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Kapitelinhalt 150. Kapitel: Der Franziskaner labt sich am himmlischen Brot und Wein und dankt Jesus. Das wahre Himmelreich mit neuen, endlosen Wundern tut sich auf. Die ganze Gesellschaft der Seligen im Hauptsaal: "O Herr, wie groß bist Du!" (Am 16. Dez. 1849)

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag

Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] Robert holt schnell mehr Brodes und Weines, und der Frzsk. nimmt, unter dreimaliger tiefster Verbeugung vor dem Brode und Weine, das Brod, und ißt es. Schon beim ersten Bissen weiß er sich aus lauter Entzückung über den wunderbarsten Wohlgeschmack gar nicht zu helfen, und es fehlen ihm auch Worte, zu schildern, welchen Eindruck des Brodes enormster Wohlgeschmack auf ihn ausübet. Als er aber darauf den Wein verkostet, da ist es aber völlig aus mit ihm; man vernimmt von ihm nichts - als ein nahe nimmer enden wollendes Ah!

02] Bei dieser Verwunderung fragt ihn der schon gestärktere und beherztere Miklosch: „Nun Bruder, was sagst denn du nun zu dieser deiner früheren höllischen Illusionskost? Mir scheint, daß dir dieser Schwefelpfuhl u. s. w. ganz vortrefflich schmecket."

03] Spricht gar freundlich lächelnd der Frzsk.: „Mein lieber Bruder, zum Sein eines jeden Menschen gehören 4 Dinge, ohne die kein Mensch gedacht werden kann; davon kommt zuerst das Erschaffen werden in die Welt; darauf kommt die Dummheit, in der sich der Mensch auf der Welt breit macht; No. 3 kommt dann des Leibes Tod, der zwar der Seele auf eine oft sehr unhöfliche Weise die schwere Fleischbürde abnimmt, ihr aber dabei die weltliche Dummheit ganz ungeschmälert beläßt, und so geschieht es, daß der Mensch No. 4 in der Geisterwelt zuerst auch dumm sein muß, um weise werden zu können. Und so ging es denn auch mit mir: ich bin erschaffen worden in die Welt; dort war ich dumm, und nach dem Tode war ich hier wieder dumm; nun aber hat sich der Herr meiner erbarmet, und so werde ich nun nach und nach etwas weniger dumm.

04] Mein Gott, Du weißt es so gut wie ich, wie dumm unser Glaube bestellet war, und wie dumm das Dogma, das ihn uns einbläute; woher hätten denn wir bei solch einer Lehre die wahre Weisheit schöpfen sollen? Wie das liebe Vieh sind wir erzogen worden, und sind in dieser Eigenschaft auch groß gewachsen; als dann der österreichische Tod über uns gekommen ist, so hat er uns als noch immer unveränderte Ochsen angetroffen, und als solche durch die höchst undelikate Abnahme unseres Fleisches uns dann als noch immer die gleichen Ochsen hierher versetzt, in welcher Eigenschaft wir auch bis an unsere künftigen Ewigkeiten verblieben wären, so nicht der übergute heiligste Herr, Gott und Vater Seine höchst eigenen allmächtigen Hände an uns gelegt hätte. Ihm daher allein alles Lob, allen Preis und Dank! - Aber da sieh, der Brd. Robert hat richtig noch einen tüchtigen Becher voll Weines, und einen ganzen Laib des köstlichsten Brodes hierher auf den Tisch gebracht!"

05] Spricht der Miklosch: „Das ist wahrlich zu viel des Guten! Trinke und esse, Bruder! ich habe meinen Mann bereits gestellt, und bin nun so gesättigt und gestärkt, daß ich es für ewig, wie es mir nun vorkommt, aushalten könnte." - Spr. der Frzsk.: „Mir geht es nun auch also; aber was etwa der Herr dazu sagen möchte, so wir Ihm dieß Brod und diesen Wein zubrächten?"

06] Spricht die Mutter Maria: „Thuet es! thuet es! das wird Ihn freuen!" - Spricht der Frzsk.: „Bruder, so die Allerseligste damit einverstanden ist, da giebt es gar kein weiteres Fragen mehr. Er spricht nun zwar etwas Geheimes mit dem Grafen, aber das macht nichts; nimm du nur den Wein, und ich werde das Brod nehmen, und so wollen wir Ihn überraschen.

07] Beide thun nun das, und bringen Mir Brod und Wein, und der Frzsk. sagt in der höchsten Demuth: „Herr, Du sagtest dereinst auf Erden: Nun werde Ich von diesem Gewächse nicht eher etwas genießen, als bis Ich es neu genießen werde mit euch in Meinem Reiche. Herr, hier ist nun Dein wahres Reich; o so genieße denn auch zu unserem großen Troste von diesem neuen Gewächse Deines Reiches."

08] Rede Ich: „Nun, nun, das freut Mich wahrlich ganz und gar sehr, daß ihr euch Meiner erinnert habt, und habt als Kinder eurem Vater auch etwas zu Essen und zu Trinken gebracht. Ich könnte Mir es freilich wohl Selbst nehmen; aber dann hätte es Mir ja beiweitem nicht so gut geschmeckt, als so es Mir Meine Kindlein zubringeu. Und so gebet das Brod und den Wein nur her, und ihr werdet euch sogleich überzeugen, daß Ich im Ernste davon essen und trinken werde." Darauf verzehre Ich etwas Brodes und Weines, und gebe den Rest allen Umstehenden, die Alle davon genießen, und eine abermalige noch größere Stärkung in sich wahrnehmen!

09] Der Frzsk. aber sagt dazu im höchsten Grade entzückt: „Herr, Gott und Vater, so mir's je womöglich selbst ein Engel aus der Erde gesagt hätte, daß es in Deinem Himmelreiche so aussähe und zugehe, als wie ich es nun wahrlich überselig mit meinen eigenen Augen sehe, und mit meinen Ohren vernehme, so hätte ich ihm nicht geglaubet. Denn wo ist hier dieser von uns Roms-Katholiken geglaubte übermystisch gloriöse göttlich unanschaubar heilige Nimbus? wo das schrecklich ernste Richtergesicht des Gottessohnes? wo das des unerbittlichen Vaters! Alles ist hier so höchst natürlich, die größte Herablassung, die höchste Freundlichkeit von allen Seiten, und Du - als das allerhöchste Gottwesen wandelst am allereinfachsten unter Allen einher, und Niemand merkt Dir es an, was und Wer Du bist. Deine Rede ist die schlichteste von der Welt, und alles an Dir ist Zeuge der größten Prunklosigkeit.

10] Wahrlich wenn Einem die große Majestät dieses Saales, das herrliche durch die großen Fenster hereinfallende Licht, und alle die übergut, gesund, frisch und engelsjung aussehenden und herrlichst bekleideten Seligen und Seligsten nicht sageten: Dieß ist das wahre Himmelreich, es kann ewig kein wahreres geben, als das, wo der Herr Himmels und der Welten im schlichtesten und prunklosesten Hauskleide unter Seinen Kindern herumwandelt, und für sie sorgt, da ist auch der wahrste Himmel im Vollmaße zu Hause. Ich muß es hier offen gestehen, daß mir hier sogar nach den Worten des Evangeliums anfangs so manches nicht zusammen gegangen ist, wie sicher auch Mehrern nicht; denn es wird dort öfters erwähnt, wie der Sohn zur Rechten des allmächtigen Vaters sitzet im ewig unzugänglichen Lichte; wieder, wo es heißt: Ich werde kommen in den Wolken der Himmel mit großer Macht, Kraft und Herrlichkeit, und richten die Lebendigen und die Todten. So sah auch ein Stefanus vor seiner Steinigung die Himmel offen, und des Menschen Sohn zur Rechten des Vaters; und wie seltsam mystisch sind die Gesichte des Johannes, und von allem dem ist hier keine Spur; sondern es ist alles ganz himmelhoch anders. Darum ist es uns gewisserart auch zu vergeben, so wir hier in diesen nun allerwahrsten Himmel eine Zeit lang so hinein schauten, wie allenfalls chinesische Ochsen in ein spanisches Dorf.

11] Aber ich sehe es nun auch ein, daß nur ein gerade so gestalteter Himmel jedem Geiste die wahrste, freieste und somit auch höchste Seligkeit für ewig bieten kann; und dafür sei Du, o heiligster und liebevollster Gott und Vater, von mir und uns Allen gelobet, geliebet und gepriesen."

12] Rede Ich: „Nun, nun, Mein lieber Ciprian, es sieht hier alles sehr einfach aus, und man entdeckt nirgends ein unnöthiges Gepränge; aber darum mußt du dennoch nicht dich der vollen Meinung hingeben, als wären mit dem, was du nun siehst, Meine Himmel schon abgeschlossen. O warte nur ein wenig, und du wirst des Wunderbaren noch in der größten Hülle und Fülle zu sehen bekommen.

13] Wir werden jetzt sogleich in den großen anstoßenden Saal gehen, und von dort ins große Museum dieses Hauses, wo sich dir Dinge vorstellen werden, vor denen du sicher niedersinken wirst; aber da darfst du dennoch nicht denken, daß es damit mit Meinen Himmeln schon eine bestimmte Grenzmarke hat; sondern da mußt du dir's so denken: Das ist alles erst des Voranfanges erster Voranfang.

14] Aber alles dessen ungeachtet werd' Ich dennoch bleiben wie Ich nun bin; und wenn du alle Dinge verändert und ins Endloseste veredelt und verherrlicht erschauen wirst, da werde Ich aber dennoch stets und ewig unverändert inmitten Meiner Werke erscheinen, obschon deren Größe und Tiefe keine Ewigkeit je ermessen wird. Jetzt aber machen wir uns nur auf, und begeben uns in den anstoßenden großen Saal!"

15] All die mehrern tausend Gäste gehen nun voraus; denen folgen die Urväter, und die Apostel, vor uns gehet die Maria mit dem Josef und dem Ap. Johannes, und Mir zunächst gehen der Graf, der Frzsk., der Mikl., der General, dann der Thomas und der Dismas; und hinter uns gehet der Robert mit seiner Helena, der Messenhauser, der Dr. Becher, Jellinek, Bruno, Bardo, Niklas, und die 24 Tänzerinnen, die dem Robert all die Geschirre und Gefässe nachtragen.

16] Als wir so geordnet in den großen Saal gelangen, in dem sich die mehrern tausende von Gästen gerade so ausnehmen, als so kaum einige 30 Menschen sich im selben befänden, da sinkt der Frzsk. fast nieder vor Verwunderung, und spricht:

17] „O Herr, das ist zu viel auf einmal für einen schwachen Geist! Aber diese Größe, diese Höhe, diese Pracht! wahrlich, Herr, das wird doch kein Voranfang des Voranfanges sein; sondern das ist schon der gesamte Himmel mit allen Aermeln, wie man so zu sagen pflegt; der Plafond ist blos nur gleich der ganze komplete gestirnte Himmel selbst mit den herrlichsten Sterngruppen, und die Wände sind gleich wie Wolken im Morgenroth strahlend; und die wundersamst verschlungenen Galerien gleichen den hohen Bergzinnen, die zuerst im Morgengolde prangen; o herrlich, herrlich! das ist zu viel, zu viel, viel zu viel auf einmal für einen schwachen Geist! O Herr, wie groß bist Du!"

Schluß des ersten Theils.

01] Robert holt schnell mehr Brot und Wein. Und dem Franziskaner nimmt unter dreimaliger tiefster Verbeugung vor den Speisen das Brot und ißt es. Schon beim ersten Bissen weiß er sich vor lauter Entzückung über den wunderbarsten Wohlgeschmack gar nicht zu helfen, und es fehlen ihm die Worte, seinen Eindruck zu schildern. Als er aber darauf den Wein verkostet, da ist es völlig aus mit ihm. Man vernimmt von ihm nichts als ein beinahe nimmer endenwollendes - Aaah!

02] Bei dieser Verwunderung fragt ihn der schon gestärktere und beherztere Miklosch: "Nun Bruder, was sagst denn du jetzt zu dieser deiner früheren »höllischen Illusionskost«? - Mir scheint, daß dir dieser Schwefelpfuhl usw. ganz vortrefflich schmeckt!"

03] Spricht gar freundlich lächelnd der Franziskaner: "Mein lieber Bruder, zum Sein eines jeden Menschen gehören vier Dinge, ohne die kein Mensch gedacht werden kann. Da kommt zuerst das In-die-Welt-erschaffen-werden. Darauf kommt die Dummheit, in der sich der Mensch auf der Welt breitmacht. Nummer drei kommt dann des Leibes Tod, der zwar der Seele auf eine oft sehr unhöfliche Weise die schwere Fleischbürde abnimmt, ihr aber dabei die weltliche Dummheit ganz ungeschmälert beläßt. Und so geschieht es, daß - Nummer vier: der Mensch auch in der Geisterwelt zuerst dumm sein muß, um weise werden zu können. - Und so ging es denn auch mit mir! Ich bin erschaffen worden in die Welt; dort war ich dumm, und nach dem Tode war ich hier wieder dumm. Nun aber hat sich der Herr meiner erbarmt, und so werde ich nun nach und nach etwas weniger dumm.

04] Mein Gott, Du weißt es so gut wie ich, wie dumm unser Glaube bestellt war und wie dumm das Dogma, das ihn uns einbläute! Woher hätten denn wir bei solch einer Lehre die wahre Weisheit schöpfen sollen? Wie das liebe Vieh sind wir erzogen worden und sind in dieser Eigenschaft auch groß gewachsen. Als dann der österreichische Tod über uns kam, da hat er uns als noch immer unveränderte Ochsen angetroffen und als solche durch die höchst unzarte Abnahme unseres Fleisches uns dann als noch immer die gleichen Ochsen hierher versetzt, in welcher Eigenschaft wir auch bis in unsere künftigen Ewigkeiten verblieben wären, so nicht der übergute, heiligste Herr, Gott und Vater seine höchsteigenen allmächtigen Hände an uns gelegt hätte. Ihm daher allen Preis und Dank! - Aber da sieh, der Bruder Robert hat richtig noch einem tüchtigen Becher voll Wein und einen ganzen Laib des köstlichsten Brotes hierher auf den Tisch gebracht!"

05] Spricht Miklosch: "Das ist wahrlich zu viel des Guten! Iß und trink, Bruder! Ich habe meinen Mann bereits gestellt und bin nun so gesättigt und gestärkt, daß ich es, wie mir nun vorkommt, für ewig aushalten könnte." Spricht der Franziskaner: "Mir geht es nun ebenso! Aber was etwa der Herr dazu sagen möchte, so wir Ihm dies Brot und diesen Wein zubrächten?"

06] Spricht die Mutter Maria: "Tut es, tut es! Das wird Ihn freuen!" Spricht der Franziskaner: "Bruder, so die Allerseligste damit einverstanden ist, da gibt es gar kein weiteres Fragen mehr. Er spricht nun zwar etwas Geheimes mit dem Grafen, aber das macht nichts. Nimm du nur den Wein, und ich werde das Brot nehmen, und so wollen wir Ihn überraschen!"

07] Beide tun nun das und bringen Mir Brot und Wein. Und der Franziskaner sagt in der höchsten Demut: "Herr, Du sagtest dereinst auf Erden: »Nun werde Ich von diesem Gewächse nicht eher etwas genießen, als bis Ich es neu genießen werde mit euch in Meinem Reiche!« - Herr, hier ist nun Dein wahres Reich! O so genieße denn auch zu unserem großen Troste von diesem neuen Gewächse Deines Reiches!"

08] Rede Ich: "Nun, nun, das freut Mich wahrlich gar sehr, daß ihr euch Meiner erinnert habt und habt als Kinder eurem Vater auch etwas zu essen und zu trinken gebracht! Ich könnte Mir es freilich wohl Selbst nehmen; aber dann hätte es Mir ja bei weitem nicht so gut geschmeckt, als wenn es Mir Meine Kindlein zubringen! - Und so gebet das Brot und den Wein nur her, und ihr werdet euch sogleich überzeugen, daß Ich im Ernste davon essen und trinken werde!" - Darauf verzehre Ich etwas Brot und Wein und gebe den Rest den Umstehenden, die alle davon genießen und eine abermalige, noch größere Stärkung in sich wahrnehmen.

09] Der Franziskaner aber sagt dazu, im höchsten Grade entzückt: "Herr, Gott und Vater! So es mir je womöglich selbst ein Engel auf der Erde gesagt hätte, daß es in Deinem Himmelreiche so aussehe und zugehe, wie ich es nun wahrlich überselig mit meinen eigenen Augen sehe und mit meinen Ohren vernehme - so hätte ich ihm nicht geglaubt! - Denn wo ist hier der von uns Rom-Katholiken geglaubte übermystisch gloriöse, göttlich unanschaubar heilige Nimbus? Wo das schrecklich ernste Richtergesicht des Gottessohnes? Wo das des unerbittlichen Vaters!? - Alles ist hier so höchst natürlich, die größte Herablassung, die höchste Freundlichkeit von allen Seiten! Und Du, als das allerhöchste Gottwesen, wandelst am allereinfachsten unter allen einher. Und niemand merkt Dir es (äußerlich) an, was und wer Du bist! Deine Rede ist die schlichteste von der Welt, und alles an Dir ist Zeuge der größten Prunklosigkeit!

10] Wahrlich (man könnte in Zweifel kommen), wenn einem die große Majestät dieses Saales, das herrliche durch die großen Fenster hereinfallende Licht und alle die übergut, gesund, frisch und engelsjung aussehenden und herrlichst bekleideten Seligen und Seligsten nicht sageten: »Dies ist das wahre Himmelreich, es kann ewig kein wahreres geben, als das, wo der Herr Himmels und der Welten im schlichtesten und prunklosesten Hauskleide unter Seinen Kindern umherwandelt und für sie sorgt! Hier ist der wahrste Himmel im Vollmaße zu Hause!« - Ich muß es offen gestehen, daß mir, wie sicher auch mehreren andern, nach den Worten des Evangeliums hier anfangs so manches nicht zusammengegangen ist. Denn es wird dort (im Evangelium) öfters erwähnt, wie der Sohn zur Rechten des allmächtigen Vaters sitzet im ewig unzugänglichen Lichte. - Wieder heißt es an einer Stelle: »Ich werde kommen in den Wolken der Himmel mit großer Macht, Kraft und Herrlichkeit und richten die Lebendigen und die Toten!« So sah auch ein Stephanus vor seiner Steinigung die Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten des Vaters! Und wie seltsam mystisch sind die Gesichte des Johannes! Von alledem aber ist hier keine Spur, sondern es ist alles ganz himmelhoch anders! Darum ist es uns gewisserart auch zu vergeben, so wir hier in diesen nun allerwahrsten Himmel eine Zeitlang so hineinschauten wie allenfalls chinesische Ochsen in ein spanisches Dorf.

11] Aber ich sehe es nun auch ein, daß nur ein gerade so gestalteter Himmel jedem Geiste die wahrste, freieste und somit auch höchste Seligkeit für ewig bieten kann! Und dafür sei Du, o heiligster und liebevollster Gott und Vater, von mir und uns allen gelobt, geliebt und gepriesen!"

12] Rede Ich: "Nun, nun, Mein lieber Cyprian, es sieht hier gewiß alles sehr einfach aus und man entdeckt nirgends ein unnötiges Gepränge; aber darum mußt du dich dennoch nicht der vollen Meinung hingeben, als wären mit dem, was du nun siehst, Meine Himmel schon abgeschlossen! - O warte nur ein wenig und du wirst des Wunderbaren noch in der größten Hülle und Fülle zu sehen bekommen!

13] Wir werden jetzt sogleich in den anstoßenden Saal gehen und von dort ins große Museum dieses Hauses, wo sich dir Dinge vorstellen werden, vor denen du sicher niedersinken wirst, aber da darfst du dennoch nicht denken, daß es damit schon eine bestimmte Grenze mit Meinen Himmeln hat; sondern da mußt du dir denken: Das ist alles erst des Voranfanges erster Voranfang!

14] Aber alles dessen ungeachtet werde Ich dennoch bleiben wie Ich nun bin! Und wenn du alle Dinge verändert und ins Endloseste veredelt und verherrlicht erschauen wirst, da werde Ich aber dennoch stets und ewig unverändert inmitten Meiner Werke erscheinen, obschon deren Größe und Tiefe keine Ewigkeit je ermessen wird. - Jetzt aber machen wir uns nur auf und begeben uns in den anstoßenden großen Saal!"

15] All die mehreren tausend Gäste gehen nun voraus. Ihnen folgen die Urväter und die Apostel. Vor uns geht die Maria mit dem Joseph und dem Apostel Johannes. Und Mir zunächst gehen der Graf, der Franziskaner, Miklosch, der General, dann Thomas und Dismas. Und hinter uns gehen Robert mit seiner Helena, Becher, Jellinek, Bruno, Bardo, Niklas und die vierundzwanzig Tänzerinnen, die dem Robert all die Geschirre und Gefässe nachtragen.

16] Als wir so geordnet in den großen Saal gelangen, in dem sich die mehreren tausend Gäste geradeso ausnehmen, als ob kaum einige dreißig Menschen sich darin befänden, da sinkt der Franziskaner vor Verwunderung fast nieder und spricht:

17] O Herr, das ist zu viel auf einmal für einen schwachen Geist! Diese Größe, diese Höhe, diese Pracht! Wahrlich, Herr, das wird doch kein Voranfang des Voranfanges sein!? Sondern das ist schon der gesamte Himmel mit allen Enden, wie man zu sagen pflegt!? Die Decke ist gleich der ganze, vollständige Sternenhimmel mit den herrlichsten Sterngruppen! Die Wände sind gleich wie Wolken im Morgenrot strahlend! Und die wundersamst verschlungenen Galerien gleichen den hohen Bergzinnen, die zuerst im Morgengolde prangen! O herrlich, herrlich! Das ist zuviel, viel zuviel auf einmal für einen schwachen Geist! - O Herr, wie groß bist Du!"

Schluß des ersten Teils. Fortsetzung 2. Teil

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