Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1, Seite 91


12] Der Fisch läßt durch einen eigenen Kanal einige Tropfen Wasser in die Blase hineindringen. Unter der Blase aber befindet sich ein dunkles, metallisch aussehendes Gewebe. Dieses Gewebe hat die Eigenschaft, daß es alsbald eine über 80 Grad heiße Temperatur annimmt, sobald sich ein Tropfen Wasser über ihm in der Blase befindet. Durch diese plötzlich erzeugte Hitze wird das Wasser in einem Augenblicke in einen Dunst aufgelöst und füllt somit die Blase mit atmosphärischer Luft. Diese chemische Handlungsweise ist nach Meinem Willen jedem Fische, je nach seinem Bedürfnisse, so geläufig wie euch die Bewegung eurer Hände und Füße.

13] Nun, eine solche Einrichtung hat denn also unser fliegender Fisch. - Aber seht, so könnte er noch nicht fliegen, und wären seine Flügel auch ellenweit. Sondern er hat noch nebst dieser Blase durch sein ganzes Körperwesen eine Menge Röhrchen oder Organe gezogen, welche - wenn er fliegen will - sogleich mit einem äußerst leichten Gase gefüllt werden. Diese Füllung geschieht auf folgende Weise:

14] Die atmosphärische Luft wird durch einen eigenen inneren, elektrischen Prozeß geteilt, dadurch sinkt das Schwere der atmosphärischen Luft als tropfbare Flüssigkeit in der Blase nieder und wird durch einen eigenen Kanal, der sich nur bei einer solchen Gelegenheit öffnet, alsogleich hinausbefördert. Das sehr leichte Gas aber strömt dann in die erwähnten vielen Röhrchen und benimmt der Fleischmasse des Fisches in gerechtem Verhältnisse dessen natürliche Schwere, so zwar, daß sein Körper (annähernd) gleichgewichtig wird mit der atmosphärischen Luft. Nun spannt der Fisch seine Flügel aus und kann mittelst dieser auf natürliche Weise stiegen wie ein Vogel. Dabei geben ihm seine Flossen nach seiner Intelligenz die Richtung, und seine Flügel erheben ihn zu jeder beliebigen Höhe.

15] Seht, das ist nun die mechanische Beschaffenheit dieses Tieres. Wie aber dieses Tier von zweierlei Kost lebt, so hat es auch zweierlei Feinde; nämlich im Meere eine größere Gattung der Raubfische, und in der Luft eine Menge große Wasservögel, die fast allezeit diesen Luft-Usurpator für seine Keckheit mit dem Tode bestrafen.

16] Da dieser Fisch nun eine ganz gutmütige Gattung ist, so geschieht nach seinem Austritte aus solchem Leben folgender Teilungsprozeß: Der weibliche Teil, somit auch der blödere, vereinigt sich und geht sogleich in eine Vogelgattung über, welche bei euch unter dem Namen die »Seemöve« bekannt und noch immer auf die Nahrung der Wasserinsekten beschränkt ist. - Der männliche Teil aber vereinigt sich ebenfalls (mit vielen seinesgleichen), und er wird zum Gegenstand eures heutigen Themas - und somit wären wir zu der sehr bedeutungsvollen »Taube« gekommen.



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