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Kapitelinhalt 61. Kapitel: Die Menschen des Miron. Wohnhäuser und Dörfer dort.

01] Was die Menschen dieses Planeten betrifft, so sind sie nicht so groß wie die Bewohner des Planeten Saturn, aber doch wieder größer als die des Planeten Uranus, - obschon sie unter sich selbst bedeutenden Größenunterschieden unterworfen sind. So gibt es nicht selten Menschen, die eine Höhe von vierzig Klaftern, und wieder Menschen, die oft kaum eine Höhe von etwas über zwanzig Klaftern erreichen. In dieser Hinsicht gleicht denn dieser Planet beinahe eurer Erde, allda es auch für das Verhältnis menschlicher Leibesgrößen sehr verschiedenen Varianten gibt. Dies ist auf unserem Planeten Miron auch der Fall mit dem weiblichen Geschlecht.

02] Was hernach die körperliche Form [beider Geschlechter] betrifft, so ist sie gewöhnlich von sehr schöner Art, obschon es auch hier bedeutende Abweichungen gibt. Um uns also von der Gestalt der Menschen dieses Planeten in aller Kürze einen möglichst vollkommenen Begriff machen zu können, wollen wir uns an die Mittelklasse in jeder Hinsicht halten; denn von diesem Standpunkt werden sich dann ohnehin leicht alle möglichen Nebenlinien erkennen lassen. Und so wollen wir fürs erste den Mann von dreißig Klaftern Höhe und das Weib von etwa achtundzwanzig Klaftern in Augenschein nehmen.

03] Wie sieht denn der Mann aus? - Der Mann hat ein ziemlich ernstes, aber durchaus nicht abstoßendes Aussehen. Seine Gliedmaßen sind vollkommen männlich nach der Art eines vollkommenen Mannes bei euch. Sein Haupt ist mit langen, zumeist ringelartig gelockten Haaren versehen, welche von dunkelgrüner Farbe sind. Die Hautfarbe des Mannes ist weiß, hier und da nur ein wenig ins Lichtgrüne übergehend. Die Lippen sind zwar rot, schillern aber auch etwas ins Grüne. So sind auch die Augen niemals blau oder grau, sondern variieren in der grünen Farbe. Der reichliche Kinnbart des Mannes ist ebenfalls grün; nur ein wenig blasser als die Kopfhaare. Auch die Nägel an den Fingern sehen so aus, wie ein recht starkes grünes Glas; während die Finger gewöhnlich vollkommen weiß sind, wenn sie reinlich gehalten werden, was in diesem Planeten übrigens zuallermeist der Fall ist. - Die Zähne im Munde sind also bläulich wie Perlmutter bei euch und schillern ganz sanft in verschiedenen Färbungen. - Die Stimme des Mannes ist sehr wohlklingend, aber gewöhnlich sehr tief, so daß ein gewöhnlicher Redeton sich beständig in der tiefsten Region eurer Kontratöne bewegen dürfte, und das in einer für eure Ohren so sonoren Stärke, daß ihr ihn in einer Entfernung von zwei bis drei Meilen noch gar wohl einem Donner ähnlich vernehmen würdet. - Obschon aber auch das Weib ziemlich tief spricht, ist dennoch ihre Stimme angenehmer und gewisserart biegsamer als die des Mannes. Sie ist daher besonders für das männliche Geschlecht dieses Planeten überaus anziehend; um so mehr, weil dieser Planet gewisserart die eigentliche Heimat der Tonkunst ist. [Man pflegt nämlich hier diese Kunst] nicht nur mittels der verschiedenartigen und beugsamen Menschenstimmen, worunter sich freilich wohl die weiblichen am meisten auszeichnen, sondern auch durch mannigfaltige musikalische Instrumente.

04] Also hätten wir gesehen, wie der Mann aussieht, und zwar in seinem nackten Zustande; und so wollen wir auch das Weib unbekleidet betrachten. - Es dürfte vielleicht einer oder der andere fragen, warum denn nicht auch die Kleidung zugleich mit der dargestellten Gestalt? - Der Grund liegt darin: Weil hier die Kleidung fast so verschiedenartig ist wie bei euch, so läßt sich [hier] nicht wie auf einem andern Planeten darüber eine feste Form aufstellen. - Denn auch hier tragen die Männer (nach Verschiedenheit des Landes und ihrer Sitten) verschiedene Röcke, Mäntel, Beinkleider, Schuhe und Hüte, - und ebenso auch das Weib. Wollt ihr demnach einen bekleideten Menschen männlichen oder weiblichen Geschlechts vor euch haben, so müßt ihr ihn schon selbst anziehen, welches euch eben nicht gar zu schwer werden dürfte. Ihr dürft zu dem Zweck nur die besseren europäischen und asiatischen Nationaltrachten, freilich wohl im vergrößerten Maßstabe, auf die Bewohner dieses Planeten übertragen, so habt ihr sie denn auch bekleidet vor euch! - Und da wir solches wissen, so können wir füglichermaßen ohne Bedenken uns einem nackten Weibe nahen und dasselbe beschauen nach seiner Art.

05] Das Weib ist gewöhnlich von ungemein schöner Art, ja manchmal von wunderbarer Schönheit. In seiner Erscheinung spricht sich eine wunderbare Süße und Anmut aus; Rundung, Weichheit und Zartheit sind die beinahe niemals mangelnden Auszeichnungen des weiblichen Körperbaues. - Die Haut ist ungemein zart und von blendend weißer Farbe, etwa wie frisch gefallener Schnee auf einer Alpe bei euch, nur die Wangen gehen zumeist ins sanft Grünrötliche über. - Die Haare sind schwarzgrün und schillern bei Lichte wie eine Pfauenfeder bei euch; so sind auch die Dunstlocken unter den Armen ausgezeichnet und schillern wie Diamanten; und ebenso sind auch die Schamlocken. - Die Nägel an den Fingern sind äußerst lebhaft grün und glänzen wie fein poliertes Glas, welches sich auf den überaus weißen und runden Fingern bei den Weibern dieses Planeten überaus gut ausnimmt.

06] Das Antlitz dieser Weiber hat zumeist diejenige Form, die ihr nach euren Grundsätzen zu den schönsten rechnet. Eine glatte, hohe Stirne, ziemlich starke Augenbrauen, große und sehr lebhafte Augen, deren Pupille ein feuervolles Grün mit manchmal rot durchbrechenden Strahlen spielt. Die Nase ist gerade und allenthalben sanft abgerundet. Also ist auch der Mund im rechten Verhältnisse zu allen übrigen Teilen. - Das Kinn ist weder zu spitz noch zu breit, sondern es hat mehr eine vollkommen eiförmige Gestalt, in der Mitte mit einer mäßigen Einbiegung versehen.

07] Der Hals ist mittelmäßig lang und rund; der Nacken vollkommen, daß da nirgends irgendein Knochenausdruck zu bemerken ist. - Die Brust ist überaus voll. Und unter der Brust wird das Weib bis an die Hüfte schlank; dann aber wird es wieder sehr zunehmend und ist in der Gegend der Schenkelgelenke so breit wie ihre Schultern, das heißt von einer Schulterlinie über den Rücken zur andern. - Daß auch die Füße in der Ordnung sind, braucht kaum erwähnt zu werden.

08] Nun mögt ihr das Weib noch nach eurem Belieben bekleiden, so könnt ihr euch dann schon einen Begriff machen, wie da ein so recht wohlgestaltetes Frauenzimmer aussieht. Nur müßt ihr sie nicht etwa zu einer Pariser Putzdocke machen, sondern, wie gesagt, nach irgendeiner Nationaltracht der Landvölker müßt ihr sie kostümieren.

09] Nun hätten wir den Menschen vor uns. Dieser Mensch aber hat noch keine Wohnung. Somit wird es vor allem notwendig sein, ihm auch eine Wohnung zu geben. Denn die Menschen dieses Planeten wohnen so gut wie ihr in Häusern. Also ist es nur notwendig, zu wissen, wie die Häuser aussehen; ob sie einzeln oder vergesellschaftet, wie etwa die Dörfer bei euch, beisammenstehen; und wir haben dann unsere schönen und großen Menschen dieses Planeten schon mit Wohnung versorgt.

10] Wie sehen denn die Häuser aus? - Die Häuser sehen hier beinahe so aus wie bei euch; nur haben sie nie mehrere Stockwerke, sondern allein das Erdgeschoß, und sind der Wand nach nie höher als höchstens anderthalbmal so hoch, als wie da der Mann groß ist. Die Dächer sehen ebenfalls so aus wie die Dächer eurer Landwohnhäuser; nur sind sie etwas zugespitzter als bei euch, etwa so wie die Dächer gotischer Bethäuser.

11] Ein Haus hat nie mehr als drei Zimmer; eines zur Wohnung fürs männliche Geschlecht und eines zur Wohnung fürs weibliche Geschlecht und eines, welches gewöhnlich das mittlere ist, zum allgemeinen gegenseitigen Verkehr. - Wie groß sind denn solche Zimmer? - Im Verhältnis zu den Menschen dieses Planeten nicht zu groß und nicht zu klein. So groß aber ist jedes, daß es eine Gesellschaft von hundert Menschen leicht fassen kann.

12] Aus welchem Material sind denn die Häuser gebaut? - Durchgehends aus behauenen Steinen. - Die Fenster der Zimmer sind hoch, aber nicht zu breit, und sind ebenfalls mit einem elastischen Naturglas, von der Art wie etwa euer Frauenglas, versehen, welches ebenfalls in Rahmen gewöhnlich aus Metall eingefaßt ist. Die Farbe dieses Glases ist verschieden, je nachdem es die freie Werkstätte der Natur liefert. Die Bewohner haben zwar auch ein künstliches Glas; dieses aber verwenden sie zu ganz anderen Zwecken; wovon noch später die Rede sein wird.

13] Neben den Wohnhäusern sind auch wirtschaftliche Gebäude, sowohl zur Wohnung für ihre Haustiere wie auch noch für allerlei andere hauswirtschaftliche Zwecke, aufgeführt. - Dann sind vor den eigentlichen Wohnhäusern auch noch Kinderhäuser von nicht mehr als einem Zimmer erbaut. Diese Häuser sind so hoch wie das Wohnhaus, nur sind sie natürlicherweise dem Umfange nach kleiner.

14] Es braucht nur noch hinzuerwähnt zu werden, daß die Menschen hier zumeist in Dörfern beisammen wohnen, so haben wir sie schon gehörig untergebracht und wollen nächstens ihre weiteren Verhältnisse verfolgen.


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