Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


42] Doch müsst ihr dabei etwa nicht einseitig sein und denken: Dieser oder jener Berg ist es, wo solche Wohnungen im Geiste aufgerichtet sind! - sondern was hier gesagt ist, das gilt zumeist von jedem Berge, auf welchem die Grenzsteine des zeitlichen Eigentumsrechtes weit voneinander abstehen.

43] Ähnliche Gefühle mögt ihr wohl auch schon auf unbedeutend hohen Hügeln gewahren; aber lebendig werden sie erst da, wo die Axt des Holzhauers nichts mehr zu tun hat.

44] Solches also erzählen, lehren und predigen euch die Berge!

Falsche und echte Nachfolge (26.05.1842)

00] Jakob Lorber wählte zur Betrachtung (joh.07,13): »Doch redete keiner frei von Ihm, aus Furcht vor den Juden«.
Ans. H. wählte Lukas (lk.13,30): »Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein. Und es sind Erste, die werden die Letzten sein«.

01] Sie fürchteten sich, Ihn frei zu bekennen, da ihr Gemüt voll Angst vor den Juden war. - Siehe, das sind die Letzten, wenn sie auch die Ersten sind, an die da ergeht das Evangelium, da sie mehr fürchten die Menschen denn Mich.

02] Jene aber, die, obschon sie keine Zeugen sind, in späterer Zeit und an entlegenen Orten erst das Wort überkommen, selbes aber alsogleich annehmen und mit ihrem Leben bereit sind, dasselbe alsbald zu verteidigen, so es von irgendwoher angefochten würde - diese sind der Zeit nach zwar die Letzten und also auch dem Orte nach, aber der Tat nach sind sie die Ersten. Denn sie haben keine Furcht vor den Juden oder vor der Welt. Denn das Wort sagt es ihnen in ihrem Herzen, daß Ich mächtiger bin als alles Welt- und Judentum und als die Finsternis aller Priesterschaft.

03] Nur der Pharisäer fürchtet sich vor dem Judentum und will sich nicht verfeinden mit ihm, solange dasselbe noch reich und mächtig an Gold und grausam tyrannisch ist - und solange dasselbe noch große Ehrenämter und sehr viel Gold tragende Stellen zu vergeben hat.

04] Wenn aber das Judentum zerfällt, was wird wohl da der wetterwendische Pharisäer tun? - Ich sage: Er wird zwar den Mantel nach dem Winde drehen, aber der Erste wird er darum nimmer, sondern der vollkommen Letzte. - Warum denn? -Oh, die Antwort läßt sich leicht finden.

05] Ein dummes Mädchen gibt dieselbe Antwort ja schon ihrem Liebewerber, der zu ihr spricht: »Aber sage von unserem Verhältnisse ja niemandem etwas!« - »Warum denn?« fragt sie und sagt darauf: »Das befremdet mich! Wenn du mich wahrhaft ernst liebtest, da hättest du sicher keine Scheu darum, so es auch jemand erführe, daß du mich liebst. Du aber huldigst mehreren und willst dir es mit ihnen nicht verderben. Daher laß du diese Furcht! Du warst zwar der Erste, an den sich mein Herz schmiegte - also aber bist du der Letzte, der an meiner Gegenliebe teilnehmen wird!« - Seht, ist das nicht eine vollkommen gute Antwort auf die obige Frage?



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