Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 203


04] Aus dem Grunde lasse Ich die Meinen auch stets dem Leibe nach dann und wann ein wenig kränkeln, damit sie sich ja mit der Welt nicht zu sehr vermengen sollten in einem zu gesunden Leibeszustande. Denn ist da jemand dem Leibe nach so recht löwenmäßig gesund, da kommt ihm nicht der leiseste Gedanke, daß er einst doch diese Trugwelt wird verlassen müssen; denn da gefällt ihm auf der Welt alles viel zu gut, ein jedes Blümchen, ein jeder Bissen, eine jede Dirne, eine jede Gegend, und er hat den sehnlichsten Wunsch, nur ewig also auf der Erde zu leben, und bekommt nie das heilige Heimweh nach dem ewigen Vaterhause im Himmelreiche.

05] Wird aber sein Leib krank, da erinnert sich der Mensch, daß es auf der Erde keines Bleibens sein wird, und fängt dann und wann doch etwas ängstlich an nachzudenken, was da nach dem Tode des Leibes etwa doch sein und kommen dürfte. Und das ist dem Geiste schon heilsamer, als alle noch so unschuldigen Vergnügungen bei kernfrischem und gesundem Leibe.

06] Siehe, so du einen Sohn in die Fremde schicken möchtest, und es ginge ihm aber dort ausgezeichnet gut, meinst du, daß er zu dir heimkehren wird? Meinst du, er wird etwa Heimweh bekommen nach seinem väterlichen Hause? - O nein, des kannst du wohlversichert sein! Denn er wird sagen: Da müßte ich ein rechter Narr sein! Hier habe ich ja alles, was immer nur mein Herz verlangt, und man ehrt mich noch obendrauf allerorts, wo ich nur immer hinkomme. Komme ich aber nach Hause, da muß ich wieder um jede Kleinigkeit bittend zum Vater kommen, und dann erst besinnt er sich, lange genug, ob er mir wohl das Erbetene geben solle oder nicht. Hier bin ich ein angesehener Herr für mich, dort zu Hause aber, an der Seite meines Vaters, der Niemand; daher bleibe ich hier!

07] Siehe, das ist die buchstäbliche Äußerung desjenigen Sohnes in der Fremde, dem es zu gut geht auf fremdem Boden! - Wird ihn der Vater auch nach Hause zitieren, so wird er aber dennoch fürs erste nur mit großem Unwillen nach Hause sich begeben, und fürs zweite wird er zu Hause sich also benehmen, daß es eine berste Schande sein wird. Denn es wird ihm alles zu enge und elend und schlecht vorkommen, mit einem Worte gesagt, er wird nimmer guttun daheim! Geht es aber einem Sohne in der Fremde nicht am besten, sondern so ziemlich kümmerlich oder oft gar elend, da wird er es bald machen gleich dem verlorenen Sohne! -



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