Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


22] Hat eure Liebe aber Mich erfaßt, der Ich das freieste Leben Selbst bin, so hat sie auch dadurch die höchste Freiheit erfaßt und hat sich auch frei gemacht durch die allergrößte Freiheit Meines ewigen, einzigen und alleinwahren Lebens und wird selbst frei, so wie auch das Leben frei ist, welches sie ergriffen hat.

23] Seht, diese Vorbetrachtung ist notwendig, um das Nachfolgende zu begreifen. - Ihr seid letzthin hinaufgewandert zu einer Quelle, die ihr den »Ursprung der Andritz« nennet. - Nun fragt sich, was habt ihr da gesehen? - Ihr habt ein recht reines Wasser ganz ruhig aus der Erde hervorkommen sehen. Und habt ihr auch wirklich nicht bedeutende Löcher in dem Boden bemerkt, aus welchen das Wasser, dem Innern der Erde entquellend, zur Oberfläche herauftritt, so habt ihr euch aber doch wenigstens denken müssen, daß dasselbe durch den Sand und anderes zerbröckeltes Gestein ganz leise durchsickert. Ferner habt ihr da noch ein eigentümliches grünes Kräutlein unter dem Wasser recht häufig wachsen sehen. Ihr habt noch gesehen Steine und Fische, wie allerlei andere, euch bekannte Gegenstände. Doch alles dieses wollen wir für diesmal unbeachtet lassen, weil ihr fürs erste das Naturmäßig-Wesentliche dieser Quelle durch Meine Zulassung schon von der Quelle selbst empfangen habt, und weil fürs zweite vom Wasser wie von andern Naturgegenständen noch ohnedies am (rechten) Platze ausführlich gesprochen wird.

24] Was aber das sonderheitlich Nützliche dieser Quelle ist, so gebe Ich euch kund, daß, so diese Quelle zu einem anständigen Badeorte verwandelt würde, sie beinahe die Eigenschaft hätte wie einst der euch bekannte Teich bei Jerusalem, und es würden daselbst viele bresthafte und gichtische Menschen geheilt werden. Es gibt zwar viele Quellen, aber nicht allen diesen Quellen ist beständig ein schützender Engelsgeist beigegeben. Dieser Quelle aber ist - wie ihr schon wißt - ein solcher Geist gegeben. Und daher wohnt ihr auch eine besondere heilende Kraft inne! - Das ist nun das naturmäßig Nützliche dieser Quelle!

25] Das geistig Nützliche aber ist das, daß jeder auf gleiche Weise still aus sich hervortreten soll durch kleine Mündungen, so wird er das Leben in sich nicht trüben durch eine törichte Heftigkeit und wird das Licht der Gnade ihn erleuchten können bis in den innersten Grund und wird sein ganzes Leben sein voll lebendiger Hoffnungen, wie dieser Quellengrund bewachsen ist mit schönen, hellgrünen Kräutlein. Und so werden sich auch seine demütigen Erkenntnisse gleich den munteren Fischlein in dieser Quelle in dem hellen Wasser seines Lebens frei nach allen Richtungen bewegen. Und es wird das schwache Schilf nur in seiner Äußerlichkeit vorkommen, aber die Tiefe seines Lebens wird frei sein, allezeit die Strahlen der Gnade bis in den innersten Grund aufzunehmen.



Home  |    Inhaltsverzeichnis 'Himmelsgaben' Band 1  |   Werke Lorbers