Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 076


03] So fragt auch da Meine Liebe: Du reinstes Wesen Gottes, das nie auch nur des allergeringsten fehlerhaften Gedankens fähig ist, wie ist es und wie war es möglich, Dich vom Vater zu trennen, um Dich mit allen Sünden und mit aller ihrer Scheußlichkeit auf der Welt zu beladen, um Deinem Vater oder der Heiligkeit Gottes zu erscheinen in einem ärgeren Lichte als derjenige selbst, durch den alle Bosheit in die Welt gekommen ist? - Wie konntest Du zum Mörder aller Mörder werden? Wie konntest Du zum Ehebrecher aller Ehebrecher werden? Wie konntest Du zum Lügner aller Lügner werden? Ja, wie konntest Du zum größten Verächter der Heiligkeit Gottes werden? Ja, wie konntest Du alle großen und kleinen Sünden auf Dich nehmen vom Anfange der Welt und bis ans Ende derselben, da Du doch die Liebe Gottes Selbst warst, und der Vater in Dir, wie Du im Vater, und der Gott in Dir, wie Du in Gott? Und wie konnte die Gottheit vor aller Welt aus den Himmeln bei Deiner Taufe im Jordan zu Dir sagen: Das ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören!? -

04] Seht, ihr könnt da denken, wie ihr wollt, so werdet ihr nichts Verständliches herausbringen. Und wird euch nicht, je tiefer ihr die Sache verfolgt, auch um desto rätselhafter werden, so ihr das recht ans Licht zieht und so recht tief in euch denkt, wie es möglich ist, daß gerade das allerreinste Wesen Gottes, ja das Leben in Gott Selbst, welches ist das Leben alles Lebens und das Licht alles Lichtes, sich wohl so arg beladen mochte mit dem Tode alles Todes und mit der Finsternis aller Finsternis? -

05] Seht, wenn ihr das begreifen könnt, so wird euch diese kleine gebotene Haselnuß so leicht verständlich vorkommen, als wäre sie ganz enthüllt vor euer Herz gelegt worden. Allein, das ist der große Schritt, den ein jeder in seinem Herzen zu machen hat und helfe, der ewigen Liebe das Kreuz tragen, damit er dereinst Teil haben möchte an dem großen Werke der bis jetzt noch immer unbegriffenen Erlösung, der Überwindung des Todes und der Auferstehung. Darum habt acht und begreifet zuerst dieses große Geheimnis, und ihr werdet darinnen jede einzelne Pore des Sehr Schwachen hell erleuchtet erblicken. -

06] Daß die Welt von Anbeginn in allerlei Argem war, wißt ihr; - und durch wen und wie sie in solches gekommen ist, wißt ihr auch. Aber wie die Welt in ihrem Argen hätte bestehen können vor Gott, das ist eine andere Frage. Seht, die Welt war also tot in ihrer Bosheit und konnte sich somit unmöglich mehr selbst richten nach der unantastbaren Heiligkeit Gottes. Sie mußte daher beständig aus der Barmliebe Gottes gerichtet werden, damit sie bestehen mochte als das wenigstens, was sie war; aber sagt ihr selbst, wie ist ein gerichtetes Ding, ist es tot oder lebendig? -



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