Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 10


Ein Evangelium fürs weibliche Geschlecht.

01] Sage Ich: ”Nur schön sachte, Mein liebes Töchterchen! Du mußt dich darum nur mehr zurückhalten und nicht vorlaut sein gegenüber vielerfahrenen Männern! Dann mußt du nie nach der Äußerlichkeit gleich irgendein Urteil schöpfen, sondern allzeit schön abwarten, was zuerst die welterfahrenen Männer über eine oder die andere Erfahrung sagen werden!

02] Hat sich möglicherweise irgend jemand ein wenig verirrt, dann erst ist es Zeit, ihn ganz zart und sanft daran zu erinnern, wie und wo er etwa einen Seitenhieb ins Blaue gemacht hat, - aber ja nicht früher!

03] Denn es wäre gar nicht fein, wenn Mädchen den erfahrenen Männern die Wahrheit zuerst sollten kennen lehren; aber wenn die Männer dann und wann vom rechten Wege irgendeinen unweisen Seitentritt machen, dann wohl ist es an der rechten Zeit, daß ein Weib gar zart und sanft hinzutritt und sagt: "Mein Freund, sieh dich vor; denn du hast da einen falschen Weg eingeschlagen! Die Sache verhält sich so und so!" Das wird den Mann sehr freuen, und er wird gerne der holden, zarten und sanften Stimme Folge leisten.

04] Aber mit dem Vorlautwerden ist es nichts, und es macht den Mann leicht mürrisch und verdrießlich, und er achtet dann oft gar nicht auf die schöne und sanfte Stimme eines noch so geschmeidigen Weibchens.

05] Siehe, das ist auch ein Evangelium, aber bloß nur für dein Geschlecht! Welches Weibchen solches achtet, wird auf der Erde stets gute Tage haben, welches aber dieses Evangelium nicht achten wird, wird sich's selbst zuzuschreiben haben, wenn es von den Männern nicht geachtet wird.

06] Ein rechtes Weib ist ein Symbol des höchsten Himmels - und ein unrechtes, eigensinniges und dominieren wollendes Weib ein Ebenmaß des Satans, der da ist schon gleich eine schlechteste, unterste und allertiefste Hölle.

07] Dann darf ein rechtes Weiblein schon gar nie gegen einen Mann je völlig ärgerlich werden; denn im weiblichen Wesen muß ja die größte Geduld, Sanftmut und Demut vorherrschen. In ihm muß der Mann erst die rechte Ruhe seines Sturmgemütes finden und selbst sanft und geduldig werden! Wenn aber am Ende das Weib vor dem Manne zu poltern begänne, was soll dann ein Mann erst tun, bei dem es ohnehin stets mehr stürmisch denn friedlich aussieht?!

08] Darum also nur nie vorlaut, Mein sonst gar allerliebstes Töchterchen, - sonst würdest du noch öfter in die Gelegenheit kommen, dich ärgern zu müssen, so dich wieder jemand zurechtwiese! - Hast du mich wohl verstanden?“

09] Sagt Jarah: ”Verstanden wohl, - aber es geschieht mir nun schwer beim Herzen darum, daß ich dumm und vorlaut war. Ich habe nun doch schon mehrere Stunden lang geschwiegen, und es war gut; es hat mich aber nun gelüstet, auch ein bißchen was zu reden, und da wäre es besser gewesen, so ich noch fort geschwiegen hätte. Aber von jetzt an soll meine Zunge einen Rasttag bekommen wie keine zweite in einem weiblichen Munde!“

10] Sage Ich: ”Das, Mein liebes Töchterchen, ist gerade auch nicht gar so strenge notwendig, sondern du schweigst, wenn du zu reden nicht aufgefordert wirst! Wirst du aber aufgefordert zu reden, und du schweigst, so wird der Mann das für einen recht dicken Eigensinn, für Bosheit und Verschlagenheit ansehen und sein Herz von dir wenden.

11] Also: reden zur rechten Zeit, und schweigen zur rechten Zeit, aber allzeit voll Sanftmut, Liebe und Ergebung, das ist eines Weibes schönster Schmuck und ist ein gar liebliches Lebensflämmchen, ganz geeignet, jedes Mannes Herz zu beleben und ihn gleich sanft und weich zu machen!

12] Es gibt aber bei den Jungfräuleins eine oft sehr grell auftauchende Unart, und diese heißt Eitelkeit, welche nichts als ein recht gesundes Samenkorn des Hochmutes ist. Läßt ein Fräulein solches in sich aufschießen, so hat es schon seine himmlische Weiblichkeit verwirkt und sich der Gestalt des Satans sehr genaht. Ein eitles Fräulein ist kaum des Auslachens wert, ein stolzes und hochmütiges Weib aber ist ein Aas unter den Menschen und wird darum von jedermann mit Recht tief verachtet.

13] Daher sei du, Mein Töchterchen, weder je auch nur ein wenig eitel und noch weniger je stolz und hochmütig, so wirst du unter vielen glänzen wie ein schönster Stern am hohen Himmel! - Hast du das alles wohl aufgefaßt und begriffen?“

14] Sagt die Jarah: ”O ja; aber nur werde Du mir nicht gram darum, weil ich wirklich recht dumm war!“

15] Sage Ich: ”Sei nur ruhig darum! - Nun kommt Markus wieder und die Seinen, und wir werden sehen, was die uns allen erzählen werden!“

16] Als die Jarah sich zufrieden gibt und besonders über den Punkt Eitelkeit sehr nachzudenken beginnt, kommt Markus abermals mit seiner ganzen Familie zu Mir, und sein Weib und seine Kinder fangen an, Mich über alle die Maßen zu loben und zu preisen.

17] Ich aber segne sie und heiße sie sich zu erheben vom Boden, und sage zum Weibe und zu den Kindern: ”Worin das besteht, wodurch ihr euch Meines Wohlgefallens für immer werdet versichern können, sowie auch Meiner jedesmaligen Hilfe, so ihr deren irgend besonders benötigen werdet, wisst ihr und ganz besonders Markus, der euch nachderhand in allem unterweisen wird.

18] Aber da ihr euch die ganze Zeit hindurch um Mein und Meiner Jünger materielles Wohl gar so unverdrossen und angelegentlichst bekümmern habt, so habe Ich euch alles, was ihr nun gesehen habt, zu einem Gegengeschenke gemacht und habe alles also eingerichtet, wie es zu eurem großen zeitlichen und auch ewigen Vorteile dienen kann. Aber nun lasst euch auch von dem Raphael alles zeigen, wie es zu gebrauchen ist; denn zu solch einem Besitze gehört auch das Wissen, ihn zweckdienlich gebrauchen zu können!“

19] Hier berufe Ich den Raphael und sage zu ihm: ”Gehe mit ihnen hin und zeige ihnen, alles ordentlich zu gebrauchen; und den zwei Söhnen zeige auch, wie sie die fünf besegelten Schiffe zu gebrauchen haben, und wie sie sich damit auch jeden Wind zunutze machen können! Dadurch sollen sie die ersten und besten Schiffahrer auf diesem ganzen Meere werden, und nach ihrer Art werden dann bald alle die Schiffe am großen Meere einzurichten sein, was den Römern gut zustatten kommen wird.“ - Darauf geschah schnell das, wozu Ich den Engel beauftragt hatte.

20] Ich sagte aber auch zum Cyrenius: ”Laß du einige deiner offensten Diener mitgehen, auf daß sie auch etwas lernen für euren weltlichen Bedarf! Denn Ich will, daß alle, die Mir nachfolgen, in allen Dingen weise und tüchtig sein sollen.“ - Darauf beorderte Cyrenius sogleich nach Meinem Rate einige seiner Diener und ließ auch den Knaben Josoe mitgehen, weil der eine große Vorliebe zur Wasserfahrt hatte.



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