Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


Der Herr als Liebhaber (19.11.1843)

01] Schreibe, denn Ich kenne deinen Wunsch, demzufolge Ich dir schon wieder einen Gelegenheitsdichter machen soll!

02] Willst du Verse oder Prosa? - Wenn es dir daranliegt, eine (äußerliche) Namensgratulation zu machen, da würden sich Verse besser schicken als die Prosa. - Willst du aber statt der Gratulation einen Aufsatz, der sich mehr auf das innere Wohl deiner Klientin bezieht, so bleiben wir bei der Prosa!

03] Du willst also letzteres! - So fangen wir auch die Sache ganz prosaisch an. Und unser Glückwunsch laute also ganz kurz:

04] Ich bin der Letzte überall! Dein Herz denkt an Mich zuletzt. - Wenn du des Tages Geschäfte beendet hast, da wendest du dich zu Mir, manchmal mehr, manchmal weniger in die Welt zerstreut. - Am Morgen denkst du wohl an Mich; aber neben manchen leeren Weltsorgen. - Auch unter tags denkst du an Mich; aber da sind deine Gedanken nicht selten wie eine gewisse Zuspeis' zum Rindfleische. - Kurz und gut, ganz wie es sich gebühren möchte, magst du deines Herzens Gedanken nimmer zu Mir erheben, nie ganz ohne alle Welt!

05] Was ist wohl das, worin liegt da wohl der Grund? - Siehe, Ich möchte es dir wohl sagen, aber es würde dich kränken. - Daher sage Ich dir bloß, daß Ich ganz außerordentlich eifersüchtig bin und Mich von niemandem etwas mehr kränkt, als so die Meinen Mir dann und wann ein wenig untreu werden!

06] Siehe, wer Mich liebt, der muß Mich ganz lieben! - Wenn sich die Meinen irgendeiner Weltbelustigung manchmal mehr freuen denn Meiner Liebe, siehe, das kränkt Mich schon! Denn Ich bin ein Todfeind von aller Weltkoketterie!



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