Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


267. Kapitel: Kornelius heftet den Freibrief Roms an Josephs Haus. Römische Steuerordnung. Des Kindleins Verheißung an Kornelius. (31.07.1844)

01] In ein paar Stunden war Kornelius reisefertig, begab sich aber noch früher (zuvor) mit Joseph in dessen Wohnung und heftete dort versprochenermaßen ein ehernes Täfelchen mit des Kaisers Bild und Namenszug an die Türe.

02] Und dieses Täfelchen war das kaiserliche Freiheitszeichen oder gleichsam ein Freibrief, laut dessen der Pachtkönig desselben Landes kein Recht in was immer über ein solches Haus ausüben durfte.

03] Als Kornelius mit dieser Arbeit fertig war, da nahm er seinen Griffel und schrieb unter das Täfelchen an die Türe in der römischen Sprache:

04] Tabulam hanc libertatis Romanae secundum judicum Caesaris Augusti suamque voluntatem affigit Cornelius Archidux Hierosolymae in plena potestate urbis Romae. (Diesen römischen Freiheitsbrief hat, aufgrund des Spruchs und Willens des Cäsar Augustus, Kornelius, Oberst zu Jerusalem, in Vollmacht der Stadt Rom angeheftet.)

05] Als Kornelius auch mit dieser Inschrift fertig war, da sprach er zu Joseph:

06] »Nun, erhabenster Freund, ist dein Haus und Gewerbe von jeglicher Steuer frei, die dir der Archelaus auferlegen möchte.

07] Nur den Zinsgroschen hast du alljährlich nach Rom zu entrichten, den du hoffentlich leicht ersparen wirst!

08] Diesen Zinsgroschen kannst du entweder in Jerusalem selbst oder auch hier in Nazareth beim Kaiserlichen Amte gegen einen Empfangsschein erlegen.

09] Und so bist du nun gegen alle Nachstellungen von seiten des Pachtkönigs gesichert; mache dir aber ein Gitterchen über die Tafel, auf daß sie dir niemand raube und meine Unterschrift verderbe!«

10] Joseph dankte in seinem Herzen Gott dem Herrn für so viel Gnade und segnete vielfach den Kornelius.

11] Und das Kindlein kam auch hin zu Kornelius und sprach zu ihm:

12] »Höre du Mich nun auch ein wenig an, Ich will dir zum großen Lohne auch etwas sagen!

13] Siehe, du hast nun dem Hause Josephs eine große Wohltat erwiesen;

14] desgleichen werde auch Ich einst deinem ganzen Hause tun!

15] Ist dieses Haus auch nicht das Eigentum Meines Nährvaters, sondern nur ein Eigentum der Salome, weil sie es gekauft hat,

16] so will Ich aber dennoch in der Zukunft deinem ganz eigenen Hause es vielfach vergelten, was du diesem Hause der Salome getan hast.

17] Das kaiserliche Freiheitszeichen hast du mit eigener Hand an des Hauses Türe geheftet und hast hinzugefügt deine Unterschrift.

18] Also werde auch Ich dereinst Selbst Meinen Geist über dein ganzes Haus ausbreiten, durch den du die ewige Freiheit der Himmel Gottes überkommen wirst und in ihr das ewige, unvergängliche Leben in Meinem Reiche!«

19] Kornelius hob hier das Kindlein auf und küßte Es und lächelte über solch sonderbare Verheißung des Kindleins;

20] denn wie hätte er es wohl verstehen sollen, was das Kindlein in solcher göttlichen Weisheitstiefe zu ihm geredet hatte?

21] Und das Kindlein sprach: »Das wirst du erst dann verstehen, wenn Mein Geist über dich kommen wird!«

22] Darauf lief das Kindlein wieder zu Seinem Jakob. Kornelius machte sich zur Abreise fertig, und Joseph fing an, im Hause alles nach seinem Bedürfnisse zu ordnen.



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