Gottfried Mayerhofer [04.09.1870]

Über Vegetarismus. 1.Mose 1,29, Mt.15,11

aus 'Heil-, Diät- und Lebenslehr-Winke', Sammlung neu-theosophischer Schriften, Nr. 48, S.038-40, 1895, Neu-Theosophischer Verlag (J. Busch Nachf.), Bietigheim



GM.NT48.038,07] Sobald eine Sache ernst besprochen werden soll, so muß man diese von Grund aus studieren, und zuerst sich fragen:

GM.NT48.038,08] "Wenn dieser besprochene Gegenstand einen Lernenden und Forschenden interessiert, zu was ist den eigentlich diese Sache nützlich, und wenn ich selbe im Leben praktisch ausübe, zu was nützt sie eigentlich mir selbst?ö

GM.NT48.039,01] Wenn ich nun diese Frage auf den Vegetarismus anwende, so frage Ich deinen Bruder ebenfalls, weswegen hat er sich für selben begeistert, und warum hat er ihn angenommen? Die Antwort wird sein:

GM.NT48.039,02] "Weil durch einfache Kost viele oder fast alle Krankheiten vermieden, ein hohes Alter ereicht, und sich selbst in Bezug auf Nahrung etc. auf die geringsten Bedürfnisse beschränkt, und endlich durch diese Lebensweise einer Menge von Versuchungen und Reizungen ausgewichen wird, weil der physische Zustand des Körpers der Seele nicht so ungestüm Gesetze vorschreibt, als bei einem Menschen, der mit sogenannten guten und reizenden Speisen seinen Körper ernährt hat."

GM.NT48.039,03] Was den ersten Punkt betrifft, os ist er annehmbar, auch in Meiner Lehre des Heiles für die Seele, denn eine gesunde Seele kann nur in einem gesunden Körper für ihr künftiges Leben ordnungmäßig arbeiten;

GM.NT48.039,04] was das Zweite anbelangt, ein hohes Alter zu erreichen, und dabei, was sich von selbst versteht, seine intellektuellen Eigenschaften nicht zu verlieren, ist ebenfalls gut für Mich; denn je länger ein Mensch lebt, desto mehr kann er hier auf Erden seine Seele für's künftige Leben vorbereiten, was, würde er früher abberufen, er dort im Jenseits mit doppeltem Kraftaufwand tun müßte;

GM.NT48.039,05] der dritte Punkt, nämlich so wenig als möglich Bedürfnisse zu haben in Bezug auf Nahrung etc., ist ebenfalls für Mich und Meine Lehre anwendbar, da durch Einschränkungen in den Lebensbedürfnissen jeder Mensche eben dadurch den weltlichen Genüssen entsagt, und leichter den Blick nach den geistigen Bedürfnissen richten kann;

GM.NT48.039,06] was aber den letzten Punkt betrifft, daß derjenige, der so einfach lebt, wie es der Vegetarismus vorschreibt, nicht so vielen Versuchungen und Reizungen ausgesetzt ist, als ein anderer Mensch, hat in Bezug auf das, was Ich will, kein so großes Verdienst, so wenig wie die Redlichkeit eines eingsperrten Diebes; denn wo keine Versuchung, ist kein Kampf; und wenn der tugendhaft bleibt, der keine Anregung zum Fallen enthält, ist auch seine Seele nicht durch Widerstand gegen das Drängen der Leidenschaften gestärkt, sondern dieser Mensch bringt sein Kapital in die andere Welt mit, als wie der, welcher statt Zinsen zu erwerben von seinem ihm anvertrauten Gute, selbes lieber vergrub, (s. dazu über Askese Gr.Ev.Joh. S.209,f S.210, S.421 2.Aufl. Bd.7 Kap.156)

GM.NT48.039,07] Mir ist lieber das Kind, das gekämpft, gelitten und geduldet, aber am Ende doch gesiegt hat, als wie ein anderes, welches alle Gelegenheitn scheute, um in Versuchung zu geraten, wobei seine Kraft erprobt worden wäre, ob es auch Versuchungen widerstehen könnte oder nicht. -

GM.NT48.039,08] Was im Ganzen diese 'frugale' (bezeichnet die 2 Haupbegriffe des vegetarischen Systems 'mäßig' und 'von Früchten (und Körnern) bereitete Kost') Lebensweise anbelangt, wo die jetzigen Menschen eigentlich die Ur-Väter nachahmen wollen, so muß Ich nur bemerken, daß jene Menschen ganz andere Konstitutionen hatten, als das jetzt lebende Geschlecht, eine andere Lebensweise führten, die der eurigen gerade entgegengesetzt ist, in Bezug auf: in Häusern leben, in Betten schlafen, größeres Zusammenleben in Städten etc., nebenbei auch wenig oder gar keine angeerbten Fehler hatten, wie in jetziger Zeit viele Menschen leiden nicht durch eigenes Verschulden, sonden durch angeerbte Krankheiten. Dieses alles zusammen genommen, will Ich mit wenigen Worten sagen:

GM.NT48.040,01] "Wer sich an diese Art seinern Körper zu ernähren gewöhnt hat, und so vielen modernen Übeln ausgewichen ist, tut gut daran, wenn er seinem Körper nicht schadet, dabei zu bleiben, nur muß er überall in Aussicht haben sein geistiges Heil, was er durch diese Art zu leben, leichter erreicht, wie viele andere; es wird ihm zwar nicht als Verdienst angerechnet werden, was ihm selbst keine Mühe gekostete, aber Ich werde in anderer Hinsicht mehr von ihm fordern, da er vielen Kalamitäten ausgewichen, die andere mit Mühe bekämpfen mußten."

GM.NT48.040,02] Das Beispiel, welches dein Bruder angibt, wegen Meinem Lebenswandel auf Erden, da gelte ihm nur das Wort: 'Dem Reinen ist alles rein!"

GM.NT48.040,03] Ich lebte mit Meinen Jüngern ebenso, wie dort das ganze Volk, damit nicht einer oder der andere kommen konnte und sagen: 'Ja, das ist leicht, fromm und tugendhaft leben, denn mit einer solchen Lebensweise (nämlich 'der vegatrischen') bekommt Niemand Gelüste und Versuchungen." Ich und Meine Apostel lebten wie alles Volk, und bekämpften alle Leidenschaften und Versuchungen trotzdem siegreich, die zur Prüfung und Stärkung unseres Geistes als Menschen uns auf unserem Lebenswege begegneten.

GM.NT48.040,04] Du selbst sagst und vergleichst den Vegetarismus mit dem Feuer, das vor Moses (Elias?) vorüberzog, gut, der Vegetarismus ist das Feuer, d.h. das Element, das erwärmt, verzehrt und läutert, der Vegetarismus erwärmt den menschlichen Körper mit reinerem Blut, verzehrt die 'sündigen Säfte', und läutert so das euch von Mir gegebene Werkzeug, den Körper. -

GM.NT48.040,05] Hiermit wird also dein Bruder wohl mit dieser Erklärung zufrieden sein, und sich das herausfinden können, was ihm eigentlich nocht nicht in ganz hellem Lichte erschien; denn da kann er sich wohl vorstellen, daß es Mir sonst ganz gleichgültig ist, mit was er sich seinen Magen vollfüllt, wenn es nur natürlicher Zwecke halber geschieht, wenn es aber auf geistiger Unterlage beruht, bringt es auch geistige Früchte, und diese sind bei Mir nur allein in Anbetracht zu ziehen, das Übrige ist alles Null!

GM.NT48.040,06] Daß Ich diesess, nämlich das Auftreten des Vegetarismus jetzt, und vieles andere (so auch den Spiritismus, s. Nr.41) auf dieser Welt zulasse, und ja sogar begünstige und befördere, hat seinen Grund in höheren Absichten, weil dadurch viele von Übermäßigkeit und ihren natürlichen Folgen gerettet werden, und dann dem sanften Säuseln Meines Liebewindes eher zugänglich sind. -


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