Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 113. Kapitel: Jesus über die Schwierigkeiten der Umkehr verirrter Seelen im Jenseits.

01] (Jesus:) »Und siehe, wie dieses dir nun gezeigten Menschen Seele durch große Leiden und Schmerzen, die er durch sein unordentliches Leben sich selbst bereitet hatte, nüchtern, geduldig, bescheiden, reiner und zum Wirken für ihr inneres Leben kräftiger, ernster und tiefer in sich eingehender geworden ist, also werden auch die Seelen im großen Jenseits durch allerlei Leiden, Widerwärtigkeiten und auch Schmerzen, die sie sich aber nur selbst bereiten, mit der Weile geläutert, und zwar dadurch, daß sie selbst einen rechten Widerwillen gegen ihr unordentliches Handeln und Treiben, bekommen, es in sich stets tiefer und tiefer zu verabscheuen beginnen, also ihre Liebe, ihren Willen- und also denn auch ihr Denken- und Trachten völlig ändern, in sich als in ihren wahren Lebensgeist eingehen und so nach und nach wie von Stufe zu Stufe in ein helleres und glücklicheres Sein übergehen.

02] Doch im großen Jenseits geht das schwerer und mühsamer als auf dieser Welt, und es wird bei gar vielen zu tief wider Meine Ordnung gesunkenen Seelen wohl einer für dich undenkbar langen Zeitenfolge benötigen, bis sie in sich den Weg in Meine ewige und unwandelbare Ordnung werden gefunden haben.

03] Auf dieser Erde hat ein jeder Mensch einen festen Boden, hat vor sich eine Menge guter und schlechter Wege und hat um sich allerlei Ratgeber, Führer und Lehrer; er kann sich da bei nur einigem Prüfen leicht für alles Gute entscheiden und so denn auch seine Liebe und seinen Willen ändern und also denn in allem seinem Handeln nach Meiner ihm stets klarer werdenden Ordnung vollkommener und vollkommener werden; aber im andern Leben hat des Menschen Seele nichts als nur sich selbst und ist die Schöpferin ihrer Welt, ähnlich wie in einem Traume.

04] In solch einer Welt kann es denn auch keine andern Wege geben, als die sich eine Seele aus ihrer Liebe, aus ihrem Willen und aus ihrer Phantasie gebahnt hat.

05] Ist ihre Liebe und ihr Wille nach Meiner Ordnung gut und gerecht, wenn auch nur zum größeren Teil, dann wird solch eine Seele auch bald nach einigen bitteren Erfahrungen, die sie auf einem oder dem andern unordentlichen Wege wird gemacht haben, freilich eher und leichter sich für die ordentlichen Wege entscheiden, auf ihnen vorwärtsschreiten und also denn auch von ihrem Phantasie- und Traumsein in ein wahres und reelles Sein übergehen, in welchem ihr alles im stets helleren Lichte verständlich und begreiflich wird, was ihr früher niemals in den Sinn hatte kommen können.

06] Und solch eine schon aus ihrem eigenen Besseren lauterer gewordene Seele kommt dann freilich bald und leicht vorwärts. Aber dagegen eine Seele, auf deren aus ihrer unordentlichen Liebe und aus ihrem ebenso unordentlichen Eigenwillen entsprungenen Traum- und Argphantasiewelt es oft kaum einen halben Ordnungsweg gibt und geben kann, wird es dann sicher höchst schwer haben, sich in sich zu entschließen, auf dem kaum merkbaren halbordentlichen Wege nach langen Zeiten auf nur einen ganz ordentlichen Weg, der zum wahren Lichte des Lebens führt, sich zu begeben und auf demselben, mit noch gar manchen Hindernissen kämpfend, in Meine volle Ordnung emporzukommen.

07] Wie wird es dann erst einer Seele in der andern Welt ergehen, die auch nicht einen halben oder viertel Weg aus Meiner Ordnung hat und so denn auch keinen wird finden können? Siehe, das ist dann schon die eigentliche Hölle!

08] Eine solche Seele wird alle ihre oft zahllos vielen bösen Wege auf ihrer finsteren Traum- und Phantasiewelt betreten und zur Herrschaft auch über Mich sich emporschwingen wollen.

09] Da sie dadurch aber nicht nur nichts erreichen, sondern nur immer mehr und mehr verlieren wird, so wird sie denn auch stets zorniger, grimmiger und in immer größerer Wut rachgieriger, aber dabei auch stets finsterer und ohnmächtiger.

10] Nun denke dir die zahllos vielen unordentlichsten Argwege in der tollen Phantasiewelt einer solchen Seele! Wann wird sie diese alle durchgemacht haben, bis sie in sich dahin gelangen wird, daß sie nur so halbwegs wird zu ahnen anfangen, daß all ihr Trachten, Streben und Mühen eine eitle Torheit war, und dann in ihr ein gewisses Sehnen dahin wach und rege wird, in der Folge lieber zu gehorchen, als über alles selbst zu herrschen?!«



Home  |    Index Band 10  |   Werke Lorbers