Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 144


08] Da ihr nun den achten Vers sicher versteht, so werdet ihr auch nicht minder den folgenden neunten verstehen, welcher nur eine Zergliederung des ersten ist, gleichwie auch der zehnte und der elfte es ist. Seht, da Suchot die Demut besagt und ihr zufolge die Liebe, in der Liebe aber die Weisheit nun als vollkommen Eins wohnet, so wird ja etwa doch Gilead wie Manasse Mein sein, - Gilead, die Weisheit oder das Licht, welches wandelbar ist und unstet, und Manasse, die Liebe oder das Feuer des Lebens, welches da ist das ewig Bleibende.

09] Ephraim ist die Macht Meines Hauptes, und Juda Mein Fürst. - Seht, so ihr dieses buchstäblich nehmen möchtet, so käme da der größte Unsinn heraus, weil dadurch der David fürs erste einen ganzen jüdischen Urstamm, fürs zweite ein gleichnamiges Land und fürs dritte eine gleichnamige Stadt hätte müssen entweder in seinem Kopfe oder auf seinem Kopfe herumtragen und dazu noch mit aller Kriegsrüstung wohl versehen. Dessenungeachtet aber wäre der also mächtige König David dennoch dem Fürsten Juda untertänig, darum er spricht: Juda ist mein Fürst, was ebensoviel besagt als: Juda ist mein Herr. - Seht ihr nun schon ein wenig ein, welcher Unsinn da aus dem Buchstabensinne herauswachsen möchte, so da nicht ein pur geistiger Sinn zugrunde läge?

10] Da aber Gilead Mein ist und Manasse Mein, da ist Ephraim als das Licht der Liebe freilich wohl die Macht aller Weisheit, welche ist Mein Haupt, und Juda wahrhaft ein Fürst in Mir, welches da ist der Liebe lebendiges Wort von Ewigkeit her, durch welches alle Dinge erschaffen worden sind, und welches da durch den David mächtig sich über die Erde zu ergießen anfing. - Seht, Meine lieben Kindlein, ob dieser Vers, besonders von Ephraim angefangen, nicht einen viel weiseren Sinn hat, als wie er dem Außen nach im Buchstaben erscheint?

11] Also wird auch im zehnten Verse unter Moab die demütigste Liebe, welche ist gleich der Reue im menschlichen Herzen, allhier zu einem Waschtopfe; und der Schuh, welcher ist das naturmäßige Welttümliche, wird über Edom gestreckt, welches ist die Nacht des Todes. Und Philistäa jauchzet zu Mir - oder die geläuterte Liebe wird Eins mit Mir. So aber die geläuterte Liebe nun Eins ist mit dem Lichte und hat dasselbe in sich eingeschlossen, welches ist der alleinige Führer aller Dinge, so ist hier im elften Verse eine scheinbare Frage gestellt, darum das Licht in der Liebe verschlossen ist, nämlich: Wer will Mich führen in eine feste Stadt? Und wer geleitet Mich bis nach Edom? Allein in dieser scheinbaren Frage liegt schon die Antwort offenkundig da, so ihr unter Wer Meine Liebe und unter Mich die Weisheit und unter der festen Stadt ein wohl zubereitetes Herz versteht, - und unter Edom aber ein Herz, welches voll angestopft ist von Weltlichem und somit auch mit allem, was des Todes ist.



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