Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


04] Denn so es grell auftritt, dann gewahrt es sogar ein Blinder und kann demselben begegnen. Tritt es aber in ganz leisen und unschuldig scheinenden Graden auf, dann ist es ein schleichendes Gift, das da seine Opfer nimmer ausläßt und höchst sicher hinabzieht ins Verderben des ewigen Todes! Es gleicht da einem Vampyr (Vampier), der seine Beute in einen allersüßesten Schlaf fächelt, um dann ganz ungestört derselben den letzten Blutstropfen auszusaugen!

05] Und siehe nun, gerade diesen überargen Zustand hat auch der David nur gar zu gut gekannt, darum er denn auch ausrief: »Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich, und erkenne wie ich es meine! Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege!«

06] Denn »Erforsche mich, Gott!« heißt so viel als: Erleuchte mich, Gott, mit Deiner Gnade! - Und »Erkenne mein Herz!« heißt: Siehe, was im Grunde meines Lebens rastet, ob Weltlichgiftiges im Kleide des Geistigen, oder ob wirklich Geistiges? - Und »Erkenne, wie ich's meine!« heißt: Erleuchte mich, auf daß ich ein rechtes Verständnis überkomme und dadurch erkenne, wie da mein gegenwärtiges Verständnis bestellt ist!

07] Ebenso besagt auch ganz dasselbe der 24. Vers, der heißt: »Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin« - das heißt: Laß mich sehen, welchen Weg ich wandle? - »Leite mich auf ewigem Wege« aber heißt doch sichtbar: Laß mich die reingeistigen Wege zum ewigen Leben erkennen und wandeln!

08] Siehe, das ist das überaus leichte Verständnis dieser Verse! - Wenn aber schon der überaus geistige und gerechte Seher David, der Mann nah Meinem Herzen, solch einen Respekt vor der im geheimen schleichenden »Welt« hatte und sich so manchmal nicht auskannte, wie er so manche unschuldig scheinende Erscheinung der Welt nehmen sollte - um wie viel mehr ist solches dir in der gegenwärtigen Zeit vonnöten, in der die Welt sogar ihre grellsten Bösetaten also zu beschönigen weiß, daß sie ganz sittlich und in der größten Ordnung erscheinen!

09] Wer von euch wird einen heiratssüchtigen jungen Mann oder desgleichen eine Jungfrau tadeln? - Vor der Welt ist solches billigst! - Aber siehe, nicht also ist es bei Mir! Denn wer da zuvor nicht lebendigst Meiner süchtig wird, der ist ein Weltgeiler, und die Jungfrau ist Mir gegenüber eine verächtliche Dirne! - Denn wer da immer über etwas Flüchtiges Meiner auch nur eine Stunde lang vergessen kann, der ist Meiner nicht wert, Und Ich wende wahrlich sofort Mein Angesicht weg von ihm und sehe ihn nicht eher an, als bis er Mir alles opfern wird, was er hat. - Denn Ich bin Gott, von dem alles abhängt, und weiß, warum Ich den Menschen erschaffen habe!



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