Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


06] Eine Vernunftreligion ist daher gar keine Religion. Und nur ein verirrtes Denken kann in diesem Worte eine Zusammensetzung dulden, die sich selber aufhebt.« (Am 24. Juli 1844, also einen Monat später, erhielt K.G. von Leitner das in in Breslau 1831 bei Joseph Max &#Co. erschienene Heinrich Steffens'sche Werk: »Von der falschen Theologie und dem wahrem Glauben, eine Stimme aus der Gemeinde durch Heinrich Steffens«, neue Ausgabe, worin der vorstehend angeführte Text festgestellt werden konnte.)

07] Weiter kommt auf Seite 109 desselben Werkes eine gar wichtige Stelle vor, die also lautet:

08] »Jetzt, da ich mich bis in die innersten Tiefen des Daseins gebunden fühlte, da das Sein in dem verborgensten Mysterium des Daseins, das Denken sich durch das Bewußtsein des Abfalls gefesselt sah, mußte ich einsehen, daß nur eine unbedingte Hingebung mich befreien konnte. Wird nicht die Spekulation dann erst lebendig, wenn der Verstand sich in unauflösliche Widersprüche verwickelt sieht, und wird sie nicht im höheren Sinne bestätigt, indem man ihren engeren Standpunkt zu verlassen wagt?

09] Die Philosophie ist die absolute Selbsttat. Das Selbstbewußtsein findet in sich selbst alle Schätze des Erkennens. Aber sie vermag nichts; denn der Formalismus des Denkens hat keine erzeugende Kraft. Wird sie (die Philosophie) nicht im höheren Sinne in sich klarer wieder erstehen, wenn der Erbauende heimisch wird in der erhabenen Welt der eigenen Persönlichkeit, wenn er nicht bloß denkt, sondern auch lebt, wo seines wahren Denkens unzweifelbare Quelle gefunden wird? - Und so wäre denn die absolute Hingebung in den Willen Gottes die dritte, höchste Stufe der geistigen Entwicklung - aus ihrem stärksten Gegensatze erzeugt!« (Diese Stelle, die Seite 109 stehen soll, erscheint in vorangeführter, zweiter Auflage nicht. Anselm Hüttenbrenner)

10] Siehe, das ist eine vorzüglich gute Stelle, über die aber freilich so manche hochweltweise Rezensenten ihre Nasen rümpfen. Aber das tut nichts. Denn es gibt doch Tausende, die sich darnach kehren in ihrem Denken und auch in praktischen Versuchen!

11] Gehen wir aber nur weiter und hören wir, was Steffens in seines Werkes 129. Seite spricht! - Also lauten die Worte:

12] »Der fromme Christ braucht einen Ausdruck, welcher oft angefeindet wird. Er wünscht (nämlich), daß der Heiland Gestalt in ihm gewinnen möge. Man findet diese Äußerung mystisch, fanatisch, schwärmerisch. Wie soll es mir gelingen, euch, meinen Freunden, begreiflich zu machen, daß diese Äußerung recht im Innersten das ausdrückt, was ich die tiefste Seligkeit der Liebe nennen möchte?



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