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Kapitelinhalt 53. Kapitel: Das siebte Gürtelpaar entspricht dem lange unbekannten Planeten Neptun (Miron).

01] Da auch dieser siebente Gürtel, den wir jetzt besuchen wollen, einem euch jetzt noch unbekannten Planeten entspricht, so wird es, um sich von diesem Gürtel einen vollkommenen Begriff machen zu können, notwendig sein, auch hier dem Planeten einen kurzen Besuch abzustatten, - da fürs erste ohne die Bekanntschaft mit dem Planeten der Sonnengürtel ohne Entsprechung dastünde, und fürs zweite dieser auch nicht so gründlich beschaut und erkannt werden könnte, wenn nicht zuvor sein korrespondierender Planet einigermaßen wenigstens beschaut und erkannt würde.

02] Also können wir uns füglichermaßen sogleich zu diesem Planeten wenden. - Damit wir aber einen Anhaltspunkt haben, um ihn in die Reihe der Planeten zu stellen, so wird es notwendig sein, ihm vorerst einen Namen zu geben. Demnach fragt es sich, da dieser Planet bisher von eurer Seite noch keinen Namen hat, welchen man ihm beilegen solle? - Ihr würdet da sagen: Das ist wohl gleichgültig, wenn er nur einen Namen hat, laute er wie er wolle; man wird sich dennoch allzeit dasselbe unter diesem Namen vorstellen.

03] Im Grunde hättet ihr freilich wohl recht. Aber wenn ihr bedenkt, daß der Name eines Dinges eben nicht so gleichgültig ist, wie es ein oder der andere denken möchte, so wird es wohl auch hier sehr darauf ankommen, daß wir diesem Planeten keinen Ehren-, sondern einen wahren Namen beilegen. - Wo werden wir aber diesen finden? - Auf der Erde sicher nicht; denn diese weiß noch nichts von ihm. - In dem entsprechenden Sonnengürtel etwa? - Diesen kennen wir noch nicht. - Es wird somit am besten sein, diesem Planeten den Namen zu geben, den er von seinen Bewohnern hat. - Ihr würdet hier freilich wohl sagen: Aber diese kennen wir ja auch nicht. - Ich aber sage: Wenn auch ihr sie nicht kennt, so kenne doch Ich sie und weiß sehr genau, wie sie ihren Planeten nennen. - Nun fragt es sich: Wie heißt denn einmal dieser Planet? - Miron, was so viel besagt als: »Welt der Wunder« - ist sein Name.

04] Seht, aus diesem rechten Namen geht schon der erste Begriff hervor, und er sagt gewisserart mit einem Wort, was es mit diesem Planeten für eine Bewandtnis hat. Die Folge wird aber die Sache noch mehr rechtfertigen. - Und so können wir uns denn schon auf die ersten Elemente des Planeten Miron einlassen.

05] Wie weit ist er denn von der Sonne entfernt? - Etwas über eintausend Millionen Meilen in der größten Sonnenferne. - Wie groß ist er denn? Er ist seiner Größe nach ein Planet, der da zwischen dem Uranus und dem Saturn das Mittel halten dürfte, also um anderthalbtausendmal größer als eure Erde. - Was aber seinen Luftkreis betrifft, so ist dieser größer als der Luftkreis des Planeten Jupiter und hat einen Durchmesser von beinahe einmalhunderttausend eurer Meilen.

06] Wie schnell bewegt er sich denn um die Sonne? - Da dieser Planet eine sehr langsame Bewegung hat, so braucht er wohl nahe fünfhundert Jahre, bis er einmal seine Bahn um die Sonne vollendet.

07] Hat dieser Planet auch Monde? - Dieser Planet hat zehn Monde (eigentlich nur drei und dann sieben Nebenmonde, Mondsmonde, d.Hg.), welche in verschiedenen Entfernungen um ihn herumkreisen und durch ihre verschiedenen Stellungen die Nachtzeit dieses Planeten ziemlich gut erleuchten. - Sie sind von ihm ziemlich weit entfernt, so daß der erste schon über sechzigtausend Meilen von ihm absteht, und der letzte sich über eine Million Meilen von ihm entfernt hält. - Nach der Umlaufszeit dieses letzten Mondes, zu welcher er beinahe dreizehn eurer Monate braucht, werden dort auch die Jahre gezählt. Die Sonnenjahre dagegen werden dort nicht gezählt, weil sie fürs erste auf dem Planeten keine merklichen Unterschiede hervorbringen, fürs zweite aber wären sie auch zu lang, und fürs dritte könnten sie zufolge der nicht so langen Lebensdauer eines Menschen auch schwer gezählt werden, weil in einem solchen Sonnenjahre schon wenigstens fünf bis sechs Menschenalter inbegriffen sind.

08] Auch in diesem Planeten sind nur die Äquatorgegenden bewohnt; seine Polarländer aber sind von ewigem Schnee und Eis so sehr überdeckt, daß allda an eine Bewohnbarkeit dieser Gegenden gar nie zu denken ist.

09] Wenn ihr euch auf diesem Planeten befinden würdet, so möchtet ihr die Sonne kaum so groß erblicken als allenfalls einen kleinen Taler bei euch. Aber die Bewohner dieses Planeten erblicken sie dessenungeachtet so groß, wie ihr sie erblickt von eurer Erde. Der Grund liegt in der größeren Bildung des Auges, wodurch die Pupille mehr abgeflacht erscheint und daher auch ein größeres Strahlenbündel fassen kann als euer Auge. Der zweite Grund aber liegt auch in der für diesen Planeten überaus hoch über die Oberfläche reichenden Luftregion, durch welche auf dem äußersten Grenzgebiete derselben noch immer ein bedeutendes Quantum der Sonnenstrahlen aufgenommen wird, welche nach dem Gesetz der euch bekannten Strahlenbrechung gedrängter und gedrängter auf die Oberfläche des Planeten fallen und daselbst, besonders in den Äquatorgegenden, noch immer eine recht angenehme Temperatur bewirken.

10] Da dieser Planet aber auch natürlicherweise schon einer andern Sonne, welche von ihm freilich wohl noch sieben Billionen und neunmalhunderttausend Meilen absteht, um wenigstens tausend Millionen Meilen näher steht als eure Erde, und zudem auch noch sein Luftkreis von solcher Bedeutung ist, wie ihr schon vernommen habt, so geschieht es, daß ihm das Licht und auch einige Erwärmung von Seite der andern Sonne zugute kommt. Aber der Unterschied zwischen der Wärme der eigentlichen Sonne und dieser fremden ist dessenungeachtet so verschieden, wie allenfalls bei euch der tiefe Winter vom hohen Sommer.

11] Auf diese Weise benutzt dieser Planet auch die Strahlen noch anderer Sonnen, wodurch in seinen Polarländern das übermäßige Anwachsen des Eises verhindert wird; denn das Eis besteht dann nur bis zu einer gewissen Höhenregion, wie ungefähr solches auch auf eurer Erde der Fall ist. Über dieser Region aber, wo sich die Strahlen von allen Seiten her schon wieder zu begegnen anfangen, wird die Temperatur der Luft auch wieder insoweit mehr und mehr gemildert, daß sich allda weder Schnee noch Eis mehr zu bilden imstande ist. Solches, wie gesagt, könnt ihr auf eurer Erde selbst bemerken. Denn so da irgendeine Gebirgsspitze über sechzehntausend Fuß (1 österr. Fuß = 31,6 cm, 16 000 Fuß = 5056 m) hinausragt, so ragt sie auch schon über die Eisregion hinaus. Aus diesem Grunde werdet ihr die höchsten Punkte des Chimborasso (Chimborasso, höchster Berg der Kordilleren in Ekuador, Südamerika, 6310m hoch) in Amerika sowie des Himalajagebirges in Asien, und noch mehrere andere Gebirgsspitzen dieser beiden Kontinente, schnee- und eislos erblicken. - Was die polarischen Verhältnisse dieses Planeten betrifft, so sind sie dieselben wie die eurer Erde.

12] Das bewohnbare Land selbst gleicht einem Gürtel und ist sowohl südlicher- als nördlicherseits von beinahe unübersteigbaren Gebirgszügen eingeschlossen, über welche niemand leicht in die Meeresgegenden gelangen kann, an welchen es schon beständig ungefähr so kalt ist wie etwa bei euch im nördlichen Teil Sibiriens. Das Meer wird fortwährend vom sogenannten Treibeis belastet; daher es auch nicht eben sehr rätlich wäre, sich mit Hilfe der Schiffahrt auf dasselbe zu wagen.

13] Da dieser über tausend Meilen breite Gürtel somit ein eingeschlossenes Tal bildet, welches nur von wenigen kleineren Gebirgszügen verunebnet ist, und dieser ganze Erdkörper sich binnen zehn Stunden um seine Achse dreht und daher eine Nacht von kaum fünf Stunden Länge gibt, - so ist eben dieser Gürtel auch so wohltemperiert wie allenfalls bei euch ein mittelwarmer Sommer. Diese Temperatur aber unterliegt dann gar keinem Wechsel mehr, außer nur demjenigen, welchen manchmal die Winde und die häufigen Mondeswechsel bewirken. Und es läßt sich von selbst daraus schließen, daß die Bewohnbarkeit dieses Planeten, trotz seiner großen Entfernung von der Sonne, eben nicht die unangenehmste und zur Hervorbringung und Belebung der nötigen Pflanzen- und Tierwelt gar wohl tauglich ist.

14] Also hätten wir die notwendigen Elemente dieses Planeten kennengelernt. - Es dürften zwar hier einige Sternkundige einwenden und sagen: Wenn es je noch irgendeinen Planeten gäbe in unserem Sonnengebiete, so hätten wir ihn sicher schon lange entdeckt, nachdem wir sogar die viel kleineren Kometen entdecken, wenn sie auch dem freien Auge gänzlich unsichtbar bleiben. - Ich aber sage hier: Solches [Unentdecktbleiben] hat darin den Grund, weil dieser Planet eine so langsame Bewegung hat, daß sie von all den astronomischen Instrumenten, zufolge der großen Entfernung und dann mehr noch zufolge des zu kurzen Zeitraumes der Beobachtung, nicht wahrgenommen wird. So geschieht es noch immer, daß dieser Stern als ein Fixstern beobachtet wird, - und zwar natürlich von einer ganz unbedeutenden Größe -, und auf diese Weise noch nicht als Planet erkannt werden kann. - Der gleiche Fall war ja auch mit dem viel näher stehenden Planeten Uranus, der ebenfalls mehrere tausend Jahre hindurch durch schwache Instrumente nur vorübergehend als ein kaum beachtenswerter Fixstern betrachtet wurde. Und somit dürfte es den Gelehrten auch einleuchtend sein, daß es trotz ihrer scharfen Beobachtungen noch immer einen Planeten geben kann, den sie als solchen, zufolge der Unzulänglichkeit ihrer Instrumente und Beobachtungen, noch nicht haben erkennen und näher bestimmen können. (Anm.: Erst am 23. September 1846, - mithin nahezu vier Jahre nach der am 24. Oktober 1842 durch Jakob Lorber in der vorliegenden Schrift erfolgten prophetischen Bekanntgabe, - wurde dieser Planet von Galle in Berlin, auf Anregung des Pariser Astronomen Leverrier, mit einem besonders starken Instrument der Berliner Sternwarte gesucht, am selben Abend entdeckt, und Neptun benannt. - Einen größeren Wahrheitsbeweis für eine göttliche Offenbarung kann es wohl nicht geben, d.Hg.)

15] Nachdem wir auch solches dargetan haben, können wir uns füglichermaßen über die Beschaffenheit dieses Planeten selbst hermachen. Unter der Beschaffenheit aber wollen wir nicht die Analyse des Planeten selbst, sondern nur dessen bewohnbaren Boden, dessen Beschaffenheit, Vegetation und dann die Bewohner verstehen.


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