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Kapitelinhalt 35. Kapitel: Der südliche Gürtel des dritten Gürtelpaares - entsprechend den Asteroiden.

01] Die schon erwähnten vier kleinen und gewisserart zerstreuten Planeten können auch tote Planeten genannt werden, da sich auf ihnen nur wenig lebende Wesen mehr vorfinden; und die sich noch vorfinden, sind ganz besonders naturmäßig und dem Geistigen nahe ganz fremd.

02] Diese Planeten sind auch in naturmäßiger Hinsicht so klein, daß selbst der größte von ihnen nicht einmal den Durchmesser eures Mondes hat. Und ihre Vegetation ist ebenfalls außerordentlich dürftig, so daß da außer einigen wenigen Kräutern und dürftig ausgestatteten Gesträuchen nichts vorkommt.

03] Nur auf dem größten kommt auch eine geringe Art von Fruchtbäumen zum Vorschein, welche aber kaum größer sind als die sogenannten Zwergbäume bei euch; und selbst diese Baumgattung trägt eine magere Frucht, die ungefähr euren Buchen- und Zirbelnüssen gleichkommt.

04] Die wenigen Menschen, welche von sehr kleiner Statur sind, nähren sich jedoch noch ganz behaglich von dem, was ihnen ihre kleine Erde abwirft und bekleiden sich mit den Federn einiger zahmen Vögel, deren Fleisch sie genießen, - wie auch mit den Häuten einiger wenigen Haustiere, welche da ungefähr euren Kaninchen, Ratten und Mäusen gleichen. Das sind aber auch zugleich die größten Tiere dieser Erdkörper.

05] Es gibt wohl noch einiges Gewürm, einige wenige fliegende Insekten wie auch einige Frosch- und Fischgattungen in den Gewässern; aber diese Tiere werden von den wenigen Bewohnern nicht benutzt.

06] Die Wohnungen dieser Menschen sind zumeist aus Löchern im Erdreich bestehend, welche die Einwohner einem Vogelnest gleich mit allerlei weicheren Abfällen ausfüllen, und in denen sie dann beisammenliegen wie etwa junge Vögel in einem Nest.

07] Diese kaum zwei bis drei Spannen (1 Spanne = 20 cm) großen Menschen haben fast alle mit manchen Tieren eurer Erde den Winterschlaf gemein, da der Winter auf diesen vier kleinen Erden manchmal mehr als zwei Erdjahre fortdauert, manchmal aber auch kürzer ist, je nachdem ein solcher Planet sich bald mehr oder weniger, zufolge seines unregelmäßigen Laufes, der Sonne nähert.

08] Wie verschieden und unregelmäßig der Lauf ist, kann euch der Umstand belegen, daß diese sämtlichen vier Planeten zwischen der Mars- und Jupiter-Bahn um die Sonne also herumschwärmen, daß sich ein oder der andere dieser Planeten bald der Mars- bald wieder der Jupiter-Bahn nähert, während doch diese beiden Bahnen ziemlich viele Millionen Meilen voneinander abstehen.

09] Der Grund, warum diese vier Planeten gewisserart wie verlassen im Himmelsraum umherschwärmen, ist die einstmalige Trennung eines einzigen Planeten in vier Teile, - bei welcher Trennung viele und sehr bedeutende Teile in den großen Weltenraum hinaus zerstreut wurden und fast alle Planeten dieser Sonne, wie auch die Sonne selbst, mehrere und darunter ziemlich bedeutende Partike erhielten. Dennoch aber blieben vier Teile auf diese Weise als abgerundete kleine Planeten mit ihren Gewässern an der Stelle ihrer Trennung zurück und bekamen eine neue Richtung in ihrem Lauf um die Sonne. (Dieser Planet war einst dazu bestimmt, dasjenige zu werden, was später unsere Erde wurde, nämlich: die Schule zur Bildung der eigentlichen Kinder Gottes. Allein die darauf lebenden Menschen mißbrauchten ihre Willensfreiheit, wurden über alle Maßen stolz und lasterhaft, und vernichteten in gegenseitigem Haß ihren Planeten und sich selbst. (Siehe jl.ev05.275,10 und besonders jl.ev08.075,07 ff. und jl.ev08.076, wo die Ursachen, der Hergang und die Wirkungen dieser Planetenberstung näher geschildert werden)

10] Die wenigen übriggebliebenen Menschen samt den wenigen Tieren und Pflanzen schrumpften dann auf diesen vier gewisserart neugestalteten Planeten ebenso zusammen wie die Planeten selbst.

11] Nun seht, solches war hier notwendig vorauszuschicken, damit uns der dritte südliche Sonnengürtel desto ersichtlicher werden kann. - Wie sieht es demnach hier aus?

12] Dieser Gürtel ist von seinem nördlichen Korrespondenten gewaltig verschieden. Denn fürs erste ist er sogleich vom zweiten südlichen Gürtel nebst dem hohen Gebirgsringe [auch noch] durch einen breiten Wassergürtel getrennt. Sodann fängt erst ein überaus gebirgiges Land an, welches äußerst wenig Ebenen hat, und die wenigen Ebenen selbst sind noch mit Wasser bedeckt. An vier Punkten wird dieses Land sogar durch ein breites Gewässer von einem Gebirgsring bis zum andern also getrennt, daß es den Bewohnern des einen Landes nicht möglich ist, zu den Bewohnern des andern Landes zu gelangen. Denn die Einbuchtung des eigentlichen Ringwassers an einer solchen Stelle ist so groß, daß eure größten Weltumsegler sich nicht getrauen würden, darüber zu segeln, - fürs erste wegen der großen Wasserfläche, und fürs zweite, weil das Ringmeerwasser besonders in diesen Einbuchtungen fortwährend überaus stürmisch und von Wellen überdeckt ist, die manchmal größer sind als die höchsten Berge auf eurer Erde, über welche also zerrissene Wasseroberfläche sich wohl auch sicher selbst der allerbeherzteste Schiffer eurer Erde nicht wagen würde.

13] Diese vier, dergestalt voneinander getrennten Länder sind auch zugleich die allerkärglichsten auf der ganzen Sonne. Sie werden von den allerkleinsten Menschen bewohnt, welche nur irgendwo auf dem ganzen Sonnenkörper vorkommen. - Pracht ist hier nirgends zu erblicken, außer allein die des über den ganzen Sonnenkörper gleich verbreiteten eigenen Lichtes.

14] Auch hier haben die Menschen keine Wohnhäuser, sondern graben sich ebenfalls in die Berge ungefähr also gestaltete Löchere, deren vordere Mündung aussieht wie der Durchschnitt eines stumpfen Kegels. Solche Löcher gehen etwa bis zehn Klafter tief in den Berg hinein und sind in ihrem innersten Raum ebenfalls mit einer Art Nest versehen, welches den Bewohnern dieses Gürtels zur Lagerung und Ruhe dient. Wenn ein solches Nest schon ziemlich stark abgelegen ist, dann wird es ausgewechselt und mit einem neuen vertauscht.

15] Ebenso mager sieht es auch mit der Vegetation aus. Diese besteht ebenfalls nur in einigen wenigen Kräutern und in zwei gesträuchartigen Baumgattungen, auf welchen Früchte in ziemlich reichlicher Menge vorkommen, welche euren Haselnüssen und Mandeln gleichen. Eine saftige Frucht gibt es nirgends; nur die Wurzel eines Krautes, welches ungefähr euren weißen Rüben gleicht, aber um ein bedeutendes kleiner ist als diese, ist das einzige saftige Aliment, welches auf diesem Sonnengürtel vorkommt.

16] Ebenso dürftig ist dieser Gürtel mit den Tieren ausgestattet. Die Bewohner haben nur zwei Gattungen vierfüßiger Haustiere. Das eine hat ungefähr die Gestalt des Zobels eurer Erde, nur die Wolle ist reichlicher und zarter. Aus dieser Wolle verfertigen sich die Einwohner auch eine dürftige Kleidung, welche ungefähr so fabriziert wird, wie ihr verfertiget eure sogenannte Baumwollwatte. Sie legen nämlich diese Wolle auf eine ebene Fläche hin, etwa auf einen von Natur aus platten Stein (denn hier ist der Erdboden der Sonne sehr steinig). - Auf dieser Platte drücken sie dann die Wolle glatt nieder und bestreichen die Oberfläche mit einem klebrigen Saft, welchen ihnen eine Wurzel abwirft. Durch diesen Anstrich werden dann die Wollhaare miteinander verbunden, und das ziemlich dauerhaft so, als wären sie bei euch etwa mit einem aufgelösten Gummi elasticum überstrichen. Auf diese Art werden ziemlich lange und breite Blätter zustande gebracht. Aus diesen Blättern schneiden sie dann ihr überaus einfaches Kleid, welches in nichts anderem besteht als in einer einzigen, etwas steifen Schürze um die Lenden zur Bedeckung ihrer Scham; alles andere aber ist bloß.

17] Die Gestalt dieser Menschen ist an und für sich nicht abstoßend; besonders sieht das weibliche Geschlecht immerhin recht artig aus. Nur sind die Menschen im Durchschnitt kaum so groß als etwa fünf- bis sechsjährige Kinder bei euch.

18] Diese Menschen bewohnen am liebsten ziemlich hohe Gegenden; denn vor den Gewässern haben sie eine große Furcht. Sie meinen auch, wenn sie irgendein großes Gewässer erblicken, daß allda die Welt ein Ende habe und daß das Gewässer immer steige; zu welcher Idee sie das starke Wogen der großen Gewässer verleitet, aus welchem Grunde sie denn auch, wie schon bemerkt, sich vorzugsweise auf den höheren Gegenden ihrer Ländereien aufhalten.

19] Das wäre sonach das Landeigentümliche dieses Gürtels und die Bewohnbarkeit desselben von Seite der Menschen. - Es braucht dazu noch kaum erwähnt zu werden, daß allda nirgends auf dem Lande irgendein Luftbewohner zu erspähen ist; wohl aber gibt es dergleichen über den Gewässern, welche auch an und für sich von allerlei Getier belebt sind.

20] Da wir nun solches alles wissen, so bleibt uns nichts übrig, als [auch noch] die staatliche, häusliche und religiöse Verfassung zu erfahren; und haben wir diese erfahren, so haben wir auch schon alles [Bemerkenswerte] dieses ganzen Gürtels beschaut.

21] Was da die staatliche Verfassung betrifft, so besteht diese in nichts anderem, als daß sich die wenigen Menschen soviel als möglich familienweise voneinander entfernt absondern, damit zwischen einer und der andern Familie nie Eigentums- oder Grenzstreitigkeiten vorfallen mögen.

22] Bei einer Familie aber ist der älteste gleichsam ein herrschendes Oberhaupt, leitet alle anderen Glieder seiner Familie und bestimmt eines zu dem und ein anderes wieder zu etwas anderem.

23] Ihre Handwerkszeuge bestehen in nichts anderem als in einer kleinen Handschaufel, welche sie aus einer Art Ton bereiten. Dieses also bereitete Werkzeug wird an einen Ort gelegt, wo die Strahlen des Sonnenlichtes schon heftiger wirken; durch diese Strahlen wird dieses Werkzeug steinfest und ist dann schon völlig tauglich zum Gebrauche.

24] Der Gebrauch dieses Werkzeuges aber besteht zuallermeist in dem, daß sie mittels desselben ihre Wohnlöcher in den Boden der Berge eingraben. Ein zweiter Gebrauch dieses ziemlich scharfen Werkzeuges besteht dann auch darin, daß sie damit notdürftig ihre Kleidungsstücke zuschneiden oder vielmehr zuhacken. Und fürs dritte graben sie auch mittels dieses Werkzeuges ihre Kräuter und Wurzeln aus der Erde.

25] Noch ein Werkzeug, welches sie ebenfalls auf dieselbe Weise bereiten, besteht in einer Art Kamm. Mit diesem Kamm reißen sie dem bekannten Tier seine Wolle vom Leibe, welche aber gewöhnlich, wenn sie gewisserart reif geworden ist, sehr leicht von ihm zu bringen ist. Dann gebrauchen sie dieses Werkzeug auch noch für ein zweites, aber nur seltener vorkommendes Haustier, welches ungefähr so aussieht wie eine Miniaturkuh bei euch, und bei welchem kein Unterschied ist zwischen dem männlichen und weiblichen Geschlecht. Dieses Tier hat acht Milchzitzen am Bauche. Wenn sie dieses Tier melken wollen, so schieben sie die eben nicht gar zu großen Zitzen zwischen die Zähne des Kammes und kämmen gewisserart die Milch aus den Zitzen, welches gewöhnlich über einem etwas ausgehöhlten glatten Steine geschieht.

26] Haben sie die Milch auf diese Weise ihrer Miniaturkuh ausgekämmt, dann lassen sie das gutmütige Tier wieder sein Futter suchen. Sie aber rühren dann in diese Milch zerstoßene Früchte ihrer Zwergbäume und bereiten sich auf diese Weise ein ihnen überaus wohlschmeckendes Mus, welches sie dann mit den Händen herausfassen und ganz behaglich verzehren.

27] Das ist aber nun auch alles, worüber sich ihre häusliche Verfassung erstreckt. - Und so hätten wir beinahe mit einem Hiebe die staatliche und häusliche Verfassung dargetan.

28] Ihre Religion ist aber auch ebenso einfach wie ihre Verfassung, sowohl politischer- als häuslicherseits.

29] Sie glauben an einen Gott, der da nach ihrer Vorstellung ein überaus großer, vollkommener und über alles mächtiger Mensch ist, und wissen auch, daß dieser überaus vollkommene Mensch Himmel und Erde gemacht hat.

30] Sie sind überaus demütig und furchtsam und haben daher auch eine überaus große Furcht vor diesem allervollkommensten Menschen. Sie haben auch Kenntnis vom Himmel und von der Hölle und kennen ihre Unsterblichkeit.

31] Die Hölle fürchten sie überaus stark; aber für den Himmel halten sie sich fortwährend für zu schlecht. Aus diesem Grunde haben sie dann auch eine bedeutende Furcht vor dem Tode des Leibes und suchen daher auch das Leben desselben solange als nur immer möglich zu erhalten.

32] Einige Älteste haben wohl auch manchmal sichtbare Zusammenkünfte mit den Geistern verstorbener Menschen ihresgleichen. Aber sie haben nie eine große Freude daran, wenn ihnen diese erscheinen; denn solches gilt ihnen allzeit als ein Zeichen, daß sie bald ihre Welt werden verlassen müssen.

33] Wenn ihnen solche Geister kundgeben, daß jener vollkommene Mensch sie überaus liebevoll aufgenommen habe, so freuen sie sich wohl sehr darüber; aber sich selbst halten sie stets für überaus unwürdig einer solchen Gnade. Denn sie sagen: Wir sind ja zu gering für solch einen Herrn, daß Er uns nur ansehen möchte, geschweige erst aufnehmen in eine höhere Gnade aus Ihm!

34] Sie beten daher auch sehr emsig und danken für alles, was sie genießen, ja sogar, wenn sie die kärglichen Früchte von ihren kleinen Bäumchen ablösen, für jede einzelne Frucht; und so auch für jedes einzelne Kräutchen, welches sie aus dem Boden der Erde nehmen, danken sie ganz inbrünstigst, halten sich dabei stets für unwürdig eines solchen Geschenkes und können nicht begreifen, wie dieser überaus vollkommene Mensch ihrer so überaus wohl gedenken kann!

35] Seht, in solchem besteht die ganze, völlig zeremonienlose Religion. - Wenn ihr aber schon durchaus etwa irgendeine Zeremonie haben wollt, so besteht diese einzig und allein in dem ehelichen Verbande zweier Gatten.

36] Dieses eheliche Bündnis aber besteht wieder in nichts anderem als in einer gegenseitigen Umarmung und darauf folgenden Segnung des Ältesten einer Familie; sodann in einer allgemeinen Danksagung, und endlich in dem bald darauf erfolgenden Beischlafe, welcher Akt auch bei diesen Menschen zu den größten und erhabensten Feierlichkeiten gehört.

37] Ihre Toten umwickeln sie ganz mit allerlei Kräutern, graben dann in einer unteren Gegend ein ähnliches Loch in das Erdreich wie da ist ihre Wohnung und legen in dieses offene Grab ihre Verstorbenen. Die Kräuter geben sie ihnen darum hinzu, damit diese, so sie allenfalls wieder erwachen möchten, sogleich eine Nahrung bei sich finden sollen.

38] Sie besuchen wohl auch in Gesellschaft ein solches Grab; da aber ihre Leiber überaus schnell verwesen, und sie darauf von ihren Verstorbenen gewöhnlich nichts mehr vorfinden, so sind sie der Meinung, daß entweder diese Verstorbenen wieder wach geworden sind und jetzt irgendwo herumirren, oder daß sie von Geistern abgeholt worden sind.

39] Aus diesem Grunde beten sie dann auch sehr vielfältig für ihre Verstorbenen und wünschen ihnen von ganzem Herzen alles Glück.

40] Nun haben wir aber auch schon alles beisammen, was da diesen Gürtel betrifft. Daher wollen wir uns auch von ihm hinwegwenden und fürs nächste Mal den vierten Gürtel betreten, auf welchem wir uns schon ein wenig länger werden verweilen müssen, weil wir da wieder sehr große Dinge zu sehen bekommen werden. - Und somit gut für heute!


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