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Kapitelinhalt 279. Kapitel: Jesu schlichte und doch machtvolle Redeweise. Näheres über den kurzen Himmelsweg. Kopfverstand und Herzenserkenntnis. Gleichnis vom Obstpflücken.

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag
Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] Sagen die Lichtblauen: „Daß Du es bist, der wahrhaftige und ewige Gott, HErr, Schöpfer und Erlöser von allen Himmeln, Sonnen und Erden, darüber haben wir nun auch in den geheimsten Winkeln unserer Herzen keinen Zweifel und kein Bedenken mehr; denn so man Dich sonst auch nicht erkennete, da darf man Dich aber nur reden hören, und alle Zweifel schwinden gleich wie Nebel im starken Lichte der Sonne. Denn wie Du redetest durch den Mund der Profeten, und wie Du Selbst gesprochen hattest auf der Erde unnachahmlich und unerreichbar für jeden geschaffenen Geist, also sprichst Du nun auch vor uns. In der einfachsten prunklosesten Redeweise sprudeln Ströme der höchsten und göttlichen Wahrheit und Weisheit, gleich den mächtigsten Quellen, aus denen der Ozean seine unversiegbare Nahrung nimmt, aus Dir hervor.

02] Wie herrlich ist die Darstellung des Weges in Dein Reich. Nur geht es uns dabei wie einst dem Nikodemus, der auch nicht wußte, als Du, o HErr, von der Wiedergeburt mit ihm sprachest, was er aus ihr machen solle. Der Weg vom Kopfe bis in's rechte Zentrum des Herzens wäre wahrlich so kurz, als ein Weg nur immer kurz sein kann; aber wie ihn antreten? Das ist eine ganz andere Frage. Die Sache mit den ganz natürlich gesunden Sinnen betrachtet, liegt trotz der darin verborgenen tiefsten Weisheit sehr räthselhaft, und wir möchten hier auch mit Nikodemus fragen und sagen: HErr, wie kann das sein? Wie können wir mit unseren höchsteigenen Füßen in unseren eigenen Leib, ja am Ende sogar in's Zentrum unseres Herzens hineinsteigen? So wir wären wie die Regenwürmer oder wie eine Schlange, da wäre so eine Operation wenigstens logisch denkbar möglich, aber bei dieser unserer Konstruktion wird solch eine Reise wohl zu dem Unmöglichen des Unmöglichsten gehören, und es wäre vielleicht doch leichter, in den allerletzten Stern Deiner endlosen Schöpfungen zu gelangen, als wie so zu sagen mit Stiefel und Sporn in unser eigenes Herz hinein. Diese Geschichte wird sich offenbar etwas schwer machen.

03] Da müssen wir Dich, o HErr, schon um eine nähere Beleuchtung anflehen, wie es auch öfter Deine Apostel auf der Erde gethan haben, denen auch gar nicht selten Deine allerweisesten Lehren wie funkelnagelneue spanische Dörfer vorkamen, bei denen sich auch kein Fremder auskennt, ob sie aus Hütten für Menschen, oder für's pure Vieh bestehen; wo der Eingang ist? wo das Dach? wo die Küche? und wie da aussehen mag der Bauplan? - HErr, erkläre uns diese Sache ein wenig näher!"

04] Sage Ich: „Daß ihr solches nicht verstehet, daran schuldet nur euer noch sehr nach echt Irdischem riechender Sinn. So gescheidt aber solltet ihr dennoch wohl schon sein, daß ihr euch denken könntet, daß da von keinem naturgemäßen Gehen mit den Füßen die Rede sein kann, sondern nur rein von einer reingeistigen Reise im Gemüthe. - Nikodemus war noch ein rein irdisch materieller Mensch, und es war begreiflich, daß er mit seinen total irdischen Begriffen den Mutterleib als eine Nothwendigkeit ansah, um aus demselben zum zweiten Male wiedergeboren werden zu können; aber ihr seid nun schon selbst in eurem ganzen Wesen vollends aller groben irdischen Materie bare Wesen. Wie möget ihr als Geister gar so materiell denken!?

05] Habt ihr an euch denn nie eine doppelte Art geistiger Thätigkeit entdeckt, nehmlich eine im Kopfe, und eine andere im Herzen? Sehet, im Kopfe sitzt der Seele kalt berechnender Verstand, und sein Handlanger die Vernunft, die da gleich ist einem weit ausgreifenden Arme voll Augen und Ohren am seelischen Verstandesleibe. Der Verstand verlängert diesen Arm stets mehr und mehr, und will mit demselben am Ende die ganze Unendlichkeit an sich reißen. Dieß eiteltolle Bestreben des Verstandes aber ist eben jene gefährliche, Tod und Gericht bringende Eigenschaft der Seele an und für sich, die da mit dem Worte Hochmuth bezeichnet wird. Im Herzen aber ruht die Liebe, als ein Geist, aus Meines Herzens Geist genommen. Dieser Geist hat aber, so wie Mein höchsteigener, ohnehin schon Alles, was die Unendlichkeit vom Größten bis zum Kleinsten enthält, zahllosfältig in sich.

06] Wenn nun der hochtrabende Verstand, das Eitle seiner thörichten Bemühung einsehend, seinen vorbezeichneten Arm, der da ist seine Vernunft, oder noch deutscher gesprochen, sein Vernehmvermögen, anstatt selbes in die Unendlichkeit hinaus zu strecken, und das Unerreichbare erreichen zu wollen, demüthig-und bescheiden zurückzieht (gleichwie eine Schnecke ihre mit Augen versehenen Fühlhörner, die sie auch öfter nach der Sonne ausstreckt, weil sie aber die Sonne wegen ihrer naturmäßigen zu großen Ferne nicht erreichen kann, eben diese Vernehmarme ihres Kopfes wieder in sich hineinzieht), diesen Arm aber dann nicht mehr eitel in die Unendlichkeit hinausstreckt, sondern ihn in das Herz als die Wohnung Meines Geistes im Menschen lenkt und leitet, so macht man die von Mir bezeichnete drei Spannen lange Reise, und gelangt auf solchem Wege zum wahren, ewigen Leben, zu der wahren seligen Ruhe desselben, und findet dann allda Alles beisammen, was da enthält die ganze Unendlichkeit.

07] Dieses wird dann freilich erst nach und nach, wie Eines nach dem Andern offenbar, gleichwie die Gewächse aus dem kleinen Keime, der im Zentro des Samenkornes verborgen ist. Ob aus diesem im Geiste zu Grunde liegenden Keime aber eher oder später, und reicher oder minder reich die Saat Meiner Werke voll Entwicklung und Reife aufgehen wird, das hängt lediglich von der Stärke der Liebe zu Mir ab, wie auch von der Liebe des Nächsten; denn die Liebe des Herzens zu Mir ist gleich dem Lichte und der Wärme der Sonne, und die Liebe zum Nächsten ist der nothwendig fruchtbare Regen. So aber Sonne und Regen in gerechter Ordnung miteinander wirken, so wird sicher jede Saat bestens gedeihen und in der Bälde zur Reife gelangen.

08] Ich will euch zum besseren Verständnisse dieser Sache aber noch ein gar leicht faßliches Bild geben, und so sehet! Es verhält sich mit dieser Sache auch also, als wenn ein Vater seine Kindlein ausführete im Sommer in seinen Garten, der da voll ist von den mit reifen Früchten belasteten Bäumen. Die Kinder werden nun voll Begierde, und möchten sogleich auf die Bäume steigen, und die Früchte mit großer Hast abpflücken, und essen im Uebermaße. Der weise Vater aber sagt zu den unerfahrenen Kindlein: „Kinderchen! bleibet nur schön fein bei mir; würdet ihr allein mit euren schwachen Kräften auf die Bäume steigen, und euch die Früchte nehmen, so würdet ihr leicht von dem Baume, auf dem ihr euch befändet, fallen, euch Hände und Füße brechen, oder euch gar zu Tode fallen. Ich und meine Knechte aber sind groß und stark genug, und wissen es, wie die Früchte von den Bäumen zu lesen sind. Wartet daher ganz ruhig; ich selbst werde sie von den hohen Bäumen herablesen, und sie legen in eueren Schoß; da werdet ihr sie dann ohne alle Mühe ganz ruhig genießen können. Wann ihr aber einmal selbst groß und stark werden werdet, dann werdet ihr schon auch selbst Meister der hohen Bäume werden. - Versteht ihr dieses Bild?"

09] Sagen die Lichtblauen: „Dank Dir, heiligster, weiser, bester Vater, ewig Dank! Nun ist uns Alles sonnenklar, und wir wissen nun nichts, darnach wir noch um eine Aufhellung bitten möchten."

01] Sagen die Lichtblauen: "Daß Du es bist - der Wahrhaftige und ewige Gott, Herr, Schöpfer und Erlöser von allen Himmeln, Sonnen und Erden, darüber haben wir nun auch in den geheimsten Winkeln unserer Herzen keinen Zweifel und kein Bedenken mehr. Denn so man Dich sonst auch nicht erkennete, da darf man Dich aber nur reden hören, und alle Zweifel schwinden gleich wie Nebel im starken Lichte der Sonne. Denn wie Du redetest durch den Mund der Propheten und wie Du Selbst auf der Erde unnachahmlich und unerreichbar für jeden geschaffenen Geist gesprochen hast - also sprichst Du nun auch vor uns. In der einfachsten, prunklosesten Redeweise sprudeln Ströme der höchsten und tiefsten Wahrheit und göttlichen Liebesweisheit gleich den mächtigsten Quellen, denen der Ozean seine unversiegbare Nahrung entnimmt, aus Dir hervor!

02] Wie herrlich ist die Darstellung des Weges in Dein Reich! - Nur geht es uns dabei wie einst dem Nikodemus, der auch nicht wußte, als Du, o Herr, von der Wiedergeburt mit ihm sprachst, was er aus ihr machen solle. Der Weg vom Kopfe bis ins rechte Zentrum des Herzens wäre wahrlich so kurz, als ein Weg nur immer kurz sein kann. Aber wie ihn antreten? Das ist eine ganz andere Frage. Die Sache, mit den ganz natürlich gefunden Sinnen betrachtet, klingt trotz der darin verborgenen tiefsten Weisheit sehr rätselhaft, und wir möchten hier auch mit Nikodemus fragen und sagen: »Herr, wie kann das sein? Wie können wir mit unseren höchsteigenen Füßen in unseren eigenen Leib, ja am Ende sogar ins Zentrum unseres Herzens hineinsteigen?« - So wir wären wie die Regenwürmer oder wie eine Schlange, da wäre so eine Operation wenigstens logisch denkbar; aber bei dieser unserer Gestaltung wird solch eine Reise wohl zum Unmöglichen des unmöglichen gehören. Und es wäre vielleicht doch leichter, in den allerletzten Stern Deiner endlosen Schöpfungen zu gelangen, als sozusagen mit Stiefel und Sporn in unser eigenes Herz hinein. Diese Geschichte wird sich offenbar etwas schwer machen.


03] Da müssen wir Dich, o Herr, schon um eine nähere Beleuchtung anflehen - wie es auch öfter Deine Apostel auf der Erde getan haben, denen auch gar nicht selten Deine allerweisesten Lehren wie funkelnagelneue spanische Dörfer vorkamen, bei denen sich auch kein Fremder auskennt, ob sie aus Hütten für Menschen oder fürs pure Vieh bestehen. Wo ist da der Eingang, wo das Dach, wo die Küche, und wie mag da der Bauplan aussehen? Herr, erkläre uns diese Sache ein wenig näher!"

04] Sage Ich: "Daß ihr solches nicht verstehet, daran schuldet nur euer noch sehr nach echt Irdischem riechender Sinn. So gescheit aber solltet ihr dennoch wohl schon sein, daß ihr euch denken könntet, daß da von keinem naturmäßigen Gehen mit den Füßen die Rede sein kann, sondern nur rein von einer reingeistigen Reise im Gemüte. - Nikodemus war noch ein rein irdisch-materieller Mensch, und es war begreiflich, daß er mit seinen völlig irdischen Begriffen den Mutterleib als eine Notwendigkeit ansah, um aus demselben zum zweiten Male wiedergeboren werden zu können; aber ihr seid nun schon selbst in eurem ganzen Wesen völlig aller groben, irdischen Materie bar - wie möget ihr als Geister gar so materiell denken!?

05] Habt ihr an euch denn nie eine doppelte Art geistiger Tätigkeit entdeckt, nämlich eine im Kopfe und eine andere im Herzen?! - Sehet, im Kopfe sitzt der Seele kalt berechnender Verstand und sein Handlanger, die Vernunft, die da am seelischen Verstandesleibe gleich ist einem weit ausgreifenden Arme voll Augen und Ohren. Der Verstand verlängert diesen Arm stets mehr und mehr und will mit demselben am Ende die ganze Unendlichkeit an sich reißen. Dies eitel-tolle Bestreben des Verstandes aber ist an und für sich eben jene gefährliche, Tod und Gericht bringende Eigenschaft der Seele, die da mit dem Worte Hochmut bezeichnet wird. Im Herzen aber ruht die Liebe, als ein Geist, aus Meines Herzens Geist genommen. Dieser Geist hat aber, so wie Mein höchsteigener, ohnehin schon alles, was die Unendlichkeit vom Größten bis zum Kleinsten enthält, zahllosfältig in sich.

06] Wenn nun der hochtrabende Verstand, das Eitle seiner törichten Bemühung einsehend, seinen vorbezeichneten Arm - der da ist seine Vernunft, oder noch deutlicher gesprochen, sein Vernehmvermögen, anstatt denselben in die Unendlichkeit hinauszustrecken und das Unerreichbare erreichen zu wollen - demütig und bescheiden zurückzieht (gleich wie eine Schnecke ihre mit Augen versehenen Fühlhörner vor der Sonne zurückzieht) und diesen Arm dann nicht mehr eitel in die Unendlichkeit hinausstreckt, sondern in das Herz als die Wohnung Meines Geistes im Menschen lenkt und leitet - so macht man die von Mir bezeichnete drei Spannen lange Reise und gelangt auf solchem Wege zum wahren, ewigen Leben, zu der wahren, seligen Ruhe desselben und findet dann allda alles beisammen, was die ganze Unendlichkeit enthält.


07] Dieses (endlose Innenreich) wird dann freilich erst nach und nach und Teil um Teil offenbar, gleichwie das Gewächse aus dem kleinen Keime, der im Zentro des Samenkornes verborgen ist, ob aber auf diesem im Geiste vorliegenden Keime früher oder später, reicher oder minder reich die Saat Meiner Werke zu voller Entwicklung und Reife aufgehen wird, das hängt lediglich von der Stärke der Liebe zu Mir wie auch von der Liebe zum Nächsten ab. Denn die Liebe des Herzens zu Mir ist gleich dem Lichte und der Wärme der Sonne, und die Liebe zum Nächsten ist der notwendige, fruchtbare Regen. So aber Sonne und Regen in gerechter Ordnung miteinander wirken, so wird sicher jede Saat bestens gedeihen und in Bälde zur Reife gelangen.

08] Ich will euch zum besseren Verständnisse dieser Sache aber noch ein gar leicht faßliches Bild geben, und so sehet! - Es verhält sich mit dieser Sache auch also, wie wenn ein Vater seine Kindlein ausführete im Sommer in seinen Garten, der da voll ist von den mit reifen Früchten belasteten Bäumen. Die Kinder werden nun voll Begierde und möchten sogleich auf die Bäume steigen und die Früchte mit großer Hast abpflücken und essen im Übermaße. Der weise Vater aber sagt zu den unerfahrenen Kindlein: »Kinderchen, bleibet nur schön fein bei mir. Würdet ihr allein mit euren schwachen Kräften auf die Bäume steigen und euch die Früchte nehmen, so würdet ihr leicht von dem Baume, auf dem ihr euch befändet, fallen, euch Hände und Füße brechen oder euch gar zu Tode fallen. Ich und meine Knechte aber sind groß und stark genug und wissen es, wie die Früchte von den Bäumen zu lesen sind. Wartet daher ganz ruhig! Ich selbst werde sie von den hohen Bäumen herablesen und sie in euren Schoß legen; da werdet ihr sie dann ohne alle Mühe ganz ruhig genießen können. Wenn ihr aber einmal selbst groß und stark sein werdet, dann werdet ihr schon auch selbst Meister der hohen Bäume werden«. - Versteht ihr dieses Bild?"

09] Sagen die Lichtblauen: „Dank Dir, heiligster, weiser, bester Vater, ewig Dank! Nun ist uns alles sonnenklar, und wir wissen nun nichts, darnach wir noch um eine Aufhellung bitten möchten."

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