Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1, Seite 96


KapitelinhaltStellung zur Kirche (20.08.1840)

01] Ein ganz kleines Beiwort an jene, die da meinen, in der Schrift »Der Weg zur Wiedergeburt« nicht Meine, sondern des Satans Stimme zu vernehmen (bei den Ausführungen über das dem Vater wohlgefällige Verhältnis zu den Kirchen, besonders zur römischen.), oder jene Schrift doch wenigstens als ein eitles Machwerk Meines Schreibers ansehen. An sie seien diese Zeilen gerichtet!

02] Sie zweifeln an der Echtheit Meiner Gnade. Doch wenn Ich auch zweifelsfähig wäre, so könnte Ich da auch sehr an ihrer Liebe zweifeln! Denn sie haben wohl den Verstandesglauben, aber weit entfernt ist noch von ihnen ein gläubiges Herz. - Statt das Herz durchs Gefühl verständig und empfänglich zu machen, füllen sie nur immer mehr und mehr den Verstand. Dieser ist ihnen von lauter Lesen angeschwollen wie ein vollgefüllter Ball. Dieser Ball hängt durch die Schnur des Willens am Herzen. Das Herz nun möchte sich ausdehnen und in vollen Zügen Meine Barmliebe in sich schlürfen, besonders wenn Ich so etwas recht Demütigendes ein wenig verhüllt gebe, so daß es (wegen der Umhüllung) nicht mehr durch die feinen Poren des Balls ihres Luftverstandes dringen kann und demzufolge aufs Herz fällt und da Eingang finden möchte.

03] Allein der mit den Luftgasen gefüllte Verstandesballon zieht dann an der Willensschnur vermöge seiner spezifischen Leichtigkeit gleich einem Luftballon so stark, daß die Einmündungen in die Geisteskammern des Herzens dadurch fest zusammengeschnürt werden und die Gaben auch hier nicht eindringen können. Was folgt aber daraus? Nichts anderes als Zweifel, weil die lebendige Gabe zwischen den beiden Enden der Willensschnur, gleichsam auf- und abrutschend, weder in das eine (Verstand) noch in das andere (Herz) den Eingang findet. Da muß Ich dann hinzutreten und den Verstand etwas auslüften, damit er wieder zum Sinken kommt, die Schnur schlaff wird und so das zusammengeschnürte Herz wieder Luft bekommt.

04] Der ordnungsmäßige Zustand aber soll folgender sein: Das Herz wird mehr und mehr durch die demütige Darniederkunft des Verstandes erweitert und nimmt denselben in sich auf. Da wird dann der Verstand selbst von Liebe erwärmt und dehnt sich im Herzen aus. Dadurch wird auch die Liebe gespannter und gespannter, entzündet sich endlich in ihrer beseligenden Wärme, und das Licht ihrer sanften Flamme durchleuchtet gar lieblich sanfthell den Verstand. Da erglänzen dann die Schätze des Himmels im Verstand, werden durch die Wärme des Lichts größer und größer und immer zerlegter und zergliederter (wie unter einem Mikroskop) - woraus dann das schöne Herzensverständnis der Liebe und des wahren, lebendigen Glaubens kommt und das Senfkörnlein sich zum Baume umgestaltet und die Vögel des Himmels und endlich auch Mich Selbst (zum Wohnen in seinen Zweigen) einladet.



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