Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 7


Kapitelinhalt 124. Kapitel: Berufene und Auserwählte.

01] (Der Herr:) »Siehe, die Sache ist also aufzufassen und zu begreifen: Berufen und zum Licht und zum Leben bestimmt ist ein jeder Mensch auf dieser ganzen Erde; aber auserwählt zum Lehrer der Menschen kann nicht ein jeder sein, da das für die Menschen auch gar nicht gut wäre. Wäre es für die Menschen - deren Hauptbestimmung darin besteht, sich gegenseitig zu dienen - gut, so ein jeder Mensch für sich alles besäße und alles zu machen imstande wäre? Dadurch würde ein Mensch dem andern ganz entbehrlich, und die Nächstenliebe wäre dabei nichts als ein eitles, leeres Wort, wie Ich das Meinen Jüngern auch schon zu öfteren Malen gezeigt habe. Ja, die Menschen bedürften dabei sogar der Sprache nicht! Wozu sollte ihnen diese dienen, wenn keiner dem andern irgendein Bedürfnis vorzubringen hätte?!

02] Ich sage es dir, daß sich die Menschen bei solch einer völligen Gleichstellung ihrer Talente, Fähigkeiten, ihrer Gestalten, Wohnorte und Besitztümer bei aller ihrer gleichen Lichtklarheit dennoch völlig auf der Stufe der Tiere und eigentlich noch unter derselben befänden!

03] Damit die Menschen aber Menschen und keine Tiere sind, so haben sie unter sich alles höchst verschieden verteilt. Der eine hat das und der andere jenes, und so muß einer zum andern kommen und einer in diesem oder jenem des andern Meister oder Helfer sein.

04] Und so muß es auch in der Sphäre der Erkenntnis des inneren Lebenslichtes etliche besonders Erwählte geben, die den vielen Berufenen das wahre Lebenslicht zeigen, und die Berufenen haben dann zu hören, zu glauben und danach zu handeln, was ihnen von den auserwählten Lichtbesitzern gelehrt wird.

05] Wenn die Berufenen aber das gläubig annehmen, was ihnen gelehrt wird, so sind sie dann ebensogut und oft noch besser daran als die Auserwählten; denn solch ein Auserwählter, der in sich das lebendige Licht trägt, aber nicht genau nach diesem wandelt, wird dereinst eine strengere Rechnung über seine schlecht verwendeten Talente abzulegen bekommen als der bloß Berufene, der nur zu hören, zu glauben und danach willig zu handeln hat.«

06] Siehe, die Auserwählten sind Meine Knechte, und die Berufenen Meine Diener und Kinder!

07] Auf daß du aber noch klarer sehen magst, daß ein Auserwählter auf dieser Erde durchaus nicht besser daran ist denn ein Berufener, so will Ich dir das noch durch ein Gleichnis klarer machen. Und so höre Mich! (mt.25,14-30; lk.19,12-26*)

Jesu Gleichnis von den anvertrauten Pfunden

08] Es war ein König, der zehn Hauptknechte für seinen Haushalt hatte. a Dieser König aber mußte einmal in die Ferne ziehen, um dort ein neues ihm zugefallenes Reich zu übernehmen. (a lLukas.19,12Matthäus.21,33Matthäus.25,14;  ⇒ jl.ev09.027,09*)

09] Bevor er aber abreiste, beschied er die zehn Knechte zu sich, a übergab ihnen zehn Pfunde und sprach: 'Handelt damit gut, bis ich wiederkomme!' (a Lukas.19,13*; = Matthäus.25,15-18;  Römer.12,06;  ⇒ jl.ev09.027,06b-07)

10] Als seine Bürger (Berufene) aber davon Kunde erhielten, da murrten sie, a wurden dem Könige feind, weil er sie verließ und ihnen bei seiner Abreise nicht auch Pfunde und Talente zur Verwaltung übergab. (a Lukas.19,13*;  Römer.12,06;  ⇒ jl.ev09.027,06b*)

11] a Sie sandten dem Könige sogar Boten nach und ließen ihm sagen: 'Wir wollen nicht, daß dieser König fürder über uns herrsche; denn warum sollen wir ihm minder (weniger wert) sein denn seine Knechte, da wir ihm doch auch gleich den Knechten gedient haben!' (a Lukas.19,13*; Römer.12,06; ⇒ jl.ev09.027,08*)

12] Es begab sich aber, daß der a König, nachdem er das neue Reich eingenommen hatte, wiederkam. Als er in seine Burg eingezogen war, da ließ er alsbald dieselben Knechte zu sich fordern, welchen er bei seiner Abreise das Geld anvertraut hatte, a um zu sehen, was ein jeder damit gewonnen hatte. (Lukas.19,15*; = Matthäus.25,19Matthäus.18,23; ; ⇒ jl.ev09.027,09)

13] a Da trat der erste zu ihm und sagte: 'Herr, siehe hier! Dein Pfund hat mir zehn Pfunde getragen!' (a Lukas.19,16Matthäus.25,20;  ⇒ jl.ev09.027,10a

14] a Da sprach zu ihm der König: 'Ei du frommer Knecht! Weil du mir im geringsten treu gewesen bist, so sollst du nun Macht haben über zehn Städte!' (a lk.19,17*; =mt.25,21; mt.24,45-47; jl.ev09.027,10b)

15] a Darauf kam ein anderer und sagte: 'Herr, dein Pfund hat mir fünf Pfunde getragen!' (a Lukas.19,18*;  Matthäus.25,22;  ⇒ jl.ev09.027,11a*

16] a Und der König sprach zu ihm: 'Darum sollst du über fünf Städte gestellt sein!' (a  Lukas.19,19*;  Matthäus.25,23;  ⇒ jl.ev09.027,11b)

17] a Da kam aber ein dritter und ein letzter der zehn Knechte und sagte: 'Herr, sieh, dein mir anvertrautes Pfund habe ich im Schweißtuche aufbewahrt, bis du wiederkämest! b Ich fürchtete mich vor dir, dieweil du ein harter Mann bist; denn du nimmst, was du nicht hingelegt hast, und erntest, wo du nicht gesät hast.' (a  Lukas.19,20*;  Matthäus.25,24;  ⇒ ev09.027,12ab  Lukas.19,21*;  Matthäus.25,25;  ⇒ jl.ev09.027,12b; = V. 21+22: jl.gso2.126,17-20)

18a] a Da aber sagte der König zu ihm: 'Höre, aus deinem Munde richte ich dich! Du bist ein Schalk! So du wußtest, daß ich ein harter Mann sei und nehme, dahin ich nichts gelegt, und ernte, wo ich nichts gesät habe, - (a Matthäus.25,26;  ⇒ jl.ev09.027,12c; =⇒ jl.ev07.124,18a)

18b] a warum hast da denn mein Geld nicht in die Wechselbank gegeben, damit ich, so ich gekommen wäre, mein Geld wieder mit Wucher zurückerhalten hätte?!' (a Lukas.19,23*;  Matthäus.25,27;  ⇒ jl.ev09.027,12d)

19] Darauf sprach der König weiter zu denen, die als Diener bei ihm waren: a 'nehmt diesem trägen Schalk das Pfund ab und gebet es dem ersten, der schon zehn Pfunde hat!' (a Lukas.19,24;  = Matthäus.25,28;  ⇒ jl.ev09.027,13)

20] a Und die Diener sprachen zum Herrn: 'O König, der hat ja schon ohnehin zehn Pfunde! Wozu ihm noch dies eine Pfund überantworten?' (a Lukas.19,25*; jl.ev09.027,14)

Lukas.19,26] Ich sage euch aber: a Wer da hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat. (a Lukas.19,26*; = Matthäus.25,29Matthäus.13,12Sprüche.11,24Sprüche.11,25Markus.04,25Lukas.08,18Matthäus.13,12jl.ev04.096,04jl.ev06.013,10;  ⇒ jl.ev09.027,15a; = ⇒ jl.ev07.124,21a)

21a] Ich Selbst aber sage nun euch allen darauf: a Wer da hat, dem wird noch mehr hinzugegeben werden, daß er es dann in der Fülle habe; wer da aber nicht hat, dem wird auch genommen werden, was er hatte. b Die aber da nicht wollten, daß der König über sie herrsche, die haben gesündigt, (a  Lukas.19,26*; = Matthäus.25,29Matthäus.13,12Sprüche.11,24Sprüche.11,25Markus.04,25Lukas.08,18Matthäus.13,12jl.ev04.096,04jl.ev06.013,10;  ⇒ jl.ev09.027,15a; =

b  Lukas.19,27* Matthäus.25,30;  ⇒ jl.ev09.027,15b; = jl.schr.026

21b] und sie sollen darum erwürgt werden a mit aller Nacht und Finsternis des Gerichtes und des Todes der Seele! (a Matthäus.25,30; Lukas.19,27Matthäus.08,12Matthäus.24,51 f.)

22] Siehe, du Mein Freund, so stehen die Sachen bei Mir unabänderlich! a Wer da hat, dem wird noch viel mehr gegeben werden, daß er in der Fülle habe! Wer aber da nicht hat, dem wird auch das wenige Anvertraute genommen werden, und es wird dem gegeben, der da schon ohnehin viel hat. (a Lukas.19,26*; = Matthäus.25,29Matthäus.13,12Sprüche.11,24Sprüche.11,25Markus.04,25Lukas.08,18Matthäus.13,12jl.ev04.096,04jl.ev06.013,10;  ⇒ jl.ev09.027,15a

23] Die vielen Berufenen aber, die auf die Stimme der Knechte nicht merken wollten und den Herrn des Lichtes und des Lebens nicht haben wollten, daß Er allbelebend über sie herrsche, die werden erwürgt werden durch die Nacht ihres eigenen Herzens; der faule Knecht aber wird lange darauf warten können, bis ihm wieder ein Pfund anvertraut wird.

24] Und nun sage du Mir, wie dir dieses Gleichnis behagt! - Bist du mit dem König einverstanden oder nicht?«



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