Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


05] Aber Menschen, die tiefgelegene Städte und Dörfer bewohnen, die sollen außer an den obbenannten zwei günstigen Zeitpunkten nicht die Höhen der Berge besuchen, außer in einem dringend notwendigen Falle, und dann nur unter Gebet und gerechtem Fasten, d.h. mäßig gefüllten Magens - sonst holen sie sich wenigstens für den Leib eine Krankheit, die sich allezeit darauf in einem Vierteljahre hervortut und dem Fleische viel zu schaffen macht.

06] Starke Rheumatismen, Gicht, Zahn- und Halsschmerzen und auch nicht selten Nervenfieber sind die gewöhnlichen Folgen einer unzeitigen Bergbesteigung. Bei Frauenzimmern auch Lungenentzündung, Lungensucht und Blutgang. - Daß dabei Seele und Geist wenig oder nichts gewinnen, versteht sich von selbst.

07] Jedermann aber kann in der für höhere Gebirge ungünstigen Besteigungszeit kleinere und niedere Berge mit viel Nutzen bereisen. Jedoch viel höher als dreihundert Klafter (früheres Längenmaß, etwa 1,9m) dürfen sie nicht sein, denn was darüber ist, gehört schon der Alpenwelt an, die in obgenannten Zeiten Meines besonderen Segens völlig entblödet ist und je höher hinauf desto mehr.

08] Hier habt ihr die Regeln, wie und wann die Berge mit Nutzen zu besteigen und zu bereisen sind! - Will aber jemand aus was immer für einem Nebengrunde auch zu den als ungünstig bezeichneten Zeiten auf diesen oder jenen schon bedeutend hohen Berg gehen, so muß er es sich selbst zuschreiben, so er sich dabei wenigstens für seinen Leib einige nachträgliche Leiden abholt.

09] Wie aber gesagt, schon gewohnte Bergbesteiger können es wohl zu allen Zeiten wagen: es wird ihnen wenig machen, besonders wenn sie in Meinem Namen wandeln. Sind sie aber pure Naturmenschen (d.h. nur mit der Natur, nicht mit Gott verbundene Menschen), dann sind sie mit den Berggeistern nahe ohnehin gleichen Gelichters. Und da gesellt sich Gleich und Gleich gern und beschädigt einander selten mit etwas anderem, als daß solche Wanderer entweder früh graue Haare bekommen oder manchmal gar kahlköpfig werden.

10] Nun sich aber die Menschen durch ihren Weltverstand allein bewegen und sich von der alten Weisheit ganz losgemacht haben, wissen sie auch nichts mehr von der alten Ordnung der Dinge und tun, was sie wollen und wie und wann es ihnen am gelegensten ist und gutdünkt. Denn da fragt niemand mehr um Meine Zeit, sondern lediglich um seine eigene. Und keiner fragt, ob es Mir wohlgefällig wäre - sondern jedem genügt sein eigen Wohlgefallen, und er tut dies und jenes, wie es ihm sein Sinn, seine Zeit und seine Gesellschaft gibt.



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