Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 352. Kapitel: Gottes Trostworte an Noah und Seine tiefe Trauer um die Menschen. Letzte Versuche Gottes, die Menschen des Tieflandes zu retten. (23.08.1844)

01] Also aber war es, als der Herr den Noah behieß in die Arche zu gehen:

02] Als der Himmel sich gar mächtig zu trüben und das Gewölk die nächsten Bergspitzen in eine dichte Nacht zu hüllen begann und die Tiefe über unabsehbare Fernen hin dampfte gleich einer brennenden Stadt, da kam der Herr zu Noah wie voll Wehmut und Trauer und sagte zu ihm:

03] »Noah, fürchte dich nicht; denn siehe, Ich, der Herr aller Kreatur und aller Dinge, bin bei dir, um dich zu schützen und zu schirmen vor jeglichem Ungemache, das Ich nun über die Welt werde kommen lassen darum, weil es die arg gewordenen Menschen also haben wollten!

04] Siehe, siehe, wie traurig es nun aussieht auf dieser alten Erde! Der Menschen Kunst hat ohne ihr Wissen und Wollen die argen gefangenen Urgeister dieser Erde vor der Zeit frei gemacht, wodurch ohne ein Gericht alle Himmel gefährdet würden. Daher ist nun der Raum von der Erde bis zum Monde mit solchen Geistern angefüllt. Und würde nicht durch ein örtliches Glühen der Wolken, in denen die frei gewordenen argen Geister nun wüten und toben, eine Helle auf den Erdboden kommen, so wäre hier eine solche Nacht, in der alles Leben ersticken müßte; denn der Sonne Licht vermag nimmer durch solche Massen von Wolken und Dünsten zu dringen!

05] Aber die Menschen der Tiefe haben keine Furcht! Sie beleuchten ihre Städte mit Fackeln und großen Öllampen und sind lustig dabei; sie freien noch und lassen sich freien und halten Gastmähler, Spiel und Tanz, während Ich, ihr Schöpfer, um sie traure und ihnen nicht helfen kann, um sie nicht zu vernichten in ihrem Geiste auf ewig!

06] O du Mein Noah, das ist ein harter Stand für einen Vater, der Seine Kinder vor dem Abgrunde sieht und ihnen nicht helfen kann und darf außer durch eine neue schroffste Gefangennehmung, welche da ist das bevorstehende nunmehr unausweichliche Gericht! - Was soll Ich dazu sagen?

07] Siehe, es gibt auf der Erde weit von hier entfernten Gebieten Nachkommen Kains! Diesen war eine schmutzige (getrübt, nicht unmittelbar aus Gott) Offenbarung genug, und sie leben noch in Deiner Ordnung bis zur Stunde; und die wenigen unter ihnen, die mehr oder weniger manchmal durch eine Tat ihr Gewissen beschwert haben, diese ringen jetzt in dieser allgemeinen Nacht des herangekommenen Gerichtes die Hände zu Mir und flehen Mich an um Erbarmung!

08] Ich aber sage dir: Siehe, Ich will Mich ihrer auch erbarmen in ihrer Not; aber dieser große Erdkreis, den da bewohnen Meine Kinder im Gemische mit den Kindern der Welt, soll nun Mein unerbittlichstes Gericht erfahren!

09] Bevor Ich aber noch die Wasser aus den Wolken zur Erde fallen lasse, will Ich noch sieben Tage lang in der Tiefe die Menschen durch allerlei Erscheinungen schrecken und wo möglich sie dadurch nötigen, sich hierher zur Flucht zu begeben!

10] Sieben Tage wollen wir also noch harren hier in dieser Nacht, und Ich will eine schwache Helle ziehen von hier bis Hanoch und weiter noch, auf daß niemand den Weg hierher verfehlen solle, der sich noch retten will; und so jemand hierher kommen sollte, und wäre es Fungar-Hellan selbst, so soll er in die Arche aufgenommen werden!«

11] Nach dieser Rede ward es dämmerlich helle von der Höhe bis gen Hanoch und weiter; und der Herr öffnete dem Noah die geistige Sehe, daß er zugleich mit dem Herrn in alle Tiefen schauen konnte; aber man ersah niemanden zur Stadt hinausziehen.

12] Es geschahen gewaltige Rufe wie Donner; aber niemand kehrte sich daran. Es brachen in Hanoch Feuer aus und setzten viele in große Angst und Schrecken; aber dennoch wollte niemand aus der Stadt ziehen. Es brachen unterirdische Wasser aus und setzten Hanochs Plätze und Gassen mannstief unter Wasser; da flohen die Ärmeren wohl auf die naheliegenden Hügel, aber die Reichen nahmen Boote und Kähne und fuhren jubelnd über Plätze und Gassen, und niemand begab sich mehr auf die Höhe.

13] Und solche Kalamitäten dauerten sieben Tage in der Tiefe; und dennoch kehrte sich niemand daran.

14] Da brach dem Herrn die Geduld, und Er führte den Noah zur Arche.

15] Wie und was weiter, - in der Folge!



Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers