Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 25. Kapitel: Der natürliche Mensch und der vom Geiste Gottes durchdrungene Mensch.

01] Sagte Ich: »Da hast du wohl recht gesprochen und geurteilt. Der geschaffene Mensch wird sich da freilich mit dem eigentlichen Urwesen Gottes nie vergleichen können; aber in dem geschaffenen Menschen wohnt denn auch ein ungeschaffener, ewiger Geist aus Gott durch den urewigen Willen Gottes, und der kann dann ja im Menschen ebensowenig irgendeine Beschränkung haben als im eigentlichen Urwesen Gottes Selbst, da er doch eins mit demselben ist.

02] Oder meinst du wohl, daß das Licht der Sonne darum ein jüngeres und beschränkteres ist, das soeben die Erde erleuchtet und erwärmt, als jenes, das vor undenklichen Zeiten diese Erde erleuchtet und erwärmt hat? Ich sage es dir, daß du ein ganz kluger und richtiger Denker und Sprecher bist; aber im Geiste der vollen Wahrheit aus Gott wirst du erst dann denken und sprechen, wenn deine Seele in dem ewigen Geiste aus Gott zur völligen Einung gelangt sein wird. Das aber kann und wird nur dadurch geschehen, daß du in der Folge mit deinem freien Menschenwillen den erkannten Willen Gottes völlig zu dem deinen machen wirst in aller Rede und Tat. - Hast du das verstanden?«

03] Sagte Nojed: »O Freund, da wird es bei uns noch einer langen Zeit benötigen; denn wir haben noch gar viel von der Welt in uns! Bis diese vollends hinausgeschafft sein wird und wir von der allmächtigen Gegenwart des göttlichen Geistes in uns etwas wahrzunehmen anfangen werden, oh, da wird - wie schon bemerkt -, noch eine geraume Zeit in das Meer der ewigen und nie wiederkehrenden Vergangenheit hinab verrinnen!«

04] Sagte Ich: »Das ist auch eine noch sehr diesirdisch menschliche Sprache! Denn siehe, für den göttlichen Geist auch im Menschen gibt es weder eine vergängliche Zeit noch irgendeinen beschränkten Raum und somit auch keine Vergänglichkeit, noch irgendeine ferne Zukunft, sondern nur eine ewige Gegenwart! Doch in dieser Welt hat alles seine Zeit, und keine Frucht am Baume wird schon mit der Blüte reif; so du aber nach dem Willen Gottes von heute an unwandelbar zu leben und zu handeln dir fest vornimmst, dann wirst du auch bald anders reden.

05] So wie du nun geurteilt und geredet hast, so haben schon gar viele geurteilt und geredet; als sie aber aus Meinem Munde vernommen hatten, was sie zu tun und wie zu leben haben, und danach aber auch alsbald die Hand uns Werk legten, da ging es denn auch schnell vorwärts.

06] So ihr in Bälde nach Essäa kommen werdet, da werdet ihr an dem Obersten Roklus schon ein Beispiel finden, wie weit es ein Mensch, dem es um seine geistige Vollendung völlig ernst ist, in kurzer Zeit mit der Liebe und Gnade Gottes bringen kann.

07] Wenn Ich aber nun ganz bald mit diesen Meinen Freunden von hier abreisen werde, so werdet ihr von dem Wirte schon auch ein Näheres über Mich in Erfahrung bringen und werdet mit desto größerem Eifer und Ernst nach Meinem Rate zu handeln und zu Leben anfangen, und es wird sich dann auch gar wohl fühlbar der Segen Jehovas an euch bemerkbar machen.

08] Und nun habe Ich euch nichts Weiteres mehr zu sagen, darum, weil ihr es nicht ertragen würdet; wenn aber Gottes Gnade und Liebe in euch wach wird, dann wird sie euch schon von selbst in alle euch in dieser Welt nötige Weisheit leiten. Und so denn mögt ihr euch nun schon wieder in euer vom Wirte euch angewiesenes Zimmer begeben!«

09] Die drei dankten Mir für alles, was Ich ihnen getan und gesagt habe, und begaben sich in ihr Zimmer, in welchem sie sich so lange verborgen aufhielten, als wie lange der Markt andauerte, um nicht von einem oder dem andern Kaufmanne oder Käufer erkannt und belästigt zu werden.



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