Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


02] Für zweite aber habe Ich dir schon zu öfteren Malen die endlose Notwendigkeit des freien Willens der Menschen gezeigt und dir erklärt, wie davon ganz allein das ewige Leben des Geistes im Menschen abhängt und daß Ich, so Ich es erhalten will, eher Selbst sterben muß, als eben diesen freien Willen mit Meiner Allmacht nur im geringsten anzutasten. Denn die allerleiseste Berührung der Freiheit des menschlichen Willens mit Meinem Willen kostet jeden Menschen ja augenblicklich das Leben!

03] Solches alles habe Ich dir schon - wie oft! - gezeigt. Und doch kannst du Mich, den du doch schon kennen solltest, so entsetzlich dumm fragen?!

04] Siehe an das Weib Loths! Sie wurde ergriffen von Meines Willens Macht. Was aber ist aus ihr geworden?! - Zur Zeit Noahs ergriff Mein Wille die Erde. Wohin kam aber dadurch ihre Bevölkerung, und was mußte Ich darauf tun, um den Toten, den Vernichteten wieder das Dasein und das Leben zu bringen?! - Soll Ich Mich denn nun bei jeder Zornsünde der Menschen wieder von neuem totschlagen lassen, um ihnen dadurch ein neues Leben zu verschaffen?«

05] Wie aber liebst du Mich denn, so du Mich fragst, warum die Menschen in ihrer Freiheit so ungestraft Arges tun - und möchtest Mich lieber zu einem Zuchtmeister als zu einem überguten Vater haben - und Mich also von neuem wieder bringen aus Kreuz?! - Hast du schon mit Menschen ein gerechtes Mitleid, wie kommt es denn, daß Ich von dir keines verdiene? Soll Ich Mich denn täglich aus Kreuz schlagen lassen?!

06] Wenn du eine törichte Mutter oder einen unsinnigen Vater sein Kind mißhandeln siehst, da bist du gleich im Harnisch und möchtest sogar hadern mit Mir, dem liebevollsten Vater, und sagst gleich keck heraus: »Aber Herr, wenn Du irgend einer bist, wie kannst Du solche Greuel ansehen?!« - Ich aber sage dir: Gerade das garstige Weib soll dir ein Evangelium sein! Denn es hat dein Gemüt empört, und du hättest sie sogleich mit höllischem Feuer bestrafen, sie also mit einem endlos größeren Tormente (Strafmittel) züchtigen mögen, als womit sie ihr Kind gezüchtigt hat!



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