Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


247. Kapitel: Joseph und Jonatha bemerken beim Morgenfischzug ein gefährdetes Schiff und retten dasselbe. (05.07.1844)

01] Am Morgen des nächsten Tages war Joseph wie gewöhnlich der erste auf den Beinen und weckte auch bald seine Familie.

02] Jonatha aber, der auch soeben aus seiner Kammer kam, um zu sehen, was es für einen Tag für sein Geschäft geben werde, sprach zu Joseph:

03] »Aber lieber Freund und Bruder, was wachst denn du schon so früh auf und treibst auch die Deinen an, daß sie sich erheben sollen?

04] Sollst du denn nicht lieber auf den Herrn warten, bis Dieser Sich vom Schlafe erheben würde?

05] Wäre denn nicht eben dann die beste Zeit aufzustehen am Morgen eines Tages?

06] Ich bitte dich darum, laß doch wenigstens deine Familie ruhen noch ein paar Stunden!

07] Du aber begib dich mit mir und mit meinen Leuten auf ein Schiffchen, und wir wollen einen Morgenfang machen!«

08] Dieser Antrag gefiel dem alten Joseph wohl, und er ließ seine Familie noch ruhen und begab sich sogleich mit Jonatha in einen großen Fischerkahn.

09] Jonathas Fischerknechte ordneten die Netze und griffen dann kräftigst zu den Rudern,

10] und in einer Stunde befanden sich die Morgenfischer schon au der Stelle, wo es am meisten Fische gab.

11] Als sie aber diese allezeit günstige Fischerstelle erreicht hatten, und die Sonne sich ihrem Aufgange nahte,

12] da bemerkte Jonatha in der Entfernung etwa einer Stunde ein römisches Schiff stehen und wußte nicht, was er so ganz eigentlich aus demselben machen solle!

13] Er sprach darum zu Joseph: »Bruder, ich kenne das Meer dort;

14] es ist seicht und voll Sandbänken, und gar leicht kann dort ein Seefahrer Roms steckengeblieben sein.

15] Wir sollten darum wohl schleunigst zu Hilfe eilen!«

16] Und Joseph war damit einverstanden; und es ward sofort hingerudert, und das Schiff ward in einer halben Stunde erreicht.

17] Und siehe, es war wirklich ein großes Römerschiff, das da einen Gesandten an Cyrenius führte!

18] Dieser ward sogleich aufgenommen, und er bat Jonatha, alles mögliche aufzubieten, daß das Schiff gerettet werde.

19] Darauf ergriff Jonatha sogleich das Schlepptau des großen Schiffes und ließ dann kräftig rudern an seinem großen Boote.

20] Und es dauerte keine halbe Stunde, als das große Schiff flottgemacht wurde.

21] Darauf beschenkte der römische Gesandte den Jonatha reichlich und segelte dann weiter gegen Morgen.

22] Jonatha aber kehrte dann mit Gold und Silber anstatt der Fische nach Hause und ließ für diesen Morgen das Fischen.



voriges Kapitel Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers nächstes Kapitel