Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1, Seite 77


07] Allein sie hatte in der frommen Einfalt ihres Herzens den festen Entschluß gefaßt, eher zu sterben, als ihn in seiner Hurerei zu unterstützen. Deshalb hat er sie auch bis Mitternacht gewürgt, allwann sie unter vielen Schmerzen, sich Mir anbefehlend, ihren Geist aushauchte.

08] Als er nun sah, daß sie wirklich tot war, erschrak er so, daß er auf eine Zeitlang seine Besinnung verlor.

09] Endlich aber faßte er aus Furcht vor dem Gerichte einen pfiffigen Entschluß, nahm Licht, Krampe und Schaufel, machte eine fünf Schub tiefe Grube, warf sie hinein, wie sie angezogen war, und verscharrte sie daselbst. Und zwar das alles gerade unter der Weinpresse, da am wenigsten jemand hingelangen konnte. - Seinen Bekannten aber log und erzählte er trauernd vor, daß ihm sein Weib abhanden gekommen sei.

10] Es wurden nun wohl auch von dem damals sehr lauen Gerichte auf sein Benehmen hie und da briefliche Nachforschungen angestellt.

11] Allein die Tote war unter den Sterblichen freilich nicht mehr ausfindig zu machen.

12] Und diese Tat hat zu jener Zeit um so leichter verheimlicht werden können, da man, wie ihr zu sagen pflegt, ohnedies in diesem Lande nicht recht wußte, wer der Herr oder der Diener, oder wer der Koch oder der Kellner ist.

13] Nun, da habt ihr auch diese Begebenheit! Jedoch, was die Namen dieser Personen betrifft, daran soll euch wenig gelegen sein. Denn in Meinem Buche ist alles aufgezeichnet, und auch der Flügel einer Mücke geht ewig nicht verloren.

14] Diese Zeilen enthalten (als ein Entsprechungsbild des argen menschlichen Seelenwesens) Großes, aber sie sind hart zu kauen. Darum spart eure Zähne und übereilt euch nicht an dieser Nuß. Nur noch eine kleine Zeit, bis die Zähne stark werden! - Amen. Ich, die Ewige Weisheit. Amen.



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