Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 67. Kapitel: Der römische Hauptmann belehrt den Bürgerobersten über Jesus.

01] Als Ich dieses ausgesprochen hatte, da erhoben wir uns alle vom Tische, durchzogen alle die großen und kleinen Gemächer, auch den übergroßen Keller, und der Bürgeroberste ward dabei so voll Staunens und Verwunderns, daß er sich vor lauter Ehrfurcht kaum zu reden getraute.

02] Als wir nach ein paar Stunden Zeit abermals in den großen Speisesaal zurückgekehrt waren und uns um den Tisch gelagert hatten, da erst sagte er: »Nun erst glaube ich, daß es einen Gott von Ewigkeit her gibt, und zwar nur Den, an den die Juden - aber auch nur ganz schwach noch - glauben und Ihn von Zeit zu Zeit anbeten und Ihm zur Ehre einen Tag in der Woche feiern. Denn derlei zu bewirken kann nur Dem allein möglich sein, der den weiten Himmel und diese Erde, deren Ende auch kein Mensch ergründet hat, aus Sich durch Sein ewiges Machtwort erbaut und mit zahllos vielen und mannigfachen Pflanzen, Tieren und Menschen bebaut, geziert, belebt und bevölkert hat. O Hauptmann, lehre du mich diesen Gott näher kennen!«

03] Sagte der Hauptmann: »Da sieh den Mann, der zu meiner Rechten sitzt und mit meiner Tochter, die Er in Pella wunderbar von einer bösesten Krankheit geheilt hat, Sich bespricht! Mehr brauche ich dir vorderhand nicht zu sagen; nachderhand aber wirst du schon ein Näheres und Umständlicheres erfahren!«.

04] Hierauf fing der Bürgeroberste Mich scharf zu betrachten an und sagte dann mit leiser Stimme zum Hauptmann: »Er ist dem Ansehen nach auch ein Mensch und der Tracht nach ein Jude aus Galiläa; aber er muß ein äußerst frommer und dem großen Gott der Juden völlig ergebener Mann sein, daß ihn der große Gott zu solch einer nie erhörten Macht erhoben hat, wie das in der früheren Zeit auch andere sehr fromme Juden sollen erfahren haben!«

05] Sagte der Hauptmann: »Du hast zum Teil wohl recht, aber ganz noch lange nicht. Aber mit der Zeit wird dir noch alles klar werden!«

06] Hierauf kehrte Ich mich zum Hauptmann und sagte: »Nun kannst du ihn schon näher unterweisen; denn er wird es fassen.«

07] Da fing der Hauptmann zum Staunen sogar Meiner Jünger den Bürgerobersten über Mich zu belehren an, und dieser begriff und faßte alles, und es blieb kein Zweifel mehr in seiner Seele.

08] Als der Bürgeroberste nun wohl einsah, mit wem er es in Mir zu tun hatte, da stand er auf, ging voll Ehrfurcht zu Mir hin und sagte voll ergebenen Mutes: »Herr, Herr, Du allein bist es, an den ich von nun an ungezweifelt und lebendig mit meinem ganzen Hause glauben werde! Aber sage es auch Da mir, was ich tun soll, auf daß mein Glaube auch in die Herzen der andern Menschen übergehen möchte in kürzester Zeit! Denn es ist mein Gemüt schon einmal also beschaffen, daß ich mit dem, was mich überglücklich und seligst zufrieden macht, auch gleich alle andern Menschen ebenso glücklich und zufrieden machen möchte, was aber mit unseren schwachen Menschenkräften freilich nur zu oft nicht so schnell geht, wie wir es wünschen und haben möchten. Dir, o Herr, Herr, sind ja alle Mittel und Wege schon von Ewigkeit her klarst bekannt, und so kannst auch nur Du sie mir anzeigen!«



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