Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 041


08] Und seht, da brausten dann, als die Wasser die Weichen der Berge zerrissen, 500 Jahre lang große stürmische Fluten an mir vorüber; denn was ihr jetzt das obere Land nennet, dort wurde in der Gegend, da ihr eine Brücke (Weinzerlbrücke, d.Hg.) über den Fluß gemacht habt und auf dem Berge ein altes Schloß (Wildon, d.Hg.) steht, ein Berg, der um 100 Klafter höher war, als er jetzt zu sehen ist, von der großen Masse des Wassers durchgebrochen. Die Fluten des Oberlandes ergossen sich dann in den großen See, dessen Fluten meinen Fuß umspült hatten und erhoben dieselben wieder bis an meine Stirne und mehrten das Wasser so sehr, daß ein Berg, der einige Stunden weit von hier im Unterlande - an dem ebenfalls später ein Schloß (Ruine Gösting, d.Hg.) erbaut wurde und ein Markt steht - links und rechts zerrissen wurde. Und die Fluten bahnten sich den Weg auf die nämliche Weise fort und fort; wo immer sie einen Widerstand fanden, zerrissen sie die Weichen desselben und füllten mit denselben die Vertiefungen aus, die früher in dem Meere waren.

09] Wie hoch diese Fluten gegangen sind, werden euch noch überall die Spuren der losgelösten Steine zeigen, welche durch das untere Fortrollen eine gerundete Form angenommen haben. Die erste Flutung ging hoch über meinem Haupte, und erst nach einem Jahrhundert hat der Strom eine Niederung erhalten und ging dessen Spiegel bis zu mir herauf. Und wieder nach einem Jahrhundert fiel er so nieder, daß er nur ein Klafter über die ganze Ebene, die ihr von mir aus seht, von einem Berge zum andern ging. Und wieder nach einem Jahrhundert verlor sich der Strom so sehr, daß er nur die dreißigmalige Breite des gegenwärtigen Flusses (Murbett, d. Hg.) hatte.

10] Und als auch die Berge vollkommen mit Bäumen und Gräsern bewachsen wurden, da verlor sich ein verfolgtes Menschengeschlecht in dieses Land und wohnte auf den Höhen, die da noch nicht Berge, sondern ,Tauren' hießen. Und als dieses Volk durch ein späteres nachziehendes entdeckt wurde, bekam es erst den Namen als Bergbewohner, welches Volk endlich wieder durch ein anderes, stärkeres Volk, welches vom Abende herkam, aus seinen Sitzen vertrieben wurde; und es blieben nur noch wenige auf den fast unzugänglichen Höhen wohnen bis auf die heutige Zeit. Und so ist heute schon ein drittes Volk mehr denn tausend Jahre in diesem Lande.



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