Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


KapitelinhaltDie Zweckbestimmung der Berge (über die Kleinalpe) (17.07.1841)

01] Was sind Alpen, höchste Berge und kleine Hügel, über das sparsame Planum der Erdoberfläche ragend? - Nichts als der Staub auf einem Apfel, der von einem Baume herabfiel auf eine mit Staub beladene Straße. Aber nur locker hängt der Staub am Apfel, während die Berge feste Auswüchse der Erde sind. - Mit wem sollte man aber die Berge vergleichen? Etwa mit dem Staube am Apfel, oder mit den Auswüchsen einer Nuß oder gar den kleinen Wärzchen auf der Oberfläche einer Eischale?

02] An und für sich tut es das eine so wenig wie das andere. Aber nehmt alle drei zusammen, und es wird der bestaubte Apfel, die Nuß und das Ei das jedesmalige und jedem Eigentümlichentsprechende an der Erde finden.

03] Welches aber mögen wir zuerst nehmen? - Seht, es wird hier wenig zu wählen sein. Nehmt ihr aber alle drei zugleich, so habt ihr das rechte Maß getroffen.

04] Muß denn aber ein Apfel vom Baume fallen, um bestaubt zu werden? Oder können nicht vielmehr Winde kommen, den Staub von der Straße lösen und so leichtlich einen Apfel anstäuben, so er an der Straße hänget.

05] Oder wie ist es mit der Nuß? - Gestaltet sich die innere Frucht nach den Einbügen der Schale, oder bekommt vielmehr die feste Schale die Einbüge von der Frucht? - Es ist hier sicher besser, so man sieht auf die Beschaffenheit der Frucht - da sich doch ein jeder seinen Rock nach dem Leibe machen läßt und man nicht den Leib nach dem Rocke machen läßt. Und also geht die Wirkung von innen aus, und nicht von außen nach innen - da des Lebens wirkende Kraft allezeit im Zentrum aber nicht außen, am Kleide, seine Wohnung hält.

06] Aber wie steht es mit den Wärzchen an der Eischale - wie entstehen sie und warum sind sie da? Es könnte ja doch eine Henne leichter ein glattpoliertes Ei legen als ein solches, dessen Oberfläche mit tausend und abermal tausend Wärzchen übersäet ist! - Könntet ihr aber nicht ebenso leicht und mit demselben Grunde sagen: »Wozu die Berge auf der Oberfläche der Erde? Eine glatte Erde würde sich ja doch offenbar leichter um ihre Achse drehen als eine mit so vielen Bergen besetzte!«



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