Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 63. Kapitel:Jesus über wahre Sabbatheiligung.

01] Wir alle ruhten sonach ungestört bis zum Morgen eines Sabbats, der aber bei diesen Juden von keinem besonderen Belange war, da sie beinahe schon mehr heidnisch denn jüdisch gesinnt waren. Es kam aber dennoch schon am frühen Morgen der Älteste zu Mir und fragte Mich, ob Ich und Meine Jünger streng auf den Sabbat hielten, da er von Moses aus als streng zu heiligender Tag des Herrn bestimmt ward.

02] Sagte Ich: »Den Sabbat heiligen nach der Einsetzung Mosis ist für einen jeden Juden recht und gut; aber von nun an ist ein jeder Tag ein Tag des Herrn und wer an jedem Tage nach Meiner Lehre seinem Nächsten Gutes tut, der heiligt wahrhaft den Sabbat. Und so brauchet ihr heute, als an einem Sabbat, euch nicht anders zu verhalten als an einem jeden andern Tage!

03] Der Mensch hat am Sabbat für seinen Leib dieselben Bedürfnisse wie an jedem andern Tage und soll sie nach Möglichkeit auch ebenso befriedigen. Nur von einer schweren, knechtlichen Gewinnsarbeit soll er sich enthalten. So er aber dadurch einem oder mehreren seiner Nächsten einen Nutzen erweisen kann, so wird dadurch der Sabbat nicht entheiligt, so er seine Hände auch einer noch so schweren Knechtsarbeit leiht, und Ich werde ihn dafür segnen; aber so da keine solche Gelegenheit sich ergibt, so ist es gut, sich an einem Sabbat auszuruhen und sich in seinem Gemüte mit den Dingen des Geistes zu beschäftigen. Denn bei der schweren Werktagsarbeit ist die Seele nicht sehr geeignet, über Tiefgeistiges in sich Betrachtungen zu machen und sich zu Gott zu erheben; und Moses hat also den Sabbat dazu verordnet.

04] Aber daß man an einem Sabbat nach dem Aufgange der Sonne und ebenso auch vor dem Untergange derselben nichts essen und trinken und auch niemandem eine leibliche Wohltat erweisen sollte, wie das die Pharisäer in Jerusalem und auch in den andern Orten in den Synagogen lehren, das ist ein Unsinn, der den Lehrern das Zeugnis gibt, daß sie die Lehre Mosis niemals verstanden und für sich beachtet und dadurch die höchste und größte Verkehrtheit des Geistes der Lehre Mosis und der Propheten unter den Juden an den Tag gefördert haben. Darum tut ihr heute also, wie ihr getan habt, und ihr werdet den Sabbat vor Mir nicht entheiligen!

05] Nur den Heiden braucht ihr weder heute noch an einem andern Tage um den schnödesten Sold einen gemeinsten Dienst zu erweisen; so sie aber auch Meine Lehre annehmen und auch euch als ihre Nächsten ansehen und behandeln werden, so mögt ihr ihnen auch in aller Liebe und brüderlichen Freundschaft allerlei gute Dienste erweisen, auf daß Friede und Einigkeit unter euch herrsche. In dem habt ihr nun alles, was da anbelangt die wahre Heiligung des Sabbats.

06] Es sagen aber ja sogar die weiseren Heiden, daß es vorzüglichst sei, - so Umstände es verlangen - einem Nebenmenschen zu dienen, als in einen Tempel zu gehen und darin einem Gott zu dienen, der des Menschendienstes nicht bedarf. Und so bedarf der allein wahre Gott des Dienstes der Menschen für sich wohl niemals; aber dessen bedarf Er, daß die Menschen aus Liebe zu Ihm und aus der gleichen Liebe untereinander sich gute Dienste erweisen.

07] Denn die Liebe ist der wahre Lebensdünger für die Seele zum ewigen Leben, und Gott hat ja darum die Menschen erschaffen, daß sie in das ewige Leben übergehen sollen. Und so ist der wahre, Mir allein wohlgefällige Gottesdienst eben hauptsächlich darin bestehend, daß die Menschen sich untereinander in Meiner Liebe dienen; und so das der Mir wohlgefälligste Gottesdienst ist, so wird durch ihn der Sabbat sicher niemals entheiligt.

08] Steht es ja doch durch einen Propheten geschrieben in der Zeit, als die Juden zu sehr angefangen haben, alles - so wie nun die Pharisäer - auf die äußere Zeremonie zu halten: "Siehe, dieses Volk ehrt Mich mit den Lippen, aber sein Herz ist ferne von Mir!"

09] Dienet Mir also von nun an nur im Herzen, und lasst ab von der toten Zeremonie, und ihr werdet so an jedem Tage Mir wohlgefälligst den Sabbat heiligen! - Hast du das nun wohl verstanden?«

10] Sagte der Jude: »Ja, o Herr, Herr, und darum werden wir den Sabbat denn auch nach Deinem Sinne heiligen!«

11] Hierauf begab sich der Alte sogleich zu den Seinigen, erklärte ihnen, wie Ich den Sabbat will geheiligt haben, womit alle vollkommen einverstanden waren und sich dann auch bald an die Bereitung des Morgenmahles machten, wobei ihnen wieder die Veronika gute Dienste leistete.



Home  |    Index Band 10  |   Werke Lorbers