qual erdulden müssen, bis ihm das Licht wieder leuchtet. Darum folget Meinen Worten!« (a Matthäus.06,241. Könige.18,21; = Lukas.16,13Jakobus.04,042. Korinther.06,15jl.ev01.167,16-18;  ⇒  jl.ev04.199,12-13*;  jl.ev06.206,11jl.ev08.077,14-15;  jl.ev08.125,09-12;  jl.ev10.038,02jl.flie.012jl.him1.212; Vaterbriefe.450)

Krit. Anmerkungen zur Person und den Werken von Leopold Engel



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